Bochum kann sich das Konzerthaus nicht leisten und wahrscheinlich werden nicht alle Theater im Ruhrgebiet die nächsten Jahre überleben. Na und? Wir haben andere Sorgen.
Dass die Städte im Ruhrgebiet pleite sind ist keine Neuigkeit und zum Teil auch selbstverschuldet. Wer meint, sich in einer Region mit gerade einmal fünf Millionen Einwohnern 53 Stadtverwaltungen, vier Kreisverwaltungen und mehr als ein Dutzend Nahverkehrsunternehmen leisten zu müssen hat nun einmal kein Geld. Auch wenn Bund und Länder künftig weniger dreist Politik auf Kosten der Städte machen werden, wird das Geld für einen solchen Öffentlichen-Dienst de Luxe nicht ausreichen.
Wer am Wasserkopf nicht sparen will, muss sich nach Alternativen umschauen. Auch auf Druck der Aufsichtsbehörden geht es jetzt an die Kultur. Das Ruhrgebiet rühmt sich die dichteste Kulturlandschaft der Republik, was sag ich, Europas, der Welt, ja wahrscheinlich der gesamten Galaxis zu haben. OK, das meiste ist Mittelmaß und wir noch nicht einmal regional wahrgenommen. Auch die Auslastung ist häufig schlecht. Das ist nun einmal so, wenn Quantität vor Qualität geht: 50 Kreisligisten genießen zusammen weniger Aufmerksamkeit als ein Bundesligist. Und wenn von diesen vielen Spielstätten ein paar in den nächsten Monaten oder Jahren über den Jordan gehen sollten, ist mir das egal. Die Städte könnten immer noch gemeinsam für ein attraktives Angebot in diesem Kultursegment sorgen, wenn sie beginnen würden, ihre Mittel zusammen zu legen. Von da an ist das Gejammer über die sterbende Theaterlandschaft vor allem einer gut vernetzten Klientel zu verdanken. Andere Bereiche mit viel größeren Problemen werden hingegen kaum wahrgenommen und haben keine so wirksame Lobby.
Die Schulen zum Beispiel. Viele sind verrottet, miserabel ausgestattet. Schulen, die so aussehen, wie sie es in den meisten Ruhrgebietsstädten tun, sind ein Statement der Gesellschaft. Es lautet: „Was hier passiert interessiert uns nicht.“ Fast jede Sparkassenfiliale macht einen repräsentativeren Eindruck.
Es gibt gute Konzepte für Schulen und in einer Region wie dem Ruhrgebiet müssten sie dringend umgesetzt werden. Mülheim macht so etwas: Im Stadtteil Eppinghofen plant die Stadt eine „Zukunftsschule“: Einrichtungen der Jugendarbeit, Elternberatung, VHS-Kurse, Vereine, Kindertageseinrichtungen, eine Grundschule, – alles unter einem Dach in einem attraktiven, gut ausgestatteten Gebäude. Solche Konzepte braucht das Ruhrgebiet dringend. Es müsste hunderte dieser Schulen geben. Ich würde mir einen so breiten und lauten Protest für bessere Schulen und Kindergärten wünschen, wie es ihn für den Erhalt der hochsubventionierten Theater und Konzerthäuser gibt. Dort, nicht in den Theatern und Konzerthäusern, entscheidet sich die Zukunft des Ruhrgebiets. Um ein Theaterstück zu sehen, kann man auch mal eine halbe oder eine Stunde fahren. Das ist kein Problem. Aber die „Zukunftsschulen“ müssen schnell und flächendeckend errichtet werden. Und sie müssen vor allem in den Stadtteilen gebaut werden, in denen die bildungsfernen Schichten leben, sie müssen vor der Haustür zu finden sein.
Ein oder zwei gute Theater, ein oder zwei gute Konzerthäuser – damit hätte das Ruhrgebiet nicht mehr die dichteste Kulturlandschaft Deutschlands, aber es wäre ok. Wie schön wäre es hingegen, wenn wir die beste Bildungslandschaft hätten!
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This post was mentioned on Twitter by ruhrbarone: Was mir wichtiger als das Theatersterben ist…https://bit.ly/duUHuZ…
Also ich mache das eigentlich auch so, dass wenn ich ins Theater gehe, mir anschaue, wo was läuft und nicht wo das nächste Theater steht. Da fahr ich heute auch schon von Duisburg nach Essen, Düsseldorf oder Bochum. Wichtig ist der Inhalt und nicht der Ort. Und wenn das Theater irgendwo auf einem Feld zwischen Sonsbeck und Geldern liegen würde.
Da rührt Ihr an einem Tabu – seit ich mich erinnern kann gilt die Quantität der Theater und Schauspielhäuser im Revier als Qualitätsmerkmal, unabhängig von der Qualität. Und solange zig Bürgermeister eifersüchtig ihre Eitelkeiten ausleben dürfen wird sich daran auch nichts ändern.
Bravo! Das musste ja mal ausgesprochen werden.
Gut gebrüllt, Löwe!
Da will ich aber doch mal meine Zweifel anmelden.
Das Land hat schon die eine oder andere Gemeindereform hinter sich, die letzte Mitte der 70’er. Rückblickend wurde mittels halbwegs solventer Gemeinden bankrotte Großgemeinden saniert. Heute sind sie zusammen pleite.
Bei all den Überlegungen zur Optimierung durch Zusammenlegung scheint sich auch noch niemand Gedanken gemacht zu haben, wo denn eine theoretische Obergrenze wäre, ab der diese Reorganisation keinen Sinn mehr macht.
Außerdem verwundert es doch nicht wenig, daß der Grad der Verschuldung tendenziell doch eher reziprok zur Gemeindegröße zu sein scheint. Meine Vermutung ist, daß die bessere Kontrolle von Politik und Verwaltung durch fehlende Anonymität deren Effizienz steigert.
Wenn Fragen der Effizienz mal ehrlich behandelt würden und dann das Geld immer noch nicht für Schulen und Bühnen reicht, kann man sich immer noch ans Zusammenstreichen und Zusammenlegen machen. Bis dahin ist das genau die Lösung der Einfallslosen, die jetzt schon im Revier regieren und Schulen verfallen lassen, schließen und Büchereien dicht machen.
@Wolfram Obermanns: Im Ruhrgebiet sind auch kleine Städte seit Jahrten handlungsunfähig und absolut pleite. Waltrop ist dafür ein Beispiel. Diese Städte bieten ihren Bürgern immer weniger an Leistungen. Am Ende geht es nur noch um die Pflichtaufgaben und die Aufrechterhaltung der eigenen Verwaltung. Solche Beispiele gibt es viele. Natürlich wird auch eine bessere Kontrolle viel bringen. Aber diese Dichte längst nicht mehr handlungsfähiger Kommunen in einer stark schrumpfenden Region ist einfach nur eine große Geldverschwendung. Wie viele Städte verträgt das Ruhrgebiet? Keine Ahnung, das gilt es zu diskutieren. Der Ansatz müsste sein: Was wollen wir (Schulen, leistungsfähiger Nahverkehr, Kultur, Schwimmbäder etc.) und wie können wir diese Leistungen am günstigsten zur Verfügung stellen. Auf das Ergebnis einer solchen Diskussion wäre ich ehrlich gespannt.
Zu dem Text fällt mir gar nichts mehr ein. Außer, dass man das „dass“ im zweiten Absatz mit zwei „s“ schreibt.
Bildungsbürger, Bildung ist doch nicht nur Form sondern auch Inhalt, oder?
@Bildungsbürger: Danke für das „s“.
jawoll!
das mußte wirklich mal gesagt werden.
legen wir doch erstmal die verwaltungen in bezirken, kreisen, städten und verkehrsbetrieben zusammen, in einer ruhr-/pott/metropole/stadt!
aber wer sollte das übernehmen?
die etablierten parteien werden kaum ihre selbstbedienungsläden schließen.
@kollekta: Das sehe ich genauso wie Du. Und deshalb sind die Zukunftsaussichten für das Ruhrgebiet auch schlecht.
1. Da der Kulturetat meist bei etwa 1% des städtischen Haushalts liegt, kann man nicht viel sparen, wenn da was gestrichen wird.
2. Aber:
Wenn die Städte mit ihren Verwaltungen und Betrieben, von der Landesregierung zusammengelegt werden, dann liegt das Einsparpotential deutlich höher.
Dann könnten die Kultureinrichtungen erhalten, und die Schulen zukunftsweisend ausgestattet werden.
Da hätte der Herr Laurin aber auch selbst drauf kommen können. Aber so…Think Big!
@Helmut Junge: Da ich nicht daran glaube, dass die Städte Verwaltungen und Betriebe zusammenlegen bleibt nur die Prioritätensetzung. Und da gilt für mich: Bildung muss an erster Stelle stehen. Aber: Findest Du es nicht bedauerlich, dass um die Theater mehr „Theater“ gemacht wird als um Schulen?
Das ist eine typische Milchmädchenrechnung, die z.B. deshalb nicht aufgeht, weil ja die eingesparten Subventionen nicht gleichermaßen woanders eingesetzt werden können, sondern z.B. vorrangig für die Sozialleistungen jener Menschen genutzt werden müssten, die auf Grund der Schließung etlicher Theater auf einmal arbeitslos wären. Dazu kämen noch die horrenden Kosten für leerstehende und nicht genutzte Gebäude. Für die müssen also erst einmal Käufer gefunden werden, bevor man sie ungenutzt verrotten lässt. Nächster Punkt ist das, was auch schon Helmut Junge vor mir anspricht: Dieser Irrglaube, dass der Zuschuss an der Kultur immens groß wäre und bedeutende Mengen an Geld freigeben würde. Vielleicht wäre da mal ein Date mit der Realität nicht so besonders schlecht, bevor Du dich hier weiter in neo-liberale Gedanken hineinsteigerst. 😉
Stefan Laurin, Die Städte werden das auch nicht freiwillig tun.
Das muß eine Stufe höher, von der Landesregierung durchgesetzt werden. Ich finde, wenn das woanders auf der Welt schon funktioniert hat, müßte es auch bei uns gehen. Wir müßten das aber fordern. Ich denke, der Schritt ist überfällig. Haben wir nicht schon im Rat, wenn auch in verschiedenen Städten und zu verschiedenen Zeiten, aber immerhin für den gleichen Haufen, nicht schon viel schwierige Forderungen gestellt? Heute ist wegen der Finanzsituation aber eine kritische Schuldenhöhe entstanden, die zum Umdenken selbst der ignorantesten Betonfraktionen führen muß.
btw: Theater ist auch Bildung. Egal ob Du den Ansatz von Aristoteles, Lessing oder Brecht verfolgst – Theater ist in eine ganz bestimmte und eigene Form der Schule. Vielleicht eine, die in Zeiten mangelnden Grundwissens an Relevanz verliert, jedoch eine, deren Reduktion auf eine Sparflamme wir irgendwann mal bedauern werden.
Wo wir aber gerade schon einmal dabei sind: Warum schließen wir dann nicht auch gleich noch die vielen Museen im Ruhrgebiet und bauen das Ruhrmuseum zum Museumsmoloch aus? Warum brauchen wir z.B. vom Land unterstützte Arthouse-Kinos in die eh nur ein Bruchteil von Menschen geht und reduzieren nicht einfach die Kinolandschaft auf die drei Globalplayer UCI, Cinestar und Cinemaxx? Auch da ließe sich Geld einsparen..
@Ben: Ich habe nicht geschrieben dass man alles schließen soll, sondern dass es Sinn macht, sich auf wenige und dann sehr gute Angebote zu konzentrieren. Das gilt natürlich auch für Museen etc.
Zum Theater als Schule: Wieso verliert sie in Zeiten mangelnden Grundwissens an Relevanz? Den Satz verstehe ich nicht. Zum Bildungsbegriff: Den kann und sollte man weit fassen – aber was nutzen Dir die schönsten Theater wenn die Schulen nicht mehr in der Lage sind die Kinder vernünftig auszubilden? Und warum, und dass ist eine Kernfrage, subventioniert man Theater so viel höher als Bücher? Warum klassische Konzerte und nicht ein Motorhead Konzert? Könnte das etwas mit der gesellschaftlichen Gruppe zu tun haben, die gelernt hat, sich ihren Kulturkonsum von anderen finanzieren zu lassen und ihn als besonders wertig zu propagieren?
@Helmut: Sie haben ja mit allem recht, aber ich glaube nicht mehr daran, dass so etwas passiert. Nicht im Ruhrgebiet. Die Politik in dieser Region hat sich zu sehr auf das betteln und jammern verlegt und will die dicken Bretter nicht bohren. Und ich glaube die meisten Menschen hier wollen das auch nicht. Die Konsequenz ist der weitere Niedergang. Es kann nun einmal nicht nur Gewinnerregionen geben. Die zu langsamen werden die Verlierer sein. Und das Ruhrgebiet ist verdammt langsam.
Dass Du gleich alle schließen willst, habe ich Dir ja auch nicht unterstellt. Nur wer definiert denn, wie viele Theater, Museen und Kinos ausreichen? Und wer bestimmt, was gut ist und was nicht? Nehmen wir als Beispiel mal das Odysee-Projekt der vergangenen Woche: Im Spiegel eine positive Kritik, in der NZZ der totale Verriss. Oder messen wir Qualität an der Quote? Ich kann ja durchaus nachvollziehen, dass man ob des riesigen Angebots an Bühnen über Sparmaßnahmen nachdenkt, aber mehr als reine Theorie darf und kann das nicht bleiben..
Damit das Theater als Bildungsanstalt funktionieren kann, muss man z.B. die Sprache richtig verstehen. Du kannst einen Schnitzler nicht verstehen, wenn dein Vokabular nur für Sido ausreicht. Theater verlieren deshalb im Moment an Relevanz, weil wir eine Jugend haben, die nicht mehr des switchens zwischen ihrem jugendlichen soziolekt und der standardsprache mächtig ist. weißtwasischmeinalter? Kinder aus jeglicher Schicht könnten besser reden, wenn die Schulen mehr Geld zur Verfügung hätten. Insofern ist mein Satz über den Verlust an Relevanz in Zeiten mangelnden (sprachlichen) Grundwissens ein kleines Zugeständnis an Dich, auch wenn ich der Meinung bin, dass das Geld für Schulen nicht aus dem Etat der Theater/Kultur kommen darf.
Theater und klassische Konzerte könnten sich aus sich selbst heraus nicht finanzieren. Was glaubst Du, warum z.B. eine Musicalkarte locker über 100€ kostet? Die Idee hinter der Subventionierung der Theater ist ja, dass der Besuch allen Schichten ermöglicht werden soll und nicht nur den Gutbetuchten. Bei dem Konzertvergleich können wir ja jetzt mal darüber nachdenken, wie viele Menschen sich wohl Motörhead interessieren und wie viele für klassische Musik. Man kann natürlich darüber streiten, ob es fair ist, eine Minderheitenveranstaltung zu fördern, aber zumindest mein Gefühl sagt, dass ein kultureller Pluralismus nicht das Verkehrteste ist.. Mit Wertigkeit hat das im Übrigen nicht das Geringste zu tun. Natürlich fühlt man sich als Angehöriger einer bestimmten Minderheit mitunter elitärer als andere, aber aus wirtschaftlicher Perspektive muss man einfach sagen, dass es viele Kunstformen ohne staatliche Subventionierung schlicht und ergreifend nicht mehr gäbe.
Bücher werden übrigens indirekt staatlich bezuschusst, nämlich über die Buchpreisbindung.
Es bringt doch nichts, wenn man die Kinder gegen die Kultur aufhetzt. Es ist richtig, dass man viel mehr Geld für die Bildung unserer Kinder ausgeben muss und auch mal eine neue Schule bauen muss. Dass die dann am besten in einem sog. „Problemgebiet“ gebaut werden sollte, ist auch richtig. Hier jetzt aber die Kinder gegen die Kultur aufzuhetzen ist völlig kontraproduktiv. Wie Ben (ist das eigentlich der gleiche anonyme Ben wie im Grünenbolg?) richtig bemerkt, ist die Kultur hier im Ruhrgebiet ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und auch ein Stück Heimat. Als ich hier hingezogen bin, war die Kulturlandschaft ein wichtiger Faktor.
Der „gute“ H.H. Große-Brockhoff hat einmal, da war er wohl noch Kulturdezernent in Neuss oder schon in Düsseldorf, eine Studie bei einer Wirtschaftsberatung in Auftrag gegeben, bei der herauskam, dass für jede Mark, die der Staat in der Kultur ausgibt, ein Mehrfaches später der Wirtschaft und dem Staat wieder zugute kommt. Ich denke, dass sich das durch die Umstellung auf den Euro nicht geändert hat.
Richtig ist allerdings, dass sich einige Kultureinrichtungen mehr in der Gesellschaft einbringen könnten. Vieles hier ist doch ein wenig elitär und passt nur bedingt zum Ruhrgebiet. Ich habe z.B. mal eine ganz tolle Ausstellung im Hardware Medienkunstverein (HMKV) in Dortmund gesehen, da wurde auch ein Film über den großen Bergabeiterstreik in England gezeigt. Das war ganz beeindruckend.
https://www.hmkv.de/dyn/d_archiv_kuenstler/detail.php?nr=2206&rubric=kuenstler&
Leider ist da niemand von den Kuratoren mal auf die Idee gekommen zur Eröffnung der Ausstellung auch ein paar Bergarbeiter aus Rheinhausen einzuladen.
Da kann noch viel geschehen. Aber Theater oder Museen zu schließen wäre absolute Verschwendung von Ressourcen. Der Aufwand die Sachen dann später wieder aufzubauen, wenn man merkt, dass man sie doch braucht, ist dann viel höher.
Um die Finanzsituation in den Griff zu bekommen bedarf es ganz anderer Maßnahmen. Das Hauptproblem sind doch die Schuldenlast und die notwendigen Sozialleistungen. Die Mär dass ein Abbau von Verwaltung immer sinnvoll ist, kann ich nicht mehr hören. Ich hab lieber ein paar kommunale Angestellte mehr, die mir schnell und kompetent bei meinen Anliegen helfen, als eine ausgedünnte Verwaltung mit überarbeiteten und überforderten Angestellten und gleichzeitig mehr Arbeitslosen. Hier würden sich die Kommunen handlungsunfähig sparen.
Was wir brauchen ist eine Kommunale Umschuldung ggf. auch eine Entschuldung.
Eine gerechtere Steuerverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden.
Eine Belebung der Binnenkonjunktur durch die dann auch wieder Einnahmen entstehen würden.
Alles kaputtzusparen macht keinen Sinn.
@13:
Junge, Junge, Helmut Junge.
„Da der Kulturetat meistens bei etwa 1% des städtischen Haushaltes liegt…..undsoweiterundsofort“….
Wo hamm se denn diesen Blödsinn her? Meine Stadt, das knuddelige, kleine Dortmund, gibt über 3% des Jahresetats für Kultur aus und liegt damit am unteren Ende der Großstädte Deutschlands.
Ich find´ Herrn Laurins Artikel wie immer nachdenkenswert. Insbesondere, was das Thema Konzerthaus angeht. Wieso wollen sich die Kleinstädter aus Bochum auch eins bauen, wenn wir, 20km entfernt, das zweitbeste Europas haben?
Morgen will ich nochmals nachlegen, da präsentiere ich hier mal die Zahl, mit der jedes einzelne Ticket im Theater mit öffentlichen Steuergeldern subventioniert wird. Ich meine, das müssten so etwa 100-200 Euro pro Karte sein. Irre, irre, irre….
[…] Theatersterben: wir haben andere Sorgen … ruhrbarone […]
Lasst uns einfach nach Griechenland schauen. Da kann man die nächsten Wochen und Monate, wenn nicht Jahre studieren, was passiert, wenn einfach kein Geld mehr da ist und auch keiner einem mehr genügend leiht. Ach ja, hätte man auch schon vor ein paar Jahren in Argentinien studieren könne. Aber Griechenland ist ein ganzes Stück näher.
> Insbesondere, was das Thema Konzerthaus angeht. Wieso wollen sich die Kleinstädter aus Bochum auch eins bauen, wenn wir, 20km entfernt, das zweitbeste Europas haben?
Ich stelle apodiktisch fest:
Das ist, und zwar seit ca dreissig Jahren immer schon gewesen –
das Concertgebouw in Amsterdam.
https://www.concertgebouw.nl/
„Immer nur die zweitbesten auf dem Kontinent.“ Issn running Gag da. Seit drei Dekaden.
Herr Dortmunder, können Sie überhaupt Noten lesen?
Ich mein gezz nich diejenigen, die ihre Partei ständig zu Asche verbrät.
>Morgen will ich nochmals nachlegen, da präsentiere ich hier mal die Zahl, mit der jedes einzelne Ticket im Theater mit öffentlichen Steuergeldern subventioniert wird. Ich meine, das müssten so etwa 100-200 Euro pro Karte sein.
Das ist auch gut so.
Daß Theater, klassische Konzis und so subventioniert werden.
Weil: Es kostet über den großen Leisten geschlagen nix, aber es bereichert unglaublich.
Als ich in meiner Adolezens mal Kulturpolitik gemacht und wissenschaftlich verfolgt habe, war es – erinner! – eine Forderung des deutschen Städtetages, in den kommunalen Haushalten, so 1,5 vH bis max 2,0 vH eines kommunalen Haushaltes für die im Regelfall freiwillige Ausgabe der Kultur auszugeben.
Die Kommunen im Revier lagen selbst damals natürlich tief drunter, gleichwohl waren etwa das Bochumer Schauspiel und das Moerser Schlosstheater Marksteine in der, sagnwermal, europäischen Theaterlandschaft.
Und selbst Soziokultur konnte damals noch befriedigend gefördert werden.
BTW: Warum schreit denn hier keiner in Sachen Soziokultur auf?
X soziokulturelle Projekte in Ruhrstadt drohen zum Scheiterhaufen zu werden.
Warum schreiben wir Baronskis nicht endlich mal über den wütenden und stylishen Aufschrei der soziokulturellen Zentren?
https://www.soziokultur-nrw.de/?id=1266247931
Anyway – was Stefan in seiner These macht:
Das ist Kultur gegen Bildung auszuspielen.
Kultur wird aber immer gern ausgespielt. Gegen Sport. Gegen Bildung. Gegen Grünflächenanlagen. Gegen Blabla.
Stefan thesiert eine Reduzierung von Leuchttürmen. OK.
Thesiert eine Verschlankung der Verwaltung.
Genau das ist der Punkt.
Jeder weiß, daß man eine beliebige Stadtverwaltung auf zwei Drittel der Belegschaft schrumpfen könnte, und die hätten mit etwas Optimierung im Processing genau den selben Output. Mindestens. Wenn nicht mehr.
Es gibt da jetzt so Rationalisierungsfsaktoren wie Vernetzung, Groupware etc. Hallo! Ever heared of it?
Also die neuen technischen Möglichkeiten nutzen und nicht das Käsebrot vom Brötchenwagen kauen, bis der Bote mit der Eingangspost kommt.
Dazu braucht noch nicht mal Roland Berger kommen.
Das könnte man mit generativen Schrumpfungsprozessen sukkzessive erledigen. Unterstützt von freundlichem Hinterntreten natürlich.
Weil die alten Säcke in den Verwaltungen das nicht mehr lernen werden – das Bedienen dieser Bildschirme, mit denen die normal Fernsehen assoziieren.
Nur daß dann die Leistungsverdichtung im Innendienst etwas zunähme, also sich der Außenwelt, ganz normalen Wirtschaftsbetrieben, die im Markt bestehen müssen, etwa angliche.
Aber – genau das will Verdi ja nicht. Verdi will die permanente Kaffeepause der Sachbearbeiter erhalten, Verdi will den übriggebliebenen Heizer als gewerkschaftliche Errungenschaft von der Dampflok auf die Elektrolok versatteln. Wo der da bis zum Abstempeln Däumchen drehen darf.
Bis der Zug abgefahren ist.
[…] Ruhrgebiet: Was mir wichtiger als das Theatersterben ist… (Ruhrbarone) – Bei den Ruhrbaronen wird dargelegt, warum das Theatersterben im Ruhrgebiet gar nicht so schlimm sei – denn andere Investitionen wären viel wichtiger. […]
Bildung und Kultur sind geistige Grundnahrungsmittel die ohne einander keinen Sinn machen, ja gar nicht existieren können. Deswegen ist es einfach Quatsch, sie gegeneinander auszuspielen.
Aber sie stehen nicht jenseits der Ökonomie. Sie müssen beide bezahlbar bleiben. D.h. auch hier muss gelten, möglichst viel mit möglichst wenigen Mitteln zu erreichen.Auch hier gilt zu Fragen, was Luxus, was Standard und was Existenzminimum ist.
Ziel kann allerdings in einem hochproduktiven Land wie Deutschland das weiterhin global bestehen möchte nicht das Minimum sondern nur das Maximum and Bildung u n d Kultur sein. In jeder Stadt und in jeder Region. Auch in Krisenzeiten.
Bildung u n d Kultur sind die Lösung und nicht das Problem.
@Arnold: Habe ich etwas gegen Kultur gesagt? Ich erinnere mich nicht daran. Ich habe mich kritisch über sehr kleine, aber sehr teure Kulturbereiche geäussert, die anderen vorgezogen werden. Ich will auch nur eine Konzentration in dem Bereich. Was ich überall haben möchte sind Angebote zum Kultur selbst machen: Jedem Kind ein Instrument, Kindertheatergruppen, Autiorengruppen, Jugendkunstschulen – das ist mir wichtiger als die Repräsentationskultur. Dieser Begriff – Repräsentationskultur – trifft es übrigens besser als Hochkultur.
@Ben (19): „Die Idee hinter der Subventionierung der Theater ist ja, dass der Besuch allen Schichten ermöglicht werden soll und nicht nur den Gutbetuchten.“ Das ist die Idee – aber ist das die Wirklichkeit oder bekommen die „Gutbetuchten“ ihre Kultur nicht einfach runtersubventionier? Warum kommt niemand auf die Idee Bücher in diesem Maß zu subventionieren? (Was ich nicht will. Ich gebe eine Menge Geld aus für Bücher und erwarte nicht, dass mir jemand meinen Kulturkonsum subventioniert.)
Und auch mal eine Frage zum Theater als Bildungsanstalt: Wenn die so toll ist, warum schneidet dann Deutschland als das Land mit der höchsten Theaterdichte der Welt in allen Bildungsvergleichen eher mau ab?
Stefan, es ist keine Frage dass es auch in den Kultureinrichtungen ein Auslese gibt, eine soziale Hierarchie. Aber das liegt zum größeren Teil nicht an den Kultureinrichtungen sondern an den Bildungseinrichtungen. Wenn die besser wären, bzw. weniger soziale Hierarchie produzieren würden, dann würden auch die Kultureinrichtungen denen mehr zugute kommen, die jetzt dort vermisst werden.
Die Auslese in unseren Kultureinrichtungen ist Ausdruck der gesellschaftlichen Auslese und nicht umgekehrt. Gerade hier hätte Bildung keine konkurrierende sondern eine ergänzende Funktion zur Kultur zu haben, in dem sie alle Menschen in die Lage versetzt Kultur aufzunehmen und zu genießen.
Erst wenn Bildung diese ergänzenden Rolle wieder spielt, kann man darüber reden, wieviel denn jeder Einzelnutzer unserer Theater, Museen usw. als Eigenbeitrag zu den Kosten dieser Häuser beizutragen hat. Wohlmöglich wären die Dinger dann so voll, dass sich das Problem von selbst löst.
@Arnold: Das ist mir zu statisch gedacht. Schon mal daran gedacht, das verschiedene Kulturinstitutionen ganz einfach die Leute (auch die gebildeten) immer weniger interessieren? Dass es einen Relevanzverlust gibt, weil sich die Formen des Kulturkonsums ebenso ändern wie die Kulturrezeption? Das man, wie Gorny es einschätzt,m und da stimme ich ihm zu, in ein paar Jahren weniger Konzerthäuser braucht weil es immer weniger Besucher gibt. Und das gar nichts schlimm ist sondern einfach nur der Lauf der Zeit?
Stefan, ich habe nichts dagegen, wenn auch Kultureinrichtungen mehr in Konkurrenz zu einander stehen.Insbesondere die der sogenannten Hochkultur. Dann müssen sie sich auch mehr dem sogenannten „Lauf der Zeit“ anpassen und selbst kreativer werden. Wobei sie das auf Grund der Finanzknappheit schon tun.
In diesem Zusammenhang muss Hochkultur auch für den individuellen Nutzer ein angemessenen und d.h.einen hohen Preis haben, bzw. die öffentlichen Subvention auch eine (größere)Erfolgs/Mißerfolgskomponente enthalten. Nur so bleiben die Besten am Markt, nur so kommt gerade im Ruhrgebiet dann auch die Qualität gegenüber der Quantität zu ihrem Recht.
Im Grundsatz ändert das jedoch nichts an meiner Position.Bildungs- und Kulturförderung sind zwei Seiten der gleichen kostbaren Medaille. Es gilt sie zweifellos effektiver zu machen. Das Hauptfeld für Kürzungen können sie aber nicht sein.Im Gegenteil. Die von dir geforderte Bildungsoffensive kann deswegen nicht hauptseitig durch eine Umverteilung aus den Kulturetats finanziert werden.
Das Hauptproblem des Ruhrgebietes ist nicht die Anzahl der Hoch-Kulturstätten sondern die Anzahl der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, und das ganz unabhängig von deren individuellen Qualitäten.
Im übrigen werden demnächst weitere Kultureinrichtungen im Ruhrgebiet „sterben“, egal was wir hier schreiben oder nicht, denn der Mehrzahl der öffentlichen Bediensteten ist – aus verständlichen Gründen – die Weiterzahlung ihres Gehaltes immer noch wichtiger als z.B. der Erhalt des Stadttheaters.
@ Stefan Laurin
Lassen Sie und doch mit Herrn Gorny in Frieden. Der Herr hat seinen Reibach gemacht und würde wohl zur Verbesserung der Qualität unserer Kulturlandschaft unsere Schauspielhäuser an die Herren Schwenkow und Lloyd Webber verkaufen. Hat ja auch schon bei VIVA geklappt, danach ist das Niveau ja auch richtig in die Höhe geschnellt.
Der Herr Gorny ist da ja ein ausgewiesener Superexperte!
@Stefan (27):
„Das ist die Idee – aber ist das die Wirklichkeit oder bekommen die “Gutbetuchten” ihre Kultur nicht einfach runtersubventionier?“ <= ich persönlich komme aus abgesicherten finanziellen Kreisen, aber wenn ich z.B. mein Umfeld anschaue, dann muss ich einfach sagen, dass viele meiner Freunde sich einen regelmäßigen Theaterbesuch nicht leisten könnten, wenn dieser nicht subventioniert wäre. Ich mein, wir können gerne die Subventionierung zurückschrauben, sodass dann bald wirklich die Theaterkarte ’n Hunni kostet. Aber bitte versprich mir, dass Du dann nicht über die soziale Schieflage von wegen Ausschluss ärmerer Menschen aus Freizeitaktivitäten klagen wirst..
„Warum kommt niemand auf die Idee Bücher in diesem Maß zu subventionieren?“ <= Noch einmal: Buchpreisbindung. Das ist eine gesetzliche, indirekte Förderung.
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