Als BVB-Fan hat man es in diesen Tagen nicht leicht. Trotz des Trainerwechsels im Sommer und einem runderneuerten Kader haben die Dortmunder noch immer nichts von ihrer Wankelmütigkeit verloren. Überzeugenden Auftritten folgen in unschöner Regelmäßigkeit unrühmliche Rückschläge, so wie am Samstag zum x-ten Mal in den vergangenen Monaten und Jahren beim 1:3 in Mainz. Der Verein wehrt sich offensichtlich kaum gegen den schleichenden Niedergang, der streng genommen schon mit der Trennung von Trainer Thomas Tuchel im Sommer 2017 begann. Auch in dieser Saison kämpft die Borussia gegen den schleichenden Abstieg ins Mittelfeld der Bundesliga.
Einen ganz anderen Abstieg musste sogar der einstige große Rivale aus dem Ruhrgebiet, der FC Schalke 04 miterleben. Im Jahre 2018 als Vizemeister in der Fußball-Bundesliga sogar vor dem BVB platziert, fristen die Gelsenkirchener inzwischen ein trauriges Dasein in den Niederungen der zweiten Liga, müssen sich in diesen Tagen auch dort gegen den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit von Liga drei wehren.
Der Niedergang der Königsblauen ist sogar so bitter, dass man selbst als leidgeprüfter Dortmunder noch Mitleid mit dem Erzrivalen entwickelt und den ungeliebten Nachbarn am Wochenende von Zeit zu Zeit mal die Daumen drückt. So auch an diesem Wochenende.
Vor dem Heimspiel am Sonntag war die Nervosität auf Schalke im gesamten Ruhrgebiet zu spüren. Der Vergleich mit dem bisherigen Tabellenletzten, dem Jahn Regensburg, musste unbedingt gewonnen werden um Panik in Gelsenkirchen zu verhindern. Hätten die Knappen das Spiel verloren, es hätte ihnen sogar der Absturz ans Tabellenende gedroht.
Es kam, wie wir heute wissen, anders. Mit 2:0 gewannen die Schalker in der Arena gegen den Aufsteiger und konnte so erst einmal durchatmen und mit etwas mehr Zuversicht in die nun beginnende nächste Länderspielpause gehen. Schön war der Auftritt gegen Regensburg nicht anzuschauen, aber darum ging es in dieser Phase auch gar nicht. Die drei Heimpunkte waren alles, worauf es diesmal ankam.
Der Erfolg gibt Neu-Coach Kees van Wonderen etwas Ruhe um die kommende zwei Wochen mit etwas mehr Zuversicht dazu zu nutzen, an und mit seiner Mannschaft zu arbeiten. Gar nicht auszudenken, wie diese Zeit nach einer erneuten Niederlage der Gelsenkirchener ausgesehen hätte.
Selbst ich als bekennender BVB-Fan habe den Schalkern diesen Sieg von Herzen gegönnt. Schließlich ist das, was der Anhang der Gelsenkirchener Profikicker in den vergangenen sechs Jahren erlebt hat, noch um einiges schwerer zu erklären und auszuhalten, als das was einem als Borusse da in den vergangenen Monaten da so vorgesetzt wurde. Man muss schließlich auch gönnen können.
Und letztendlich will ich als Dortmunder in absehbarer Zukunft ja auch noch mal ein ‚richtiges‘ Revierderby miterleben. Wie sollte das klappen, wenn die Schalker nach der Saison 2024/25 noch einmal absteigen und dadurch womöglich sogar der ganze Verein in eine Existenzkrise gerät? So gesehen ist es auch ein Stück Eigennutz, wenn ich mir als BVB-Fan in diesen Tagen wünsche, dass S04 nicht noch weiter im Bodenlosen versinkt… Und ganz nebenbei fühlt sich auch die Krise meiner Elf von der Strobelallee ein paar Kilometer weiter plötzlich gar nicht mehr sooo schlimm an, wenn ich den Blick mal in Richtung Gelsenkirchen wende. 😉