Die Corona-Zahlen explodieren gerade! Menschen in ganz Deutschland machen sich zunehmend Sorgen. Sie ängstigen sich. Sei es um ihre eigene Gesundheit, oder die ihrer Lieben. Nach Ansicht nahezu aller Experten, lässt sich das Ungemach in den kommenden Wochen auch kaum noch stoppen. Die Zahlen werden weiter steigen, schlicht weil es von Infektion über Erkrankung bis zu Hospitalisierung oder gar Tod immer entsprechend dauert. Wollen wir im Dezember dem Ungemach Einhalt gebieten, wir müssten jetzt sofort dringend handeln.
Und trotzdem liefert die Fußball-Bundesliga an diesem Wochenende extrem verstörende Bilder. Bilder, die ganz im Widerspruch zu der im Frühjahr 2020 betonten neuen Demut und Bescheidenheit des Profifußballs stehen. Kurz zur Erinnerung: Damals war man froh, die Spielzeit 2019/20 überhaupt nach einer zweimonatigen Unterbrechung noch zu Ende spielen zu können. Und die Covid-Zahlen von damals waren mit denen von heute nicht zu vergleichen. Wo sind da die Verhältnismäßigkeit und die Konsequenz?
Als die Fußball-Bundesliga im März 2020 von einem Tag auf den anderen über Nacht den laufenden Spielbetrieb einstellen musste, da war die Aufregung bei allen Beteiligten groß. Die Saison abbrechen, oder doch noch irgendwie sportlich retten? Keiner wusste, wie es weitergehen sollte bzw. konnte. Das machte die Beteiligten demütig und holte sie von ihrem hohen Ross, auf dem sie viele Fans schon in den Monaten zuvor hatten sitzen sehen.
Beteiligte aller Klubs gelobten Besserung in Bezug auf Fan-Nähe, wollten sich in Zukunft wieder menschlicher verhalten. Viele sahen diesen Einschnitt damals als eine Art Weckruf. Da einige Vereine rasch in finanzielle Bedrängnis gerieten, wurde das gesamte Konstrukt Profifußball kritisch hinterfragt. Gehälter seien aus den Fugen geraten, die Ausrichtung in Puncto Kommerzialisierung übertrieben, zu wenige Rücklagen gebildet worden.
Demensprechend war die Erleichterung groß, als die Saison zwischen Mai und Juli 2020 noch regulär, wenn auch ohne Zuschauer in den Stadien, beendet werden konnte.
Jetzt, gut ein Jahr später, muten viele Stadien so an, als hätten wir die Pandemie längst hinter uns gelassen. Am Freitag drängelten sich zum Beispiel die Anhänger im Stadion in Augsburg, und feierten wie in den ‚guten alten Zeiten‘ den Überraschungserfolg des FC gegen den FC Bayern München.
Wer kurz einmal sein Gehirn einschaltete, den mussten die Bilder von ausgelassen und ohne Abstände eng umschlungen feiernden Fans auf den Tribüne die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. In Zeiten, in denen wir von Rekordwert zu Rekordwert eilen, der nächste Lockdown bereits droht, scheinen viele Menschen das Gespür für die Gefahr längst verloren zu haben.
Und auch bei den Klubs wird die Gefahr weitestgehend ausgeblendet. So öffnet auch der BVB in Dortmund, der in dieser Woche schon für Diskussionen aufgrund seiner Verkaufspraxis für die Dauerkarten sorgte, heute für das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch die Tageskassen um möglichst die maximal mögliche Anzahl von Tickets an den Mann bzw. die Frau zu bringen. In anderen Städten dürfte es nicht anders aussehen.
Wie passt das zusammen mit vielen abgesagten Martinsumzügen in unserer Region oder dem am Horizont schon deutlich sichtbaren Dezember-Lockdown? Eben! Gar nicht!
Von der neuen Bescheidenheit und Demut in der Fußball-Bundesliga scheint, bei allem grundsätzlichen Verständnis für den Geschäftssinn und Profisport grundsätzlich, nicht mehr viel übrig geblieben zu sein. Einmal mehr dürfte der Wille zur Mäßigung der kapitalistischen Auswüchse im Profisport in Wahrheit längst nicht so ausgeprägt gewesen sein, wie es von den Verantwortlichen gerne behauptet wird….
Robin,
Bescheidenheit und Demut…….??
Attribute einer fernen, einer fremden Welt. Nicht nur im (Profi-) Fußball.
Im übrigen:
In den Unternehmen, deren Produkt der Profifußball ist, geht es wie in jedem anderen Unternehmen ihrem Wesen gemäß um "das Geldverdienen", und regelmäßig nach dem Motto "Koste es was es wolle" -wörtlich und bildlich gemeint..
Da das ohne "uns Fans" nicht funktioniert, müssen "wir uns fragen"………….?
In diesem Sinne….
"Ich warte auf den Anstoß unseres BVB gegen Stuttgart" und hoffe……..
Grüße -auch an die Eltern-
Walter
@Walter: Danke! Richte ich aus!
55.000 Zuschauer sind heute wohl in Dortmund im Stadion, obwohl 67.000 reingedurft hätten. Und auch in Gladbach ist es scheinbar nicht ausverkauft. Sagt dann ja doch auch ein wenig über die Lage aus.
Robin,
55.000……….
Ich will weigere mich, darüber nachzudenken und erstrecht, darüber zu diskutieren, weil für mich ganz und gar unfaßbar.
Und der "Sieg" mit 2:1 gegen Stuttgart = Tabellenplatz 2…..
"Vor Deiner Zeit" gab es in der WAZ an jedem Wochenende die Glosse "Kumpel Anton" -verfaßt vom WAZ-Sportredakteur (!!) Wilhelm H.Koch. Der hätte zu seinem Kumpel Cervinski nach diesem Spiel gesagt'
"Weiße watt? Datt Glück ist mit die Doofen".
@Walter: Zum Glück 'muss' ich gerade arbeiten, Walter, und habe daher von dem offenbar nervenaufreibenden Spiel bisher nicht so viel mitbekommen. Das Ergebnis nehme ich gerne. Mit Glanz hatte ich ohne Haaland ohnehin nicht gerechnet.
Und die 55.000 könnten mit dazu beitragen, dass die Zahlen in den kommenden Tagen in die Höhe schnellen. Ist eine schwierige Phase. Ich wollte den BVB Mitte Dezember eigentlich nach Berlin zur Hertha begleiten. Das dürfte wohl auch nichts werden….
“Was ist aus der zu Pandemiebeginn angekündigten neuen Demut der Fußball-Bundesliga geworden?”
"Nichts, Geldberge anhäufen ist wichtiger!!"
[…] nur, dass der Fußball so auch endlich einmal wieder seine vielbeschworene Vorbildrolle für die Gesellschaft einnehmen könnte, auch ein fairerer und langfristig im dreifachen Sinne […]
[…] herbeigesehnte Fußballromantik über Monate hinweg mit Füßen getreten hat, der täte der ohnehin kritischen Entwicklung im modernen Profifußball, die durch die Corona-Pandemie noch einmal beschleunigt wurde, zweifelsohne nicht gut. Das dürfte […]
[…] Dass sich die Interessen der Bürger dieses Landes in Bezug auf den Sport als etabliertem Unterhaltungsprogramm seit längerem massiv verschieben, haben wir hier im Blog in den vergangenen Monaten und Jahren ja schon häufiger diskutiert. […]