Auch in der derzeitigen Länderspielpause gehen in der Fußball-Bundesliga die heiß diskutierten Themen nicht aus. Aktuell im Brennpunkt: Eine mögliche Vertragsverlängerung von Schalkes Sportvorstand Horst Heldt, über das aktuelle Vertragsende im Jahr 2016 hinaus. Ein Vorhaben, das von vielen Schalke-Anhängern durchaus kritisch gesehen wird.
Zumindest wenn es nach Schalkes Aufsichtsratsvorsitzendem Clemens Tönnies geht, soll Horst Heldt jedoch wohl langfristig Sportvorstand des Bundesligisten bleiben. Nach Informationen der „Sport Bild“ soll der 45-jährige ehemalige Mittelfeldspieler nämlich noch deutlich länger beim FC Schalke 04 verantwortlich tätig bleiben.
„Horst Heldt ist für Schalke gesetzt, gar keine Frage. Es spricht überhaupt nichts dagegen, den Vertrag zu verlängern. Wir sind ein gutes Team“, wird Clubchef Tönnies dort aktuell zitiert.
Doch warum eigentlich so eilig, wenn der Vertrag doch ohnehin noch eine ganze Weile läuft?
Horst Heldt war im Jahre 2010 ursprünglich eher als ‚Rechte Hand‘ vom damals schier ‚allmächtigen‘ Felix Magath nach Gelsenkirchen gekommen, arbeitete zunächst auch sehr im Hintergrund bei den Königsblauen. Nach Magaths Abgang im Jahre 2011 trat Horst Heldt dann rasch wesentlich deutlicher ins Rampenlicht und in die Verantwortung in Gelsenkirchen.
„Ich kann mir selbstverständlich eine Zukunft über 2016 hinaus beim FC Schalke 04 vorstellen. Wir haben uns weiterentwickelt und sind vorangekommen, das mache ich nicht an Titeln fest“, so Heldt.
Zahlreiche Anhänger sehen sein Wirken dagegen durchaus kritisch. Nicht nur, dass aktuell die erneute Champions League-Qualifikation gefährdet ist, auch diverse Transfers und Entscheidungen in den letzten Jahren haben einige Anhänger dabei noch nicht vergessen.
Die Trainerentscheidungen der Vergangenheit, erinnert sei hier an die schlechte Außendarstellung in der lange schwelenden Angelegenheit ‚Jens Keller‘, und auch die weniger überzeugenden Transfers wie etwa Kevin-Prince Boateng, Chinedu Obasi, Ciprian Marica oder Ádám Szalai, werden von Fanseite aus wiederholt kritisiert, Heldt dafür mitverantwortlich gemacht.
Auch dem offenkundigen Interesse an einer Verpflichtung von Sami Khedira (aktuell noch Real Madrid) im Sommer, welcher von Horst Heldt aktuell ganz offenkundig und offensiv in diversen Medien attraktiv geredet werden soll, sind zahlreiche Anhänger nur begrenzt zugeneigt.
Und warum überhaupt jetzt schon über eine Vertragsverlängerung von Horst Heldt entscheiden? Diese Personalie ist doch sicherlich auch noch Ende 2015 zu regeln, wenn deutlicher wurde, wohin sich der FC Schalke 04 unter Roberto Di Matteo und Horst Heldt bis dahin sportlich und wirtschaftlich entwickelt hat.
Personelle Entscheidungen rund um den Kader erscheinen da aktuell doch wesentlich drängender als die Frage, ob der Sportvorstand auch über 2016 hinaus noch in der Verantwortung bei den Königsblauen bleiben sollte…
Warum also die Thematik Horst Heldt jetzt überhaupt schon angehen?
Was Schalke jetzt, nach der bitteren Niederlage gegen die direkte Konkurrenz aus Leverkusen, bestimmt nicht braucht, ist eine Führungsdiskussion.
Denn dafür, dass Schalkes Aussichten auf einen Champions-League-Platz diesmal gegen Null gehen, ist sicher nicht der neue, von Horst Heldt verpflichtete Trainer verantwortlich, sondern eher die deutlich unterentwickelte Spielkultur auf Schalke, die aus der Vergangenheit der letzten Jahre stammt – verbunden mit einem seit Saisonbeginn durchaus überdurchschnittlichen Verletzungspech von zentral wichtigen Stammspielern (Huntelaar, Draxler, Farfan, Choupo-Moting etc.) und beiden Spitzen-Torhütern. Allein der 19-jährige Ersatztorwart Wellenreuther hat sich in den letzten Wochen 4- 5 eklatante Patzer geleistet, die Schalke um mindestens zwei Siege brachte.
Die Transferbilanz von Heldt ist gewiss nicht sensationell. Stichwort „teures Mittelmaß“ (Obasi, Santana, Kirchhoff, Neustädter).
Aber seine Transfererfolge sind nicht von der Hand zu weisen. Zwar schein Boateng inzwischen körperlich nicht mehr fit genug zu sein, um den Spielmnacher zu geben, aber in der vergangenen Saison hat er eine ganze Reihe von Spielen für Schalke gedreht und seine große Klasse ausgespielt. Ohne ihn hätte Schalke – nach einer katastrophalen Saisoneröffnung ohne den Princen – die CL vermutlich nicht erreicht.
Hinzu kommen die sehr erfolgreichen Transfers Choupo-Moting, Goretzka, Fährmann und als Ausleihe auch Raffael.
Heldt gelingt es vor allem recht gut, königsblaue Nachwuchsspieler an den Verein zu binden. Da gab es auf Schalke mal ganz andere Zeiten und wem fällt da nicht sofort der Name Özil ein, der sicher der berühmteste, aber leider kein Einzelfall war.
@leoluca: „Was Schalke jetzt, nach der bitteren Niederlage gegen die direkte Konkurrenz aus Leverkusen, bestimmt nicht braucht, ist eine Führungsdiskussion.“
Genau das ist die Frage: Warum hat man das Thema vorzeitige Vertragsverlängerung von Horst Heldt denn jetzt von Vereinsseite überhaupt ins Rollen gebracht? Hätte eine Entscheidung nicht ohnehin noch Zeit bis zur nächsten Winterpause? Ich finde ‚ja‘.
Vielleicht, um jede Führungsdiskussion auf Schalke frühzeitig zu unterbinden. Königsblaues Erregungskartell halt.
Habt ihr gewusst, dass Schalke 04 65 trotz Abstieg Trainer Fritz „ihr fünf spielt jetzt drei gegen vier“ Langer behalten hat? Man wollte mit ihm wieder aufsteigen, man blieb dann wg. des 1. BL-Skandals dann zwar in der Liga, aber auch in der folgenden Saison, als es auch nicht wirklich gut lief, blieb er Trainer in der Glückauf Kampfbahn. Heute undenkbar. Rund um die Bierschüssel jedenfalls.
Is klar. Früüüüher war alles besser.
@ Leoluca Schalkefan? Das tut mir leid. Ich habe doch nicht gesagt, dass früher alles besser war. Ich habe lediglich auf die erstaunliche Tatsache dieser stattgehabten Treue zu einem Trainer hingewiesen, die auch 65 schon nicht mehr alltäglich war. Die erste Trainerentlassung in der BL fand übrigens schon im Oktober 63 in Nürnberg statt, als Widmayer so um den 10 Spieltag gehen musste. Nach Langer war die Schonzeit für Trainer auch in Schalke vorbei.
Es ist aber tatsächlich so, dass vor der Bundesliga Trainerentlassungen während der Spielzeit eher selten vorkamen, auch die Verweildauer der Trainer war im Schnitt länger als heute.
Falls es noch keiner erkannt hat:
Mit dieser Personalie haben die Führungskräfte dieses Vereines beschlossen, in den nächsten Jahren niemals die Meisterschaft in der Bundesliga zu gewinnen.
😉
@#7 Robert Müser
Sehe ich auch so. Und: eine vorzeitige Vertragsverlängerung erhöht die Abfindungssumme, wenn er dann doch gehen muss.
Man staunt, was sich die Vereinsmitglieder alles so gefallen lassen.