Was bringt es, wenn ich einige Kilowattstunden Energie einspare?

Das Kraftwerk ‚Datteln 4‘ im Jahre 2019. Foto: Robin Patzwaldt

Unser Gastautor Magnus Memmeler gibt Krisentipps.

Auf den Beitrag „Katastrophenschutz: Ist die Bevölkerung noch zu schützen?“ erfolgten einige persönliche Mitteilungen, welche alle den Grundtenor hatten, dass alles, was Einzelpersonen oder einzelne Gemeinden tun könnten, doch verschwindend geringe Auswirkungen hat und Folgen von Katastrophen doch schließlich durch den Staat zu minimieren seien. Wahlen und Verbraucherverhalten zeigen, dass diese Einstellung quatsch ist, weshalb ich hier einige recht einfache Tipps geben möchte.

Als in den 90ern bekannt wurde, dass die Firma Birkenstock rechte Politik unterstützte, haben viele einzelne Verbraucher reagiert und dafür gesorgt, dass der Umsatz bei Birkenstock relativ stark einbrach. Das gleiche gilt im übertragenen Sinne für den Gasverbrauch in der Bundesrepublik. Selbstverständlich rette ich allein nicht die Gasversorgung im Winter, indem ich die Duschtemperatur um 2 Grad senke, nur 5 statt 10 Minuten Dusche, die Einstellung unserer Gasheizung überprüft habe und die Wohnung bei Hitze beschatte, damit ich möglichst keine Ventilatoren oder eine Klimaanlage einsetzen muss. Tun das gleiche aber sehr viele oder idealerweise alle Mitmenschen, sparen wir richtig viel Gas ein, welches knapp zu werden droht. Diese Maßnahmen und eine Wartung der Heizung reduzieren gleichzeitig auch die Kosten, die ein Haushalt für Energie bewältigen muss. Mein Appell an die Egoisten: Sparen Sie sich Ihr Geld.

Im übertragenen Sinne gilt das gleiche für Katastrophen. Wir alle können einiges tun, um im Schadensfall die Folgen zu mildern oder besser zu bewältigen.

Allein die Folgen von völlig unnötigen Hamsterkäufen in der ersten Pandemiephase haben gezeigt, dass eine angemessene Bevorratung daheim vor Mangelsituationen schützen kann. Noch wichtiger ist eine solche Bevorratung, wenn es zu einem großflächigen und länger anhaltendem Stromausfall (Blackout) kommen sollte. Unter https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/Bevorraten/bevorraten_node.html#vt-sprg-2 findet man hilfreiche Hinweise zur Zusammenstellung eines Notvorrates.

Den Folgen von Starkregen kann man persönlich vorbeugen, indem man regelmäßig die Abflüsse von Lichtschächten kontrolliert und reinigt. Für Kommunen gilt das gleiche für Gullis. Einige Kommunen fordern Bürgerinnen und Bürger sogar auf, verschmutzte Gullis zu melden, damit diese schnell wieder gängig gemacht werden können. Je besser Wasser daheim abfließen oder versickern kann, desto später muss die Feuerwehr einen Keller auspumpen. Weniger Einsätze bei den Feuerwehren sorgen für noch effektivere Hilfe für die, die es richtig hart getroffen hat und entlasten das System Bevölkerungsschutz. Bei extremen Wetterlagen wie 2021 Sollte man Lichtschächte abdecken, da auch gereinigte Abflüsse irgendwann an ihre Grenzen kommen. Idealerweise gibt es um Häuser ausreichend Versickerungsflächen oder man hat gar das Dach der Garage begrünt, was hilft Wasser zu speichern, bevor es die Kanalisation belastet.

Neben dem Fatalismus, man könne als Einzelperson ja nichts bewirken, begegnen uns aktuell aber auch viele Menschen, die panisch Notstromaggregate und Heizlüfter kaufen ohne zuvor über Sinn und Zweck nachzudenken.

Verfügt eine Immobilie über keine externe Einspeisemöglichkeit, die professionell installiert werden muss, kann ein Notstromaggregat nur über Verlängerungsleitungen Strom an die wichtigsten Geräte, wie zum Beispiel den Kühlschrank liefern. Diese Leitungen müssen mindestens spritzwassergeschützt sein. Da nur begrenzt Treibstoff in Privathaushalten gelagert werden darf, helfen diese Geräte auch nur temporär. Vor der Anschaffung eines Notstromaggregates sollte man sich also informieren, wie es einzusetzen ist und welche Schutzziele ich damit realisieren kann.

Jetzt Heizlüfter zu kaufen, ist wahrscheinlich der größte Blödsinn, den man machen kann. Zum einen verbrauchen die Geräte extrem viel Strom, was die Energieverknappung noch weiter beschleunigt und zum anderen wird die persönliche Stromrechnung extrem hoch ausfallen, was wohl auch niemand will. Daheim besitzen wir eine Infrarotheizkachel im Badezimmer, die diesen Raum gezielt heizen könnte, wenn sie denn benötigt wird. Erstens sind diese Geräte energiesparender als Heizlüfter und zweitens ist die Brandgefahr deutlich geringer.

Besitzer von Solaranlagen müssen wissen, dass eine Solaranlage nicht bei flächigem Stromausfall schützt. Solaranlagen schalten bei einem Netzausfall nämlich ab, wenn diese technisch nicht so ausgestattet wurden, dass ein sogenannter Inselbetrieb im Notstrommodus möglich ist. Wer diese Möglichkeit wünscht, sollte sich gut beraten lassen, um zielführend nachzurüsten oder diese Möglichkeit bei der Beschaffung gleich mitdenken. Kostenpunkt ca. 1.500,00 € bei guten Anlageergänzungen. Nutzer von Wärmepumpen sollten beachten, dass diese sehr viel Strom verbrauchen und deshalb in Kombination mit einer Solaranlage ein groß dimensionierter Stromspeicher installiert werden sollte.

Generell gilt also, dass man sich informieren sollte, was wie nutzt und welche Folgeauswirkungen zu beachten sind, bevor man sich nun auf zum Beispiel Wärmepumpen, Notstromaggregate oder Heizlüfter stürzt, wie es Pauschaltouristen beim Buffet vorleben. Richtig ist aber auch, dass jede Form von Energieeinsparung uns hilft über den anstehenden Winter zu kommen.

Zusammengefasst ist es nicht schwer, seinen eigenen Beitrag zu leisten, mögliche Krisen besser zu meistern. Eine Taschenlampe, ein kleiner Batterievorrat, ein batteriebetriebenes Radio, Prüfen von Abflüssen, Abdeckungen für Lichtschächte, ein angemessener Notvorrat und vorbeugendes Mitdenken bei Anschaffungen zum Energiesparen sorgen dafür, dass man selbst nicht zu schnell von fremder Hilfe abhängig ist und dadurch das Bevölkerungsschutzsystem im Schadensfall entlastet wird.

Übertragen gilt dies auch für kleine Gemeinden, die mit ihrem Baubetriebshof eine Notbevorratung an Treibstoff, die Vorhaltung einer kleinen Sandsackabfüllanlage und regelmäßige Gullireinigungen absprechen sollten. Ebenfalls muss kein Rathaus rund um die Uhr auf 22 Grad geheizt betrieben werden. Bei allem Fleiß, den ich Verwaltungsangestellten unterstelle, werden Nachtabsenkungen der Heizungen den Betrieb eines Bauordnungsamtes nicht zum Zusammenbruch führen.

Die Städte Kamen und Bergkamen in meinem Heimatkreis fördern vorbeugendes Verhalten sogar, indem sie Garagendachbegrünungen, die Entsiegelung von Außenflächen und die Anschaffung von Balkonsolaranlagen fördern. Auch wenn diese Budgets limitiert sind, leisten sie Ihren Beitrag und könnten, übertragen auf alle Gemeinden in der Größenordnung, mittel- und langfristig viel erreichen.

Weiterführende Hinweise, was man persönlich oder auch die Gemeinde an Vorsorge betreiben kann, hält das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in seiner Mediathek bereit. Also bitte informieren Sie sich, bevor Sie von der nächsten Boulevardmeldung aufgeschreckt Panikeinkäufe tätigen.

Auswahl einiger Downloads des BBK:

Starkregen: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Risikomanagement/unterschaetzte-risiken-strakregen-sturzfluten.pdf?__blob=publicationFile&v=9

Ratgeber für Notfallvorsorge: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Buergerinformationen/Ratgeber/ratgeber-notfallvorsorge.pdf?__blob=publicationFile&v=19

Hitze – Vorsorge und Selbsthilfe: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Flyer/flyer_hitze-vorsorge-und-selbsthilfe.pdf?__blob=publicationFile&v=5

Checkliste zur Vorsorge bei Krisensituationen: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Buergerinformationen/Ratgeber/ratgeber-notfallvosorge-checkliste.pdf?__blob=publicationFile&v=9

Stromausfall – Vorsorge und Selbsthilfe: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Buergerinformationen/stromausfall-vorsorge-selbsthilfe.pdf?__blob=publicationFile&v=11

 

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