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Ein Wassereis vom Kiosk kostet ein paar Euro – aber wie teuer wäre eines vom Mond? Diese Frage ist nicht so abwegig, wie sie klingt. Die IM-2-Mission des US-Unternehmens Intuitive Machines soll erkunden, ob es in den ewig dunklen Kratern am Mond-Südpol Wassereis gibt. Sollte sich das bestätigen, könnte der Mond zu einer Tankstelle für die Raumfahrt werden und künftige Missionen deutlich unabhängiger von der Erde machen.
Intuitive Machines ist ein privat finanziertes Raumfahrtunternehmen aus Houston, Texas, das zur sogenannten New-Space-Bewegung gehört. Während große staatliche Agenturen wie die NASA lange Zeit die westliche Raumfahrt dominierten, entwickeln Firmen wie Intuitive Machines (IM) nun effizienter Technologien. IM konzentriert sich auf robotische Landemodule für den Mond und ist einer der wenigen kommerziellen Partner der NASA im Rahmen des Programms für kommerzielle Mondtransportdienste. Die IM-2-Mission ist bereits der zweite Mondflug von Intuitive Machines und wird mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX ins All gebracht. Der Unterschied zwischen beiden Unternehmen liegt im Fokus: Während SpaceX große, wiederverwendbare Raketen für den Transport von Menschen und Fracht ins All entwickelt, arbeitet Intuitive Machines an Technologien, die den Mond als Rohstoffquelle erschließen sollen. Beide Firmen ergänzen sich in ihren Ansätzen: SpaceX würde mit Starship große Mengen Material zum Mond transportieren, würde IM dort mit autonomen Robotern und Landemodulen die Infrastruktur für eine längerfristige Präsenz schaffen.
Obwohl es sich um eine US-amerikanische Mission handelt, spielt Deutschland eine zentrale Rolle. Das Lunar RADiometer, kurz LRAD, ein hochpräzises Instrument zur Messung der Temperaturen auf der Mondoberfläche, wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und an der Freien Universität Berlin entwickelt. Berliner Unternehmen waren an der Konstruktion beteiligt, und das Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena lieferte speziell optimierte Temperatursensoren. Die Freie Universität Berlin trägt vier Fünftel der Finanzierung von LRAD und hat damit einen erheblichen Anteil an der Mission.
Der Grund für diese aufwändige Forschung liegt in der Bedeutung des Wassereises. Wasser ist nicht für Astronauten als Trinkwasser wichtig, sondern kann durch Elektrolyse in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten werden. Sauerstoff wird zum Atmen, während Wasserstoff als Raketentreibstoff gebraucht wird. Falls das gefrorene Wasser auf dem Mond in nutzbaren Mengen vorhanden ist, könnten künftige Missionen den Großteil ihrer Versorgung direkt vor Ort gewinnen und müssten nicht alles von der Erde mitbringen. Das würde eine echte Unabhängigkeit von der Erde ermöglichen. Die nächste Hürde in den Weltraum wäre genommen.
Bisher weiß aber iemand mit Sicherheit, ob das Wassereis in den Kratern tatsächlich in einer Form existiert, die nutzbar wäre. Genau das soll IM-2 herausfinden. Falls sich das Eis als stabile und ergiebige Ressource erweist, könnte das langfristig zur Errichtung von Mondstationen führen. Das Artemis-Programm der NASA plant, erstmals seit 1972 wieder Menschen auf den Mond zu bringen, und das eben nicht nur für einen kurzen Besuch.
Während die meisten bisherigen Mondmissionen auf reine Erkundung abzielten, geht es also bei IM-2 um mehr. Sie könnte den Grundstein dafür legen, dass der Mond nicht nur ein Ziel bleibt, sondern ein Ausgangspunkt für weitere Reisen ins All wird.