Weltweit sollen „Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche“ das Blut bebeten, „das in Kämpfen für Land und Freiheit floss“, sollen „Widerstand und Blutvergießen“ verklären und die „Rückkehr“ in jenes Land befeuern, in das Hamas kürzlich zurückgekehrt ist. Der Weltgebetstag der Frauen, eine christliche soft power mit langer und verlässlicher Tradition, kommt demnächst „aus Palästina“. Serviert wird eine Blut-und Boden-Theologie, die sich barbarischem Terror anschmiegt. Über den verlieren die Frauen kein Wort, ihre Kinder sollen lieber eine Handala-Figur ausmalen, das Maskottchen aller Massaker, die an Israelis verübt werden. Dieser Weltgebetstag ist rettungslos verloren.
„Die evangelische Kirche steht an Eurer Seite!“rief Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland, vergangenen Sonntag auf der Israel-Soli-Demo in Berlin, sie addressierte alle Juden und alle Israelis: „Zugleich sage ich kleinlaut: Antisemitismus keimt in unserer Mitte. Antisemiten sind auch unter unseren Kirchenmitgliedern.“ Kurschus folgerte daraus: „Antisemitismus ist Gotteslästerung! Jeder Versuch, das Massaker vom 7. Oktober zu relativieren, ist Antisemitismus. Jedes ‚Ja, aber‘ verharmlost.“ Damit hat Kurschus, Präses der westfälischen Landeskirche, ein Bekenntnis formuliert. Es zu sprechen oder zu verweigern, markiert den Riss, der sich durch die Kirche wie die gesamte Gesellschaft frisst. Die Israelfrage ist die Judenfrage wie ehedem, akut wird sie mit dem, was der Weltgebetstag der Frauen (WGT) – eine echte NGO, die sich von keiner Regierung und keiner Kirchenleitung je hat gängeln lassen – für den kommenden März plant:
Weltweit sollen „Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche“ Gebete mitsprechen und Texte nachbeten, die – angereicht „aus Palästina“, angereichert in Deutschland – unterirdisch sind wie die Tunnel der Hamas. Das Gespinst aus Judenhass und Agitation ist kaum noch zu entflechten, eine Übersicht:
„Palästina“
Der Weltgebetstag (WGT), eine international aufgestellte, organisatorisch schlanke Initiative, hält sich offen, was er meint, wenn er „Palästina“ sagt. Beispiel: In den 70seitigen „Ideen und Informationen“, die der deutsche WGT vertreibt, wird einem erklärt, der „Staat Palästina“ umfasse „das Westjordanland, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem“. Ein paar Zeilen später heißt es, „seit 1967“ seien „das Westjordanland, Ost-Jerusalem und der Gazastreifen israelisch besetzt“. Tatsache ist, dass der Gazastreifen seit 2007 von der Hamas besetzt ist, seit 17 Jahren regieren sich die Palästinenser im Gazastreifen autonom (und im Westjordanland seit knapp 30 Jahren teil-autonom). Eine Zwei- bzw Drei-Staaten-Lösung gibt es längst, für Israelis ist sie mörderisch. Der WGT wischt all das vom Tisch: Der „politische Status“ sei „nicht ausschlaggebend“, heißt es eingangs der „Gottesdienstordnung“, und ausgangs: „Wir beten für ein Ende der israelischen Besatzung“. Das der Kurzschluss, der zu Kopfe steige: Israel = Besatzung. Man kennt den Trick von BDS, der antisemitischen Boykottkampagne gegen Israel, die ähnlich Wert darauf legt, dass Israel ein anderes Wort für „Besatzung“ sei und dabei offen hält, was alles als „besetzt“ gelten soll from the river to the sea.
Israel
Und so kommt es denn auch: In einem diffusen „Palästina“ stehe „die Wiege des Christentums“, behauptet der WGT. Das palästinensische Land, vorgestellt als „israelisch besetzt“, sei „das Land, in dem Jesus gelebt und gelehrt hat. Öffne unsere Augen, um das Leiden der Menschen zu sehen, die heute dort wohnen.“
So das „Eröffnungsgebet“, es ist Agitprop pur: Bekanntlich hat Jesus in Galiläa gelebt und gelehrt, Galiläa macht heute rund ein Drittel des israelischen Staatsgebiets aus, der WGT erklärt das israelische Staatsgebiet zu einem „besetztem Land“. Dieses „Gebet“, in das Menschen weltweit einfallen sollen, drängt auf die Auslöschung Israels im selben Maß wie Hamas auf die Auslöschung der Israelis: Im direkten Anschluss sollen alle ein „Friedensgebet“ sprechen, für das ein jüdischer Text – Psalm 85 – geplündert wird. Der Spin: Die betenden Christen sollen sich selber an die Stelle Israels setzen, sie sollen sich betend zu „deinem Volk“ erklären, zum wahren Israel und das Land zu „unserem Land“. Substitutionstheologie pur, so heißt der Fachausdruck, wenn Israel enterbt wird, enteignet, eliminiert.
„Palästinensische Befreiungstheologie“ nennt sich diese antisemitische Frömmelei selber, sie geht allen Ernstes davon aus, dass – so sagt es ihr Erfinder, Mitri Raheb – ausgerechnet Jesus, ein Jude durch und durch, „Palästinenser“ gewesen sei. Während Israel, so Raheb, keinesfalls Israel darstelle, sondern „das Rom der Bibel“, soll heißen: die böse Übermacht, das übermächtig Böse. Eine völlig durchgeknallte Theologie, in den deutschen Texten des WGT wird nun seitenlang ausgemalt, was dieses Böse heute sei: „die israelische Besatzung“, „die Sperranlage aus Beton und Stacheldraht“, „immer neue jüdische Siedlungen“ usw. Es ist der Blick aus den Tunneln, die Hamas gegraben hat.
Terror
„Informiert beten“, das sei die Methode, der man sich verpflichtet habe, heißt es beim WGT. Und? Kein Wort über die palästinensischen Regime, in all den Texten kein einziges über Fatah, Hamas, Islamischer Dschihad. Irgendwo ist verschämt von „patriarchalen Strukturen“ die Rede und von „traditioneller Rollenverteilung“, gar auch schon mal von „Korruption“. Das Wort Terror dagegen taucht in der Gottesdienstordnung nirgends auf und in den Begleittexten nur wie nebenher, als sei Terror selbstverständlich wie Wasser nass. „Immer wieder“, heißt es, hätten sich „die Palästinenser*innen“ gegen „die Besatzung“ gewehrt, die erste und zweite „Intifada“ wird angeführt, ohne auch nur mit einem Wort zu erwähnen, dass bereits bei diesem Terror gegen Zivilisten – wie zuletzt bei den Massakern der Hamas – weit über tausend Israelis ermordet worden sind: Schulbusse in die Luft jagen, gut besuchte Restaurants und Diskotheken, dem WGT gilt dies auch heute noch als ein Sich-wehren. Die Texte werden auch nach dem 7. Oktober weiter vertrieben, sie lassen an keiner Stelle erkennen, dass der WGT die jüngsten Massaker an Israelis anders auslegen würde als die vorherigen, nämlich mit lapidarer Akzeptanz: „Es ist bekannt, dass sich die Palästinenser*innen immer wieder gegen die Besatzung wehrten.“
„Nakba“
Bisher gibt es – wir haben den deutschen WGT gefragt – keine Reaktion auf die Massaker der Hamas. In den Texten stattdessen immer wieder „Nakba“, wörtlich: die Katastrophe, die – so deutet es der WGT wiederholt in seinen Texten an – identisch sei mit der Staatsgründung Israels. In der Gottesdienstordnung beispielsweise wird dieser Kurzschluss so vorgetragen: „1948 wurde der Staat Israel gegründet. Daraufhin kam das Militär in das Haus meiner Großeltern und vertrieb sie mit Gewalt. Die Vertreibung war eine Katastrophe für das palästinensische Volk.“ Ähnlich in den Begleittexten, dort wird „Nakba“ definiert als „die Vertreibung bei der Staatsgründung Israels“. Dass die Ursache von Flucht und Vertreibung ein Krieg gewesen ist – und zwar kein „Unabhängigkeitskrieg“, wie der WGT an einer Stelle flötet, sondern ein Angriffskrieg von fünf arabischen Staaten – wird nur beiläufig erwähnt und ausgerechnet von Muriel Asseburg. Die „Expertin“, vom WGT um einen Beitrag gebeten, hatte erst im Sommer – die Hamas plante ihre bestialischen Massaker – rundweg behauptet: Sollte Hamas Israel angreifen, geschehe dies „rechtmäßig“. Warum Terror „rechtmäßig“ sei, erklärt einem der WGT jetzt damit, dass es nicht nur eine, sondern auch eine „zweite Nakba“ gegeben habe – das sei 1967 gewesen, wieder bleibt die massive arabische Aggression unerwähnt – und dass eigentlich jeden Tag „Nakba“ sei: „Bis heute werden immer noch Menschen aus ihren Häusern vertrieben.“
„Betende Frauen“
Das Komplott in den Köpfen verdichtet sich im Titelbild, beigesteuert hat es die Ruhrpott-Künstlerin Halima Aziz, deren Werk wurde bereits im Sommer auf diesem Blog dechiffriert. Die jetzt nachgereichten Texte des WGT bestätigen die damalige Deutung: Der „palästinensische Mohn“, den Aziz ins Titelbild gemalt hat, sei das „Symbol für Widerstand und Blutvergießen“, schreibt der deutsche WGT, „das kräftige Rot steht für das vergossene Blut derjenigen, die für die palästinensische Nation gekämpft haben“. Im selben Sound eine „Meditation zum Titelbild“, die als Inspiration für Gottesdienste gedacht ist: Das Rot der Blumen stehe „für das Blut, das in Kämpfen für Land und Freiheit floss“. Im direkten Anschluss der Appell: „Frauen beten: Lass uns stark und widerstandsfähig sein, Gott.“
Widerstandsfähig wie Hamas? Fatah? PFLP? Islamischer Dschihad? Alle diese Terror-Banden befinden, dass der Mord an Babys und Senioren „Widerstand“ sei. Für „Widerstandskraft“, klärt der WGT jetzt auf, stehe der Olivenbaum im Bild von Halima Aziz, man wolle „stark wie der tief verwurzelte Olivenbaum“ werden, er repräsentiere „die Seele des palästinensischen Widerstandes“, die sich tief wie die Tunnel der Hamas in paläsinensische Erde vergraben hat …
Das Ganze ist Blut- und Boden-Theologie in Reinkultur: Was sollte es sein, das sich unterschiede von den Hymnen, die Hamas auf „Märtyrer“ singt? Und tatsächlich, am 9. Oktober – die Massaker der Hamas dauerten an, die Horror-Meldungen überschlugen sich – stellte Halima Aziz via Instagram klar: „I stand with Palestine“. Von diesem Blog befragt, hat das NRW-Kulturministerium daraufhin einer in Köln geplanten Ausstellung von Aziz Werken den Stecker gezogen: Derlei, hieß es kühl, sei „nicht erwünscht“. Die Entscheidung des Ministeriums fiel innerhalb eines 1/2 Werktages, jetzt schmückt Aziz‘ Blut-und-Boden-Ästhetik eine christliche „Gottesdienstordnung“, die weltweit nachgebetet werde, sie schmückt die Texte und Faltblätter des WGT, schmückt tausende Postkarten und Plakate bis hin zur „Spendentüte“.
„Handala“
Spendensammeln fürs Judenschlachten? Es kommt noch übler: Unter den Materialien, die der WGT auf seiner Website anbietet, finden sich auch die „Bausteine Kindergottesdienst“ und hier das „Ausmalbild ‚Handala‘“, das man kostenfrei downloaden kann: „Handala“ ist die Symbolfigur des antisemitischen BDS und mehr als das, sie steht – so wie die Mickey Mouse für westliche Freiheit – für den Judenhass in der arabischen Welt: Ein 10jähriger Junge, mitleidserregend verarmt, betrachtet, was um ihn herum geschieht, es sind durchweg Szenen, die eines gemeinsam haben, sie feiern den Terror gegen Israel als Comic. Und feiern ihn im „Stürmer“-Stil, die „Handala“-Comics stellen das, was man seit der Documenta 2022 als antisemitisch zu verstehen gelernt haben mag, mühelos in den Schatten: „Handala“ setzt die israelische Fahne in Brand, „Handala“ nutzt Steine als Wurfgeschosse, „Handala“ promotet Gewalt, und parallel dazu, so hat es die Amadeu Antonio Stiftung analysiert, „existieren zahlreiche Handala-Zeichnungen, die eine klassisch antisemitische Symbolsprache beinhalten, indem beispielsweise Juden mit überdimensionierten Hakennasen dargestellt werden oder ein Rekurs auf die antisemitische Ritualmordlegende erfolgt.“ Wer sich den ganzen Dreck anschauen will: http://handala.org/
Eine solche „Stürmer“-Figur aus ihrer Welt herauslösen und Kindern im Gottesdienst vorlegen, ist Erziehung zum Judenhass. Zu keinem abstrakten, wie hierzulande eingeübt, sondern zu einem unmittelbaren, es ist Aufstachelung zu direkter Gewalt, die von den Kindergärten in die Schulen schwappe und von dort aus auf die Straßen. Und: Es ist eine Form von Kindermissbrauch, die vor die Frage stellt, was sie von dem Missbrauch unterscheide, den Hamas und Fatah anstellen mit ihren Kindern, die sie zu Killern erziehen. Zu Killermaschinen, die nicht, wie es jetzt heißt, ihre Opfer entmenschlichen, sondern sich selber.
Heil Hamas
Was der WGT weltweit schmiedet, sei es mit Absicht oder nicht: das Bündnis von Mob und Elite, von Massaker und Ministranten, von Straßenrandale und Kirchengesang, Schlachtfest und Gebet, frommen Frauen und ihren brutalsten Schändern, von Hamas und Heil-Hitler. Der Weltgebetstag der Frauen ist auf dem besten Weg, eliminatorischen Judenhass zu feiern „durch das Band des Friedens“, so lautet das eigentliche Motto. Wobei der WGT ein Wiederholungstäter ist, vor 20 Jahren war Palästina schon einmal Thema und wurde zu einem „Fall von extrem zerstörerischer Judenfeindschaft“, wie der Theologieprofessor Peter von der Osten-Sacken seinerzeit schrieb.
Was damals auch klar geworden ist (hier nachzulesen auf diesem Blog): dass christliche Frauen in den palästinensischen Gebieten eine verschwindende Minderheit bilden, Christen stellen dort einen Anteil von knapp über 1 % der Bevölkerung, haben also keinerlei Spielraum, in dem sie sich gegen ihre eigenen Terrorregime stellen könnten. Für palästinensische Christen war und ist ein antisemitisches Texten, das sich an eine internationale Hörerschaft wendet, eine Art Schutzgeld, das sie ihrer antisemitischen Umwelt entrichten.
Nur was ist der Weltgebetstag der Frauen, was sind die Texte und Terror-Bilder in einer christlichen Welt? Weniger antisemitisch? Nur noch abgeklärte Terror-Romantik? Freundlich lächelnde Kritik? „Sie lachen, während sie uns töten“, sagte Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF), über die Killer der Hamas. Die mit „Handala“ aufgewachsen sind, mit Mohnblumen und Wurzelwerk, mit Schlüsseln als Schmuck und Hoffnung auf Rückkehr.
Also zurück zum Anfang: Jeder Versuch, Terror gegen Israel zu relativieren, ist Antisemitismus. Terror gegen Demokratie ist das, was eine demokratische Kirche verfluchen muss. Jedes „Ja, aber“ verharmlost, dieses Weltgebet gehört eingestampft.
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14. Juli 23: „Weltweit beten Frauen für ‚Palestine 2024. Für Israelhass gleich mit?“
30. Okt. 23: Stellungnahme des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit
[…] Tage später eliminiert Hamas mehr als 1200 Israelis. Am 25. Oktober berichtet dieser Blog erneut über das, was der WGT – der Presseanfragen unbeantwortet […]