Am 30. Oktober findet in Berlin die Konferenz „Europa nach der Krise“ statt. Wenn wir den mir etwas zu optimistischen Titel beiseite lassen, die Krise Europas ist meiner Meinung nach noch lange nicht vorbei, erscheint uns das Anliegen der Konferenz doch interessant zu sein: Bürger sollen aktiven und ehemaligen Politikern wie Finanzminister Wolfgang Schäuble, Martin Schulz, Peer Steinbrück oder auch Ursula von der Leyen ihre Ideen zu Europa weitergeben. 100 dieser Ideen, und dabei kann es ja auch im Vorschläge gegen die Zensur des Internets gehen, die besonders von der Leyen interessieren dürften, bekommen die Politiker auf der Konferenz als Buch überreicht. Wohl auch eine kleine Verneigung gegenüber dem SPD-Kanzlerkandidaten, der ja noch ein wenig mit den digitalen Medien fremdelt.
Wer mitmacht, entscheidet auch mit, welche Vorschläge zu den Top 100 gehören, die weitergeleitet werden. Wir sind Medienpartner der Diskussionsplattform und würden uns freuen, wenn ihr mitmacht. Veranstaltet wird das Ganze vom Nicolas Berggruen Institute und Schirmherr ist der ehemalige Kanzler und engagierte Raucher Helmut Schmidt.
Jetz mal echt! Das klingt wie ein Projekt irgend einer Grundschule: „Schreibt euren Politikern was ihr erwartet!“ Für mich klingt das wie reiner Populismus. Dem Bürger wird hier mal wieder klasse vorgemacht, dass er an der Politik beteiligt sei. Als ob da irgendwelche kritischen Vorschläge gemacht würden, die dann auch von der Politik umgesetzt würden. Der Bürger darf sich nur in einer Form an der Politik beteiligen: Durch seine Stimmabgabe bei Wahlen die herrschenden Parteien/Personen bestimmen und somit die Herrschaft über sich legitimieren.
Auf so ziemlich alles was dann bis zur nächsten Stimmabgabe passiert, hat er relativ wenig Einfluss. Klar er kann demonstrieren. Aber auch solch ein Protest muss, will er legal sein, bei der Herrschaft angefragt und von ihr abgesegnet werden.
Auch befindet man sich bei solchen Veranstaltungen im Bereich des Nationalismus. Zwar wurden die Grenzen von einzelnen Staaten auf Staatenverbände erweitert doch sonst hat sich nichts geändert. In meiner Kindheit musste man sich noch Ideen zu Deutschland überlegen und wie es in Zukunft aussehen sollte. Für den Bürger „besser“ ist dadurch nichts geworden. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Ich würde mir mal gerne Veranstaltungen wünschen, die versuchen die Ursache/n der „Krise“ dem Bürger nahezubringen oder zu erklären. Nur das würde ja an Systemkritik grenzen und solche Diskussionen sind nicht gern gesehen oder sogar verboten.
(Häufig werden dann auch gerne Vergleiche herangezogen wie: Uns geht es aber immer noch besser als dem und dem. Mit sowas muss man vorsichtig sein, da am Ende solcher Argumente kommt: Aber wenigstens leben wir noch)
Dann sind halt die Banken schuld. Dass diese aber nur auf der rechtlichen Grundlage der Gesetzgeber (also der Staaten und deren Politikern) handeln wird meist totgeschwiegen. Auch die Staaten sind nur an einem möglichst großem ökonomischen Wachstum interessiert um im (Außenpolitischen) Konkurrenzkampf mit den anderen Staaten bestehen zu können. Und dazu muss der Bürger nun mal herhalten. Der Bürger ist in den bestehenden Systemen leider Mittel zum Zweck und nicht der Zweck selber. Das sollte man eigentlich langsam mal begriffen haben. Die Banken werden durch hunterte Milliarden „gerettet“ (obwohl häufig Privatbesitz) und dem Bürger werden Sozialleistungen, Bibliotheken, Schulen, Gesundheitseinrichtungen usw usw gestrichen.
(Wenn ich hier vom Bürger spreche meine ich den größten Teil der Bevölkerung. Es gibt auch einige Wenige die vom System profitieren.)
Da ihr Medienpartner seid, kann ich verstehen wenn ihr diesen Kommentar nicht veröffentlicht. 😉