Warum der FC Schalke 04 selbst mir als Dortmunder in diesen Tagen mehr Spaß macht als der BVB

Gute Stimmung auf Schalke. Archiv-Foto: Michael Kamps

War das wieder ein Spektakel am Freitag? Der FC Schalke 04 gewann seinen Auswärtstauftritt am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga beim FSV Mainz 05 durch ein Tor tief in der Nachspielzeit mit 3:2. Der Lohn: Die Gelsenkirchener Profi-Kicker kletterten zumindest kurzzeitig auf Rang 14 in der Tabelle und dürfen drei Runden vor Schluss weiter vom Klassenerhalt träumen.

Klar, die Darbietungen der Schalker sind nicht immer hochklassig, doch gefallen sie mir, das gebe ich hier an dieser Stelle gerne öffentlich zu, aktuell besser als die ‚meines‘ BVB, der in der Tabelle auf Rang zwei liegt, sich zumindest auf dem Papier, noch immer einen knappen Kampf mit dem FC Bayern München um die Deutsche Meisterschaft im Jahre 2023 liefert. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Als Marius Bülter in Mainz den entscheidenden Elfmeter in den Maschen des Tores versenkte, da war das Glück der Schalker perfekt. Wie schon in der Vorwoche beim 2:1-Erfolg in der heimischen Arena gegen Werder Bremen, wurden die Königsblauen spät für ihren leidenschaftlichen Auftritt belohnt und sammelten wichtige Punkte beim Kampf um den Klassenerhalt.

Von tausenden Fans unterstützt, belohnte sich die Elf von Trainer Thomas Reis einmal mehr selbst, indem sie bis zum Schluss alles gab, auch wenn es auf dem Weg zum Sieg diverse Hindernisse und Rückschläge zu überwinden galt. Trotz ihrer spielerisch begrenzten Mittel, hat das Team alles gegeben, bis zum Abpfiff an sich geglaubt. Kostbare Siege und die begeisterte Unterstützung der Fans waren der Lohn.

Klar, der Grad ist schmal. Wären die beiden Last-Minute-Erfolge gegen Bremen und Mainz nicht gelungen, wäre das Thema Klassenerhalt heute wohl fast schon erledigt. Nun aber stehen die Chancen, trotz des schweren Restprogramms (in München, daheim gegen Frankfurt und in Leipzig) gar nicht so schlecht. Ein Sieg gegen die Eintracht, für die es sportlich in der Liga schon nicht mehr um viel geht, und ein Überraschungspunkt gegen die Bayern oder RB, und der Klassenverbleib erscheint realistisch. Wär hätte das noch vor wenigen Wochen für möglich gehalten? Diese Entwicklung imponiert, auch mir als BVB-Fan.

Wenn ich hingegen meine Borussia aus Dortmund denke, sehe ich, trotz der deutlich größeren sportlichen Erfolge, zu häufig das genaue Gegenteil. Ich beobachte einen hochtalentierten Kader, der zu selten wirklich an seine Leistungsgrenze geht. Ich sehe eine Mannschaft, die zu häufig durch individuelle Leistungen, aber nur selten durch Geschlossenheit glänzt. Ich sehe einen BVB, der in der Endphase einer Begegnung bereits bittere Punkteverluste hinnehmen musste, einfach weil zu früh abgeschaltet wird.

Ich sehe in Dortmund seit Jahren regelmäßig eine Mannschaft, die mit hohen Zielen in eine Saison geht, diese aber zu häufig frühzeitig abschreiben muss. Ich sehe die schwarzgelben Profis als eine Formation, die ihre Fans in unschöner Regelmäßigkeit nicht wirklich mitnimmt, sondern einen Klub, der sich zu häufig mit Randthemen beschäftigt, statt sich mit voller Kraft auf ein Saisonziel konzentriert. Spekulationen über mögliche Spielerwechsel nach der Saison, Diskussionen über Schiedsrichterleistungen und das Ringen der Fans mit Geldgeber Signal-Iduna, um nur drei dieser Ablenkungen zu nennen, scheinen in diesen Tagen für viele Dortmunder fast wichtiger zu sein als das Sportliche.

Schalke zeigt dem BVB in diesen Tagen eindrucksvoll, wie leicht man im Ruhrgebiet als Fußballmannschaft für Begeisterung sorgen kann. Kampf, Leidenschaft, Emotion, das reicht häufig schon, um die Menschen in der Region in Begeisterung zu versetzen. Dass das einem Abstiegskandidaten mit limitierten sportlichen und wirtschaftlichen Mitteln derzeit wesentlich besser gelingt als einem Meisterschaftskandidaten, sollte allen Schwarzgelben zu denken geben.

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