„Was wir in Gaza sehen, ist kein Versagen. Es handelt sich um einen ziemlich brillanten Einsatzplan der israelischen Armee“

Operation Local Surgery – IDF-Angriff auf das Terrorhauptquartier im Al-Shifa-Krankenhaus, bei dem Hunderte Terroristen getötet wurden Foto: IDF Spokesperson’s Unit Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED


In Deutschland haben viele den Eindruck, dass Israel bei seinem Verteidigungskrieg in Gaza nicht erfolgreich sei. Ein britischer Militärexperte erklärt, warum dem nicht so ist.

Im amerikanischen Online-Magazin Tablet hat Andrew Fox eine Analyse der israelischen Kampagne in Gaza veröffentlicht. Fox ist Dozent an der britischen Militärakademie Sandhurst. Er diente von 2005 bis 2021 als Offizier in der britischen Armee und absolvierte drei Einsätze in Afghanistan, darunter einen bei den Spezialeinheiten der US-Armee. Fox diente auch in Bosnien, Nordirland und im Nahen Osten. Er ist also mit Taktik und Theorie ebenso vertraut wie mit der militärischen Praxis. In seinem Artikel erklärt er das Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza und wie es sich vom Vorgehen anderer westlicher Staaten in den vergangenen Kriegen im Irak und Afghanistan unterscheidet. Dort sei es das Ziel gewesen, durch vorgeschobene Basen eroberte Gebiete zu halten und in diesen neue Regierungen zu etablieren. Diese Taktik sei gescheitert, weil Feinde wie die Taliban in der Bevölkerung fest verankert waren. Die vorgeschobenen Basen wurden von den Gegnern immer wieder angegriffen. Diese „Clear and Hold“-Taktik sei ein Desaster gewesen. Sie sei zudem zeitaufwendig und kostspielig und erfordere zudem riesige Truppenstärken, um Gebiete über Jahre oder gar unbegrenzt zu „halten“. „Geht man von einem westlichen Doktrinverhältnis von 1 Soldat pro 40 Zivilisten aus, wäre für Gaza ein dauerhafter Einsatz von 50.000 Kampftruppen erforderlich, bevor wir überhaupt an Logistik, Pioniere, Artillerie und dergleichen denken.“

Israel habe das auch nicht nötig, weil es vom eigenen Territorium aus in Gaza eingreifen könne. „Israels strategische Ziele sind die Niederlage der Hamas und die Sicherung der Grenze zwischen Gaza und Israel, um eine Wiederholung des 7. Oktobers zu verhindern. ‘Nie wieder ist jetzt’ ist nicht nur ein leerer Slogan.“
Militärisch vollkommen vernichten könne Israel die Hamas nicht. Aber es sei möglich, sie so sehr zu schwächen, dass sie Angriffe wie am 7. Oktober nicht mehr durchführen könne. Da nur zwei Prozent der Bevölkerung in Gaza sich eine von Israel unterstützte Regierung vorstellen können, sei die Mehrheit fest an der Seite der Hamas und der anderen Terrorgruppen. Eine „politische Lösung“ in der Art, dass sich in Gaza eine demokratische Regierung etablieren könne, sei deshalb nicht in Sicht.

Israel hätte es erfolgreich geschafft, die Kampfkraft der Hamas entscheidend zu schwächen, ihre Zentren zu zerstören, die eigene Grenze zu sichern und die Bewegungsfreiheit der Terroristen einzuschränken. Bei all dem hätte Israel in einem noch nie dagewesenen Maß versucht, die Zivilbevölkerung zu schützen. Fox verweist auf einen Beitrag von John Spencer, Dozent für Studien zur urbanen Kriegsführung am Modern War Institute (MWI) in West Point, der in Newsweek schrieb: „In meiner langen Karriere als Wissenschaftler und Berater des US-Militärs in diesem Bereich habe ich noch nie eine Armee erlebt, die solche Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung des Feindes ergriffen hätte, insbesondere wenn sie gleichzeitig in denselben Gebäuden gegen den Feind kämpfte. Tatsächlich hat Israel meiner Analyse zufolge mehr Vorkehrungen getroffen, um Schaden für die Zivilbevölkerung zu verhindern, als jedes andere Militär in der Geschichte – über die Anforderungen des Völkerrechts hinaus und mehr als die USA in ihren Kriegen im Irak und in Afghanistan.“

Fox kommt zu dem Schluss: „Sowohl die taktischen als auch die strategischen Erfolge des israelischen Einsatzes in Gaza sind absolut real.“ Die Strategie hätte natürlich auch Nachteile: Gaza müsse später unter großem Aufwand wiederaufgebaut werden und es gäbe zivile Opfer. Todesfälle unter unschuldigen Zivilisten seien tragisch, aber das Verhältnis von fast 1:1 zwischen getöteten Kämpfern und getöteten Zivilisten sei im Vergleich zu anderen Konflikten sehr niedrig. „Was wir in Gaza sehen, ist kein Versagen. Es handelt sich um einen ziemlich brillanten Einsatzplan der israelischen Armee, der im Rahmen dessen liegt, was realistisch möglich ist.“

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Humanistin
Humanistin
6 Monate zuvor

Vielen herzlichen Dank für diesen hervorragenden Beitrag mit Verlinkung zu Artikeln von Militärfachleuten, die wirklich lesenswert sind wegen ihrer außerordentlichen Expertise!!!

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[…] Ein paar gute Artikel zum Nachlesen:– Vorsicht, lieber Jude, die Regierung beruft sich auf “Recht und Gesetze”– Leserfrage: Kann Israel das nicht anders machen?– Ein Präsident des Internationalen Gerichtshofs und dezidierter Gegner Israels– Erfolgsrezept– Ein Drittel der im Gazastreifen getöteten Journalisten stand in Verbindung mit Terrorgruppen– Wie das Hamas-Pogrom die Feinde Israels angespornt hat– ZDF erklärt Israel für friedensunfähig– Oops, they did it again: Die Medien und Israels Angriff auf Rafah– Bevor es zu Friedensgesprächen kommt, muss die Hamas vernichtet werden– Wie das iranische Terrornetzwerk Juden und Israelis in Europa ins Visier nimmt– Hamas in Gaza verweigert Patienten medizinische Behandlung– „Was wir in Gaza sehen, ist kein Versagen. Es handelt sich um einen ziemlich brillanten Einsatzpla… […]

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