Das Verhalten viel zu vieler Bürger hat sich gegenüber den Rettungsdiensten in diesem Land jüngst negativ verändert. Immer wieder liest man von nicht nachvollziehbaren Aktionen, die man kaum glauben mag. Währen der Einsätze von ihnen geklaute Gegenstände, offene Drohungen gegenüber den Rettungskräften und sogar tätliche Angriffe auf sie finden statt.
In den vergangenen Tagen sorgten nun Berichte aus Mettmann für viel öffentliche Empörung. Weil die Feuerwehr mit Martinshorn zu einem Brand geeilt war, fühlt sich (mindestens) ein Anwohner dort offenkundig dermaßen belästigt, dass er unverhohlen der Feuerwehr drohte. Bei Wiederholung will er gar klagen, berichtet aktuell u.a. die WAZ. Klingt richtig übel.
Die Kollegen schreiben von einer anonymen E-Mail, in der der namentlich nicht genannte Absender der örtlichen Feuerwehr mit einer Anzeige drohte: „Sollte jetzt noch ein einziges Mal die Einsatzfahrzeuge in der lautesten Sirenenfrequenz durch die Innenstadt fahren, obwohl weder an der Kreuzung im Zentrum noch in der Bahnstraße noch in der verkehrsberuhigten Breite Straße weder Auto noch Fußgänger unterwegs waren (in Bild und Ton festgehalten), erstatten wir in Wohngemeinschaft von den betreffenden Bewohnern Anzeige wegen Körperverletzung.“
Nun ist das natürlich weder in Form noch in Sachen Inhalt so zu billigen, doch ganz so abwegig sind die Gedanken des namenlosen ‚Wutbürgers‘ im Kern gar nicht. Bei der Feuerwehr und in Bezug auf ihr Verhalten hat sich im Laufe der vergangenen Jahre, auch aus meiner Sicht, tatsächlich viel verändert. Längst nicht immer zum Positiven.
Ich selber war in den 1990er-Jahren für knapp zehn Jahre einmal Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, hier bei mir am Wohnort, in Waltrop (Kreis Recklinghausen). Damals herrschten dort noch völlig andere Zustände als heutzutage. In allen Bereichen, rund um die gesamte Organisation.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich das auch auf weite Teile der andern Feuerwehren in diesem Lande übertragen, wie auch diese Droh-E-Mail indirekt bestätigt. Und genau deshalb will ich meine Gedanken dazu hier heute auch einmal kurz mit unseren Lesern teilen, möglicherweise eine entsprechende Debatte anstoßen. Aber mehr dazu dann später.
In den 90ern war die Mitgliedschaft bei einer Freiwilligen Feuerwehr für junge Männer noch eine beliebte Art seinen ‚Wehrdienst‘ abzuleisten. Damals konnte man sich dort für zehn Jahre (später neun bzw. sieben Jahre) verpflichten, brauchte dann nicht zur Bundeswehr. Die Folge war eine lange Warteliste an Bewerbern.
Heutzutage muss die Feuerwehr mühsam um Nachwuchs werben. Bei den Freiwilligen, aber auch bei den hauptberuflichen Kräften. Natürlich ist der Wegfall der Wehrpflicht ein wichtiger Grund für die rückläufige Anzahl an Bewerbern. Aber es müssen noch andere Gründe vorhanden sein, die die Feuerwehr, so wie andere Hilfsorganisationen auch, für Außenstehende deutlich unattraktiver erscheinen lassen als früher.
Beobachtet man die Entwicklung am eigenen Wohnort, so wie ich es aufgrund meiner früheren Mitgliedschaft dort über Jahre hinweg getan habe, dann fällt schnell auf, dass die Geselligkeit, die Kameradschaft, dort offenkundig deutlich geringer ausgeprägt ist als das noch vor gut 20 Jahren der Fall war.
Das äußert sich nicht nur in der auffällig geringer gewordenen Zahl der gemeinsamen Aktivitäten, auch in der Gesamtgesellschaft hat sich im Bezug auf solche Hilfsorganisationen seit 1990 viel verändert. Wurde es früher hier am Ort zum Beispiel von vielen Anwohnern und Unternehmen noch als eine Ehre angesehen die Feuerwehr einmal zu einer Übung zu sich einzuladen, ist diese Praxis heute die absolute Ausnahme geworden. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Wertschätzung in der gesamten Bürgerschaft geringer geworden zu sein scheint. Die Rolle der Wehr ist offensichtlich eben eine andere geworden.
Die Feuerwehr, die wie auch THW, Rotes Kreuz usw., inzwischen um jeden neuen Aktiven ringen muss, hat allerdings auch ihr eigenes Verhalten massiv verändert. Und spätestens da findet sich dann auch ein Anknüpfungspunkt zu den sich aktuell häufenden Beschwerden über Einsatzkräfte im Einsatz.
Als ich vor gut 20 Jahren noch mit der örtlichen Feuerwehr unterwegs war, da gab der damalige Wehrchef die allgemeine Empfehlung aus, sich bei den Einsatzfahrten möglichst rücksichtsvoll und unauffällig zu verhalten. So sollten die Martinshörner der Einsatzfahrzeuge nur in offenkundigen Gefahrensituationen und an Kreuzungen zum Einsatz kommen. Wann immer möglich, sollten wir auf unnötige Lärmbelästigungen der Anwohner verzichten.
Seit ein paar Jahren ist das spürbar anders geworden. Ich selber habe schon mehrfach festgestellt, dass Einsatzfahrzeuge die Martinshörner quasi ununterbrochen zum Einsatz bringen, wenn sie alarmiert wurden. Das erscheint zumindest teilweise unnötig.
So erschallt hier selbst zwischen den Ortschaften, bei Fahrten über die Landstraßen der Region, inzwischen häufig durchgängig die Alarmsignale, so dass eine maximale Anzahl von Leuten den Einsatz bemerkt. Auch der Teil der Bevölkerung, der gerade schlafen möchte, oder sich aus anderem Grunde davon belästigt fühlt.
Hier geben die Einsatzfahrzeuge tatsächlich deutlich mehr Anlass zur Klage als früher. Das habe ich auch schon häufig gedacht, wenn ich es so natürlich auch niemals äußern würde, geschweige denn die Leute bedrohen würde. Gut finde ich diese Entwicklung allerdings auch nicht.
Man kann sich immer häufiger des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die entsprechenden Fahrer vermehrt in der Vordergrund spielen wollen. Die defensive Taktik der Vergangenheit ist jedenfalls hier am Ort aktuell auch nicht mehr zu beobachten. Eher das Gegenteil. Und das ist auch genau der Kern dieser anonymen E-Mail von Mettmann, die ja der Auslöser für diese Zeilen hier war.
Ähnliches trifft übrigens auch für die Alarmierungen zu. In meiner aktiven Zeit in der Feuerwehr ging der öffentlich hörbare Sirenenalarm hier am Ort maximal einmal im Jahr los. Inzwischen mindestens einmal im Monat. Und das trotz fortschreitender Technisierung, der Entwicklung des Internets usw.. Eigentlich würde man ja das Gegenteil erwarten.
Früher schon wurden von den gut 100 aktiven Feuerwehrleuten in Waltrop die Mehrheit per stillem Alarm alarmiert. Erst wenn die Anzahl der so verfügbaren Kräfte irgendwann nicht ausreichte um den Einsatz erfolgreich zu absolvieren, zog man die Sirenen um die Leute zu alarmieren, die nicht über einen Funkmelder verfügten. In der Praxis war das hier eigentlich nur bei den wenigen Großbränden der Fall.
In den vergangenen Jahren wurde hier am Ort deutlich häufiger die öffentlich hörbaren Sirenen aktiviert. Fast immer war dann hinterher zu erfahren, dass es sich lediglich um einen Fehlalarm oder um ein auf dem Herd vergessenes Essen o.ä. gehandelt hatte, der Sirenenalarm also faktisch völliger quatsch war. Auch solche Entwicklungen sind sicherlich nicht im Sinne der Sache, der aktiven Feuerwehrleute oder gar der Bürger.
Nicht nur, dass den Sirenenalarm dann irgendwann keiner mehr ernst nimmt, auch die Lärmbelästigung der Bürger wird so natürlich unnötig größer, was die grundsätzliche Stimmung gegenüber der Feuerwehr ebenfalls nicht verbessern dürfte.
Dass der Alarm inzwischen nicht mehr an der örtlichen Feuerwache aufläuft, wo Ortskenntnisse und Erfahrungen größer sind, sondern inzwischen bei der Kreisleitstelle eingehen, trägt sicherlich ebenfalls zu einer Verschlechterung der Situation bei.
Es gibt also, auch wenn die Verantwortlichen der Wehren das so sicherlich nicht öffentlich eingestehen werden, durchaus nachvollziehbare, gute Gründe und offensichtliche Entwicklungen zu beobachten, die zumindest ein Stück weit erklären können warum sich die Stimmung rund um die Feuerwehren der Region zuletzt dermaßen verschlechtert hat.
Drohungen und Diebstähle, geschweige denn tätliche Angriffe auf Hilfskräfte, rechtfertigt das natürlich trotzdem in keinster Weise!
Der Autor zeigt jedenfalls deutlich, dass er nicht viel von dem versteht, über das er schreibt. In der Straßenverkehrsordnung steht: Blaues Blinklicht IN VERBINDUNG mit dem Einsatzhorn ordnet an, dass alle übrigen Verkehrsteilnehmer umgehend freie Bahn zu schaffen haben. Es gibt inzwischen eine ganze Fülle von Urteilen, die dem Fahrer des Einsatzfahrzeuges die alleinige Schuld zumessen, weil dieser ohne Einsatzhorn gefahren ist und es zum Unfall kam. Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass die Leute die verrücktesten Dinge machen, wenn sie plötzlich das Blaulicht im Rückspiegel entdecken. Über den zweiten Teil, also die persönliche und geistige Reife der Feuerwehrmänner, wacht hoffentlich auch die Wehrführung.
"In den vergangenen Jahren wurde hier am Ort deutlich häufiger die öffentlich hörbaren Sirenen aktiviert. Fast immer war dann hinterher zu erfahren, dass es sich lediglich um einen Fehlalarm oder um ein auf dem Herd vergessenes Essen o.ä. gehandelt hatte, der Sirenenalarm also faktisch völliger quatsch war."
Eben. Hinterher hat sich das herausgestellt.
Ich sehe das alles eher pragmatisch-die Jungs (und Mädels?) machen ihre Arbeit zum Nutzen aller. Ich beschwere mich auch nicht über die Müll-Männer, die mich jeden Donnerstag zu einer strafwürdigen Zeit wachklingeln, um Einlass zu den Tonnen zu bekommen. Wie oft habe ich die innerlich verflucht und mir das Schlimmste ausgedacht, was man Menschen antun kann (ja nun, aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden kann halt Sadismus freisetzen), wie oft habe ich darüber nachgedacht "So, es reicht, du stellst jetzt dauerhaft die Klingel ab, wird eh Zeit). Aber hey, die müssen meinen Müll nicht mitnehmen, wenn man denen doof kommt… Von daher sollte man sich dem einfach beugen. 😀 Und bei Martinshörnern erst Recht.
@Carsten Stoffel: Jetzt reden wir aber offenkundig aneinander vorbei. Denn ihre Schilderung ist im Kern doch unbestritten. Aber warum ertönen denn, im Gegensatz zu früher, die Martinshörner jetzt auch vielfach, wenn weit und breit keine anderen Verkehrsteilnehmer zu sehen sind, oder sogar dann, wenn das Einsatzfaghrzeug am Wegesrand parkt. Mit Rücksichtnahme hat das nichts mehr zu tun. Da hat sich im Vergleich zu früher viel verändert. Und darum ging es im Text. Denn diesen unnötigen Lärm kritisiert ja auch der Schreiber dieser unsäglichen Droh-E-Mail. Das kann man ja mal diskutieren, wie ich finde.
@Robin: Woher weisst Du das, dass es früher besser war? 😀
"Unnötiger Lärm"-nun ja, ich bin auch sehr empfindlich, aber ich vertraue der Feuerwehr etc., dass die wissen, was sie tun.
Wenn Du ernsthaft darüber diskutieren möchtest, dann wären Zahlen, Daten, Fakten ganz gut. Die scheint es aber nicht zu geben.
@Nina: Es gibt halt Veränderungen, da reicht es, wenn man etwas interessiert und aufmerksam über einen längeren Zeitraum beobachtet und Beteiligten zuhört, um sie zu bemerken. Und zum Rest: Siehe Text.
Zu 1 und 3:
Es hat sich auch was im Verkehrsaufkommen und im Fahrverhalten der Leute was geändert, betrachtet auf die letzten zwanzig Jahre. Dass Einsatzwagenfahrer dann nicht alleine grade stehen wollen, kann ich vollkommen verstehen. Und bei mir kommen Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei mehrmals in der Woche mit Martinshorn vorbei, ich wohne am einer großen Kreuzung in Feuerwehrnähe und in Innenstadtlage. Keine Frage, es nervt, grade abends und nachts. Über die letzten fünf Jahre ist es auch deutlich häufiger geworden. Aber trotzdem sehe ich keinen Grund zum Beschweren, wenn die Fahrer so sehr in der Zwickmühle sind.
#3 Robin Patzwaldt
Vielleicht gibt es tatsächlich mittlerweile die Anweisung, bei einem Notfall immer Blaulicht und Martinshorn während der Fahrt unterwegs zu sein? Möglicherweise ist das eine Reaktion auf die von Herrn Stoffels aufgeführten Gerichtsurteile, möglicherweise auch eine Forderung der Unfallkasse/Berufsgenossenschaft der Feuerwehr? (Vergleichbar mit dem Rückwärtsfahrverbot für Mülllaster, selbst wenn ein Einweiser vor Ort sein könnte. Da war doch was in den letzten Wochen).
Wenn ein Einsatzfahrzeug am Rand steht (am Ort des Einsatzes) habe ich noch nie das Martinshorn gehört, nur Blaulicht gesehen. Vor Ort würde das Martinshorn auch gewaltig die Kommunikation stören. Sprich, ich würde diese Maßnahme eher so einschätzen, dass es aus den Vorgaben einer Versicherung/Berufsgenossenschaft resultiert.
Das wäre doch mal ein schöner Artikel: Wie wirken sich Vorgaben von Berufsgenossenschaften und Versicherungen auf die Erbringung kommunaler Dienstleistungen aus?
Der Sireneneinsatz kommt auch mir immer häufiger überzogen vor. Da wird die Sirene auch auf leerer, gerader Strecke ohne Kreuzungen nicht ausgeschaltet. Da haben alle vier Fahrzeuge in einem Löschzug, die direkt hintereinander herfahren, die Sirene an. Oder es wird abwechselnd in unterschiedlichen Tonlagen getutet, als singe man ein Lied mit verteilten Stimmen. Das alles in einer Lautstärke, die die Schmerzgrenze überschreitet. Man gewinnt zuweilen den Eindruck, dass Feuerwehr und Rettungsdienste Spaß am eigenen Krach haben. Ein bisschen mehr Zurückhaltung könnte die Akzeptanz des Unvermeidlichen vielleicht erhöhen.
Das unter #6 genannte Fahrverhalten gehört sicherlich dazu. Wenn wir mal die vom Beitragsautor reinweg faktenlos nach Bauchgefühl beschriebene "Gute-Alte-Zeit" betrachten, dann reichte es früher, wenn das Horn in Entfernung erklungen ist, um Aufmerksamkeit bei den Verkehrsteilnehmern herzustellen. Heutzutage sitzen die Fahrer und Fahrerinnen abgeschottet in ihrem vollklimatisierten Kfz bei reichlich "Ütz-Ütz-Mucke" und daddeln an ihrem Smartphone herum. Die Pressluftfanfare, die notwendig ist, um diese Gestalten in das Hier und Jetzt zurückzuholen gibt es noch nicht.
Dazu kommt der schon erwähnte §35 StVO: Warum sollen sich die Fahrer die Verantwortung an das Bein binden? Der Clan-Chef empfindet sie als zu langsam, der Wutbürger als zu laut. Meine Reaktion wäre: Macht doch euern Dreck alleene!
@Emscher-Lippizianer: "Meine Reaktion wäre: Macht doch euern Dreck alleene!"
In der Realität ist es inzwischen aber eher umgekehrt. Den Job bei der Feuerwehr will kaum noch einer machen. Schon gar nicht als unbewzahlter Freiwilliger. Früher gab es eine Warteliste. Auch ein deutlich sichgtbares Zeichen der Entwicklung der vergangenen Jahre.Da läuft aus beiden Richtungen wohl sao einiges schief aktuell.
@Robin Patzwald "Wenn weit und breit niemand zu sehen ist". Das ist es ja eben was ich will, mich schon aus der Ferne bemerkbar machen, damit niemand unvernünftigerweise auf die Fahrbahn läuft o.ä. Außerdem erwarten wir doch vollkommen zu Recht, dass sich der Fahrer auf das Fahren konzentriert und nicht an den Knöpfen für das Horn herumspielt.
@Robin Patzwald
Das ist ein ganz normales, gesellschaftliches Problem. Je weniger innerer Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist, desto mehr äußerer Zwang ist notwendig um alles zusammen zu halten.
Meine Wahrnehmung ist allerdings die, daß es immer noch junge Männer und Frauen gibt, die einer freiwilligen Wehr beitreten. Aufgrund der beruflichen Situation ist die so genannte Tagesverfügbarkeit eher überschaubar. Die meisten Einsäte werden doch auch bei den freiwilligen Wehren von hauptamtlichen Kräften gefahren.
Wir wollen eine "All Inclusive" Gesellschaft, die alles leistet, sind aber nicht bereit uns auch zu engagieren bzw. dafür zu zahlen.
Besonders verrückt ist das an den Diskussionen über das Gießen von Jungbäumen zu beobachten.
IN JEDEM DORF FEGT MAN VOR DER HAUSTÜR UND KÜMMERT SICH UM SEINE BEREICH
In den Städten lebt man im Dreck, ruft an oder beschwert sich.
Diese Einstellung betrifft natürlich auch die für das Gemeinwohl notwendigen Aufgaben. Hier sehe ich aber immer noch viele engagierte Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen.
Wen stören ernsthaft Martinshörner?
Was geht in einem Kopf vor, der Rettungskräfte im Einsatz wg. etwas Lärm verklagen will?
Wir müssen uns aber auch fragen, warum so oft automatische Alarmmelder Fehlalarme erzeugen. Ebenso ist es notwendig die Notfall-Zentren von 08/15 Sachen zu entlasten. Man braucht nicht für jeden Kram eine Notbehandlung. Hier fehlt wohl auch die Erfahrung, und die vielen Berichte über "Kleinigkeit führte zu großen Folgen" sorgen für Unsicherheiten, die nicht sein müssten.
Mir fehlt hier jedes Verständnis für das Herumnörgeln. Da vertraue ich auch den Rettungskräften, dass sie verantwortungsbewusst mit ihren Sonderrechten umgehen. Man muss nicht immer jede Wichtigtuerei und jeden Egoismus irgendwie verstehen. OK, so manche Gerichtsurteile, die immer mehr Leute von freiwilligen Arbeiten abhalten, auch nicht.
Robin, bei den Bekloppten und Geschädigten, die heutzutage aus zumindest mir unerfindlichen Gründen in den Besitz eines Führerscheins – und noch viel schlimmer: auch in den Besitz eines Kraftfahrzeugs – gelangen (und damit meine ich nicht Terroristen, die Kfz als Waffe benutzen), ist es nur logisch, dass die frühere Rücksichtnahme der Wehren und der Polizei heute reiner Vernunft und Sicherheit weichen muss. Wenn ich allein nur den Dortmunder Wallring bei Nacht betrachte, ist wegen dieser Bekloppten ein sicheres Fahren der Einsatzkräfte nur noch mit maximalem Signaleinsatz möglich und das allein schon deshalb, um zunächst die eigene Gesundheit nicht zu gefährden.
"Freie Fahrt für freie Idioten" sollte als Spruchabwandlung aus dem teutschen "Nachkriegs-Mittelalter" keine Gültigkeit besitzen.
Nun, der frühere Verzicht auf das gesetzlich vorgeschriebene Sondersignal hatte ja mit zunehmender Verkehrsdichte und Rücksichtslosigkeit von immer mehr Verkehrsteilnehmers seine Konsequenzen: Die Zahl der (schwer) verunfallten Einsatzfahrzeuge stieg kontinuierlich an. Es ist eben die Krux an der Geschichte, dass das Sondersignal zum blauen Blinklicht eben genau noch am allermeisten gebraucht wird, wo es am allermeisten Leute stört: In dicht besiedelten Gebieten mit vielen Menschen, vielen Kreuzungen, Ausfahrten und viel Verkehr. Auf einer 20 Kilometer langen und leeren Landstraße ohne jede Abzweigungen braucht es das Sondersignal viel weniger, dort hat es aber eben viel weniger Menschen die es stören kann.
Tatsächlich begreifen kann allerdings niemand, wieso inzwischen so viele Einsatzfahrer vollkommen unsinnig mit der Stadt-/Landschaltung herum spielen.
Ein anderer Aspekt ist, dass kaum noch Einsatzfahrzeuge mit echtem Pressluft-Martinhorn unterwegs sind. DIE waren laut. Heutige Einsatzfahrzeuge sieht man bereits Minuten mit Blaulicht von hinten kommend, bevor man das Sondersignal hört. Was sich inzwischen von elektronischen Platinen erzeugt anhört wie von einer Modelleisenbahn. Geschweige denn, dass man Einsatzfahrzeuge hört, die sich quer zur eigenen Fahrtrichtung bewegen und man die verorten kann, bevor man sie sieht. Gut für das Gehör der Einsatzkräfte im Fahrzeug, schlecht für den Verkehr.
Ein echtes Problem sind aber die seit Jahren kontinuierlich zunehmenden Fehleinsätze wegen Essen auf nicht abgeschaltetem E-Herd während Mutti die Waschmaschine befüllt und die ebenso steigenden Einsatzzahlen für Einsätze wegen des Auslösens privater Rauchwarnmelder, die unberechtigt ausgelöst haben. Früher waren die Rauchwarnmelder die im Einkauf sechsfuffzich gekostet haben ebenso gut und zuverlässig wie die teuersten Markengeräte. Mit der Einbaupflicht breiteten sich die Schrottteile ebenso aus wie die ständig Fehlalarme produzierenden Funk-Melder der Heizungsfirma ISTA, die man nicht mal mehr warten und reinigen kann.
Nicht vergessen dürfen wir aber auch die massive Zunahme von Rettungsdiensteinsätzen in den an allen Ecken aus dem Boden wachsenden Seniorenheimen. Ich wohnte eine Weile gegenüber eines solchen neugebauten und wurde fortan mit täglich bis zu sechs solcher Einsätze direkt gegenüber beglückt. Anfahrt ohne Sondersignal? Vollkommen unmöglich bei der Lage.
Wer also auf Einsatzfahrt unter Inanspruchnahme von Sonder- und Wegerechten heute auf das Sondersignal weitgehend verzichtet, der hat in Kürze Menschenleben und seine eigene Zukunft auf dem Gewissen.
"Mir fehlt jedes Verständnis…." mir auch @ke. Und ich wohne an einer Straße, an der mehrfach täglich Feuerwehr und Notarzt bzw RTW vorbeikommen, da diese um die Ecke stationiert sind. Im Gegenteil, wann immer ich die höre, bin ich dankbar, in einem Land zu leben, in der Rettungskräfte zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs sind, nur hoffentlich nie zu mir.
[…] man nicht auch ständig von großen Nachwuchssorgen vieler Hilfs-Organisationen wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, THW usw. in diesem […]