
Mitte März veröffentlichte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Meldung, die nüchtern technisch klingt, aber sicherheitspolitisch durchaus relevant ist. Im EU-geförderten Projekt ORMOBASS (Operational Resilient Navigation and Timing in the Baltic Sea) arbeiten mehrere Länder daran, ein satellitenunabhängiges Navigationssystem in der Ostsee zu etablieren. Es basiert auf sogenannten R-Mode-Signalen – einem Verfahren, das Funksignale von bestehenden Küstenanlagen nutzt, um die Schifffahrt auch bei gestörtem Satellitenempfang sicher zu halten.
Das DLR: „Die satellitenunabhängige Navigation bietet eine vielversprechende Alternative zur GNSS-Nutzung. Das ORMOBASS-Projekt ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur möglichen Standardisierung dieser Technologie.“
GNSS steht für „Global Navigation Satellite System“ – darunter fallen Systeme wie das US-amerikanische GPS, das europäische Galileo oder das russische GLONASS.
In der Ostsee, einem strategisch sensiblen Raum, wird nun ein alternatives System getestet – mit Beteiligung aus Deutschland, Finnland, Schweden und Estland. Das Ziel: ein robusteres, unabhängigeres Navigationsnetz von der Kieler Bucht bis zum Finnischen Meerbusen.
Das Projekt geht damit über die Forschung hinaus. Es hat handfeste Implikationen für Handel, zivile Sicherheit und militärische Einsatzfähigkeit. Gerade in Zeiten hybrider Bedrohungen sind Systeme gefragt, die auch dann noch funktionieren, wenn andere gezielt gestört werden. R-Mode basiert nicht auf Signalen aus dem All, sondern auf verlässlicher, terrestrischer Infrastruktur – und ist deshalb schwerer zu manipulieren.
Dass diese Technologie aus Deutschland kommt – und insbesondere von einer Forschungseinrichtung mit NRW-Anbindung entwickelt wird – zeigt: Verteidigungsfähigkeit beginnt nicht nur bei der Rüstung, sondern auch bei der Infrastruktur.
Und wer nicht auf das Trump-GPS angewiesen sein will, braucht eigene Lösungen.