Alles geht den Bach runter, und schuld daran sind Industrie und Fortschritt. Mit solch larmoyanten Botschaften geben Eltern und Lehrer Kindern Pessimismus mit auf den Weg. Von unserem Gastautor Matthias Kraus.
Einmal, als die Kinder noch kleiner waren, fuhren wir aufs Land, um meine Freunde Shoshanah und Marc in Uchte zu besuchen. Abends kamen wir am hell erleuchteten, imposanten Kieswerk in Stolzenau vorbei. Konrad auf dem Kindersitz hinter mir brach in bitterlichen Tränen aus. Er wolle nicht, dass es Fabriken gibt, schluchzte er. Sie machen unsere Welt kaputt und dann können die Tiere nirgends mehr leben. Seine Schwester war auch ganz mitgenommen von dieser finsteren Prognose.
Mir fiel dazu in diesem Moment nur ein, dass der Minivan, in welchem er sich so gern herumfahren lässt, genauso am Fließband hergestellt worden ist wie z.B. seine geliebten Legosteine. Und dass Fabriken nicht automatisch die Welt zu Grunde richten. Konrad glaubte mir kein Wort, hatte er doch mit eigenen Augen im Vorlesebuch gesehen, dass die Bagger und Maschinen vor allem damit beschäftigt sind, die ganze schöne Natur niederzuwalzen, um stattdessen eine blöde Fabrik hinzustellen. Irgendwann sank er, leise wimmernd vor Erschöpfung, in einen unruhigen Schlaf.
Was auch immer seit der Industriellen Revolution menschengemacht über Tier und Natur hereingebrochen ist, kann nur bedrohlich sein, das wissen wir spätestens seit „Karl der Käfer“ und der Ölkrise in den Siebzigern. Zuvor, in der spießigen Frühzeit der Republik, war zumindest die Zukunft besser. Alles würde automatisch flutschen. Selbstfahrende Staubsauger nehmen der Hausfrau tägliche Mühen ab, während der Familienvorstand im Glaskuppelauto ins Büro schwebt. Im Fernsehen lief „Dein Freund, das Atom“ mit dem verehrten Professor Heinz Haber. Der änderte seine Meinung allerdings schlagartig, als er „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome in die Finger bekam. Von da an schockte er im ZDF das Publikum mit der Frage „Stirbt unser blauer Planet?“. Seit den Siebzigern ist „die Industrie“ in der öffentlichen Meinung untendurch, bis heute. Anonym, lebensfeindlich, unersättlich. Soylent Green. Wasserdampf aus Kühltürmen kennen wir nur noch als schwärzlichen, angeblichen Qualm im Gegenlicht. Auch dank des industriellen Fortschritts auf allen Ebenen leben wir so lange, so selbstbestimmt und so gesund wie nie zuvor, trotzdem fallen uns Nutznießern dazu nur noch Stichworte ein wie Gewinnmaximierung, Lobbyismus und Krebsrisiko.
Vielleicht stimmt es ja, dass gierige Bonzen, verschworen mit korrupten Regierungen und natürlich mit dem Finanzkapitalismus, uns stopfen wie Mastgänse und die restliche Welt systematisch ausbeuten, als gäbe es kein Morgen. Persönliche Konsequenzen daraus ziehen wir aufgeklärten Bürger im Großen und Ganzen aber nicht. Gerne bestellen wir aus dem industriellen Füllhorn übers Netz bequem zu uns nach Hause, am Black Friday besonders günstig. Klar, was bleibt uns anderes übrig? Ohne iPhone, Laptop, Billy-Regal, Rasenmäher, Kühlschrank, Induktionsherd, Durchlauferhitzer, Fön, Lavalampe, Bluetooth-Lautsprecher, WLAN-Router, Yoga-Leggins und silikonfreies Antischuppenshampoo müssten wir wohl oder übel als Schrate am Rande der Überflussgesellschaft dahinvegetieren, das ist auch nicht schön. Immerhin haben wir den Merinopullover bei Manufactum bestellt und am Wochenende gibt es Biolammkeule mit Buschbohnen aus der Region.
Während wir bei aller Systemkritik ungebremst konsumieren, verkaufen wir unseren Kindern ihre Zukunft als Endstation. Es ist keine Vision im Umlauf, für die sie sich begeistern könnten, da gibt es nur Smogalarm, Plastikmüll und menschliches Versagen. Wir Alten haben vergessen, clevere Ideen jenseits von Schuld und Sühne zu entwickeln. Nirgendwo ein artikulierter Wille, Probleme beherzt anzupacken und dabei im Kleinen oder womöglich sogar bei sich selbst anzufangen. Nirgends die Zuversicht, dass wir gemeinsam etwas Konstruktives auf die Reihe bekommen können, was uns und Gaia den Arsch rettet (sofern das nötig werden sollte).
Dass uns bis zum vielbeschworenen Jahr 2100 in dieser Hinsicht sehr viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen werden als heute, genauso, wie wir im Jahr 2000 in einer völlig anderen Welt lebten, als sich 1918 irgendjemand hätte träumen lassen, dazu fallen uns maximal Blade-Runner/Matrix/Terminator-Dystopien ein: Business as usual, nur schlimmer. Klar, wie sollten wir uns die Zukunft anders vorstellen als eine Verlängerung der Gegenwart? Ende des 19. Jahrhunderts war die größte Sorge der Stadtplaner, wie man wohl dem ganzen Pferdemist auf den Straßen Herr werden könnte, den der zunehmende Verkehr unweigerlich mit sich bringen würde, und wo man all die viele Zugtiere nebst Futter unterbringen sollte. Zum Glück würde sich dieses logistische Problem langfristig von selbst lösen: Im Jahr 2000 würden wir uns vogelgleich von A nach B bewegen, malte man sich aus. Beide Vorhersagen lagen komplett daneben und in der Rückschau erscheinen sie zauberhaft naiv, doch damals waren sie plausibel.
Paradigmenwechsel, und die gibt es alle Nase lang, lassen sich nicht vorhersehen, weil die dazu benötigten Entdeckungen oder Erfindungen die vorherige Realität über den Haufen werfen. Warum eigentlich sollten wir nicht in der Lage sein, z.B. ein banales Problem wie den Müll in den Meeren wegzaubern zu können – vielleicht sogar sehr viel eleganter, als wir uns das heute noch vorzustellen vermögen? Das Problembewusstsein ist doch da und immer mehr Menschen sind immer besser ausgebildet. Aber nein, wir haben nur noch einen Weg vor Augen, den nach Armageddon. Und so sehnen wir uns gemeinsam mit Vandana Shiva die guten alten Zeiten herbei, statt im Geiste Jules Vernes und Lieutenant Uhuras zu neuen Welten aufzubrechen.
Auf der Suche nach Lösungen zukünftiger Probleme, die bereits heute absehbar sind (Verschmutzung, Energie, Bevölkerungswachstum, Artenerhaltung), ist unsere vorgeblich progressive Maschinenstürmerei komplett kontraproduktiv. Sie lähmt den Geist. Als nach langer, schwerer Krankheit die geplante Transrapidstrecke zwischen Hamburg und Berlin endlich zu Grabe getragen war, schrieb das Magazin Brand Eins ganz richtig, wir hätten die Fähigkeit verloren, zu träumen. 2014 schlug ein Unternehmen vor, eigenfinanziert eine Seilbahn von St. Pauli aus hinüber in den Hamburger Hafen zu spannen. Ein umweltfreundliches Transportmittel, welches die weltbekannte und beliebte Silhouette verändern würde? Wo denken die hin, wir sind hier doch nicht in Barcelona oder London! Bürgerentscheid Hamburg-Mitte, Vorhaben abgeschmettert, Sieg auf der ganzen Linie. Jede noch so harmlose Veränderung des Status quo wird im Keim erstickt, denn irgendwer wird sich schon auf unsere Kosten bereichern wollen und dabei die Risiken verharmlosen. Bedenkentragen ist ganz einfach und hinterher hat man so oder so recht gehabt. Wir empören uns über „die Industrielobby“ und teilen Glyphosat-Gruselfilme bei Facebook. Solche Posen kosten nichts und bringen dennoch Anstands- und Karma-Punkte. Die einzigen, die fehlen, sind gedankliche Freiheit, Biss, Witz und Kreativität. Diagnose: Wohlstands-Turkey. Mick Hume schreibt: „Der stärkste ‚Ismus‘ unserer Zeit ist nicht der Kapitalismus und sicherlich nicht der Sozialismus, sondern der Fatalismus.“
Und so verweigern wir unseren Kindern die Geschichten, in denen das Gute am Ende gewinnt. Falls doch noch welche tief in ihren Seelchen vergraben sein sollten – die meisten kommen ja erst mal als Optimisten zur Welt –, belehren wir sie tagtäglich eines Schlechteren. Hier am örtlichen Gymnasium, neuerdings eine „Klimaschule“, befasst sich mein eigener Nachwuchs seit Monaten ausschließlich mit dem bevorstehenden, menschengemachten Weltuntergang – fachübergreifend in Englisch, Deutsch, Geografie, Biologie, Philosophie und Politik/Gesellschaft/Wirtschaft. Für ein Englischreferat über ihre Vorstellung von ihrer Zukunft prophezeite meine Tochter gestern: „Climate change destroys my future and the future of millions of other young people, too. Our world is a bomb and we are the lighter.“ (Auf meine Frage, ob sie wirklich meine, keine Zukunft zu haben, antwortete Lilli, sie hoffe doch, vermute aber, die Lehrerin wolle etwas in der Art hören.) Immerhin: Mathe, Musik und Sport verbleiben bis auf weiteres schuld- und schockfrei.
Bleibt die Frage, ob das antrainierte Bewusstsein der gebeutelten Umwelt tatsächlich zugute kommen wird, wenn die Schüler_innen erst einmal erwachsen sind. Eine aktuelle Studie belegt nämlich, dass Klimabesorgte die größeren Umweltverschmutzer sind. Wie das? Klimaskeptiker sind eher im konservativen Lager zu finden, und die ziehen individuelle Verantwortung staatlichen Masterplänen vor. Also nutzen sie im Durchschnitt häufiger öffentliche Verkehrsmittel, verwenden ihre Plastiktaschen öfter wieder und kaufen umweltfreundlichere Produkte. (Im übrigen spenden sie mehr für wohltätige Zwecke.) Wir vorgeblichen Umweltfreunde hingegen, unser Moralkonto dank der WWF-Mitgliedschaft und der Vorliebe für Bioläden fett im Plus, können es uns leisten, einen ansonsten wesentlich weniger nachhaltigen Lifestyle zu kultivieren; globale Probleme kann ja ohnehin nicht der Einzelne, sondern allenfalls die UN lösen. Dieser Effekt, Wasser zu predigen und Wein zu trinken, ist bekannt als moralische Lizensierung.
Wenn unsere Generation der Bewussten später mal zur Rechenschaft gezogen werden sollte, dann womöglich nicht nur für Wohlstandssünden wider besseres Wissen, sondern auch für nichtendenwollende Litaneien weinerlicher Pessimismus–Pornografie. Dafür, dass wir fortwährend romantische, gegenaufklärerische Klagelieder in der Tonart „Alles-Wird-Immer-Schlimmer” anstimmen, während wir gleichzeitig Anspruch erheben auf jede Annehmlichkeit und Zerstreuung, die uns der freie Markt bietet. Dass wir „bewusst” handeln, ohne dafür je den Eames-Chair-verwöhnten Mittelklasserücken krumm zu machen, einfach, indem wir Petitionen gegen Chlorhühner unterschreiben, aus Protest bei Aral tanken statt bei Shell oder auf der G20-Demo gegen die Globalisierung sind, weil das ein netter Nachmittag mit Freunden ist und wir hinterher sagen können, wir hätten uns später mal nichts vorzuwerfen, denn wir haben uns gegen „das System” gewehrt, inklusive Beweis-Selfie mit Bullen. Entrüstung als Performance, risikofrei. „Awareness” ist günstig zu haben und wir sehen dabei immer gut aus, wohnen auskömmlich in der geschmackssicher inneneingerichteten Nullenergiewohnung in gentrifizierter Lage, und dürfen trotzdem unter allgemeinem Applaus den Kindern die Zukunft vermiesen, durch Fingerzeigen auf „die Industrie” und durch Jammern auf höchstem Niveau. Wir stehen am angeblichen Abgrund und geiseln uns ein bisschen für unsere eigene Apathie. Das ist echtes „White Privilege”.
Inzwischen ist Konrad 15 und gut drauf. Er hat aber hat trotz aller berufsvorbereitenden Schulpraktika ab Klasse 5 keine Wunschvorstellung von seiner Zukunft, außer vielleicht YOLO. Ich wollte Astronaut werden.
Der Artikel erschien bereits auf Novo
@ Matthias Kraus
Matthias Kraus sagt: "Ich wollte Astronaut werden."
wie wärs mit einem Flug zum nächsten Exo-Planeten? dann dauert es etwas länger, bis hier wieder "Novo-Optimismus" kommt …
@Paul (1) da sagt mal einer etwas, was dir nicht gefällt, aber statt ihn zu widerlegen, ist deine erste Idee, diese Person aus deinem Blickwinkel zu entfernen. Wenn es ginge, sogar für immer.
Was für eine kleine Weltsicht!
Naja, vielleicht kommt die ja noch eine zweite Idee. Eine, die dir und Gaia den Arsch retten könnte.
Matthias,
"Nirgendwo ein artikulierter Wille, Probleme beherzt anzupacken und dabei im Kleinen oder womöglich sogar bei sich selbst anzufangen. Nirgends die Zuversicht, dass wir gemeinsam etwas Konstruktives auf die Reihe bekommen können, was uns und Gaia den Arsch rettet (sofern das nötig werden sollte)."
Ja, so sieht es aus, Matthias
"Auf der Suche nach Lösungen zukünftiger Probleme, die bereits heute absehbar sind (Verschmutzung, Energie, Bevölkerungswachstum, Artenerhaltung), ist unsere vorgeblich progressive Maschinenstürmerei komplett kontraproduktiv. Sie lähmt den Geist. "
Wären es nur diese beiden Sätze, hätte sich dein Artikel bereits gelohnt zu lesen.
Aber gefallen hat mir auch deine Frage:… "ob das antrainierte Bewusstsein der gebeutelten Umwelt tatsächlich zugute kommen wird, wenn die Schüler_innen erst einmal erwachsen sind."
Tatsächlich, ich weiß es nicht, denke aber, daß es auf die Lehrer ankommen wird, nämlich ob die sagen: "und ihr liebe Schüler habt es in der Hand euch für die Wissenschaften, Studiengänge o.Ä. zu entscheiden, die geeignet sind, Gaia tatsächlich den Arsch zu retten, oder euch gemeinsam mit vielen tausenden Kommilitonen den nächsten Polizisten zu krallen, und diesen auffordern als Vertreter der Macht aufzuhören den Planeten kaputtzumachen.
Das wird noch weiterhin zu beobachten sein. Vielleicht können Eltern auch etwas im positiven Sinne tun.
Matthias, das ist ein wichtiger Artikel, ganz aus meinem Herzen.
Danke dafür.
@ Helmut Junge
mehr Optimismus im Sinne von "Novo" hätte ich schon von dir erwartet:
was könnte es für Matthias Kraus Großartiges geben, als sich für die Zukunft – die Zukunft der Menschheit – auf den Weg zu machen?
"Weinerliche Pessimismus-Pornographie" ?
Ich habe so eben im aktuellen SPIEGEL einen Beitrag über die geplante Neuordnung der EU-Landwirtschaftspolitik gelesen, indem es im 2.letzten Absatz heißt:
"…niemand forciert die bitter notwendiger Agrarwende. Klentelpolitik scheint Europas Politikern immer noch wichtiger als der Verlust der Artenvielfalt und damit unserer Lebensgrundlagen, der Klimawandel, die Vergiftung von Luft, Wasser und Böden, die Gefährdung von Menschenleben durch zunehmende Antibiotikaresistenzen. Sie agieren zu kurzsichtig, als hätten sie allesamt keine Kinder und Kindeskinder".
Ein Bericht von Rafaela von Bredow und Michaela Schießl. x)
"Weinerliche Pessimismus Pornographen?"
Ich hoffe sehr, daß die Menschen von dieser Pornographie nicht genug bekommen können und Wissenschaftler nebst Journalisten weiterhin – und noch mehr als bisher- alles tun werden, dieses Bedürfnis zu befriedigen -auch das der Erzieher -im Elternhaus, in der Schule, damit diese ihren aufklärerischen Pflichten gegenüber den Kindern nachkommen können.
x,)
DER SPIEGEL Nr. 22/26.5. 2018, S. 122/123
Zitat:
"Nirgendwo ein artikulierter Wille, Probleme beherzt anzupacken und dabei im Kleinen oder womöglich sogar bei sich selbst anzufangen. Nirgends die Zuversicht, dass wir gemeinsam etwas Konstruktives auf die Reihe bekommen können, was uns und Gaia den Arsch rettet (sofern das nötig werden sollte)."
Ich finde das – wie den gesamten Artikel – arg weinerlich und pessimistisch.
Und ich weiß nicht, wer dieses durchgehende "wir" sein soll.
Wir haben im Ruhrgebiet viel Industriekultur. Einfach mal in die Museen gehen und die Kinder beobachten.
Technik fasziniert Jungen und Mädchen.
Besonders toll ist dies bspw. auf Maker Messen zu beobachten.
Der Mensch ist neugierig, der Mensch will entdecken. Wenn ich unsere Jüngsten auf diesen Veranstaltungen sehe, bin ich auch optimistisch, dass wir weiterhin Entdecker bleiben.
Unsere Schulen mit Titeln zu den Themen "Weltretter" und "Alle sind gleich" widersprechen sich täglich. Man muss nur mal das Treiben vor diesen Schulen betrachten.
Jedes gesparte Gramm CO2 aus der Solaranlage, die während ihrer Lebensdauer vermutlich mehr CO2 verbraucht als sie einspart, wird mit einem Fest gefeiert.
Eltern, Presse etc. kommen. Standesgemäß natürlich im SUV, denn unsere Öko-Kids müssen ja sicher in die Schule kommen können. Damit im Auto auch alles schön sauber ist wird der Müll vom Auto direkt aus dem Fenster geschmissen und Mutta rennt schnell über direkt die Strasse, damit dem Kleinen nichts passiert. Die Zeit bis zur Ampel hätte schließlich zur Katastrophe führen können.
Diese Widersprüche im Verhalten der Umgebung werden den Kids die Lust am Forschen und Entdecken nicht versperren können. Der Forscherdrang ist stärker und mit dem Einsetzen der eigenen Willensbildung werden die Widersprüche im Verhalten der "Vorbilder" auch erkannt.
Sie sind zu offensichtlich.
Danke für diesen hervorragenden Artikel!
Was hier beschrieben wird, ist die Symptomatik einer kollektiven Hirnerweichung, die mal in Gestalt von Selbstüberhöhung, mal in Gestalt eines intellektuellen Offenbarungseides daher kommt. Die Wurzeln des Ganzen sind postmoderne Darmwinde, die eigentlich nur in Dauerschleife von der Versündigung des modernen westlichen Menschens, gewissermaßen seiner Vertreibung aus dem Paradies, tönen. Es hat etwas Rituelles, wenn dies ohne Unterbrechung am geistigen Lagerfeuer getrommelt wird. Schon in meiner Jugend wussten die Bierkasten- und Partyphilosophen, vorwiegend aus dem Lager der "langhaarigen Bombenleger", ihre grandiose Erkenntnis zu berichten, alle anderen (also: bis auf sie selber natürlich – so viel Redundanz muss sein) seien nur "Systemlemminge" (wahlweise auch: "gefügige Zahnräder", "willige Helfer" oder "mit Konsum ruhig gestelltes kapitalistisches Schlachtvieh"). Wer da noch andeutungshafte "Formeln" wie "Bildzeitung", "Monsanto" oder (eher heutzutage) "Goldman Sachs" einbauen konnte, gab sich endgültig als eminenter Leuchtturm durchdringender Erkenntnis zu erkennen.
Es macht mich depressiv, wirklich depressiv, dieses antimodernen, antiaufklärerischen Brei aus allen Ritzen quellen zu sehen. Wenn ein Phänomen oder eine Haltung das Label "Mainstream" verdient, dann ganz sicher das vom Autor angesprochene.
@Paule t. m.E. kann jemand sagen, daß er nirgends den Willen zu einer bestimmten inneren Haltung sieht. ohne weinerlich zu werden? Ich finde schon. Er sieht es nicht und ich sehe es eigentlich auch nicht bzw. kaum. Für mich ist diese Aussage eine Feststellung.
@Paul, wer Kinder in die Welt setzt, muß eigentlich optimistisch sein. Sonst wäre er ja wegen all der Unwegbarkeiten verantwortungslos.
Ich versuche solche Unwegbarkeiten zu reduzieren. Kopf in den Sand stecken, und dann vielleicht auch noch jammern, daß alles den Bach runterlaufen wird, das wäre jammern, und das wäre nichts für mich.
zu sagen "ist nicht gut, aber das reparier ich, das ist m.M. eine Form von Optimismus.
Schon erstaunlich, welche Hirnvolten manche Menschen in Artikeln schlagen müssen, nur weil sie nicht mehr "Dein Freund, das Atom" mund- und altersgerecht serviert bekommen. Da scheint die Aufarbeitung der eigenen Kindheit wichtiger zu sein als die plakative, populistische "Sorge" um kommende Generationen.
Klaus, das liegt daran, dass Technikangst und Technikgläubigkeit die gleiche Logik haben: Sie differenzieren nicht.
Arnold, ein Aspekt in dem Artikel ist die Angst um die Welt, gepaart mit der Angst vor der Technik, die die Welt vielleicht retten könnte. Und diese Mischung blockiert nach ansicht des Autors, aber auch meiner, den Geist.
Werden wir denn die welt retten, wenn wir nur herumjammern, also den Zustand beklagen in dem diese Welt sich befindet?
Das halte ich für ausgeschlossen. Völlig ausgeschlossen sogar.
M.M. gibt es zwei miteinander verknüpfte notwendige Wege um eine ökologische Katastropfe zu verhindern. Einmal verhindern, daß sich der Zustand verschlimmert, was aber bisher nicht geklappt hat, und als gleichzeitigen zweiten Schritt eben die Wissenschaft und Technik fördern, die geeignet ist, diesen Schlamassel den wir bisher angerichtet haben zu beseitigen,
Und beim zweiten Schritt gibt es massive Widerstände, die von enormer technikfeindlicher Energie seit den siebziger Jahren geprägt sind. Dagegen wehrt sich der Autor und auch ich wehre mich dagegen. Eigentlich müßten alle Leute, die ökologische Mißstände anprangern die Personen, die sich mit Forschung beschäftigen unterstützen. Stattdessen wird Forschung von dieser zukunftsängstlichen Personengruppe als Teils ihrer Sorgen und Ängste bekämpft.
Und dagegen wehre ich mich mit allen Kräften. Diese Leute blockieren mit ihrer Angst vor Technik und Wissenschaft jeden Lösungsversuch des zweiten von mir beschriebenen notwendigen Schritts.
Was den ersten Schritt, die Verhinderung weiterer Schäden betrifft, und diese Schäden gibt es ja überdeutlich, hat aber weinerliches lamentieren bisher auch keine wirksamen Ergebnisse gebracht.
Wir haben nicht einmal herausgefunden, wer für all den Plastikmüll in den Weltmeeren verantwortlich ist. Nicht einmal das. Das muß untersucht werden, aber stattdessen sehe ich auf der politischen Bühne einen Wettbewerb im herumjammern einerseits und vertuschen andererseits.
Diese Diskussion ist noch lange nicht zuende und ich warte jetzt erst mal wieder ab, wieviele Sätze durch die Filter der Kommentatoren wieder eine Optimismus-Pessimismus Debatte auslösen. Das ist übrigens amüsant, weil diese Debatte dem Thema eine psychologische Komponente gibt, die ich bisher noch nie kannte.
Im meinem Umfeld, in dem sich allein unter meinen Mietern eine Menge Studenten befinden, sehe ich keinerlei Auswirkungen des vom Artikelautors beschworenen Fortschritts-Mimimi – ich erlebe jeden Tag exakt das Gegenteil mit forschungswilligen und forschungshungrigen Uni-"Frischlingen", die aber all die negativen Erfahrungen mit technologischen Sackgassen und Fehlentwicklung der letzten Jahrzehnte ebenso kritisch aufnehmen, um sie dann halt mittels Technologie zukünftig zu vermeiden. Life is easy…
Hallo Paul,
leider haben Sie mich nicht genommen als Astronaut. Deshalb kann ich Dir leider den Gefallen nicht tun, mich vom Heimatplaneten zu subtrahieren, weil Dir meine kleine Geschichte nicht so zusagt.
Hallo Klaus Lohmann,
welche Hirnvolten meinen Sie genau? Oder wollten Sie vielleicht nur mal einen rausknallen, weil jemand einen anderen Blickwinkel hat? Sogar den Begriff „populistisch“ haben sie prima einbauen können. Damit ist das Machwerk zwar überführt, aber wenn Sie etwas konkretere Hinweise auf verquere Logik oder ähnliches in der Geschichte hätten, würde mich das auf alle Fälle interessieren, denn ganz sicher habe ich die Wahrheit nicht gepachtet.
Hallo Helmut Junge,
vielen Dank für die tapfere und unermüdliche Unterstützung 🙂
zu #7:
Behauptet und dann beklagt wird:
"Schon in meiner Jugend wussten die Bierkasten- und Partyphilosophen […] ihre grandiose Erkenntnis zu berichten, alle anderen […] seien nur "Systemlemminge" […]."
Selbst gesagt wird:
"Wenn ein Phänomen oder eine Haltung das Label "Mainstream" verdient, dann ganz sicher das vom Autor angesprochene."
Ohne weitere Worte.
Hallo Arnold Voss,
Ja, Technikgläubigkeit ist das Gegenteil von Technikangst. Aber wenn man das eine kritisiert, heißt das nicht automatisch, dass man das andere propagiert und ich hoffe, so kommt der Artikel nicht rüber. Es gibt ja viele Farben auf der Welt, nicht nur schwarz und weiß.
@ Klaus Lohmann #12:
Genauso geht es mir auch. Die angebliche "Technikfeindlichkeit", die so lautstark beklagt wird, halte ich zum großen Teil für eine Mär. Sicher, eine undifferenzierte Technikskepsis gibt es auch – weit häufiger aber Kritik an bestimmten Techniken mit konkreten Argumenten, während andere Techniken begrüßt und optimistisch betrachtet werden.
Dies lässt sich zB im Bereich der Energiepolitik sehen: Da gibt es ja praktisch niemanden, der _allgemein_ technikfeindlich wäre. Vielmehr werden von vielen Leuten _bestimmte_ Techniken abgelehnt (fossile Energien, Atomkraft), während andere ganz optimistisch betrachtet werden (erneuerbare Energien und die Verbesserung ihrer Einsetzbarkeit).
Ganz absurd wird es, wenn genau die Leute, die "Ökos" ihre angebliche "Technikfeindlichkeit" vorwerfen, die allergrößten Skeptiker sind, was die Ausbaufähigkeit, die Wirtschaftlichkeit, die Speicherbarkeit und allgemeine Einsetzbarkeit erneuerbarer Energien angeht. Da ist dann auf einmal null Vertrauen in den technischen Fortschritt, obwohl die Skepsis früherer Jahre immer wieder widerlegt wurde. Und es wird immer noch unverdrossen behauptet, erneuerbare Energien seien "zu teuer", wenn es längst Firmen gibt, die sie nicht etwa zum geförderten Verkauf, sondern zum Eigenverbrauch nutzen (und dabei selbst noch EEG-Umlage zahlen).
Steht Aldi im Ruf eines öko-ideologischen Traumtänzerkonzerns? Ich glaube nicht. Aber die machen genau das: Pflastern ihre Filialen mit Photovoltaik, um ihn selbst zu verbrauchen. Aber klar, die Technikfeinde sind die Ökos, die statt für Atomkraft für erneuerbare Energien sind.
@ Matthias #13
Matthias Kraus sagt: "leider haben Sie mich nicht genommen als Astronaut. Deshalb kann ich Dir leider den Gefallen nicht tun, mich vom Heimatplaneten zu subtrahieren, weil Dir meine kleine Geschichte nicht so zusagt."
das ist ja jetzt schon mehr Inhalt als im ganzen Artikel !
Helmut,
könnte es sein, daß "man" auch deshalb aneinander vorbeiredet, weil "man" Begriffe wie Angst, Furcht, Sorge gleichsetzt oder jeweils anders interpretiert?
Wenn Angst z.B. verstanden wird als Reaktion auf eine unbestimmte Bedrohung im Gegensatz zur Furcht, dann wäre anders über ihre Ursachen , über denkbare Folgen, über den Umgang mit ihr durch den ängstlichen Menschen und durch die Gesellschaft, z.B. über einen manipulierten, nachzudenken als es der Fall wäre, wenn Angst als Reaktion auf eine bestimmte, ganz konkrete Bedrohung verstanden wird.
Angst vor " technischem Fortschritt"? Das wäre dann wegen der unbestimmten Begrifflichkeit "technischer Fortschritt" Angst vor einer unbestimmten Bedrohung mit entsprechenden Folgen, wenn über deren Ursachen, deren Folgen pp. nachgedacht und diskutiert würde.
Angst vor einer uneingeschränkt möglichen Nutzung aller eine Person betreffenden Daten durch Dritten ohne Wissen des Betroffenen? Das wäre dann Angst vor einer exakt bestimmten, ganz konkreten Gefahr -Ursachen, Folgen, Konsequenzen?
Wer diesbezüglich ängstlich ist -oder besorgt?- und sich deshalb mit den Ursachen, den Folgen, den Konsequenzen dessen befaßt, was ihn ängstigt, bedarf einer anderen Nachdenklichkeit als derjenige, den Angst vor einer unbestimmten Bedrohung umtreibt.
War es Angst, war es Furcht, war es Sorge, die z.B. die Mehrheit der Menschen in Deutschland in Sachen Nutzung der sog. Atomenergie hat reagieren lassen? Und wer diese Reaktion dann unter "weinerliche Pessismsus Pornographie" subsumiert, der mag das tun. Ich kann dem jedenfalls nicht folgen.
Wenn in der Gesellschaft ganz allgemein, in Schulen und Universitäten im besonderen, in der Wissenschaft, in der Literatur -in Quantität und Qualität "jeder auf seine Weise"- Problemen nachgegangen wird, wenn diese be- oder umschrieben werden, wenn über ihre Ursachen, ihre Folgen, über Problemlösungen nachgedacht, diskutiert und geforscht wird, sind das doch nichts Anderes als Selbstverständlichkeiten. Ich würde in keinem Fall den jeweils Beteiligen mit einem bewertenden Gutachten begegnen, wie beispielsweise dem einer " Weinerlicher Pessimismus Pornographie" oder dem "himmelhochjauchzenden Optimismus Orgie".
Beide Aussagen, so meine ich, sind als solche nicht nur fragwürdig -zumindest das-, sondern tragen auch in keiner Weise dazu bei, sich mit dem was ist, sich mit dem, was sein wird, was "Sein werden könnte" vernünftig (!) auseinanderzusetzen – vernünftiger als derzeit wahrgenommen-, u.a. in den Schulen und Universitäten -und im Elternhaus-.
Mit Blick auf Geschichte und Gegenwart haben die Menschen heutzutage mehr denn je Anlass, sich mit all den konkreten Problemen zu befassen, die sie zunehmend besorgen mit Blick auf die zukünftige Welt, in der ihre Kinder und Kindeskinder zu leben haben werden. Und wenn sie das tun -in der Gesellschaft generell, in Wissenschaft, Literatur, Politik, Kultur im konkreten, hat das nichts mit "weinerlicher Pessimismus Pornographie" zu tun, sondern ist nichts Anderes als der Beweis der Existenz einer lebendigen, offenen, streitbereiten, risikobewußten und risikobereiten freien und pluralistischen Gesellschaft. Gegenteiliges zu behaupten wäre….? -Weinerliche Pessimismus Pornographie????
PS
Ich habe in meinem Beitrag -4- bewußt bezogen auf Angst, Sorge, Furcht der Menschen und mit Blick auf den behaupteten "weinerlichen Pessimsmus" nicht den sog. "technischen Fortschritt" im allgmeinen oder die Digttalisierung/Rototerrsierung im besondern aufgegriffen, sondern "Gegenwart und Zukunft der Landwirtschaft" -in der EU, in Deutschland im besonderen- um damit anzudeuten, daß es a.), wenn gesellschaftlich relevant erscheinenden Ängste u., Sorgen der Menschen problematisert, aufgegriffen -und karikiert?- werden, es um mehr geht als um Ängste und Sorgen, die den sog. technischen Fortschritt betreffen und daß b.) Problemlösungen ein Problembewußtsein und dieses wiederum möglichst umfassender Problembe- bzw, Problemumschreibungen bedarf, z.B. durch die Medien -wie im Beispielsfall in Sachen Zukunft der Landwirtschaft in dem zitieren Spiegel-Beitrag geschehen, den ich insofern eben nicht als Ergebnis oder als Ausdruck "weinerlicher Pessismus – Pornographie" verstehe, sondern als notwendig für eine Gesellschaft, die bereit ist, sich allen ihren Problemen vorbehaltlos, möglichst vorurteilsfrei zu stellen -in der Suche nach den Problemursachen, den Folgeproblemen und in ihrem Ringen um die "beste" Problemlösung.
Trivialitäten?
Ja, aber als solche , so scheint mir, angesichts des "Diktates über die weinerliche Pessimismus- Problematik" Erinnerungswert.
PS
Kinder und Jugendliche -erzogen wider den technischen Fortschritt?
Mir wird beinahe täglich -u.a. durch meinen 1o jährigen Enkel- vorgeführt, wie weit fortgeschritten seine Kenntnisse und Fertigkeiten sind, wenn es um "digitale Technik" geht und wie zurückgeblieben ich bin.
Und da ängstigt ihn nichts und niemand!
Und das hat (bestenfalls) nur geringfügig seine Ursachen in einer dementsprechenden Erziehung /Bildung in Schule und Elternhaus, sondern ist nach meiner Wahrnehmung ehe der persönlichen Neugier und dem Bestehenwollen im täglichen Wettbewerb mit den Freunden geschuldet.
Walter, du fragst: "könnte es sein, daß "man" auch deshalb aneinander vorbeiredet, weil "man" Begriffe wie Angst, Furcht, Sorge gleichsetzt oder jeweils anders interpretiert?"
Und sagst: "Mir wird beinahe täglich -u.a. durch meinen 1o jährigen Enkel- vorgeführt, wie weit fortgeschritten seine Kenntnisse und Fertigkeiten sind, wenn es um "digitale Technik" geht und wie zurückgeblieben ich bin.
Und da ängstigt ihn nichts und niemand!"
Technik ist nicht nur Spielzeug! was ist mit Datteln 4?
Walter, ein Keaftwerk in deiner Nähe" Du bist einer der erbittersten Gegner" Rden wir aneinander vorbei?
Nein, du suchst dir die Definition von Technik aus. Die schöne Seite magst du, aber die häßliche Seite kritisierst du. Das ist doch kein Aneinandervorbeireden.
Ich hatte damals extra einen Artikel zu diesem Thema geschrieben.
https://www.ruhrbarone.de/wie-koennen-wir-uns-in-zukunft-noch-in-ueberheizten-sitzungssaelen-ueber-umweltfragen-ereifern-und-uns-zweimal-taeglich-warm-duschen/74138
Nein Walter, wir reden nicht aneinander vorbei, wir sind in dieser Frage gegensätzlicher Meinung.
Matthias,
falls Sie sog. LINKS-Grüne oder sog. Sozial-Liberale ins Visier genomen haben sollten, um auf "weinerliche Pessismismus Pornographen" zu schießen, könnte es angebracht sein, sich mit einschläigen aktuellen Umfragen der Konrad – Adenauer- Stiftung zu befassen. Daraus ergibt sich u.a., daß es unter den AFD-Anhänger/AFD Sympathisanten die mit riesigem Abstand zu den anderen Parteien größte Zahl an "Schwarzsehern"gibt, wenn es darum geht, ob Deutschland mit den anstehenden Herausfoderungen fertig werden wird. Während rd. 63 % aller Befragten darauf Vertrauen, daß Deutschland mit den künftigen Herausforderungen fertig werden wird, sind das in der AFD-Anhängerschaft nur 17 %.
Wer sich also auf die Suche machen will, wo denn die vorgeblich "weinerlichen Pessimismus Pornographen" gesellschaftspolitisch zu finden sind, der könnte fündig werden!
Walter, diejenigen, die gegen jedes Großprojekt protestieren, müssen wohl auch ein riesiges Vertrauen haben, daß die Wirtschaft das aushält. So erklärt sich das.
Und wer glaubt, daß sowieso alles gut läuft, sieht vermutlich auch keine Veranlassung, sich selber einzubringen.
Hallo Walter Stach,
ich habe keinesfalls Links-Grüne oder Sozial-Liberale ins Visier genommen, wie Sie vermuten, denn ich komme selbst aus dieser Ecke, bin aber nicht mehr willens, die Welt in Schwarz-Weiß-Freund-Feind-Kategorien zu sehen. Vielleicht ist es der Titel der Story „Weinerliche Pessimismus-Pornografie“, der so viele provoziert. Es ist ein Zitat aus dieser Geschichte, die ich eigentlich „Kleinmut klagt an“ genannt hatte und das hätte mir auch besser gefallen, weil das nicht so arg mit dem Stinkefinger daher kommt.
Hallo Paule T.,
dass die erneuerbaren Energien in Deutschland dereinst eine grundlasttaugliche Stromversorgung liefern, dafür würde es wahrlich eines Paradigmenwechsel benötigen. In dieser Sache muss man tatsächlich mal kein Wissenschaftler sein, um durchzurechnen, dass die Rechnung nicht aufgehen kann — nicht mit den technischen Mitteln und Ressourcen, die uns heute zu Verfügung stehen. Vielleicht ist Deutschland deshalb das einzige Land, das diesen Weg geht, sämtliche anderen Optionen so konsequent abzustellen. Ich kann mir dennoch gut vorstellen, dass wir in zwei, zehn, zwanzig Jahren irgendwelche bahnbrechenden Fortschritte machen werden, welche die jetzigen Berechnungen über den Haufen werfen, so dass Wind und Sonne tatsächlich dieses Land einmal antreiben. Möglich. Was ich kritisiere, sind die Scheuklappen und NoGos, die es in dieser Ausprägung vor allem in Deutschland gibt, die Verengung des Horizonts auf wenige Optionen, während anderswo offener über gangbare Lösungen nachgedacht wird.
Hallo Paul (#1, #19)
Wenn eine Botschaft die eigene Sichtweise in Frage stellt, gibt es eine schöne Lösung, die alles fein im Lot belässt, so dass man sich gar nicht erst in inhaltliche Niederungen herablassen muss: Der Botschafter kann nur ein Trottel sein! Immer noch der beste Ausweg aus kognitiver Dissonanz.
-23-
Helmut,
"im großen und im ganzen", so scheint mir, funktioniert der öffentliche Diskurs, funktioniert der Streit "unter Demokraten", funktionieren die Medien in Deutschland, "funktioniert" der Wissenschaftsbetrieb, funktionieren Parlamente7 Regierungen/Gerichte und Verwaltungen in Deutschland, u.a. dann wenn, es um Ideen, Entwicklungen, Umsetzungsprozesse, Abwägungen zwischen Vor- und Nachteilen einer "digitalisierten Gesellschaft" und einer weitgehenden Roboteriesirung derselben geht.
Dass Dir und mir -und vielen anderen Menschen- dann und wann dieserhalb Mängel und Fehler auffallen, wenn es um den Istzustand geht, wenn es um die Zukunft "unserer" freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft und um die "unsres" sozialen und demokratischen Rechtsstaates geht, ist selbstverständlich und das wir deshalb dann und wann strittig diskutieren, und das z.B. für und gegen sog. Großprojekte protestiert wird, gehört doch mit dazu, nämlich zu einer freien Gesellschaft, die das nicht nur zuläßt, sondern für die das alles zu ihrem Wesenskern gehört.
Wenn dabei dann und wann auffällt, jedem selbst und dem Gegenüber, dass der eine ehe von einer pessimistischen der andere ehe von einer optimistischen "Grundeinstellung" geprägt zu sein scheint, schadet doch in keinem Falle der Diskussion. Und bekanntlich kann eine pessimistische Grundeinstellung im Privaten, im Beruflichen, im Politischen durchaus die Basis dafür sein, Positives zu produzieren.
Ich kritisiere jetzt und hier also keinen "Gesamtzustand", sondern lediglich pauschale Zu- und Einordnungen von Menschen, von menschlichen Verhalten unter die Begrifflichkeit " weinerliche Pessimismus Pornographie" und vor allem den nach meiner Wahrnehmung damit einhergehenden Versuch, die besonders kritischen Zeitgenossen, insbesondere diejenigen, die eine pessimistische Grundhaltung im Leben, zum Leben im allgemeinen oder zum sog. technischen Fortschritt im besonderen haben scheinen, gesellschaftspolitisch zu diskreditieren.
Das muß nicht sein, meine ich.
Ich kritisiere jetzt und hier, darüber hinaus bei vielen gesellschaftspolitischen Diskussionen, daß "man" zu wenig (oder gar nicht?) bereit zu sein scheint, seine Meinung, seine Auffassung dahingehend zu reflektieren, daß sie immer eine subjektive ist geprägt z.B. von Erziehung, Bildung, Beruf, Religion, Weltanschauung, Herkunft, Lebensstandard, Parteizugehörigkeit- und ich kritisiere, daß der jeweilige Gegenüber das nach meiner Wahrnehmung zu wenig zu bedenken, geschweige denn zu akzpetieren scheint.
Dass zu ändern, könnte z.B. zu dem m.E. wünschenswerten Wollen derjenigen gehören, die
erzieherische, die bildende Funktionen innehaben -meine ich.-
Und das gilt z.B. eben auch dann, wenn über den sog. "technischen Fortschritt" diskutiert wird (…Fluch oder Segen…?) und darüber, ob und wie eine Gesellschaft zu diesem "technischen Fortschritt" beitragen sollte, beitragen müßte und ob und wie sie fähig und willens sein sollte, über dessen Folgen -die positiven, die negativen- einen offenen Diskurs zu führen. Wenn dabei dann dann die sog. Pessimisten auf die sog. Optimisten treffen, kann das doch nur der Sache, der Sachlichkeit, dem Erkennen und dem Lösen von Konflikten dienen.
Es geht nicht um "weinerliche Pessimismus Pornographen" hier oder um, wie ich es formuliert habe himmelhochjauchzenden Optimismus Orgien" dort.
@ Matthias #26
"kognitive Dissonanz": Matthias kennt aber schwierige Worte …
aber was hat "kognitive Dissonanz" damit zu tun, dass im Artikel inhaltliche Leere herrscht – vielleicht simuliert Matthias ja "Vakuum im Weltall", für den geplatzten Astronauten-Traum, https://de.wikipedia.org/wiki/Vakuum#Vakuum_des_Weltraums
Helmut -21-
ich lese Deinen Beitrag erst jetzt:
Dazu zwei Anmerkungen:
1.
Auf den Inhalt meine rhetorisch Frage bezüglich möglicher begrifflicher Unklarheiten -sh.Angst, Furcht, Sorge,- gehst Du in Deiner Replik nicht ein. Das nehme ich so zur Kenntnis
2.
Meine Ablehnung des Kohlekraftwerkes (E.ON.) Datteln IV -an seinem jetzigen Standort (!)- habe ich vom ersten Tage an bis heute stets mit regionalplanerischen, mit bauplanerischen und z.T. mit bauordnungsrechtlichen Bedenken begründet und n i e (!!) mit irgend welchen "technologischen Bedenken".
Dass ich mit meinen regional-bauplanerischen Bedenken "nicht daneben gelegen habe", läßt sich unschwer aus dem OVG-Urteil vom 3.9.2009 entnehmen -Feststellung der Unwirksamkeit des betr. Bebauungsplanes der Stadt Datteln-. Das ich mich dieserhalb kritisch mit dem Kraftwerk an diesem Standort befaßt habe, liegt daran, daß ich über "Grundwissen" im allgemeinen – und im besonderen Verwaltungsrecht -und hier u.a. im Bauplanungs- und Bauordnungsrecht verfüge.
Technologische Bedenken habe ich nicht und werde nicht vortragen, da es mir dieserhalb an simplen Grundkenntnissen fehlt, z.B. im Zusammenhang mit der "Stahlummantelung" des Kühlturmes, die ich bekanntlich vor einigen Monaten als "fehlerhaft" erwiesen hat. Wenn ich mich nicht irre, hast Du seinerzeit auf einschlägige "technologischen Fragen" hier bei den Ruhrbaronen fachkompetent geantwortet.
Helmut
Im übrigen bemühe ich mich stets und stets mit einem gehörigen Maß an Neugier als absoluter Laie in technologischen Angelegen -der Du offenkundig nicht bist- stets darum, wenn ich die Thematik/Problematik über das Technologische hinaus gesellschaftspolitisch für belangreich halte, in jedem Falle um Grundkenntnisse des "Technologischen", bevor ich Fragen stelle , geschweige denn, mich mit Antworten in einer einschlägige Diskussion zu Wort melden.
Helmut,
es hat den Anschein, daß wir Beide insofern(!) aneinander vorbei reden