Dass das Ruhrgebiet bis heute eine der Regionen mit der höchsten Arbeitslosigkeit ist, hat nicht nur mit dem Wegbrechen von Kohle und Stahl in den vergangenen Jahrzehnten zu tun. In den 60er Jahren standen Unternehmen teilweise Schlange, um sich im Revier anzusiedeln – aber sie bekamen keine Grundstücke. Es war die Zeit der Bodensperre. Ein Blick in die Archive.
Einzigartiger Ansiedlungserfolg: Opel in Bochum: Foto: RVR-Luftbildarchiv
OK, es sah nicht gut aus für das Ruhrgebiet in den 60er Jahre: Die beiden großen Jobmotoren der Region waren mächtig ins Stottern gekommen. Nach Jahren der durch den Wiederaufbau bedingten Hochkonjunktur war die Stahlindustrie in der Krise und dass sich schon in den 20er Jahren unter anderem durch Aufstieg des Öls als Hauptenergieträger abzeichnende Ende der Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Steinkohle war eingetreten: Aus dem Schwarzen Gold war ein schmutziger Subventionsempfänger geworden. Die Zechen des Ruhrgebiets schlossen in den 60ern im Akkord.
Aber während die Bergleute mit schwarzen Fahnen durch die Straßen des Reviers zogen, gab es zahlreiche Hoffnungszeichen: Viele Unternehmen wollten sich im Ruhrgebiet ansiedeln, wollten Fabriken bauen und von den nach damaligen Maßstäben gut qualifizierten Arbeitern profitieren: Ford, VW und Schering waren nur die prominentesten Beispiele für Unternehmen, die es Opel gleich tun und sich im Ruhrgebiet niederlassen wollten. Sie kamen alle nicht, und der Grund war die Bodensperre. 30% aller Flächen im Ruhrgebiet waren zu diesem Zeitpunkt in der Hand der Kohle- und Stahlkonzerne – und die hatten nicht das geringste Interesse an erfolgreichen Neuansiedlungen. Den damaligen Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller zitierte Die Zeit: „Die Zechengesellschaften haben einen riesigen Grundbesitz. Wir könnten… heute im Bergbau von einer Bodensperre sprechen, einer Bodensperre, die . .. den Ansiedlungswilligen fernhält“, empörte sich Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller anläßlich der Bundestagsdebatte über das „Gesetz zur Anpassung und Gesundung des deutschen Steinkohlebergbaus“ am 8. November 1967. Ohne eine rasche Mobilisierung des bergbaulichen Grund und Bodens, soweit er nicht unmittelbar für den Bergbau genutzt werde, „ist eine schnelle Ansiedlung neuer Industrien unmöglich“, stellte der Sozialdemokrat klar.
Ford verhandelte Anfang der 60er Jahre mit Herten, Unna, Dortmund und Hamm und zog, als alle Gespräche scheiterten, nach Belgien.
Es gab mehrere Gründe für die Bodensperre: Zum einen glaubte die Stahlindustrie sehr lange daran, dass die Stahlkrise nur eine Zeiterscheinung sei und bald vorüber gehen würde. Bei den Bergbauunternehmen war das anders: Die befürchteten, dass Bergleute die Schächte verlassen würden, wenn sie eine berufliche Alternative hätten. Allein die Opel-Ansiedlung in Bochum gelang: Die Stadt hatte 1960 unter dem Vorwand, öffentliche Grünflächen einrichten zu wollen, der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft das Gelände der Zeche Dannenbaum und weitere Flächen abgekauft. „Dieser „Durchbruch der Bodensperre“ gelang, weil die Stadt auf Regressansprüche bei auftretenden Bergschäden verzichtete und die Abbruchkosten der Gebäude übernahm“ , so der RVR in einem Fachbeitrag.
Im Kampf um die ansiedlungswilligen Unternehmen und die freien Flächen machten sich die Ruhrgebietsstädte dann auch noch selbst Konkurrenz. Was Die Zeit 1967 schrieb, klingt auch heute noch aktuell: „Was im Revier nottut, ist eine durchdachte überregionale Strukturpolitik. Das Beispiel Oberhausen zeigt besonders deutlich, daß wir von einer wirklichen Gesundung des ganzen Reviers noch meilenweit entfernt sind, solange es dem kommunalen Ehrgeiz und den Rivalitäten von ungleich finanzstarken Gemeinden überlassen bleibt, Strukturförderung als Kirchturmpolitik zu betreiben. Die ordnende Hand einer zentralen Steuerung ist nicht zu entbehren. „Eine Großstadt Ruhrgebiet wäre nicht das schlechteste“, sagt man in Herne, und es ist kein Zufall, daß gerade jetzt die alten Gedanken an eine einheitliche Verwaltung im Revier wieder auftauchen.“
Die Bodensperre hielt sich bis weit in die 80er Jahre hinein. Burkhard Hirsch, NRW-Innenminister 1979: „Im Revier liegen zwischen Moers und Hamm, Recklinghausen und Witten circa 2500 Hektar Industrie- und Zechengelände brach, während Städte und Gemeinden, aber auch Organisationen der gewerblichen Wirtschaft gleichzeitig Klage führen über einen Mangel an geeigneten Grundstücken für Betriebsansiedlungen und -verlagerungen.“
1980 gründete die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) den Grundstückfonds Ruhr und begann Grundstücke aufzukaufen und zu sanieren. Die Unternehmen verkauften allerdings nicht ihre attraktiven Flächen. Das änderte sich erst Ende der 80er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt gab es kaum noch Industrieansiedlungen in Deutschland und wenn, dann in der ehemaligen DDR: Dort konnten die üppigsten Subventionen kassiert werden. Das Ruhrgebiet hatte die entscheidenden Jahrzehnte für seine wirtschaftliche Entwicklung verpasst. Die damals entstandenen Defizite konnten nie wieder ausgeglichen werden. Die verjagten Investoren konnten auch Milliardenzuschüsse nicht ersetzen. Wo Arbeitsplätze hätten entstehen können, sind heute die Stätten der Industriekultur. Industrie wäre besser.
Schöne Frage (Warum geht es uns so dreckig?), schöne Antwort (Wegen der alten Ruhrbarone!). Genau so schön ist die Vorstellung, dass ausgerechnet Automobilkonzerne ?teilweise Schlange standen? und nach ihrem erfolglosen Schlangestehen auch noch aus der Region ?verjagt? wurden. Wilde Zeit.
Heißt das, Stefan, dass letztlich die alten Ruhrbarone uns den Nationalpark Industriekultur eingebrockt haben, wo wir doch ? wenn wir diesen einen kurzen historischen Augenblick nicht vergeigt hätten ? zumindest eine Automotorsportmetropole hätten werden können? Und vielleicht auch jetzt ein ganz andere ?Identität? hätten?
Heißt das, Stefan, wenn es damals die Ruhrstadt (mit einem mächtigen Ruhr-OB, der sich mit den alten Ruhrbaronen auf Augenhöhe hätte anlegen können) schon gegeben hätte, wir jetzt diese ganze ?Erblast Industriekultur? gar nicht hätten? Weil dort längst andere Produktionsstätten angesiedelt worden wären?
Heißt das, Stefan, womöglich auch, dass die vielen Milliarden an öffentlichen Mittel nur deshalb ins Ruhrgebiet geflossen sind, weil seinerzeit eine Handvoll Ruhrbarone den Niedergang ihrer Industrien nicht wahrhaben wollten, aber mächtig und kaltschnäuzig genug waren, der Wahrheit gar nicht ins Auge sehen zu müssen?
Puh, was so eine simple ?Bodensperre? alles anrichten kann ?
@Dirk: Wenn Sie die Links verfolgen, kommen sie ja zu den entsprechenden Artikeln aus dieser Zeit. Die „simple“ Bodensperre ist einer der Hauptgründe, warum sich Unternehmen im Ruhrgebiet nicht in dem Maße angesiedelt haben, in dem es möglich gewesen wäre. Ja, so simple ist es gewesen und es war damals offensichtlich bekannt – das zeigen die Artikel aus der ZEIT, deren Archiv ja zugänglich ist. Das Revier hätte eine differenzierte Industriestruktur bekommen können, die musealen Aspekte wären deutlich im Hintergrund (Sie wären da, aber nicht so stark. Und ein Identitätsproblem hätte es schlicht nie gegeben: Das Ruhrgebiet wäre auch heute wohl noch einer der stärksten Wirtschaftsregionen des Landes. Was die Beiträge aus den 60er Jahren zeigen vor allem auch zeigen, sind die verheerenden Folgen von Subventionen: Die Grundstücke insolventer Bergwerksunternehmen wären preiswert gewesen. Vielleicht hätte man auch als Bedingung für Subventionen (Die waren damals international üblich) auch an das Abtreten von Grundstücken binden können. Es hätte anders kommen können – und die entscheidenden Fehler wurden hier gemacht – und in Bonn und Düsseldorf geduldet.
Dieser kleine Streifzug in die jüngere Geschichte bringt ein paar erstaunliche Einsichten zu Tage: Wenn seinerzeit die Stadt Bochum der Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft unter dem Vorwand, Grünflächen schaffen zu wollen, die notwendigen Flächen für die Opel-Ansiedlung abgeluchst hat, muss man möglicherweise den ganzen Emscher Landschaftspark und die massiven Flächenankäufe von so genannten ?Grünflächen? durch den RVR in einem vollkommen neuen Licht betrachten. Gibt es da einen geheimen Plan, von dem niemand etwas weiß; eine kluge List, die klammheimlich seine Lehren aus der Geschichte gezogen hat?
Und: Wie heißt heutzutage das Gegenteil von ?Bodensperre?? Ja, genau.
?Dig it!?, wie Thomas Meiser so schön formuliert hat.
> ?Dig it!?, wie Thomas Meiser so schön formuliert hat.
Zur Ideengeschichte des semantischen, semiotischen, ideomatischen Nukleus oder so, muß ich allerdings bekennen – ich hab‘ die Phrase nur geklaut.
Und zwar von Robert Crumb.
Das Idiom ‚Dig it!‘ taucht in dessen Comicstrip, dem letzten über Fritz the Cat, wo der Kater am Ende mit einem Eispickel von der Straußenfrau erstochen wird, ziemlich häufig auf.
Robert, ich sprach mal mit dem darüber, sagte dazu: Das wäre damals Umgangssprache und Distinktionscode unter den Hippiefraktionen gewesen, er habe in der Handlung den Ton wiedergegeben und sich durch inflationären Gebrauch darüber lustig machen wollen.
Er sagte es natürlich in seinen Worten. Irgendwas mit goddamn und fuck.
So, dig it. (-;
@Dirk: Eine solchen Plan gab es, was die alten Bahnstrecken betraf (zumindest in der vor-Klink-Zeit – der kleine Mann aus Gelsenkirchen hat es ja nicht so mit Ideen . Der RVR hat sie auch aufgekauft, um die theoretische Möglichkeit einer Wiedernutzung zu erhalten, in dem diese Linien nicht bebaut wurden. Das Flächenproblem kommt übrigens wieder – viele Gewerbegebiet sind voll, die Reserven nehmen ab. Aber da es keine Bodensperre mehr gibt, wird sich das Problem lösen lassen – es sei den das Revier will Ökohauptstadt werden, wie Leggewie es in der WAZ vorgeschlagen hat.
@ Dirk / Geheimplan
Den Geheimplan gibt es und ich glaube ich spreche auch im Namen der anderen Ruhrbarone, dass es nun höchste Zeit ist, ihn an dieser Stelle öffentlich zu machen. Seine Realisierung hängt allerdings von 3 Voraussetzungen ab:
1.Ein weitere irreversible Zuspitzung des Klimawandels und ein Ölpreis der ungefähr beim doppelten des heutigen liegt (dann wahrscheinlich auch in Euro).
2.Die Übernahme aller Anrainerstädte von Ruhr und Emscher durch die Ruhrbarone (1 Euro pro Stadt über einen Hedgefond der sich auf die Komplettübernahme bankrotter Städte konzentriert hat und dabei selber bankrott gegangen ist) und ihre Zusammenführung zu „Rubadom“.
3.Enormer Zuwanderungsdruck aus den Niederlanden, da die Deiche trotz gemeinsamer europäischer Anstrengungen nicht mehr so schnell erhöht werden können wie der Meeresspiegel steigt.
Der Plan hat selbst 3 wesentliche Teile (weil alle guten Dinge Drei sind) :
a.Rückbau der Route der Industriekultur (mit europäischen Fördermitteln) und Wiederherstellung aller Zechen bzw. Stollen zur Förderung von Steinkohle (mit Fördergeldern der UNO) bis 2000 Meter Tiefe.
b.Umwandlung aller Grün- und Frei- in Wohnbauflächen, so wie die Freigabe zur Besetzung aller leerstehende Häuser um die Zuwanderer aus den Niederlanden kurz- bis mittelfristig komplett unterbringen zu können.
c.Außer Kraftsetzung aller Arbeits- und Umweltschutzgesetzte um die noch übrige geblieben und der Arbeit entwöhnten Urbewohner und die äußerst arbeitswilligen Zuwanderer unter allen Umständen und geschlossen in ?Lohn und Brot? zu setzen.
Ach ja, und natürlich eine ?ewige Rente? für die Ruhrbarone und all ihre Kinder entsprechend der Altersvorsorge (auf keinen Fall des Adels, sondern ) von Investmentbankern der Spitzenklasse, die wir nach dem Verkauf des sanierten „Rubadom“ an eine chinesische Bank dann ja auch geworden sein werden.
@ Leggewies Vorschlag: Ökohauptstadt Ruhrgebiet
Ist so neu jetzt auch nicht. Habe in der Zeitschrift Raumplanung und in den SRL Mitteilungen für Stadt und Regionalplanung im Heft 4/1989 ! einen Aufsatz mit folgendem Titel geschrieben: Vom Krisengebiet zur Ökometropole – konzeptionelle Überlegungen zu einem städtebaulichen Leitbild für das Ruhrgebiet
Sollte ich mir mal wieder durchlesen.
@Stefan: Ja, ich weiß, diese ?ökologischen Bodensperren?, die Sie mit dem Hinweis auf Leggewie ins Gespräch bringen, sind seit 30 Jahren ein Lieblingshorrorszenario der Wirtschaftsverbände. Aber Sie sollten sich keine Sorgen machen: Die Regierungsverantwortungsgrünen sind noch immer eingeknickt, wenn es wirklich ernst wurde ? anders als die autokratischen Ruhrbarone, denn die konnte man offensichtlich nur überlisten (wie bei der Opel-Ansiedlung). Kleine Randnotiz: Leggewie kommt ja aus der Streuobstwiesenmetropole Gießen, also der Stadt, die ja schon grüne Regierungspräsidenten kannte, als Arnold Voß seinen (ab sofort legendären) 89er Ökometropolenartikel unters Volk (ähem) ?streute?. Industrie, lieber Stefan, gibt es da noch immer. Vor ?Ökohauptstadt? muss wirklich keiner Angst haben. Aber ein wenig uninspiriert resp. langweilig finden kann man das schon.
Und das ?Flächenproblem? in den Gewerbegebieten des Ruhrgebiets ? ja, das ist noch mal ein eigenes Thema, das ich hier aber gar nicht vertiefen will. Warum sollten wir uns auch darüber streiten? Wenn ich mir aber ansehe, wie idiotisch ineffizient viele Unternehmen ihre Betriebsflächen nutzen und organisieren und das Wort Facility Management wohl nur vom Hörensagen kennen, und sich dann über ihre Interessensverbände mit großen Tamtam über ?mangelnde Perspektiven am Standort? beschweren, dann sehe ich hier eher ein ?Neuronenproblem? in punkto unternehmerischer Intelligenz ? aber lassen wir das (weil andere Baustelle).
Lieber noch mal zum RVR, dem Sie ja in der jetzigen Verfassung keinen derartigen ?Geheimplan? (was ja nur ein lustiges Wort für z.B. antizyklische Bodenpolitik ist) zutrauen: Ob planvoll oder nicht, der RVR macht das Richtige, wenn er seine Flächenvorratskammer bis unter die Dachkante füllt ? auch wenn da hundertmal ?Grünfläche? draufsteht. Kein Masterplan ist für die Ewigkeit gemacht (am wenigsten die, die man selbst aufstellt).
So blöd das klingt, aber häufig ist der Besitz von Grundstücken wichtiger als der Besitz von Planungskompetenzen (zumindest so lange noch das bürgerliche Eigentumsrecht gilt).
@Arnold and all: Der Freund aller Freunde des politisch Unkorrekten, Joep van Lieshout, hat mit ?SlaveCity? einen wunderbar-zynischen und gleichzeitig sehr bedenkenswerten Vorschlag gemacht: Eine ?Nullenergie-Stadt?, die bei ca. 200.000 Einwohnern einen jährlichen Nettoprofit von 7.8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ein lesenswertes Interview mit Joep über die Grundprinzipien von SlaveCity finden Sie in der neuen Ausgabe von MONU (#08: „border urbanism“ ? gibt?s, aus welchen Gründen auch immer, sogar in der Essener Bahnhofsbuchhandlung). Sie werden sehen, da ist ?Ökohauptstadt? dann doch auch ein wenig zum Gruseln.
@Dirk: Auch ich habe keine „Angst“ vor Leggewies Plänen. Ich finde sie nur, genau wie sie, langweilig. Und wenn Leggewie schreibt „Das Ruhrgebiet ist in den letzten Jahrzehnten von der Industriekultur zur Kulturindustrie übergegangen“ zeigt das eine komplette Ahnungslosigkeit.
@ Dirk
Danke für den Lesetip!
In meinem „legendären“ Artikel habe ich übrigens, glaube ich, so eine Art ökologisches Los Angeles entworfen, also eine Agglomeration die weiterhin sehr dispers und ausgedehnt bleibt, wie Ruhr eben, sich dabei aber konsequent auf eine fast emissionsfreies Mobilitätskonzept verständigt uns es natürlich auch umsetzt. Von Kulturindustrie statt Industriekultur war da bestimmt nicht die Rede. Fängt an mich selbst zu interessieren, was ich damals genau gedacht habe.
Auf dem Weg ins Büro hab ichs gesehen: Die Ökohauptstadt „slave city“ wird gerade angeliefert. Am Folkwangmuseum, nur ein Steinwurf weit entfernt von Leggewies KWI.
@Stefan, Arnold: Trotz der diagnostizierten Ahnungslosigkeit hat Leggewie den Begriff von der ?KlimaKultur? nun nicht nur in die wissenschaftliche Welt des Ruhrgebiets gesetzt (?als gesellschaftlich höchst relevantes Gebiet der Kulturwissenschaften? ? http://www.kwi-nrw.de), sondern auch unter Planern und Politikern einigermaßen publikumswirksam lanciert (?Hamburg ist weiter als ihr?). Wir werden also womöglich wirklich eine neue ?californication?-Debatte im und zum Ruhrgebiet bekommen. Und vielleicht führt die sogar weiter als die hier immer wieder aufbrechende Diskussion um Landeskunde und Zweidrittelmehrheiten.
@Dirk: KlimaKultur ist so ein öder Gedanke. Sorry, ich kann mit dem Klimahype nichts anfangen. No Sir, diese Mode mache ich nicht mit. Nach eine Jugend in Angst vor der Eiszeit (70er Jahre), dem nahen Atomtod (Frühe 80er), Le Waldsterben etc. habe ich beschlossen, mich von der German Angst nicht mehr mitreißen zu lassen. Und auf German Angst begründet man auch keine Zukunft. Californication? OK: The Well, Apple, Google – gerne. Aber Klimapanik, Nichtraucherkneipen und Political Correctnes? Nö, lieber nicht.
Im ersten Moment konnte ich ja so gar nichts anfangen mit Leggewies Vorstoß…die Metropole Ruhr eine Klimametropole? Doch inzwischen glaube ich, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken…
Was die Metropole Ruhr braucht (wenn sie sich denn entwickeln will), sind Zukunftsthemen, Themen, die die Metropole Ruhr vor anderen besetzt, die sie von anderen („normalen“) Metropolen unterscheidet. Themen, die, richtig angefasst, einen nachhaltigen Imagewandel vorantreiben können.
Der Ansatz der Klimakultur von Leggewies geht in diese Richtung…und kann tatsächlich Impulse setzen…seine Forderung den demografischen Wandel, den sozialen Wandel und den Klimawandel zusammen zu denken, finde ich sehr innovativ…
Was Leggewies gemacht hat, ist in die zur Zeit alles dominierende Kulturagenda (KHS 2010) den Klimawandel einzustreuen. Und das hat er einfach toll gemacht! Schon allein das Wort „Klimakultur“! Einfach genial. Wenn man googelt, findet man bis heute lediglich um die 800 Einträge…Klimakultur in der Metropole Ruhr…
Ein solcher Diskurs wäre sicherlich produktiver „als die hier immer wieder aufbrechende Diskussion um Landeskunde und Zweidrittelmehrheiten“ (Dirk), die mich, ehrlich gesagt, hier immer wieder etwas abschreckt und die ich geneigt bin der westfälischen Pedanterie zuzuschreiben (-;
Alles hängt natürlich davon ab, wie mit dem Thema umgegangen wird, es reicht nicht nur, dass sich Politiker und Stadtplaner dieser Sache bemächtigen und alles wieder „eingekistet“ wird (wie das zum Beispiel mit der Umweltzone passiert ist), sondern dass jenseits der eingefahrenen Strukturen mutige Entscheidungen getroffen werden, neue Impulse gesetzt werden…
Vielmehr „müssen wir lernen, Städte, Regionalverbünde und Metropolen als Ganzes zu gestalten“. Bravo. Leggewies!
@Stefan: noch eine kurze Bemerkung. Als Kind der Achtziger habe ich zwar die Eiszeitangst nicht mehr mitbekommen, aber die Atomangst und „Le Waldsterben“. Ich fand das auch nicht so angenehm, aber deshalb würde ich das Ganze nicht abtun…ich finde so eine „Angst um die (Um-)Welt“ gar nicht so schlecht…und heute gar nicht mehr so German, sondern ziemlich global…Dass Du als Raucher gegen Nichtraucherkneipen bist, kann ich nachvollziehen, aber wo bleibt Dein (wirtschafts-)liberales Gespür? Inzwischen denken ja selbst die USA laut darüber nach, ihre Endloswüsten mit Solaranlagen zu bepflastern, um von den langsam (aber sicher) versiegenden Ölquellen unabhängig zu werden. Klimapanik! Warum denn so negativ? Hier schlummert enormes (Wissens- und Wirtschafts-) Potential, das aller Voraussicht nach in den nächsten Jahrzehnten bereit gestellt und abgegriffen werden muss. Dann lasst uns doch einen Schritt weiter gehen! Klimaschutz? Ist von gestern… eine integrative KlimaKULTUR! Und die Metropole Ruhr ganz vorne mit dabei…
@Dirk,Stefan
Stefan, du bist Journalist und du weißt natürlich sehr gut wie gehypt wird und das diese Art der „Berichterstattung“ (leider) exponential zunimmt. Angst ist zweifellos auch ein schlechter Berater. Aber Verdrängung auch. Der Klimawandel ist aber, soweit er von Menschen verursacht ist, eine Ergebnis eben dieses Wechselspiels zwischen zuviel Angst und, als Reaktion darauf, zuviel Verdrängung. Was früher übertrieben wurde wird heute, wo es beim besten Willen nichts mehr zu Verdrängen gibt, eher untertrieben. Die Sache ist, soweit ich die sachlichen Anzeichen und vor allem das Verhalten der Wissenschaftler richtig deute, weitaus dramatischer als offiziell verlautet. Boulevard ist also, jenseits der dort üblichen Verblödungsstrategien, jetzt eher die Wahrheit als die beschwichtigenden Hinweise der verbliebene „seriösen“ Presse.
Trotzdem bleibt Klimakultur irgendwie öde. Als ich Leggewie vor ein paar Tagen live dazu gehört habe, kam ich mir vor wie im Timetunnel. The seventies are back! Wir müssen uns einfach nur alle ändern, dann kriegen wir die Sache schon in den Griff! Und das alles vorgetragen von Jemandem der damals eigentlich schon hätte den Durchblick haben müssen. Einem Vertreter genau der Generation, die seit dieser ersten Aufklärungswelle mehr konsumiert und mehr Energie verbraucht hat als je eine Alterskohorte zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Das ändert nichts daran, dass Dirks Einschätzung richtig ist. Wir sollten vielmehr eine solche Debatte nutzen um die Frage nach einer neuen Form städtischer Mobilität zu stellen, mit der Ruhr nicht nur ökologischer sondern auch auf andere Art urbaner wird.
@Stefan: Wenn sich das Ganze als selbstgestricktes German Angst-Revival abhandeln ließe, bräuchten wir kein Wort darüber zu verlieren. Aber der Öko-Diskurs ist in den politischen, ökonomischen und kulturellen Eliten nun schon fast hegemonial, und zwar international. Kein Wunder also, dass auch die schwarzgrünen Bündnisse hier und anderswo so reibungslos funktionieren ? und ?ecolifestyle cool ist? (wie uns die neue PRINZ mitteilt). Das alles muss man zunächst mal konstatieren, egal welche diskursiven Deja-vus man mit Claus Leggewie erlebt oder wie groß der (zutiefst verständliche) politische Ekel vor den Oswald Metzgers dieser Welt auch ist.
Mit anderen Worten: Man kann und soll Leggewies bisheriges KlimaKulturMetropolenGerede ruhig blöd finden, muss ihm und den Seinen aber nicht das Thema überlassen. Bei nur 800 Google-Einträgen ist ja noch sehr viel Raum, den Begriff ?KlimaKultur? mit neuen Inhalten zu füllen. Wenn wir schnell und schlau sind, sind wir auch ganz schnell ?herrschende Meinung?. Hat jemand einen ersten Vorschlag?
@Dirk: Sie meinen doch nicht im Ernst, dem guten Leggewies das Thema ?entreißen? zu wollen?
Der ?Klimawandel? ist wohl wirklich schon bei den Stadtplanern angekommen, wie der 2. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik , der erst letzte Woche in München stattgefunden hat, bewies. Da wurde unter anderem über das ?Hotspot-Projekt? referiert, das die niederländische 200000-Einwohnerstadt klimaneutral machen soll. Und selbst der anwesende Oliver Wittke, seines Zeichens NRW-Bauminister, hat diesem Thema in seinem Vortrag viel Raum gegeben?
Was ich an Leggewies Ansatz spannend finde, ist, dass er die Ergebnisse eines interdisziplinären Diskurses zu den Folgen des Klimawandels direkt in die Entscheidungsprozesse regionaler Akteure aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einfließen lassen will. Praktisch klimapolitisches ?Think global, act regional?. Das macht im Sinne eines Zukunftsthemas für die Metropole Ruhr tatsächlich nur Sinn, wenn dabei hinten etwas rauskommt und nicht wieder irgendwo ?versandet?, wenn ?Klimakultur? vor Ort (be-) greifbar wird, wenn beispielsweise in den Bereichen Bildung, Verkehr, Wohnen Projekte initiiert werden, die Pilotcharakter haben, am besten mit internationaler ?Strahlkraft?. Und wenn die Bürger der Metropole mitgenommen bzw. beteiligt werden. Klimakultur also nicht nur ?von oben?, sondern auch ?von unten?.
„ruhr hoch klimakultur“ – na, das hat doch was…
@Jens: Habe ich da womöglich das Leggewiesche Patent auf KlimaKultur übersehen?
Ich sag?s mal anders: Wenn ein neuer Chef des KULTURwissenschaftlichen Instituts irgendwas zu ?Klima? machen will und deshalb ? damit das auch zu VerantwortungsKULTUR, ErinnerungsKULTUR und InterKULTUR (den anderen Schwerpunktthemen des KWI) passt ? den Begriff KlimaKULTUR in die Welt setzt, muss man sich ob dieser Leistung ja nun nicht gerade demütig in den Staub werfen.
Weil ich da im Moment (und offensichtlich im Gegensatz zu Ihnen) noch fast gar nichts ?spannend? finde, andererseits aber denke, dass man sich die Debatte zunutze machen könnte, stelle ich die Frage nach einer anderen, möglicherweise konkurrierenden Prägung des Begriffs ?KlimaKultur?. Wenn Sie das wegen der wissenschaftlichen Reputation des KWI anmaßend finden ? sei?s drum, Sie können ja weiterhin ?Bravo, Leggewie!? rufen. Und ?von unten? darauf hoffen, dass die ?Ergebnisse eines interdisziplinären Diskurses zu den Folgen des Klimawandels direkt in die Entscheidungsprozesse regionaler Akteure aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einfließen?. Viel Glück dabei! ? könnt? ich jetzt sagen, aber wir wollen das Ganze ja nicht gleich im Sarkasmus ersäufen.
Andererseits, obacht ? nach der heutigen Zeitungslektüre wird?s dann doch ?spannend?. Harald Welzer vom KWI hat im WAZ-Interview (?Gewalt ist eine Option? vom 26.4.) festgestellt, dass Modernisierung unter Demokratiebedingungen schwerer ist als ohne, und wir deshalb die ganzen Windparks zur Rettung des Weltklimas dann doch lieber gleich in China, Russland usw. bauen sollten (weil: geht schneller und hilft deshalb auch mehr als z.B. in einer ?Modellregion Ruhrgebiet?). Wir sollten aus Gründen der globalen Selbsterhaltung ?unsere? Hochtechnologie ohne viel kapitalistisches Tamtam an China, Indien und andere Tiger verschenken, damit dort von Anfang an möglichst effizient Energie produziert werden kann.
Wenn wir, wie er weiter schreibt, ohnehin Abschied nehmen müssen von der Illusion, dass Demokratie eine globalen Siegeszug antreten wird, wäre das für unser Klima ja offensichtlich so schlecht nicht ? man braucht halt nur ein paar problembewusste Despoten. Wo aber gibt?s die hier im Ruhrgebiet und was hieße das für die hiesige ?KlimaKultur??
@Dirk: Welzer in der WAZ: „Man muss leider feststellen, dass Modernisierung ohne Demokratie offensichtlich viel besser geht als mit.“ Ach ja, Soziologen – als ob Modernisierung ein Prozeß ist, der sich innerhalb von ein paar Jahren abspielt. Welzer erzählt totalen Müll – da ist jemand, der Demokratie und Marktwirtschaft offensichtlich noch nie goutierte und für den der Klimawandel ein schöner Anlass ist, alte Vorstellungen im neuen Gewande zu präsentieren. Als ob nicht alle Systeme, die sich die gaaanz große Planung auf die Fahnen geschrieben haben, nicht komplett gescheitert wären. Zu den Staaten die er erwähnt: Klar, China und Rußland sind keine Demokratien – aber man lebt dort heute partiell freier als vor 30 Jahren – auch wenn die Situation dort immer noch unerträglich ist. Und Indien ist nun einmal die größe Demokratie dieser Welt. Es lohnt sich schon etwas genauer hinzuschauen – der Fortschritt ist nun einmal eine Schnecke, aber besser als unter Stalin und Mao (und ihren Epigonen) ist es heute auch in Rußland und China. KlimaKultur scheint die Rückkehr der totalitären Oberlehrer vorzubereiten. Immer wenn alle für ein Ziel, das viiiiel größer ist als sie selbst, zurückstecken sollen, muß ich kotzen. Ach große Niklas, Du fehlst…
@Dirk: Haben Sie eigentlich außer bissigen Kommentaren („demütig in den Staub werfen“), Unterstellungen („Wenn Sie das wegen der wissenschaftlichen Reputation des KWI anmaßend finden“), WAZ-Interviews und abschließenden Fragen sonst noch etwas zu bieten?
Sind Sie eigentlich wirklich so frustriert oder haben Sie ein bestimmtes Terrain zu „verteidigen“, weil Sie hier alles verbal umpflücken?
Ich dachte eigentlich Sie würden jetzt in Ihrem Beitrag ganz „schnell und schlau“ sein und den Begriff „Klimakultur“ neu besetzen, damit „wir auch ganz schnell herrschende Meinung“ sind. Also wo sind IHRE Vorschläge?
Was will ich sagen? Ich finde, wir sollten die Themen ernst nehmen. Uns damit auseinander setzen, uns darüber austauschen. Ich finde es schade, dass hier oft immer nur zerredet wird, schlecht gemacht wird. Das ist wenig konstruktiv.
Und glauben Sie mir, Dirk, ich bin nicht so naiv, dass ich nicht sehe, dass Leggewies hier KWI-interessegesteuert handelt, das liegt ja auf der Hand (zumal ich über Freunde das KWI auch etwas „von innen“ kenne), aber ich bin eben auch nicht so naiv, ihm jede gute Idee (für die Metropole Ruhr) abzusprechen, nur weil sie ihm und seinem Institut irgendwelche Gelder in die Kassen spülen könnte…
@Stefan: Ich weiß, was Du meinst. Diese Gefahr besteht (leider)immer…deswegen meine ich ja, dass eine Klimakultur „von oben“ keine Klimakultur mehr ist, die ihren Namen verdient…
@Jens: Was soll ich machen, wenn Sie Sätze schreiben wie ?ruhr hoch klimakultur ? na, das hat doch was ??? Wie soll ich das nicht ein wenig naiv finden?
Gleichzeitig habe ich Ihnen geschrieben, das wir die Klimakultur eben nicht im Sarkasmus ersäufen sollten. Weil es ein ernstes Thema ist. Also wo ist das Problem? Was wird hier zerredet oder frustriert verteidigt?
Wir sehen ja an der Diskussion um das Interview mit Harald Welzer, dass Klimakultur und Demokratiekultur nicht so ohne weiteres als komplementär zu betrachten sind; schon deshalb ist Klimakultur eben nicht ein bisschen ?green economy? plus ?social empowerment? plus ökologisch korrekter ?lifestyle of health and sustainability? ? jedenfalls nicht so schnell, wie Leggewie uns das bislang weismachen will. Und das sein Kollege Welzer dankenswerterweise auf den Zusammenhang von Klima- und Gewaltfrage aufmerksam macht, gehört eben auch zu den möglichen Google-Einträgen unter ?KlimaKultur?. Oder seine (natürlich provozierende) Idee, den technologischen Fortschritt als ?open source? zur Verfügung zu stellen, damit die Inder oder Chinesen nicht die gleichen Dreckschleudern zur Energieerzeugung verwenden müssen wie wir hier früher. Dass da eine schöne Portion Systemkritik mitschwingt, stört mich im Gegensatz zu Stefan natürlich gar nicht: Mir ist Welzer zehnmal lieber als viele der ökoliberalen Weichspüler, die sich ja ansonsten dieses Themas annehmen.
Jens, damit wir uns auch weiterhin mit Spaß streiten können, schlage ich ein Agreement vor, mit dem wir einen Ihnen offensichtlich unangenehmen Aspekt umgehen könnten: Wir diskutieren weiter, aber zitieren uns nicht mehr. Einverstanden?
@Dirk: ich habe eigentlich nichts gegen Zitate… und würde gerne Ihre Meinung zum Thema Klimakultur in der Metropole Ruhr hören…wir leben ja schließlich nicht in China oder Indien…
@Jens: Ich hatte ja an anderer Stelle (und in Anknüpfung an den shrinking cities-Beitrag ?exterritories?) bereits den Vorschlag gemacht, einen Teil des Ruhrgebiets im Sinne eines ?winwin-reverse-colonialism? an China oder Indien abzutreten. Und die Stadt Marl ist da schon ziemlich weit vorne. Ist es mehr als ein lustiger Zufall, dass der Finanzierungskonzern, mit dem die Stadt Marl über das chinesische Global Business Center verhandelt, nun ausgerechnet ?Greentown (sic!) China Holdings Limited? heißt?
Sie sehen, die alte Gewißheit ?Hier ist Ruhrgebiet und China ist woanders? ist nichts, worauf man seine Ersparnisse verwetten sollte.
Sie wollen etwas über meine Meinung zum Thema Klimakultur im Ruhrgebiet zu erfahren? Wir diskutieren hier ja unter der Überschrift ?Warum geht es uns so dreckig?? und deshalb will ich zunächst einen Aspekt aufgreifen, den Stefan in seinem gleichnamigen Eingangsbeitrag für die Malaise des Ruhrgebiets (mit-)verantwortlich macht: die Bodensperre der alten Ruhrbarone. Seit vielen Jahren hören wir viel von ?Deregulierung?: Arbeitsrecht, Sozialrecht, Umweltrecht usw., all das soll ?dereguliert? werden, damit sich (ökonomischer, ökologischer, sozialer) Fortschritt ungehindert Bahn brechen kann. Von einer Deregulierung des Grundeigentumsrechts hört man (seltsamerweise?) wenig. Warum aber nicht die Verfügbarkeit von Grund und Boden genau so deregulieren wie den ganzen Rest? Wir machen ja oft genug die Erfahrung, dass erstarrte Eigentumsverhältnisse der Tod jeder guten Idee sind. ?Nutzen? statt ?Besitzen? ? das ist ja nicht nur das Credo der meisten Klimaexperten, sondern womöglich generell ein wichtiger Schlüssel für Innovation (Innovation, die dann auch ?green?, ?social? und ?sustainable? sein kann). Eine Kultur des Nutzens zu etablieren (und nicht die des Besitzens fortzuschreiben), das wäre etwas, womit ?Klimakultur im Ruhrgebiet? ein echter Claim (wie man hier so sagt) werden könnte: Die alte und immer wieder gestellte Frage ?Wem gehört das Ruhrgebiet?? würde mit einem lässigen ?Egal!? beantwortet werden (jaja, ich weiß, es gibt Millionen Gründe, das für unrealistisch zu halten, aber für kurze Sprünge sind andere zuständig).
Dazu noch eine Nachbemerkung: Ausgerechnet ? Ironie der Geschichte! ? die Nachfolger der alten Ruhrbarone (RAG Immobilien / MGG) sind es heute, die mit neuen, offeneren Nutzungsmodellen für ihre Liegenschaften operieren. Soviel Lernfähigkeit wünscht man sich für das ganze Ruhrgebiet.