Noch Anfang 2020 mochte ich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht sonderlich, hatte vergleichsweise wenig Respekt vor seinen vollbrachten Leistungen. Dafür gab es unterschiedliche Gründe. Zusammengefasst lässt sich festhalten, ich stimmte mit seiner politischen Grundrichtung nicht überein.
Inzwischen haben wir bekanntlich September, seit rund sechs Monaten leben wir mit der uns alle jeden Tag massiv nervenden Corona-Pandemie. Der 40-jährige Jens Spahn ist eine der politischen Hauptdarsteller in diesen komplizierten Zeiten. Und ich muss sagen, er hat bei mir, wie viele andere Politiker in Verantwortung auch, zuletzt massiv an Ansehen und Respekt hinzugewonnen. Aus guten Gründen, wie ich finde.
Spahn macht gerade sehr komplizierte Tage durch. Nicht nur, dass sein Job derzeit einer der schwierigsten im Lande sein dürfte, er wird auch persönlich massiv kritisiert. Kritiker der auch von Spahn mit zu verantwortenden Corona-Maßnahmen setzen ihm immer wieder verbal zu. In NRW gab es zuletzt offene Konfrontationen des Gesundheitsministers mit einzelnen, ihn teilweise persönlich beleidigenden Demonstranten.
Im Zuge dessen räumte der Minister laut Bild-Zeitung ein: „Man würde mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren. Wir werden nicht noch mal Besuchsverbote brauchen in den Pflegeeinrichtungen.“
Heißt nach Ansicht der Kollegen: Mit dem heutigen Wissensstand wäre der Lockdown im Frühjahr so nicht verhängt worden.
Wasser auf die Mühlen der zahlreicher werdenden Kritiker!
Für mich ist dieses ‚Eingeständnis’ jedoch weder fatal noch überraschend. Es ist eher das Resultat einer angemessenen Politik, die Spahn im Frühjahr zum Wohle der Bürger durchgezogen hat.
Wir stecken alle in dieser misslichen Situation, die noch vor Monaten in keiner Weise konkret und mit Weitblick einzuschätzen war. Wenn sich jetzt herausstellt, dass die Maßnahmen der Bundesregierung in einigen Bereichen vielleicht zu vorsichtig waren, dann ist das doch immer noch besser als andersherum.
Deutschland ist bisher im Vergleich sehr gut durch diese weltweite Krise gekommen, selbst wenn es natürlich auch hierzulande diverse negative Auswirkungen zu beklagen gab und noch immer gibt. Letztendlich können wir jedoch alle froh sein, dass das Infektionsgeschehen hierzulande (bisher) so mild ablief, wir unser Gesundheitssystem nicht überfordert haben.
Ich erinnere mich noch an die ersten Tage des sogenannten ‚Lockdowns‘ im März und April, als niemand von uns so recht wusste, wo und wie konkret man sich mit dem Corona-Virus infizieren würde.
Ich traute mich damals kaum Türgriffe anzufassen, ließ erhaltene Postpakete aus Sicherheitsgründen erst einmal eine Weile unangetastet, nur um mich nicht an ihnen mit dem Virus zu infizieren. In vielen Bereichen unseres Alltags läuft es inzwischen zum Glück wieder deutlich entspannter. Auch bei mir.
Natürlich waren auch Politiker und Virologen, insbesondere in der Anfangsphase der Pandemie, noch deutlich unsicherer als heute. Wir lernen halt alle täglich dazu.
Wenn die Politik jetzt in einigen Bereichen einräumt, dass auch von ihr damals Fehler gemacht wurden, dann ist das eher ein Zeichen von Größe und von Souveränität als ein Eingeständnis von Schwäche und/oder ein Grund für Wut und Ärger.
Spahn hat in diesem Jahr in seinem Job als Gesundheitsminister sehr viel leisten müssen. Wahrscheinlich deutlich mehr, als er das jemals geahnt hätte. Nicht alles hat gut geklappt. Das gibt er, mit dem Wissen der Gegenwart, selber offen zu. Warum auch nicht?
Das alles ist kein Grund ihn dafür zu verdammen. Ganz im Gegenteil!
Dass Deutschland so gut durch die Krise zu kommen scheint, ist auch ein Stück weit Spahn zu verdanken. Das hat ihn in meinem Ansehen deutlich steigen lassen. Ungeachtet aller auch von ihm auf diesem Wege gemachten Fehler.
Respekt, Jens Spahn!
Ich halte nicht viel von Jens Spahn, und sehe auch keine besondere Leistung bezogen auf Corona. Spahn folgte den wissenschaftlichen Empfehlungen, so wie sie sich entwickelten.
Ein kompetenterer mann hätte möglicherweise gewisse entwicklungen früher adaptiert, aber nur möglicherweise.
Entscheidender für mich ist, das Spahn nicht viel Ahnung hat vom Leben und den Zwängen der Bürger vor Ort.
Am deutlichsten wurde das durch seine statistisch getriebene Aussage zum Kranken- und Pflegepersonal, bei der er appellierte das doch mit nur wein paar Überstunden von allen, das Probleme behebbar wäre.
Das war so traurig inkompetent und völlig an jeder Realität vorbei, das es weh tat.
Spahn gehört zu den Politikern, die Theorie getrieben den Realitätscheck nicht überstehen und deshalb bestenfalls immer nur zweitbeste Lösungen hinbekommen.
Das Lob ist unverdient. Jens Spahn hatte Monate Zeit sein Ministerium vorzubereiten und die vorhandenen Notfallpläne aus dem Jahr 2012 umzusetzen. Er hat es ganz bewusst nicht getan.
Mir fehlen die sichtbaren strukturellen Verbesserungen im Umgang mit Corona.
Bisher hat sich doch wenig getan. Nahezu alle Ankündigungen sind versandet.
Heute hat Apple bspw. ein enormes Update für die Corona Schnittstelle zur Verfügung gestellt. Wie es genutzt wird, bleibt offen.
Es wird weiter gehofft, dass den Gesundheitsämtern das Faxpapier nicht ausgeht.
Ich vermisse auch eine klare Kommunikation bzgl. der Strategie etc., die auch die Bürger mitnimmt.
Sein Engagement im NRW Wahlkampf hat mich erstaunt. Ich finde es auch gut, dass er immer wieder die Diskussion sucht. Ebenso spricht er offen an, dass wir in einem dynamischen Umfeld sind. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee gewesen wäre, nicht auch die Schulen zu schließen. Das ist auch symbolisch etc.
Dass wenig über Infektionen beim Friseur etc. zu hören ist, ist erstaunlich. Der Kontakt ist eng und die Innungen beschweren sich über Betriebe, die den Gesundheitsschutz ignorieren sollen.
Nun, es kommt immer auf das Umfeld des "Erleuchteten" an:
Wenn überdurchschnittliche viele Grautöne oder komplette Totalausfälle in großer Anzahl vorhanden sind, da erscheinen dann schon mal Personen im strahlenden Lichte, obwohl es in der harten Realität nur ein schwaches Glimmen ist.
[…] plötzlich meine Toleranz in Richtung der Politik. Egal ob Markus Söder, Armin Laschet, oder auch Jens Spahn, alle suchten den ihrer Meinung nach richtigen Weg durch diese herausfordernde […]