Der Initiativkreis Ruhr (IR) will sich künftig wieder auf die wirtschaftliche Stärkung des Ruhrgebiets konzentrieren. Für Kulturveranstaltungen wie das Klavierfestival Ruhr wird weniger Geld zur Verfügung stehen. Das Festival soll in eine Stiftung überführt werden.
Für das Klavierfestival Ruhr könnten harte Zeiten anbrechen: Während der Initiativkreis Ruhr künftig verstärkt auf Projekte wie Innovation City geht, bei denen Co2 Reduzierung und Energiesparen im Vordergrund stehen. Schon im vergangenen Winter hatte sich der Strategiewechsel angekündigt. Der Evonik Vorstandsvorsitzender Klaus Engel hatte damals in einem Brief die hohen Ausgaben für das Klavierfestival kritisiert. Mit denen könnte es künftig vorbei sein.
Ein Stiftungsmodells soll dem Klavierfestival Ruhr eine Zukunft unabhängig vom IR ermöglichen. Zumindest organisatorisch. Denn finanziell wird das Festival auf absehbare Zeit vom IR abhängig bleiben, auch wenn dessen Zuschüsse von heute 1,2 Millionen Euro auf 630.000 Euro im Jahr 2016 um gut die Hälfte schrumpfen sollen. Ein Aderlass, der kaum von der geplanten Stiftung aufgefangen werden kann: Die soll bis 2016 ein Stiftungskapital von 1.000.000 Euro anhäufen – Zinsen in Höhe von gut 25.000 Euro stünden dem Klavierfestival damit zur Verfügung.
Allerdings soll die Stiftung künftig das Sagen haben. Für den amtierenden Moderator des Initiativkreises, Wulf Bernotat, kein Problem: „Für uns ist es wichtig, dass das Klavierfestival erhalten bleibt. Die Frage, wer wo was zu sagen hat, ist für mich nebenrangig.“
Die Stiftung soll nach dem ersten Stiftungsmodell vom Initiativkreis die Markenrechte am Klavierfestival übertragen bekommen. Eine noch zu gründende Sponsoring GmbH soll sich um die weitere Finanzierung des Klavierfestivals durch Fundraising, Sponsoring und Merchandising kümmern. Der Stiftungsrat soll aus Mitgliedern des geschäftsführenden Arbeitskreises des Initiativkreises, dessen Moderator sowie dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer des Klavierfestivals Ruhr bestehen. Die Zahl der Konzerte soll von 66 2010 schon im kommenden Jahr auf 50 Veranstaltungen zurückgehen.
Nicht alle im IR sind mit dem vorgeschlagenen Konstrukt einverstanden. Eine Beurteilung des Stiftungskonstruktes durch die Essener Anwaltskanzlei Kümmerlein wirft Fragen auf: Zum Beispiel, wieso Mitglieder des geschäftsführenden Arbeitskreises fünf Jahre im Stiftungsvorstand sein können, wenn sie wesentlich früher aus dem Arbeitskreis hinausrotieren. Oder wie man bis zum Jahresende die Finanzierung des Klavierfestivals, die Gründung der Stiftung und die finanzielle Grundausstattung der Sponsoring GmbH stemmen will.
Der Stiftungsplan hat nicht nur Freunde. „Das ist“, sagt ein Kritiker aus dem Umfeld des Klavierfestivals, „vor allem eine Absicherung für Franz Xaver Ohnesorg. Der ist dann im Vorstand der Stiftung und Geschäftsführer der GmbH und kann machen, was er will.“
Ohnesorg sieht das anders. Für den Intendanten ist die Konzertreihe einer der größten Erfolge des Initiativkreises und das Stiftungsmodell der beste Weg es zu sichern. Er strebt im kommenden Jahr mehr als die veranschlagten Konzerte an: „Der Stiftungsentwurf geht von einem Worst-Case-Szenario aus. Ich bin mir heute schon sicher, dass wir dem Publikum mehr als die dort beschriebenen 50 Konzerte bieten können.“
Die Diskussion um die Stiftung interessiert Franz Xaver Ohnesorg scheinbar nicht: „Das Klavierfestival Ruhr ist erfolgreich. Die Stiftungspläne sind gut ausgearbeitet, und der Initiativkreis ist bereit, dem Festival eine langfristige Perspektive zu bieten.“ Alles wird gut.
Der Artikel erschien bereits in ähnlicher Form in der Welt am Sonntag