Warum das Scheitern der Bayern für den BVB ein Segen ist

Das letzte BVB-Spiel von Marco Reus (rechts) wird das große CL-Finale in Wembley sein. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Seit dem Abend ist klar, dass Borussia Dortmund im Finale der UEFA Champions League 2023/24 im Londoner Wembley Stadion am 1. Juni auf Real Madrid trifft. Die Spanier schalteten den FC Bayern München durch zwei späte Tore mit 2:1 aus, nachdem die Bayern im Hinspiel ein 2:2 erspielt hatten.

Der BVB hingegen bezwang Paris SG am Dienstag, wie schon in der Vorwoche, knapp und glücklich mit 1:0 und zog dadurch erstmals seit 2013 wieder in das Finale der Königsklasse ein. Für die Schwarzgelben war der Sieg der Madrilenen einen Tag später bei nähere Betrachtung ein wahrer Segen, auch wenn die Kollegen von Bild.de vor dem Spiel noch titelten ‚Heute sind wir alle Bayern Fans‘.

Das Gerücht, dass ‚wir‘ in diesem Lande alle deutsche Mannschaften bei ihren internationalen Auftritten automatisch unterstützen, nur weil sie eben Deutsche sind, der ist ohnehin ein durch die Praxis nicht zu belegender Mythos. Meiner Beobachtung nach sind viele Leute in diesem Lande bei Europapokalspielen eben nicht automatisch Fan des Vertreters der Bundesliga. Dies gilt ganz besonders  im Fall des FC Bayern München.  Und so war es dann auch gestern. Ein riesiger Kübel Schadenfreude ergoss sich gestern nach Spielschluss über den deutschen Rekordmeister. Und das nicht nur in meinem Freundeskreis, wie viele Beiträge auf Social Media belegten.

Abseits der großen Unbeliebtheit der Münchener außerhalb des Freistaats, die bundesweit in regelmäßigen Abständen diese immense Schadenfreude generiert, wenn Bayern einmal wieder ein Spiel verloren hat, gibt es für alle BVB-Fans aber auch durchaus nachvollziehbare Gründe, sich über das Scheitern der Bayern im Halbfinale zu freuen. Zumindest eben aus der eigenen Perspektive.

Ganz egal wie das zweite Halbfinale auch ausgehen würde, der BVB ginge schon aufgrund seines deutlich geringeren Kaderwertes im Vergleich zum Endspielgegner als krasser Außenseiter in das große Finale von London. Das stand schon am Dienstag fest. Ein innerdeutsches Duell mit den Bayern, das hätte aus Dortmunder Sicht aber nicht nur deutlich weniger Champions-League-Flair versprüht, es hätte für den BVB selber zudem ein wesentlich höheres Risiko bedeutet.

Gewinnen die Schwarzgelben im Juni in Wembley erstmals seit 1997 tatsächlich wieder den heißbegehrten ‚Henkelpott‘, die Freude würde, ganz unabhängig vom Gegner,  in jedem Fall riesig sein und ganz Dortmund in einen Partyhotspot verwandeln. Eine Niederlage hingegen, die bei aller Freude über diese sporthistorische Chance im Endspiel, für die Borussen noch immer deutlich wahrscheinlicher ist als ein Erfolg im Finale, sie würde gegen Real Madrid deutlich weniger negative Emotionen auslösen als eine Pleite gegen die Münchener.

Verliert Dortmund jetzt das Finale gegen Madrid, wird dieser begeisternde Lauf in Richtung der europäischen Fußballkrone für Vereinsmannschaften rückblickend betrachtet bei allen BVB-Fans trotzdem positiv in Erinnerung bleiben. Das steht jetztschon fest. Gegen Real Madrid den Kürzeren zu ziehen, das wäre nur normal für die Außenseiter aus dem Ruhrgebiet. In diesem Spiel kann Dortmund also nur positiv überraschen.

Eine mögliche Finalpleite gegen die Bayern, sie wäre für alle Dortmunder mit viel mehr Schmach und Frust verbunden gewesen, schlicht weil ausgerechnet (wieder einmal) die ungeliebte nationale Konkurrenz den Sieg davongetragen hätte. Gegen Real Madrid hingegen, kann der BVB jetzt eigentlich nur noch gewinnen! Keine soooo schlechte Ausgangslage… 🙂 😉

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