Am 10. April fand vor dem Amtsgericht Duisburg der Prozess gegen Leon Wystrychowski statt. Während drinnen der Palästina-Aktivist wegen der Billigung von Straftaten verurteilt wurde, demonstrierten draußen seine Unterstützer. „Ich fuhr zufällig mit dem Fahrrad an der kleinen Demonstration vorbei“, sagt Brigitte, die ihren richtigen Namen, der diesem Blog bekannt ist, nicht veröffentlicht sehen will. Sie hörte, wie einer der Demonstranten sagte, der 7. Oktober, also der Tag, an dem Palästinenser Israel überfielen und 1200 Menschen abschlachteten, Frauen vergewaltigten und Hunderte entführten, sei nur eine Reaktion auf 70 Jahre Kolonialismus gewesen. „Diese Aussage habe ich als zutiefst widerwärtig empfunden. Ich habe dann gerufen: ‘Was hat ein abgeschlachtetes Baby damit zu tun?’“. Dann habe sich die Meute gegen sie gewandt und eingekesselt. Die Polizei kam dazu und riet ihr, sich zurückzuhalten. „Während im Amtsgericht jemand wegen solcher Parolen verurteilt wurde und ich als Passantin mich dagegen gewehrt habe, wendete sich unsere Exekutive gegen mich.“ Einer der Demonstranten habe gegen ihr Rad getreten und danach so getan, als ob sie ihn verletzt habe.
Die Polizei griff erneut ein: Sie nahm Brigittes Personalien auf. Anstatt eine Bürgerin zu schützen, die von einem antisemitischen Mob angegangen wurde, wandte sie sich gegen sie. Der Grund, teilte die Polizei auf Anfrage mit, war Deeskalation:
„Im Zusammenhang mit der Versammlung am 10. April sind mehrere Strafanzeigen gefertigt worden – u. a. wegen Beleidigung. Als eine Passantin an der Versammlung vorbeilief und die Teilnehmer beleidigte, kam es zu einer wechselseitigen verbalen Auseinandersetzung, sodass die Polizei deeskalierend eingriff und die Parteien trennte. Die Einsatzkräfte haben vor Ort u. a. die Personalien der Passantin und eines Versammlungsteilnehmers aufgenommen. In beiden Fällen wird wegen Beleidigung ermittelt. In einem weiteren Fall wird ebenfalls wegen Beleidigung gegen Unbekannt ermittelt.“
Deeskalation – in Duisburg bedeutet das wieder einmal, Rechtsbrüche um des lieben Friedens willen zuzulassen.
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