Wenn Paetzel geht, kann Herten endlich abgeschafft werden

Herten Bürgermeister Uli Paetzel könnte Regierungspräsident in Münster werden. Klappt das, könnte man eine überflüssige Stadt im Ruhrgebiet abschaffen: Herten.

Peter Paziorek (CDU), Regierungspräsident, hört auf. Nun wird nach einem Nachfolger gesucht. Die Recklinghäuser Zeitung nennt Uli Paetzel (SPD, Bürgermeister-Herten) und Wolfgang Pantförder (CDU, Bürgermeister-Recklinghausen) als mögliche Nachfolger. Die besseren Chancen hat wohl Paetzel, weil Ministerpräsidentin Hannelore Kraft keinen Christdemokraten als Chef der Bezirksregierung Münster will.

Also Uli Paetzel. Wie bei Frank Baranowski fragt man sich auch bei ihm, welches gemeine Schicksal ihn zu Bürgermeister seiner Stadt gemacht hat. Bürgermeister von Herten – mein Gott. mit dem Posten kann man noch nicht einmal die Mädels im Prater beeindrucken, dem großen  Tanzpalast der Arbeiterklasse an der Grenze zwischen Bochum und Herne.

Beide können mehr, sind Führungsreserve ihrer Partei und wissen das auch. Paetzel hat nun die Chance zum Aufstieg. Geht es für ihn nach Münster, kann man eine der vielen überflüssigen Städte des Ruhrgebiets aufteilen: Herten. Der Ort gehört wie Waltrop, Oer-Erkenschwick, Marl und viele andere in die Rubrik „Städte, die die Welt nicht braucht.“ Ihre Verwaltung kostet Geld, dass im Ruhrgebiet für andere Dinge wie Schulen oder Nahverkehr dringender gebraucht wird. Mit 53 Städten auf 5 Millionen Einwohner haben wir hier allemal 52 Städte zu viel. Man sollte also jede Gelegenheit nutzen, eine abzuschaffen. Der demografische Wandel, die schlechten Nahverkehrsanbindungen und die geringen wirtschaftlichen Perspektiven eröffnen Herten ohnehin nur geringe Zukunftschancen.

In Herten würde das die wohl kaum jemand merken. Sagt ein Hertener „Ich gehe in die Stadt“ meint er aus guten Gründen Recklinghausen. Der Ortsteil Westerholt mit seiner schönen Altstadt wäre eine Zierde für Gelsenkirchen. Der Rest kommt zu Recklinghausen. Fertig.

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Bibo
Bibo
13 Jahre zuvor

Waltrop überflüssig? OK, aber dann fehlt zumindest Datteln eindeutig in der Aufzählung, würde ich als Waltroper sagen 😉 Und wie geht es dann weiter? Bochum zu Dortmund, so wie bei den alten Postleitzahlen? Klingt auch nicht übel… Und dann: Oberhausen und Gelsenkirchen zu Essen? Das wird ja eine ‚interessante‘ Debatte… 😉

Bibo
Bibo
13 Jahre zuvor

@Stefan: Aber die altgediente Verwaltungsgarde aus Waltrop, die kann wirklich weg. Das Rathaus als Gebäude ist ja ganz nett, wenn nur die Mitarbeiter mit dieser ‚tollen‘ Arbeitseinstellung dort nicht wären 😉 Dann wären wir hier in Waltrop schon einen Schritt weiter… Insofern ist dein Ansatz interessant.
Ich halte ihn aber für völlig unpraktikabel, da ein ‚Hauen und Stechen‘ über die Details zwischen den einzelnen Städten beginnen würde.
Aber ok, die grünen Wohnsiedlungen und die dann neu zu bildende Verwaltung nach Waltrop, Schwerindustrie, die Müllkippe und alle Kraftwerke ohne Baugenehmigung nach Datteln. Das wäre bzw. ist ja schon mal ein vielversprechender Anfang 😉

Bibo
Bibo
13 Jahre zuvor

@Stefan: Hauptstadt muss ja nicht sein. Aber Provinzregierungssitz vom Bezirk Waltrop/Datteln/Castrop/Erkenschwick wäre vielleicht ganz nett 😉 Man merkt es ist Freitag, das Wochenende naht. Die Stimmung steigt, die Kommentare werden ‚launiger’… 😉

Bibo
Bibo
13 Jahre zuvor

Ergänzen möchte ich vielleicht aber noch kurz, dass viele Waltroper sich sicher näher zu Dortmund fühlen als zu Recklinghausen. Es war ja früher auch schon mal eine Eingemeindung nach Dortmund im Gespräch (ich glaube in den 1970er-Jahren war das). Ist aber dann nicht dazu gekommen, da Waltrop damals große ‚Angst‘ hatte für das hoch verschuldete Dortmund ‚ausbluten‘ zu müssen. Inzwischen hat sich Waltrop bekanntlich aber auch von ganz alleine den zweifelhaften Ruf der ‚Pleite-Stadt‘ erarbeitet. Insofern ist man ja vielleicht sogar irgendwann mal ‚dankbar‘ von einer großen Stadt ‚Unterstützung‘ zu erfahren….wer weiss…. Schönes Wochenende zusammen!

Christian S.
13 Jahre zuvor

„Ihre Verwaltung kostet Geld, dass im Ruhrgebiet für andere Dinge wie Schulen oder Nahverkehr dringender gebraucht wird. Mit 53 Städten auf 5 Millionen Einwohner haben wir hier allemal 52 Städte zu viel.“

Deine (starke) Meinung ist ja bekannt – aber kannst Du Deine Meinung auch mit Zahlen und Fakten unterfüttern? Sprich: ist irgendwie belegt, dass eine große Ruhrstadt wirklich weniger Verwaltungskosten hätte als 53 Einzelstädte? Ich wage das doch stark zu bezweifeln. Die Menschen, die zu verwalten sind, werden ja nicht weniger. Mit dem Grundsatz der Subsidiarität hat dieses Megaprojekt auch recht wenig zu tun; dass es mit Entdemokratisierung einher ginge und die Wege länger würden kommt noch dazu.

Christian S.
13 Jahre zuvor

Gegen Zusammenarbeit spricht ja nichts.

Meine kleine Heimatstadt Hockenheim hat bspw. eine Verwaltunsgemeinschaft mit Altlußheim, Reilingen und Neulußheim gebildet.

In Baden-Württemberg gab es 1973 eine große Gemeindereform. Da ist heute vieles noch nicht wirklich zusammengewachsen.

„Sparen kann man auch im Backoffice: Personalverwaltung, Beschaffung, zentrale Dienste wie IT etc.“

Das halte ich für eine Illusion. Die Verwaltungsarbeit wird ja nicht wirklich weniger. Und die Angestellten sind zumeist Beamte, also unkündbar.

„Dann haben wir hier Dutzende von Stadtwerken, Stadtmarketing GmbHs, Wirtschaftsförderungen und so weiter – ein irres Geflecht an öffentlichen GmbHs die alle einen gutdotierten Geschäftsführer etc haben.“

Das ist ja in jedem Bundesland so, dass jede Stadt und Kleinstadt eigene Stadtwerke etc. hat. Und ich finde das auch nicht schlimm. Das ist eben Subsidiarität, Wettbewerb zwischen Städten, Selbstverwaltung.

In jedem Fall müsste man so ein Projekt Ruhrstadt in vielen Schritten angehen.

Ich kenne mich ja im Ruhrgebiet nicht wirklich aus. Ich kann nur sagen: hier in der Region verstehen sich die Menschen ihrer Stadt als zugehörig – und wenn ich das richtig sehe, ist die Identifikation zu Dortmund, Herten und wie sie alle heißen durchaus hoch.

Selbst die Grundbuchreform in Baden-Württemberg, die gerade durchgeführt wird, stößt auf Widerstände bei den Menschen – obwohl die nicht sehr weitreichend ist. Du unterschätzt die Beharrungskräfte m.E. ganz erheblich.

Felix Wunderlich
Felix Wunderlich
13 Jahre zuvor

Manchmal kann der Laurin richtig böse sein…. 🙂

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

Stefan, Du kennst Dich aus im Ruhrgebiet. Hier aber nicht.

Nicht, dass ich Lokalpatriot sein möchte. Aber die Verbindung zu Gelsenkirchen ist – auch wenns polemisch gemeint ist – eine uninformierte Idee. Die provoziert in Herten niemanden.

Schlag doch mal vor, Herten nach Recklinghausen einzugemeinden.

Benedikt
Benedikt
13 Jahre zuvor

Bisher waren diese Posten im Münsterland immer Vorruhestands Posten für altgediente CDUler. Bezirksregierungen sind reine Verwaltungsbehörden. Als Bürgermeister kann man da mehr Gestalten. Vielleicht nicht als Bürgermeister von Herten.

Eva
Eva
13 Jahre zuvor

Auch wenn das mal wieder ein typischer provokanter Laurin-Text ist, stimme ich zu. Auch mich beschleicht manchmal der Verdacht, dass es keinen rechten Grund dafür gibt, zusammengewürfelte Siedlungen als Stadt zu bezeichnen. Beispiel Marl: Da wurden ganz einfach alte westfälische Dörfer und neuere Werkssiedlungen verwaltungstechnisch zusammengeschlossen. Eine gemeinsame Geschichte gibt es nicht; zum Gebilde „Marl“ wurde dazugezählt, was zufällig in der Nähe lag. Mit einer gewachsenen Stadt hat das wenig bis gar nichts zu tun; Marl hat ja noch nicht mal eine Innenstadt.
Also, wenn man schon glaubt, willkürlich zusammenschließen zu müssen, dann doch bitte im großen Stil und gleich für das gesamte Ruhrgebiet. Dann gibt es wenigstens, wie Stefan treffend schreibt, Einsparpotential bei hochdotierten Posten in der Geschäftsführung, in Vorständen usw.

trackback

[…] Wenn Paetzel geht, kann Herten endlich abgeschafft werden (Ruhrbarone) – Bissiger Kommentar von Ruhrbaron Stefan Laurin zur angedachten Personalie Ulrich Paetzel […]

Hannsheinz
Hannsheinz
13 Jahre zuvor

Mit 53 Städten auf 5 Millionen Einwohner haben wir hier allemal 52 Städte zu viel.

Herten, Waltrop und umzu – dazu kann ich als Ausländer nichts beitragen. Allerdings wird mir immer seltsam ums Herz, wenn ich höre oder lese, dass große, zentralisierte und zusammengeschlossene „Verwaltungseinheiten“ (so heißt das dann wohl) irgendeinen Vorteil haben sollen.
Sie werden nämlich nie billiger, besser oder bürgernäher. Wieso soll es bei Kommunen anders sein? Und überhaupt: Welchen Gewinn an Demokratie hat der Zentralisierungsvorschlag?

Laurins launige Lösung (Geldsparen zulasten demokratischer Strukturen) wird nicht kommen – genauso wenig, wie man die Blogs des Ruhrgebiets unter dem Dach des WAZ-Konzerns zusammenlegt.

Eva
Eva
13 Jahre zuvor

@ Hannsheinz: Ein geeintes Ruhrgebiet wäre für die Menschen hier wichtig. Es könnte dem chronischen Minderwertigkeitskomplex der Ruhries entgegenwirken, wenn sie sich sagen könnten, wir leben in einer 5-Millionen-Stadt.
Außerdem halte ich es für erforderlich, dass es einen Oberbürgermeister bzw. eine Oberbürgermeisterin für das Ruhrgebiet gibt, damit städteübergreifende Projekte und Veranstaltungen besser geplant werden können. Hierfür gibt es ja bisher keinen festen Ansprechpartner. Dies dürfte auch auf auswärtige Investoren eine abschreckende Wirkung haben.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass das Einsparpotential in der Verwaltung insgesamt gering ist, jedoch nur im Hinblick auf die mittleren und unteren Ebenen. Dass dort nichts mehr weggekürzt werden kann, wurde mir letztens auf dem Bochumer Einwohnermeldeamt klar, als ich dort eine Wartezeit von einer Stunde hatte. Aber die vielen Geschäftsführungen, Vorstände, Aufsichtsräte – da lässt sich sicherlich was einsparen.

Andreas Dickel
Andreas Dickel
13 Jahre zuvor

Typischer Zentralisierungs-Position, größer, mehr…………
Gerade das Ruhrgebiet lebt von seinen Nah-Identitäten, das kann man überall erleben, sogar in Bochum, aber in Herten ganz besonders.
Noch ist die Bürgervernetzung noch nicht so weit, dass sie in einer Ruhr-Stadt die lokalen Identitäten wahren kann. Deshalb braucht es Waltrop genauso wie Datteln und die großen Städte wie Bochum brauchen ihre Stadtteil-Identitäten.

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

Dickel hat recht. Zentralisieren ist mit uebergrossen Verlusten verbunden. Ist also eine Gewaltloesung, der man das Wort nicht reden sollte.
Im übrigen steigt das Mass der Unfähigkeit proportional zur Groesse von Buerokratien. Auch das der Korruption.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Dickel @ Schwirske

Waltrop oder Herten oder welcher Ort auch immer werden doch nicht dadurch anders, dass sie keine selbstständige Gemeinde mehr sind. Nahidentitäten entstehen durch Nähe und durch alltägliche Erfahrung und nicht durch Gemeindegrenzen. In Berlin z.B. haben die Menschen auch Nahidentitäten zu ihrem Kiez oder ihrem Stadtteil obwohl diese alle zu Berlin gehören. Man ist Berliner und z.B. Kreuzberger gleichzeitig.

Es ist auch nicht so das die Korruption dadurch ansteigt, dass Organisationen größer werden. Filz und Bestechlichkeit hängt vor allem an einer bestimmten Sorte Personen und deren Netzwerken und die gibt es überall. Wer diese Leute wirklich bekämpfen will kann das in großen Organisationen sogar häufig besser tun, weil solche eben nur schwer von nur einer bestimmten Gruppe/Person komplett kontrolliert werden können. Dagegen kann einziger korrupter Dorfbürgermeister mit etwas Geschick ein ganzes Dort komplett in den Sack stecken.

Und jetzt mal ehrlich, wer weiß denn im Ruhrgebiet genau wo die eine Gemeinde aufhört und eine andere anfängt. Wo die Grenzen genau liegen wenn eine Stadt nahtlos in eine andere übergeht. Die ganze Diskussion ist doch Mumpitz. Nehmen sie einfach für ein Jahr alle Ortsschilder weg und sie werden sehen, dass sich dieses ganze lokale Borniertheit in Wohlgefallen auflösst.

Genauso wäre es, wenn aus irgendeinem Grund zu Beginn der Ruhrgebietsentwicklung irgendein Mensch der mächtig genug dazu gewesen wäre, aus dem Ganzen Brei von Anfang an eine Stadt gemacht hätte. Dann wäre es an Rhein, Ruhr und Emscher genauso wie jetzt an der Spree. Alle wären Ruhrstädter und gleichzeitig Wanner, Bottropper, Hertener, Bochumer, Riemker, Bruckhausener, Essener usw usw.

manfred Michael Schwirske
manfred Michael Schwirske
13 Jahre zuvor

Ich gebe zu, dass der eingefahrene Zustand ungut ist. Die Summe der Teile ist weniger als das Ganze.

Die Alternative kann, wenn sie nicht nur anders sondern besser sein soll, nicht auf größeren Einheiten und Zentralisierung von Politik und Administration hinauslaufen. Das Ganze ist nämlich auch weniger als die Summe der Teile.

Zentralismus ist keine Lösung, weil mit dem Zerschlagen von Mikrostrukturen deren Möglichkeiten, Fähigkeiten und Lösungskompetenzen verloren gehen. Zentrale Machtausübung hat hässliche Nebeneffekte, die unbedingt vermieden werden müssen.

Kurzum: das Ruhrstadtmodell ergibt keinen Sin. Bremen, Hamburg und Berlin lassen sich mit gutem Grund auch nicht auf Kommunen reduzieren.

Sascha
Sascha
13 Jahre zuvor

Ganz ehrlich – der Artikel, werter Herr Laurin (warum muß ich jetzt bloß an den übellaunigen Zwerg aus der Sage denken…), ist Mumpitz. Nicht mehr, als wieder eines dieser „Ruhrstadt“-Karnickel, daß von allerlei Leuten bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus dem Hut gezaubert wird.

Klar. Fusionieren wir doch alle zur Ruhrmanschpanschstadt. Legen wir alle Stadtwerke und Verkehrsbetriebe zusammen. Planieren wir Gelsenkirchen und setzen ein einziges, riesiges Verwaltungszentrum drauf. Am besten planieren wir auch gleich Bottrop, denn irgendwo müssen als die Verwaltungsschlümpfe ja auch parken. Wenn die nicht gerade mit der Ruhrgebietsmetro fahren, die alle naselang wegen diverser bergbaubedingter Probleme renoviert werden muß.

Mal im Ernst – außer ein paar Tausend zusätzlichen Arbeitslosen und einer überkopferten, aber scheußlich konfusen Zentralverwaltung würde uns das alles mal so ganz und gar nix bringen. Und wirklich Identitätsstiftend ist die „Ruhrstadt“ nun wirklich nicht. Wir fühlen uns in der Mehrheit zwar alle als Ruhrpottler, aber dennoch hängt der Großteil der Menschen hier immer noch ein ganzes Stück weit an der eigenen Kommune.

Mag ja sein, daß Sie, in Ihrer ganzen kosmopoliten Kraft, das alles lächerlich und kleinkariert halten und lieber ein Groß-Ruhrland im Sinne von Paris oder London hätten, aber sie verkennen zum einen die wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten und zum anderen die Tatsache, daß Ihre ach so tolle „Ruhrstadt“ nur von einer Minderheit tatsächlich gewünscht wird.

Martin Kaysh
13 Jahre zuvor

@Stefan. Es freut mich. Auch wenn der Mitarbeiter der Zeitung einiges nicht so ganz verstanden hat. Oder bin ich zu blöd? Hast Du irgend etwas Negatives über Uli Paetzel geschrieben? Etwas beleidigt bin ich dann doch, dass Du die hinterm Ofen hervorlockst, wo ich sie vor einiger Zeit beim Griechenriechen sogar noch zitierte. 😉

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Sascha # 25

„Fusionieren wir doch alle zur Ruhrmanschpanschstadt.“

„Mal im Ernst – außer ein paar Tausend zusätzlichen Arbeitslosen und einer überkopferten, aber scheußlich konfusen Zentralverwaltung würde uns das alles mal so ganz und gar nix bringen.“

Sascha, das Ruhrgebiet ist schon lange eine „Ruhrmanschpanschstadt“, egal aus wieviel Kommunen es besteht bzw. in die es aufgeteilt wurde. Es wird schon lange scheußlich konfus und überkopfert von 53 Verwaltungszentren aus regiert, die vor allem ihre Schulden verwalten. Und die Innenstädte werden sich immer ähnlicher weil diesen Verwaltungen außer der Planierung durch immer mehr Einkaufszentren aus der Retorte nichts einfällt.

Und wenn sie wirklich meinen, dass im Zeitalter der Smartphones und des Internets noch jemand ein riesiges Superzentrum für all die vielen Verwaltungsschlümpfe bauen muss, die diese Panschstadt als ganzes nach vorne bringen, dann sollten sie dringend mal wieder in eine aktuelle Zeitschrift schauen.

Ach ja, es geht bei der Ruhrstadt nicht um Paris oder London sondern ums Überleben durch Bündelung aller Kräfte.

Sascha
Sascha
13 Jahre zuvor

@Arnold:

Das liegt daran, daß wir alle so herrlich frei zwischen diesen unterschiedlichen Gemeinden hin und her pendeln, die ja so schön aneinandergeschmiegt da liegen.
Es spricht ja auch nichts dagegen, in Essen ins Theater zu gehen, in Herten beim Bauern einzukaufen und in Dortmund Schuhläden zu durchstreifen. Gerade die territoriale Nähe so vieler Möglichkeiten macht ja den Ruhrpott für viele so charmant.

Aber wenn Sie wirklich meinen, daß im Zeitalter von Smartphones und Internet wirklich 53 Verwaltungszentren zu einem hocheffizienten Gesamtapparat vereinigt werden könne, dann sind Sie ziemlich blauäugig in Bezug auf die Funktionsweise des Wesens „Behörde“. Am Ende kämen dabei nämlich 53 Regionalbüros heraus, die von einer Zentrale aus „geleitet“ würden. Und natürlich dürfte der Wasserkopf nur sozialverträglich reduziert werden – was bei dem Beamtenstadl eine sehr lustige Angelegenheit ist.

Ob man dabei sparen und die Effizienz erhöhen würde, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Momentan haben wir vielleicht einen Haufen kommunale Verwaltungen, denen auf die modernen Fragen keine Antworten einfallen. „Ruhrstadt“ würde diese durch eine Zentralbehörde ersetzen, in der dann geballt all diese Kopflosen zentralisiert zusammenhocken und dabei als Ergebnis genau das selbe ausgeben. Oder denkt hier jemand, nur weil wir Panschstadt erfinden und dessen „Verwaltung“ „effizienter“ gestalten, fallen plötzlich bessere Ideen aus den selben, alten Gehirnen?

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ Sascha

Natürlich gehört zur Ruhrstadt auch eine Idee davon wie das Ruhrgebiet sich inhaltlich neu aufstellt. Siehe hierzu z.B. meine ausführlichen Auslassungen
https://www.initiative-ruhrstadt.de/uploads/File/Zukunft_der_Ruhrstadt_die_letzte.pdf

Etwas Zusammenlegen um des Zusammenlegens willen hat noch nie etwas gebracht. Die Zusammenführung der Stadtwerke, der Nahverkehrsbetriebe, der Wirtschaftsförderung und der Flächenutzungsplanung würde allerdings für das Ruhrgebiet schon einen großen Fortschritt ergeben. Auch an Einsparungsmöglichkeiten, denn da werden viele ähnliche Aufgaben mehr als doppelt erledigt.

Sascha
Sascha
13 Jahre zuvor

@Arnold:
Da bin ich ein ganzes Stück bei Ihnen. Es wäre ja schon ein gewaltiger Schritt vorwärts, wenn die Instanzen mal mehr miteinander reden und kooperieren würden, anstatt sich fröhlich hinterm eigenen Schild zu verschanzen.
Mit dem ÖPNV brauche ich von Herten Nord nach Altenessen z.B. mindestens 1,5 Stunden. Da kann ich auch mit dem Fahrrad fahren, dauert auch nicht länger.

Aber gleich die Abschaffung ganzer Kommunen zu fordern, finde ich ein wenig zu krass.

Ihr Essay lese ich mir heute Abend mal genauer durch, besten Dank dafür und einen schönen Tag noch!

Eva
Eva
13 Jahre zuvor

Lieber Herr Korte von der Hertener Allgemeinen! So sehr ich den Bauer-Verlag als Gegengewicht zur nach dem Monopol im Ruhrgebiet strebenden WAZ schätze, in Ihrem Beitrag zum Ruhrbarone-Artikel über Herten haben Sie einiges falsch bzw. verzerrt zitiert. Stefan Laurin hat bereits selbst klargestellt, dass er keineswegs kein gutes Haar am Hertener OB Paetzel lässt, sondern ihn ganz im Gegenteil als herausragenden Politiker mit dem Talent für höhere Aufgaben gelobt hat. Auch behauptet er nicht, in Herten würde keiner gern leben; ich kann bestätigen, dass er zum Beispiel die Ried in Herten sehr schätzt. Und es ist keineswegs so, dass sich alle Kommentatoren „aufregen“ – lesen Sie doch mal oben genauer nach, da gibt es viele zustimmende Kommentare.
Stefan Laurin will also keineswegs Herten in einem großen schwarzen Loch verschwinden lassen, wie Sie uns scheinbar glauben machen wollen, sondern er fordert nur sinnvolle Zusammenlegungen von Strukturen. Und das nicht nur für Herten, sondern für das gesamte Ruhrgebiet.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ EVA

So ist das fast immer mit Lokal-Redakteuren die sich als Verteidiger ihres Sprengels verstehen. Da wird erst mal schnell zugeschlagen und dann gelesen. Andererseits würde ein Lokalredakteur seine Aufgabe verlieren, wenn seine Gemeinde nicht mehr existiert. Da ist es nur verständlich, dass die von Stefan gewählte Überschrift aus dieser Sicht nur als pure Provokation aufgefasst werden kann. Gemeint ist sie aber wohl eher als Denk-und Diskussionsanstoß. Und das offensichtlich mit Erfolg.

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