Was macht das Gehirn, wenn wir nichts tun? Eine neue Studie des Forschungszentrums Jülich zeigt: Es ist erstaunlich aktiv – und zwar in einem speziellen Netzwerk, das gerade dann arbeitet, wenn wir nicht auf äußere Aufgaben fokussiert sind. Dieses sogenannte „Default Mode Network“ (DMN) ist beteiligt, wenn wir nachdenken, Erinnerungen durchgehen oder über Zukünftiges grübeln.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Institute INM-1 und INM-7 haben nun genauer untersucht, wie dieses Netzwerk aufgebaut ist – und wie es mit der Umwelt interagiert. Dabei fanden sie heraus, dass das DMN keineswegs ein einheitlicher Block ist. Stattdessen besteht es aus Bereichen mit unterschiedlichen Aufgaben: Einige sind eng mit unseren Sinnesregionen verknüpft. Sie reagieren etwa auf Geräusche, Gerüche oder andere Reize – und können Erinnerungen oder Gefühle auslösen. Andere Bereiche sind stärker abgeschottet und ermöglichen introspektives Denken, das unabhängig von der Außenwelt abläuft.
Die Studie hilft zu erklären, warum ein vertrauter Duft oder ein bestimmter Klang plötzlich lange vergessene Erinnerungen hervorrufen kann. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass der Ruhezustand des Gehirns nicht mit Inaktivität verwechselt werden darf: Auch wenn wir scheinbar „abschalten“, laufen hochkomplexe Prozesse ab – vom gedanklichen Planen bis zur emotionalen Verarbeitung.
Für die Hirnforschung bedeutet das neue Impulse. Das DMN gilt als Schlüssel zum Verständnis kognitiver Funktionen wie Selbstreflexion, Vorstellungskraft oder Entscheidungsfindung. Die Ergebnisse aus Jülich tragen dazu bei, diese Strukturen besser zu verstehen – auch mit Blick auf psychische Erkrankungen, bei denen das Gleichgewicht zwischen äußeren Reizen und innerem Denken gestört sein kann.