We will prevail – Ein Ruf aus Ma‘ale Adummim

Arallu Foto: FB


Heute, am 10. November sollte in dem Siegener Musikclub Vortex Surfer  ein Konzert mit der Extrem Metal Band Arallu aus Israel stattfinden. Der Auftritt der Band wurde nun abgesagt. Wer ist diese Band? Von unserem Gastautor Jonas Dörge.

1999 wurde die Band Arallu von dem Bassgitarristen Mordechai „Butchered“ Daniel gegründet. Dieser lebt mit seiner Familie in Ma‘ale Adummim. Die Band führt die von der Band Salem begründete Tradition des Black und Death-Metal in Israel fort und weist über diese hinaus.

Musikalisch zeichnet sich die Band durch eine Mischung aus Black Thrash, Death Metal mit nahöstlichen Klängen aus. Sie greift dabei nicht nur auf die entsprechenden Harmonien und Tonfolgen zurück, sondern nutzt auch traditionelle Instrumente wie die Saz oder die Darbuka.[1] Themen ihrer Texte sind immer wieder auch orientalische Mythen, die auch namensgebend waren.[2] Insgesamt sieht sich die Band nicht als politische Band an, sondern sieht sich in der antireligiösen Tradition des Black- und Death Metal. Mit gegenüber betont Daniel: „Ja wir sind sogar eine antipolitische Band“. In einer aktuellen Erklärung ließ die Band verlauten: „We declared on any possible platform that Arallu is not a ‚religious‘ band, nor have anything to do with religion or relating to one. We do not take sides with any religion and we are pretty much against everything related to this subject.“[3]

Für viele, die bei Death Metal und Black Metal Musik an Nazis denken, mag es überraschend sein, dass es auch in Israel eine Black- und Death Metal Szene gibt. Die Musik dieses Genres bietet neben schnellen Rhythmus, den maschinengewehrartigen Doublebass- und Blastbeat-Techniken, der typischen Gesangstechnik des Growling nihilistische und pessimistische Texte bis hin zum Satanismus. Der Satanismus verbindet sich oft mit einer Verachtung des Christentums, einem Hang zum Neopaganismus und bisweilen auch mit einem strammen Judenhass. Diese ideologische Melange führt bei einigen Interpreten dieses Genres dazu, dass sie sich dem Todes- und Vernichtungskult sowie dem Antisemitismus des Nationalsozialismus verbunden fühlen.

Der gewöhnliche Musikkonsument assoziiert mit Israel fröhlichen Pop a lá Netta, Klezmer oder Daniel Barenboim und wenn er mit der Geschichte des Landes etwas bewandert ist, vielleicht auch Leonhard Cohen.

Dass Black- oder Death Metal eine geeignete Form ein kann, den Holocaust und die zweitausend Jahre alte Geschichte von Verfolgung und Massenmord zu vertonen bewies die erste israelische Band dieses Genre, Salem. Die 1985 gegründete israelische Band Salem brachte 1992 mit Kaddish ein Konzeptalbum heraus, das  sich dem Holocaust widmete. Mit dem Lied Ha’ayara Bo’eret interpretierte die Band in kongenialer Weise das berühmte Lied des polnisch-jüdischen Dichter Mordechai Gebirtig S‘brennt.

Der Holocaust ist weniger das Thema der Band Arallu. Schon im Album The War on the Wailing Wall (1999) setzte sich die Band mit dem dauernden Krieg arabischer Staaten gegen Israel auseinander. In einem Interview erklärte Daniel: „Wenn Du mit all dem Terror um Dich herum aufwächst, prägt es alles, was du tust in deinem Leben; ob du willst oder nicht. […] Seit über einem Jahrzehnt schreien wir nun unsere Wut gegen den globalen Terror hinaus. ‚Satanic War In Jerusalem‘, unser zweites Album aus dem Jahr 2002, erzählt von der Situation in Jerusalem, der sich in der ganzen Welt verbreitet. Ich habe das Album 2001 geschrieben, als der islamische Terror überall in Israel, aber vor allem bei uns in Jerusalem zu spüren war. Leider wurde ‚Satanic War In Jerusalem‘ eine Art sich selbst erfüllende Prophezeiung, wie wir mittlerweile alle wissen.“[4]

Im November wollte die Band eine Tournee in Europa starten um ihr neuestes Album Death Covenant (2023) vorzustellen.

Am 07. Oktober 2023 überwanden Todesschwadrone der Hamas die Grenzsicherung Israels zum Gaza. In Begleitung bewaffneter und unbewaffneter Zivilisten aus dem Gaza richteten die Schergen der Hamas im angrenzenden Israel ein Blutbad unbeschreiblichen Ausmaßes an. Ende Oktober schickte Daniel an mich die Frage:  „Es sieht so aus, als sei es nicht sicher für uns in Europa. Kannst Du mir sagen, was abgeht, drüben bei Euch?“ Ich antwortete ihm, dass besonders in den großen Städten wie Frankfurt und Berlin die Situation für Juden oder Israelis gefährlich ist. Über Siegen schrieb ich ihm: „Siegen ist eine kleine Stadt in den Bergen, darüber könne ich ihm nicht viel sagen. Aber sicher sei die Situation dort eine andere als in Berlin oder Frankfurt.“

Ich sollte mich täuschen. Am 5. November berichtete die Siegener Zeitung, dass bereits die zweite Kundgebung von Sympathisanten der palästinensischen Sache stattfand. Dort wurde u. a. „Allahu-Akbar“ skandiert und man protestierte gegen das „Narrativ der Selbstverteidigung Israels.“ Gegen ein Ehepaar, das am Rande der Kundgebung Solidarität für Israel bekunden wollte, wurde ein Ermittlungsverfahren, wegen einer nicht genehmigten Kundgebung eingeleitet. [5]

Anstatt nun in Siegen aufzutreten, wird die Band am 10.11.2023 ein Video des kurzen Song Mystical Sultan aus dem aktuellen Album Death Covenant auf Youtube veröffentlichen. Der Song enthält folgende Zeilen:

Filled with blood and still you are thirst / How many sacrifices will you demand / Tired of fighting we do not give up / The guardians on the walls stand up / Ploughs-Turned-Swords sharp again / Mystical sultan crafting poison / O Dear motherland, war-fighting land / We hear your call

Das Video illustriert eindrücklichen das Grauen das die Schergen der Hamas anrichteten, und unterlegt den düsteren Text, der sich vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse als prophetische Parabel über das Gift liest, das die Ideologen der Hamas verbreiten, als wäre der Satan leibhaftig aus der Hölle gestiegen.

In ihrer Erklärung zur Absage der Tour erklärte die Band:

„For them, we were born as Jews so we must die, we must die in a brutal way, have a horrible death, all of it just for us being Jews. We will not sit comfortably and wait for them to kill us in Israel! We will fight! Fight with all of our might!

We will fight the enemy that tries to kill us! To eliminate us, just because we were born as Jews, just because we do not practice their religion.

We will fight for our lives and for our freedom! same as anyone in the world would do when being murdered just because of who they are and just because they practice a different religion.“

Diese Zeilen einer sich als religionsfeindlich verstehenden Gruppe erhalten mehr Weisheit als so manche staatsmännische Rede und klug daher kommende Abhandlung halbstaatlicher Organisationen über Antisemitismus. Sie macht aber auch deutlich, dass Israel nichts mehr mit dem Gettho-Juden zu tun hat, den noch Gebirtig besang. Obwohl müde des Kämpfens, Israels Volk wird dem Ruf des Mutterlandes folgen.

Mit dem kurzen Video und dem Song trifft die Band das Ausmaß des zur Wirklichkeit gewordenen Alptraums und formuliert die einzige Konsequenz: Motherland – We hear your call.

[1]Arallu – Death Covenant, metal.de, 04.11.2022 ( Arallu – Death Covenant Review • metal.de ).

[2]„Arallu ist ein Dämon, ein Dschinn, aus der alten Welt; einer von vielen, die über Mesopotamien herrschen. Arallu ist der Dämon, der der über Jerusalem herrscht, der Wächter geheimer Orte.“ Daniel in:Arallu, ein Dämon aus der Alten Welt, crossfire-metal.de, ARALLU-Ein Dämon aus der alten Welt – Crossfire Metal Webzine (crossfire-metal.de).

[3]Erklärung der Band Arallu am 3.11.2023 ( https://www.facebook.com/genieking.arallu )

[4]Arallu, ein Dämon aus der Alten Welt, ob. cit.

[5]„Allahu Akar“-Rufe in Siegen: So verlief die zweite Pro-Palästina-Demo nach dem Hamas-Angriff, Siegener Zeitung, 05.11.2023; „Unangemeldete Versammlung“: Strafanzeige gegen Israel-Unterstützer, Siegener Zeitung, 06.11.2023.

 

We will prevail – Ma’ale Adummim is calling

Arallu Foto: FB

 

On November 10, a concert with the heavy metal band Arallu from Israel was to take place at the Vortex Surfer music club in Siegen. The band’s performance was canceled. Who is this band?

 

The band Arallu was founded in 1999 by bass guitarist Mordechai „Butchered“ Daniel. He lives with his family in Ma’ale Adummim. The band continues the tradition of black and death metal in Israel founded by the band Salem and goes further. Musically, the band is characterized by a mixture of black thrash and death metal with Middle Eastern sounds. The band not only draws on the corresponding harmonies and tone sequences, but also uses traditional instruments such as the saz or the darbuka. Oriental myths, which also gave the band its name, are a recurring theme in its lyrics. Overall, the band sees itself in the anti-religious tradition of black and death metal. Daniel mentioned to me, Arallu is also an antipolitic band. In an actually statement the band declared: „We declared on any possible platform that Arallu is not a ‚religious‘ band, nor have anything to do with religion or relating to one. We do not take sides with any religion and we are pretty much against everything related to this subject.“

 

For many people who associate death metal and black metal music with the Nazis, it may come as a surprise that there is also a black and death metal scene in Israel. The music of this genre offers fast rhythms, machine-gun-like double bass and blastbeat techniques, the typical vocal technique of growling, nihilistic and pessimistic lyrics and even Satanism. Satanism is often combined with a contempt for Christianity, a tendency towards neopaganism and sometimes even a strong hatred of Jews. This ideological mixture leads some interpreters of this genre to feel connected to the cult of death and extermination as well as the anti-Semitism of National Socialism. 

 

The average music consumer associates Israel with cheerful pop a lá Netta, klezmer or Daniel Barenboim and, if they are somewhat familiar with the country’s history, perhaps also Leonhard Cohen.

 

The first Israeli band of this genre, Salem, proved that black or death metal can be a suitable way of setting the Holocaust and the two-thousand-year-old history of persecution and mass murder to music. Founded in 1985, the Israeli band Salem released Kaddish in 1992, a concept album dedicated to the Holocaust. With the song Ha’ayara Bo’eret, the band interpreted the famous song by the Polish-Jewish poet Mordechai Gebirtig S’brennt in a congenial way.

 

Anyway the Holocaust is not the main topic of the band Arallu. Already in the album The War on the Wailing Wall (1999), the band dealt with the ongoing war of Arab states against Israel. In an interview Daniel explains: „When you grow up with terror all around you, than that shapes you, whether you like it or not. […] Longer than a decade, we shout out our anger against the global terror. Satanic War in Jerusalem (2002), our second album, tells about the situation in Jerusalem. The terror spreads all over the world. I wrote this album in 2001, when you was faced with the islamic terror in Israel especially in Jerusalme. Unfortunately Satanic War in Jerusalem was a self-fulfilling prophecy, as anyone knows.“ 

 

In November, the band planned a tour in Europe to present their latest album Death Covenant (2023). 

 

On October 7, 2023, Hamas death squads overcame Israel’s border security to Gaza. Accompanied by armed and unarmed civilians from Gaza, the Hamas henchmen caused a bloodbath of indescribable proportions in neighboring Israel. In the late October Daniel asked me: „It‘s seems that it is not safe for us in Europe. Can you tell me, whats going on over there?“ I replied to him: „The situation in Frankfurt and Berlin is not very comfortably for jews or israeli people.“ About Siegen I wrote to him: „Siegen is a little town in the mountains. I‘m not informed about the situation in this town. But I guess, the situation there is very differenet to the situation in Berlin or Frankfurt.“ 

 

Of course, I was wrong. On November 5, the newspaper Siegener Zeitung reported, that there was already the second demonstration of palestinian supporters. They chanted „Allahu-Akbar“ an they protested against „the narrative of israels selfdefence“. Against a couple that expresses solidarity with israel, the police started a preliminary proceeding, because of a not allowed meeting.

 

Instead of performing in Siegen, the band will release a video of the short song Mystical Sultan from the current album Death Covenant on YouTube on November 11, 2023. The song contains the following lines: 

 

Filled with blood and still you are thirst / How many sacrifices will you demand / Tired of fighting we do not give up / The guardians on the walls stand up / Ploughs-Turned-Swords sharp again / Mystical sultan crafting poison / O Dear motherland, war-fighting land / We hear your call

 

The video impressively illustrates the horror caused by the Hamas henchmen and underpins the gloomy text, which, against the backdrop of current events, reads as a prophetic parable about the poison spread by Hamas ideologues, as if Satan had risen from hell in the flesh.

In their statement on the cancellation of the tour, the band explained: 

„For them, we were born as Jews so we must die, we must die in a brutal way, have a horrible death, all of it just for us being Jews. We will not sit comfortably and wait for them to kill us in Israel! We will fight! Fight with all of our might!

We will fight the enemy that tries to kill us! To eliminate us, just because we were born as Jews, just because we do not practice their religion.

We will fight for our lives and for our freedom! same as anyone in the world would do when being murdered just because of who they are and just because they practice a different religion.“

 

These lines from a music group that sees itself as anti-religious contain more wisdom than many a statesmanlike speech and clever treatise on anti-Semitism from semi-governmental organizations. But it also makes it clear that Israel no longer has anything to do with the Ghetto-Jew that Gebirtig sang about. Although tired of fighting, Israel’s people will follow the call of the motherland. 

 

With the short video and the song, the band captures the extent of the nightmare that has become reality and formulates the only consequence: Motherland – We hear your call.

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