In Zeiten der Corona-Pandemie ist für Millionen plötzlich Home Office angesagt, auch für viele Journalisten. Doch nicht immer ist das möglich. Es gibt auch in diesen Krisenzeiten Kollegen, die regelmäßig raus zu den Leuten müssen. Zu dieser Gruppe zählt die gebürtige Recklinghäuserin Nicole Werner, die aktuell regelmäßig für die WDR-Lokalzeit Dortmund im Einsatz ist und berichtet, was im östlichen Ruhrgebiet gerade los ist.
Ruhrbarone-Autor Robin Patzwaldt hat Nicole Werner, die seit insgesamt 19 Jahren für den WDR aktiv ist (vor ihrer Zeit beim Lokalfenster Dortmund auch schon in Duisburg und Bielefeld) und zuvor u.a. für Radio Vest gearbeitet hat, gefragt, welchen Einfluss das Corona-Virus auf ihren Alltag hat, und was für Erfahrungen sie in diesen ungewöhnlichen Zeiten macht.
Ruhrbarone: Zunächst das Wichtigste: Wie geht es dir und deiner Familie in diesen ungewöhnlichen Zeiten, Nicole?
Nicole Werner: Es geht uns gut. Wir sind gesund und haben einen Garten. Das ist Luxus mit einem kleinen Kind. Die Betreuung ist eine Herausforderung, aber das ist ja hoffentlich absehbar.
Ruhrbarone: Wie sehr hat die Corona-Pandemie dein Leben verändert?
Nicole Werner: Wie alle, musste auch ich mich erstmal an die Einschränkungen gewöhnen. Keine Umarmung, kein Händedruck mehr. Oma und Opa nur noch am Telefon sprechen. Das ist alles sehr komisch und fühlt sich zum Teil immer noch unwirklich an.
Ruhrbarone: Du bist als Reporterin der WDR-Lokalzeit für Dortmund ja auch beruflich von den Veränderungen direkt betroffen. Was hat sich in deinem Berufsleben in den vergangenen Wochen verändert?
Nicole Werner: Am Anfang waren die Leute sehr unsicher, ob Sie uns Interviews geben können. Wie groß der Abstand sein muss. Auch wir mussten uns ja umgewöhnen. Plastiktüten über Mikros, Interviews per Skype oder manchmal sogar im Vollschutz zum Dreh. Das hat sich aber jetzt alles eingespielt. Mittlerweile laufen die meisten Drehs problemlos.
Ruhrbarone: Spürst du eventuell auch eine grundsätzliche Veränderung in der Gesellschaft? Wie geben sich die Leute aktuell euch gegenüber?
Nicole Werner: Wir haben gerade unfassbar gute Quoten. In Krisenzeiten ist das Interesse an regionaler Berichterstattung groß. Die Erfahrung haben wir auch schon z.B. bei Sturmereignissen gemacht. Viele haben aber auch so langsam die Nase voll von Corona, wollen auch mal andere Geschichten sehen. Wir bemühen uns um eine gute Mischung.
Ruhrbarone: Hast du persönlich Ängste zu überwinden, wenn du beruflich unterwegs bist, mit vielen Leuten vor Ort von Angesicht zu Angesicht sprechen musst?
Nicole Werner: Nein. Ich habe keine Angst. Die meisten Menschen halten ja den Abstand ein. Sonst könnte ich ja auch nicht einkaufen gehen. Im Studio gibt es zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen. In jedem Schnittplatz gibt es z.B. Plexiglas-Scheiben zwischen mir und dem Cutter. Bei Drehs in Untersuchungszentren haben wir Vollschutz. Und unsere Ausstattung in Köln näht gerade fleißig Masken, für alle, die einen Mundschutz haben wollen
Ruhrbarone: Wie lange wird uns diese Ausnahmesituation im Journalismus deiner Meinung nach erhalten noch bleiben?
Nicole Werner: Tja, wenn ich das wüsste. Ich hoffe, dass es jetzt langsam wieder Lockerungen gibt. Bis jetzt haben wir das doch alle gut hinbekommen. Aber irgendwann kippt die Stimmung. Die Politiker arbeiten ja an einer Lösung. Ich bin gespannt. Für unsere Arbeit hat sich aber ja nicht so viel geändert. Obwohl ich mich auch mal wieder über einen Kaffee mit Kollegen freuen würde und nicht nur Telefonkonferenzen machen muss.
Ruhrbarone: Gab es für dich als WDR-Reporterin zuletzt Dinge, wo dich Menschen aus der Region besonders beeindruckt haben?
Nicole Werner: Der Dreh mit Hermann Geldmann aus Waltrop und seinem Team im Untersuchungszentrum. Er ist ja eigentlich in Rente als Hausarzt und hat sich freiwillig gemeldet. Wie auch die Arzthelferinnen. Die machen da einen super Job. Sind engagiert und sehr herzlich mit den Patienten.
Ruhrbarone: Was wünscht du dir, deiner Familie und vielleicht auch uns als Gesellschaft für die nächste Zeit?
Nicole Werner: Ich wünsche mir auf der einen Seite wieder ein bisschen mehr Normalität, mal wieder Freunde treffen, geregelte Kinderbetreuung. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass wir aus dieser Zeit die Solidarität und Freundlichkeit mitnehmen. Ich hatte schon einige sehr nette Gespräche mit Fremden beim Einkaufen in der Warteschlange. Und dass wir die Arbeit der Menschen im Gesundheitswesen und im Einzelhandel auch nach dieser Zeit wertschätzen. Insgesamt bin ich positiv überrascht, wie sehr die Leute die Maßnahmen ernst nehmen. Irgendwann werden wir uns an diese Zeit erinnern und sagen: guck mal, das haben wir damals doch gut hinbekommen.
Ruhrbarone: Danke dir für das nette Interview, Nicole!
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