Warum interessiert die 2. Fußball-Bundesliga fast nur noch die daran direkt Beteiligten?

Im Stadion in Bochum ist es nur selten wirklich voll. Archivfoto: Claudia Bender

Es soll auch hier im Blog heute nicht ganz unerwähnt bleiben. Am Abend startet die 2. Fußball-Bundesliga, genau eine Woche nach dem Oberhaus, nun ebenfalls endlich in das Fußballjahr 2017. Doch im Gegensatz zu Liga 1 mag die ganz große Begeisterung unter den Sportfans dabei wohl nicht so wirklich aufkommen.

Das ist eigentlich erstaunlich, denn Liga Zwei ist auf dem Papier so attraktiv besetzt wie wohl noch nie zuvor. Nach dem Abstieg von Hannover 96 und dem VfB Stuttgart im letzten Sommer hat das Unterhaus zwei Hochkaräter mehr in seinen Reihen. Geht man die Namen einzeln durch, dann muss sich die Zweite vor der ersten, was die Anzahl der Traditionsmannschaften betrifft, nicht verstecken. Ganz im Gegenteil!

Mit den genannten Hannover und Stuttgart, mit St. Pauli, Kaiserslautern, Nürnberg, Dresden, Karlsruhe, Bielefeld, Braunschweig, 1860 München und natürlich dem VfL Bochum, sind dort viele auf dem Papier attraktive Vereine versammelt. Und trotzdem scheint außerhalb der Fangemeinden der jeweiligen Teams kaum jemand Interesse an den Spielen zu finden, berichten Medien im Verhältnis zum dominierenden Fußball-Oberhaus kaum (noch) über das Geschehen. Das ist schon ein Stück weit ungerecht, denn der Sport der dort von den 18 Teams geboten wird ist durchaus attraktiv. Und auch wenn es aktuell schwer nach den schon vor der Saison als vermeintliche Aufsteiger auserkorenen Teams von Hannover 96 und dem VfB Stuttgart an der Tabellenspitze aussieht, dann können so positiv überraschende Teams wie Heidenheim oder Braunschweig dann schon das Herz des neutralen Fußballfans erfreuen. Andersherum wird es in Deutschland auch Hunderttausende geben, welche plötzlich mit dem FC St. Pauli um den Klassenerhalt zittern werden. Zumindest ein wenig.

Dass es auch hier bei uns im Ruhrgebiet aktuell so ein wenig an der ganz großen Begeisterung für diese Liga mangelt, das ist aber wohl auch ein wenig dem VfL Bochum geschuldet, der aus seiner Rolle als ‚Graue Maus‘ nicht so wirklich herauszukommen scheint. Als aktuell Tabellenelfter sollte man weder mit dem Auf- noch mit dem Abstieg etwas zu tun haben. Das ist, nach der im Vorjahr überraschend gut gestarteten Spielzeit schon eine gehörige Enttäuschung. Doch aktuell erst fünf Siege aus den ersten 17 Spielen der Saison sind sicherlich nicht das, was sich Fans, Trainer und Mannschaft vor dem Saisonstart erhofft hatten. Der Aufbauprozess des VfL hat in dieser Spielzeit mal wieder einen gehörigen Rückschlag erlitten, wie es scheint. Trainer Gertjan Verbeek konnte den Abgang von u.a. Toptorjäger Simon Terodde, der derzeit den VfB Stuttgart wieder in Liga 1 zurückzuschießen hilft, bei seinem Team noch nicht wirklich kompensieren.

Und so droht aus den ehemals noch Unabsteigbaren so langsam wirklich ein fest etablierter Zweitligist zu werden. Auch das immer noch arg dürftige Zuschauerinteresse an der Castroper Straße spricht da ja Bände. Das Team droht in den letzten Jahren somit auch auf Dauer immer mehr zwischen den großen Nachbarn aus Gelsenkirchen und Dortmund fantechnisch ‚zerquetscht‘ zu werden. Dortmund und Schalke versprühen da schon deutlich mehr Glanz, auch wenn diese aktuell ebenfalls mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Aber Liga 1 ist halt dann doch wesentlich mehr im Rampenlicht der Fußballnation.

Eine für den VfL bedauernswerte Rolle sicherlich, jedoch immer noch deutlich vorteilhafter als die der ehemaligen ebenfalls großen Revierclubs aus Essen und Duisburg, welche aktuell erst recht in der fußballerischen und medientechnischen Versenkung verschwunden sind, und welche nur noch von ihrem ganz harten Kern an Fans unterstützt werden.

In der überregionalen Medienlandschaft kommen diese Traditionsclubs aus dem Revier jedenfalls schon längst nicht mehr in größerem Umfang vor. Und das hat hier natürlich dann auch noch weitreichendere Konsequenzen auf allen Ebenen. Das Gefälle im Fußball wird offenkundig auch hier immer größer.

Diese Entwicklungen, dass auch jeder Bundesligaabsteiger einen Gang in Liga 2 schon als quasi Katastrophe empfindet, die lässt einen ja auch recht gut erahnen, was die weitere Zuspitzung in einer europäischen Eliteliga, so wie es zuletzt ja u.a. auch vom FC Bayern München offensiv mit ins Spiel gebracht wurde, zukünftig vielleicht mit der 1. Fußball-Bundesliga machen würde.

Eine insgesamt also wenig erfreuliche Entwicklung im Profifußball. Vielleicht ein Grund mehr heute Abend noch einmal ganz bewusst und mit etwas mehr Wertschätzung den Jahresauftakt in der 2. Liga zu verfolgen. Ich werde es jedenfalls so machen…

 

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thomasweigle
thomasweigle
7 Jahre zuvor

Als SGE-Fan weiß ich, dass auch in der "Zwoten" schöner und guter Fußball gespielt wird. Irgendwie aber will ich das nicht so recht würdigen. Warum wohl?

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Robin,
mich interessiert auch die 2.Liga!!
Den Weg ins Stadion zum nächstgelegenen VFL-Bochum habe ich allerdings in letzter Zeit nicht mehr gefunden. Die Strapazen eines Stadionbesuches nehme ich nur noch auf mich, wenn es zum BVB geht und auch das zunehmend seltener -altersbedingt!-.

Mich interessieren über die I. und die II.Liga hinaus an jedem Wochenende die Ergebnisse und die Tabellen der 3.Liga und aller anderen Ligen aus der Region .
Zudem interessieren mich regelmäßig die Ergebnisse und die Tabellen aller Jugendmannschaften meines VFB Waltrop; ich bin mir ziemlich sicher, daß das den meisten Fußball-Fans ähnlich geht.
Dass sich dieses Interesse der Fußball-Fans an ihrem jeweiligen Verein nicht im regelmäßigen Besuch seiner Heimspiele niederschlägt, "steht auf einem anderen Blatt" , und hier besteht bekanntermaßen ein sehr,sehr großes, ja ein existentielles Problem für beinahe jeden Amateur-Verein.
Dann und wann besuche ich ein Spiel einer der guten Jugendmannschaften des VFB Waltrop -und dann und wann sogar das Training einer der insgesamt fünf E-Jungendmannschaften, in der mein Enkel Jan aktiv ist.

Bei der Gelegenheit:
Ich finde die sog. Jugendarbeit, die u.a. durch den VFB Waltrop geleistet wird -25/3o Mannschaften!!- höchst bedeutsam -, und zwar primär nicht deshalb, weil gute Fußballer ausgebildet werden, sondern weil dort hervorragende allgemeine Jugendarbeit geleistet wird….."Sozial- Verhalten" – u.a. über das regelmäßige Miteinander von Kindern und Jugendlichen ( im Training, im Spiel und außerhalb des Sportplatzes)- aus unterschiedlichsten sozialen/kulturellen Schichten der Bevölkerung, neuerdings,jedenfalls mehr als bisher und gezielter als bisher auch unter Einbindung vont Kindern/Jugendlichen aus geflüchteten Familien.
Leider findet dieses ehrenamtliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weder in der Bürgerschaft -Sponsoren/Spenden- noch in der kommunalen Politik und Administration nach meiner Wahrnehmung die gebührende, die notwendige Anerkennung.

Robin,
Du merkst, daß Fußball für einen alten Fußball-Fan nicht gleichbedeutend ist mit der 1.Bundesliga, sondern das sich sein Interesse am Fußball auf ein breites Spektrum dieses Sportes bezieht und ich davon ausgehe, daß das den meisten Fans ähnlich geht.

Unbestritten ist, daß der Interessensschwerpunkt an jedem Wochenende bei der 1.Bundesliga liegt -jedenfalls bei mir-, einhergehend mit besonderer Freude oder besonderem Ärger, die dem "eigenen Verein" gilt.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Robin,
im Fußballsport scheint das derzeit anders zu laufen, dh., in vielen Vereine gibt es aufgrund einer "übergroßen" Nachfrage und angesichts mangelnder Ressourcen -Plätze, Umkleideräume, ehrenamtliche Trainer und Betreuer- einen "Einstellungsstopp" -leider, leider, leider-.

Klaus Fridtjof Scheler
Klaus Fridtjof Scheler
7 Jahre zuvor

Die Anstosszeiten höhlen das Interesse an der zwoten Liga aus. Wer hat schon Dienstags um 17:30Uhr Lust auf Fussball oder auch heute um 18:30 Uhr? Das die zweite Liga nicht exklusiv gute Anstosszeiten hat ist auf die Dauer ihr Tod.

Beim VfL würde ich gemessen an den Zuschauerzahlen von einer Bodenbildung auf ordentlichem Zweitliganiveau reden gemessen an den Vorjahreszahlen. Im Gegenteil begreift derzeit das Umfeld erst richtig, wie weit die Stadt und der Verein nicht mehr "gef6uhlter Erstligist" sind.

thomasweigle
thomasweigle
7 Jahre zuvor

Walter Stach Da sind wir wieder mal beim "Traditionsverein um die Ecke", eines der Themen, wo wir beide vor fast drei Jahren erstmals Gemeinsamkeiten fest gestellt hatten. Auch ich schaue Sonntagabends in die Gruppenliga FFM/OST und in die Kreisoberliga Offenbach oder lasse mir schon mal den Sportteil der Offenbach Pest von meiner Schwester zurücklegen.
Hin und wieder bin ich sogar mal auf der Alm, wenn Mannschaften aus Süddeutschland oder gar aus dem Rhein-Main Gebiet (heuer leider nicht) gastieren.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

ThomasWeigle,
"gut so", daß es noch Fans gibt -und da sind wir nicht alleine- für die Fußball mehr ist als das Spiel, das Profis spielen und für das auch wir uns an jedem Wochenende interessieren. engagieren und begeistern, aber eben nicht nur. Fußball ist vielmehr als Profi-F ußball, jedenfalls für alle, die diesen Sport lieben!

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Robin,
-6-
ich weiß nicht nur von den Verantwortlichen der Jugendabteilung des VFB Waltrop, daß sie gar nicht mehr, bestens- schlechtestenfalls nur noch am Rande dessen, was zu verantworten ist, Kinder und Jugendliche aufnehmen können. Ähnliches höre ich aus Berlin und Hamburg. Insoweit bin ich von dem ein wenig irritiert, was ich da lesen muß.
"Man" könnte evtl. ja 'mal eigenständig recherchieren, zumindest in unserer Region. Wenn ich "Zeit und Lust" haben sollte, dann…….?

Djonzo
Djonzo
7 Jahre zuvor

Also, wenn man den offiziellen Zahlen glauben mag, kamen zu den 17 Spielen der Hinrunde der 2. Bundesliga der Saison 2016/17 kaum weniger Zuschauer in die Stadien als zu den Partien der 1. Liga (ca. 3,8 vs 5,5 Mio), obwohl es in der zweiten Liga 5 Stadien mit weniger als 20.000 Plätzen gibt. Ja, die zweite Bundesliga steuert auf einen Zuschauerrekord hin.
Auch wenn man sich die Quoten bei Sky anschaut, kann man nicht davon reden, bei den Sportfans käme "keine große Begeisterung auf". Dass das Medienecho geringer ist, lässt sich vermutlich auch nicht belegen.
Auch die offiziellen Zahlen der Verbände auf Regionalebene (z.B. der VFN) sprechen nicht für einen spürbaren Nachwuchsschwund. Im Gegenteil: Unterklassige Vereine mit gutem Namen und bekannt guter Nachwuchsarbeit ziehen nach wie vor Jungs an – nicht zuletzt auch solche, deren Eltern als Flüchtlinge gekommen sind.
Weil die Fakten dagegen sprechen, fehlt dem Artikel seine Grundlage. Oder: Es ist die alternative Wahrheit im Sinne des VfL Bochum ;–)))

Davbub
Davbub
7 Jahre zuvor

@ Autor: Der Fußball wurde zur Ware gemacht. Alle -aber wirklich alle im Sport – haben sich daran beteiligt. Jetzt sind die Konsumenten in erster Linie an den Premium-Produkten interessiert, das ist doch nur natürlich. Die Bindung an "den Verein" ist doch 1. ein Mythos und 2. nur noch durch finanzielle Anreize möglich; selbst ein Jugendtrainer der Kreisklasse preist die s.g. "Aufwandsentschädigung" (in Wirklichkeit ein Mini-Job ) doch bei der Finanzierung seines Eigenheims mit ein. Im Übrigen: Traditionsverein in den unteren Ligen ( weil die Zwote ja eigentlich die Dritte ist ) ist doch nur ein anderes Wort für "war früher mal was, wurde aber abgewirtschaftet" (Aachen, RWO, VFL, 1860 usw. usf.)

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