Was dem BVB aktuell noch zu einem Titel fehlt

Aki Watzke (links), Michael Zorc (rechts) und Lucien Favre (Mitte) in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt

Der BVB lässt die Saison 2019/20 offenkundig schon austrudeln. Eine Woche nach dem wenig begeisternden 1:0-Erfolg gegen Hertha Berlin siegten die Dortmunder auch bei Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf am Samstag nur glücklich mit 1:0.

Immerhin: Die Qualifikation für die UEFA Champions League in der kommenden Spielzeit, die immerhin fünfte in Serie, ist dem Revierklub damit nicht mehr zu nehmen. Das Minimalziel ist erreicht. Der Vorsprung auf Rang fünf beträgt, nachdem Borussia Mönchengladbach am Samstagabend mit 1:2 bei Bayern München unterlag, drei Spiele vor Ende der Runde nicht mehr aufholbare zehn Zähler.

Der Titel des Deutschen Meisters ist bei aktuell sieben Punkten Rückstand auf die Bayern hingegen nur noch theoretisch zu gewinnen. Beim BVB rechnet schon seit Wochen niemand mehr damit, dass das noch klappen könnte. Zeit also, für ein erstes kurzes Saisonfazit.

Als der BVB im Sommer 2018 Lucien Favre als Trainer installierte, zudem mit Sebastian Kehl und Mathias Sammer Ratgeber mit ‚Stallgeruch‘ in das Umfeld der Mannschaft holte, da war das Ziel dieser Personalentscheidungen klar: Titel sollten her, nachdem die erste Zeit nach der Ära Thomas Tuchel ab Sommer 2017 doch etwas unstrukturiert und erfolgsarm daherkam.

Jetzt, zwei Jahre später, muss festgestellt werden, dass der BVB zuletzt zwar phasenweise wieder mit den Bayern mithalten konnte, insgesamt stabilisiert wirkt, doch die erhofften Titel auch mit dem neuen Personal weiterhin ausblieben.

Der Vorsprung auf die schier übermächtig wirkenden Bayern, die in den kommenden Tagen ihre achte Meisterschaft in Serie einfahren werden, konnte zwar verkürzt, aber nicht aufgeholt werden. Die Dortmunder haben spielerisch noch immer deutlich zu viele Aussetzer, so dass sie an den Münchenern bisher nicht vorbeikamen. Auch im DFB-Pokal und in der Champions League wussten die Schwarzgelben in der Zeit nach Tuchel auf Dauer nicht wirklich zu überzeugen.

Was also ändern?

Traut man Trainer Favre zu, die junge Mannschaft der Westfalen so weit zu entwickeln, dass es in den nächsten ein oder zwei Jahren mit einem Titel klappen kann?

Im Umfeld wird vielfach bezweifelt, dass Favre für diesen Job der Richtige ist. Immer wieder wirkte der Schweizer schlicht zu ungeschickt, zu wenig charismatisch, um den ganz großen Sprung zu schaffen.

Favre selber wirkt von den ewigen Diskussionen um seine Person inzwischen extrem angefasst, wie man erst in den Vorwochen wieder mitbekommen konnte, als er bei ‚Sky‘ ein entsprechendes Statement zu seiner Person in wenigen Wochen ankündigte, danach aber plötzlich nichts mehr davon wissen wollte. Alles sei (mal wieder) nur ein Missverständnis gewesen.

Nicht das erste Mal, dass Favre in der Öffentlichkeit eine mehr als unglückliche Figur machte. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an das Vorjahr, als er den Meisterschaftskampf nach der Heimpleite gegen Schalke allzu früh abblies. Ist das so wirklich der Coach, der Dortmund zur ersten Meisterschaft seit 2012 führen kann?

Auch Teammanager Sebastian Kehl wirkt vielfach noch deutlich zu brav, um die Münchener von seiner Position aus ernsthaft herauszufordern. Eine Abteilung ‚Attacke‘ hat der BVB im Gegensatz zum großen Rivalen insgesamt nicht. Das mag sympathisch sein und einem viel Zuspruch bei den Schwiegermüttern im Lande einbringen. Aber macht einen das gegen einen extrem starken Gegner auf Sicht auch zum Deutschen Meister? Manchmal würde man sich hier als Beobachter mehr Offensive, mehr Selbstvertrauen und Aggressivität in der Führungsriege wünschen.

Wem man das Selbstvertrauen es mit den Bayern aufzunehmen in Dortmund neben Geschäftsführer Aki Watzke grundsätzlich noch am ehesten zutrauen würde, das ist Berater Mathias Sammer. Denn auch der erfahrene Manager Michael Zorc gilt seit Jahren nicht gerade als ein Lautsprecher der Liga.

Doch Sammer berät eben nur im Hintergrund und ‚extern‘, also ohne offizielle Rolle im Verein, tritt in der Öffentlichkeit seit dem Ende seiner Expertentätigkeit bei Eurosport im Vorsommer kaum noch in Erscheinung. Müsste er aber beim BVB im Idealfall jetzt nicht mehr in den Vordergrund treten, wenn es der Klub in der kommenden Spielzeit wieder mit den Bayern aufnehmen will? Den Dortmundern fehlt schlicht ein charismatischer Anführer, für die junge Mannschaft. Einer der der jungen Mannschaft den Weg weist, ihr Selbstvertrauen und die entsprechende Angriffslust in Bezug auf einen Titel vermittelt.

Das Duo Favre/Kehl erscheint, das ist zumindest eine der Lehren aus den ersten zwei Jahren ihres Wirkens in aktueller Funktion, beim BVB zu schwach, zu wenig fordernd für die ganz großen Erfolge.

Jetzt wäre die ideale Zeit mal über die personelle Zukunft der Schwarzgelben auf der Führungsebene intensiver nachzudenken…

 

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