Weltkulturerbe: Landesregierung bewahrt Ruhrgebiet vor Blamage


Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat beschlossen, den Antrag der Stiftung Industriekultur und Denkmalpflege, aus dem gesamten Revier das Welterbe „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ zu machen, nicht an die Kultusministerkonferenz weiterzuleiten. Dem Ruhrgebiet bleibt so eine weitere Blamage erspart.

Die Bewerbung war frei von jeder Idee, nicht mehr als ein Haufen zusammengestoppelter Seiten. Man konnte ahnen, wie sie entstand: Jeder der Beteiligten durfte etwas hinzufügen und niemand fand den Mut nein zu sagen, um die brüchige Harmonie nicht zu gefährden. Wie schon 2013 war auch die aktuelle Bewerbung des Ruhrgebiets als Weltkulturerbe ebenso undurchdacht wie peinlich. Früh hatte sich aus guten Gründen eine Fachjury gegen das Projekt gestellt. Städte wie Bochum, Essen oder Gelsenkirchen die Pläne abgelehnt.

In Bochum wollte die Politik vor allem nicht, dass das Revier sich weiterhin auf seine Vergangenheit konzentriert. Das war klug.

Denn irgendwo ist da noch etwas, das Zukunft heißt und darauf kommt es an. Bei der Stiftung Industriekultur und Denkmalpflege haben sie das nicht verstanden. Ja, Industriekultur war eine nette Idee. Damals, als sie in den 90er  Jahren aufkam. Aber es war auch nicht mehr als das: Die versprochenen Jobs kamen nicht und die meisten alten Industrieareale liegen in den übelsten Ecken des Ruhrgebiets. Kaum einer will dort freiwillig hin, aber viele wollen weg und das aus guten Gründen. Wer dort heute wirkt macht meistens Kultur und er macht sie hinter den alten Ziegelmauern weil  Staat und Städte ihm die Euros hinterherwerfen. Wo früher Geld verdient wurde, wird schon lange nur noch Geld vernichtet. Die Idee der „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ ist schlicht aus der Zeit gefallen.

Spätestens auf Bundesebene wäre der Plan der Stiftung Industriekultur und Denkmalpflege gescheitert, der vom Regionalverband Ruhr unterstützt wurde. Die  Sichselbstüberschätzungsbehörde aus Essen und die Stiftung hätten das Ruhrgebiet ein weiteres mal blamiert. Die Landesregierung hat das verhindert. Vielen Dank.

 

 

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abraxasrgb
abraxasrgb
3 Jahre zuvor

Sehr gute Entscheidung!
Die Bewerbung war völlig dilettantisch und sogar verschlimmbessert gegenüber dem ersten – mit Ansage – gescheiterten Versuch.
Wer die touristische „Route der Industriekultur“ bis heute nur auf Deutsch im Netz anbietet, sollte die Finger vom „Welterbe“ Gedanken lassen. Da ging es nur um noch mehr unproduktive Planstellen im ÖD 😉 Förder(gelder)turmdenken
Ist halt keine Metropole, sondern Provinz.
Kostspielige Maschinenmausoleen in randständigen Lagen.
Wie wenig Besucher hat eigentlich die Kokerei Hansa ..?

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
3 Jahre zuvor

#1
"…Ist halt keine Metropole, sondern Provinz…"

So ist es.
Und in vielen Teilen eine vergammelte, verdreckte Provinz.

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