„Wer aufsteigen will, muss mit seiner Herkunft brechen“

Es ist eines der großen Versprechen der Bundesrepublik: Wer will, wer sich anstrengt, soll, unabhängig von seiner Herkunft, eine faire Chance bekommen, aufzusteigen. Der Bochumer Soziologe Aladin El-Mafaalani hat nun in seiner Doktorarbeit „Bildungsaufsteiger aus benachteiligten Milieus“ untersucht, was Aufsteiger aus der Unterschicht ausmacht und welchen Preis sie für ihren beruflichen Erfolg zahlen müssen. El-Mafaalani hat dafür mehrere türkischstämmige und deutsche Aufsteigerbiografien untersucht und führte lange Gespräche mit den Männern und Frauen, denen es gelang, Manager oder Professoren zu werden, obwohl sie aus Familien kamen, in denen es in der Regel kein einziges Buch gab.

„Alle mit denen ich gesprochen habe“, sagt Aladin El-Mafaalani, „hatten schon als Kind das Gefühl, das irgendetwas nicht stimmt, sie konnten sich aber selbst nicht erklären, was das war.“

Wenn man sieht, welche Positionen diese Menschen heute bekleiden, kann man kaum glauben, dass dieses Potenzial in der Schule nicht gesehen wurde. Dennoch schafften sie es, obwohl sie von ihren Eltern keine Unterstützung bekamen. Die waren, ob Deutsche oder Türken, zumeist ungebildet und hatten oft noch nicht einmal eine Berufsausbildung. Geld war in ihren Familien knapp, oft gab es kein eigenes Kinderzimmer, in dem sie in Ruhe hätten lernen können. Und was in der Schule passierte interessierte die Eltern nicht sonderlich – wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen: „Türkische Eltern gehen davon aus, dass ihre Kinder in der Schule erzogen werden und sie mit der Bildung der Kinder nicht viel zu tun haben. Sie kannten das so aus ihrer eigenen Schulzeit und erwarteten das auch vom deutschen Bildungssystem. Die deutschen Eltern hatten meistens keine guten Erfahrungen mit der Schule gemacht und gingen davon aus, dass das bei ihren Kindern ähnlich sein würde.“

Die deutschen Eltern quittierten in den meisten Fällen die guten Noten ihrer Kinder mit einem Schulterzucken. Empfahlen die Lehrer ein Kind für den Besuch des Gymnasiums waren sie misstrauisch und wählten häufig eine niedrigere Schulform. „Sie wollten ihren Kindern oft die Enttäuschung ersparen und glaubten nicht an ihren Erfolg. Oder sie befürchteten, dass sie ihre Kinder auf dem Gymnasium nicht angemessen unterstützen können.“ Bei den türkischen Eltern war das anders: „Sie drängten ihre Kinder nach Möglichkeit Abitur zu machen und zu studieren – auch wenn die das gar nicht wollten.“ Der Grund: Die türkischen Eltern wollten dass ihre Kinder aufsteigen. Sie selbst waren aus der Türkei nach Deutschland gekommen um ein besseres Leben zu finden. Oft blieben sie selbst Hilfsarbeiter. Die Kinder sollten die unerfüllten Aufstiegsträume der Familie verwirklichen. Das Geschlecht spielte dabei keine Rolle.

Doch der Preis des Aufstiegs, das zeigen die Ergebnisse der Doktorarbeit, ist hoch: „Wer aufsteigen will, muss sich von seinem Herkunftsmilieu trennen. Fast alle Bildungsaufsteiger haben sich von ihren alten Freunden und Familien entfremdet und mussten sich in einer für sie fremden sozialen Umgebung neu orientieren. Das leuchtet nicht unmittelbar ein, aber bei einer genauen Analyse stellt man fest, dass Aufsteiger nicht nur gewinnen, sie verlieren auch etwas. Es ist also durchaus so, dass ein Aufstieg mit biografischen Risiken verbunden ist. Wenn Kinder ihren Eltern finanziell und kognitiv deutlich überlegen sind, dann kann das schon zu Problemen führen. Wenn aber auch keine gemeinsamen Interessen und Werte vorliegen, besteht die Gefahr der Entfremdung.“

Es sind die feinen Unterschiede, die sich beim Aufstieg bemerkbar machen. Unsichtbare Mauern, die das Fortkommen behindern. Wie und welche Musik wird gehört? Wie und was wird gegessen? Wie und worüber unterhält man sich? Der Habitus ist entscheidend, nicht nur das erlernte Wissen. Die Aufsteiger müssen mit dem Habitus der Schicht brechen aus der sie kommen, um aufzusteigen und in höheren Milieus akzeptiert zu werden. Und so stammen 70 Prozent der Vorstände der größten deutschen Unternehmen aus der drei Prozent großen Oberschicht der Bundesrepublik. Mit besonderen Qualifikationen lässt sich das nicht allein erklären, mit einem besonderen Habitus schon.

Der Bruch in der Biografie führt zu Problemen:  „Kinder aus der Oberschicht sind selbstsicher bei allem was sie tun. Sie zweifeln nicht an sich, selbst dann, wenn Probleme auftreten.“ Bei den Aufsteigern ist das anders. Sie sind unsicherer, nutzen eher sich bietende Gelegenheiten und haben keinen Plan für ihr Leben. „Ein Kind aus bildungsfernen Schichten kann sich nicht einfach vornehmen, Arzt zu werden. Es kennt den Weg in diesen Beruf nicht, die Eltern können ihm nicht helfen und es hat auch privat keine Kontakte zu Ärzten. Wie man Arzt wird, ist ein Mysterium. Der Weg zum Musiker oder Fußballer ist hingegen naheliegender.“ Allen Bildungsaufsteigern gemein war, dass sie Gelegenheiten nutzten, die sich ihnen boten. „Keiner von ihnen wollte Professor oder Manager werden. Sie dachten immer nur an den nächsten Schritt und waren sehr vorsichtig, was ihre Zukunftsplanung betraf. Kinder aus der Oberschicht können mit einer ganz anderen Natürlichkeit hohe Ziele formulieren. Aufsteiger aus der Unterschicht trauen sich hingegen weitgesteckte Ziele überhaupt nicht zu, insbesondere wenn es sich um höhere Bildung handelt.“

Für El-Mafaalani ist klar, dass das deutsche Bildungssystem ein Hindernis für den sozialen Aufstieg darstellt. „Ob Kanada, Süd-Korea oder Finnland – in all diesen Ländern ist es leichter aufzusteigen als in Deutschland. In diesen Ländern ist das Schulsystem darauf ausgelegt, Kinder stärker zu fördern. In Deutschland stehen traditionell nicht das Kind und seine Entwicklung im Zentrum, sondern die wirtschaftlichen Interessen. Wenn jetzt die frühkindliche Betreuung ausgebaut werden soll, liegt das daran, die Erwerbstätigkeit von Frauen zu fördern. Eine bessere Entwicklung der Kinder ist ein Nebeneffekt – in den meisten anderen Ländern ist das genau andersherum. Deshalb handelt es sich in anderen Ländern um echte Ganztagsschulen und bei uns genau genommen um Ganztagsbetreuung.“

Die Unterschiede zwischen den Lebenswelten der Kinder aus verschiedenen Schichten werden in Deutschland dadurch verstärkt, dass sie nur wenig Zeit miteinander verbringen und dass die Familie fast vollständig für die Erziehung verantwortlich ist. „Wer die Gesellschaft durchlässiger gestalten will, muss auf Bildung im Kindesalter setzen und in Kindertagesstätten und Grundschulen investieren. Und er muss diejenigen anerkennen und vernünftig ausbilden und bezahlen, die mit kleinen Kindern arbeiten.“

Für vollkommen falsch hält der Bochumer Soziologe die Idee des Betreuungsgeldes: „Kinder aus der Unterschicht besuchen schon heute viel zu selten und unregelmäßig Kindertagestätten. Das Betreuungsgeld bietet den Eltern einen weiteren Anreiz, die Kinder zu Hausen zu behalten.“ Der Bildungserfolg würde so erschwert – angesichts der Herausforderungen, die durch den demografischen Wandel entstehen eine fatale Entscheidung. „Wir haben zu viele Schulden und zu wenig Kinder. Das sollte man sich so einen Fehler nicht erlauben.“

Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits auf Cicero

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Hans Meier
Hans Meier
12 Jahre zuvor

In dem Artikel scheint die Erwartung der Eltern, welche Ziele sich ihre Kinder setzen, eine große Rolle zu spielen.
Das ist nicht verwunderlich, genauso wie es aber Aufsteiger durch eigene Leistung gibt, scheitern jede Menge, von ihren Eltern völlig überschätzten an den eigenen realen Fähigkeiten.
Auch das wäre eine Untersuchung wert, wo diese dann landen, in welchen Berufen vorzugsweise.
Die Hoffnung, den Motivations-Einfluß und das „Standesbewusstsein“ was die Eltern ihren Kindern vorleben durch eine Ausweitung der staatlichen Erziehung und Bildung umkrempeln zu können hat sicher ihren gesellschaftspolitischen Reiz.
Tatsächlich werden allerdings die unterschiedlichen persönlichen Potenziale derer die aufstiegen und derer die da blieben, bzw. abstiegen an gesellschaftlichen Faktoren abgeleitet und nicht an den persönlichen Eigenschaften. Nichts gegen die Förderung der persönlichen Eigenschaften, aber dann werden die natürlichen Unterschiede allerdings noch deutlicher, denn sollten die zukünftigen Aufsteiger ebenso intensiv gefördert werden, wie die zum Scheitern neigenden, dann differenzierte ein Bildungssystem genau das. Da aber die Politik eher eine Vereinheitlichung auf gleichem Niveau in der Bildungspolitik anstrebt, die realen persönlichen Fähigkeiten ignorierend abtut, wird sich die Ansicht Systeme wären die Lösung, wo persönliche Fakten zum Tragen kommen, als Trugschluss erweisen.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Stefan, ich habe hier im Blog mehrfach, auch im Zusammenhang mit dem Begriff (soziale) Gerechtigkeit und im Zusammenhang mit einer Diskussion über „Staatsversagen“ -konkret Versagen des Sozialstaates-mehrfach sinngemäß gesagt:

„Solange nicht von der Kindertagesstäte bis zur Universität jedem Kind diese Einrichtungen unentgeltlich zur Verfügung stehen, und zwar im Kindergarten und Schulbereich ganztags nebst kostenlosem Mittagessen, feht die für mich elementare Voraussetzung für Chancen (!!)-gleichheit, die bekanntlich nicht gleichzusetzenden ist mit Zielerreichungs- bzw. Ergebnisgleichheit. “

Und an dieser für mich fundamentalen Voraussetzung für das, was man auch als Chance für alle begreifen kann, eigenverantwortlich ihr Leben gestalten zu können, fehlt es bei uns. Und ich als Sozialdemokrat ärgere mcih immer wieder darüber, daß meine Partei ihr soziales Profil überall zu schärfen versucht -bei den Rentner, den Harrtz IV Beziehern und und……..-, aber nicht mit der gebotenen Radikalität im Bildungsbereich.
Und was für die Kinder aus Elternhäusern mit sog.Migrationshintergrund zutrifft, gilt gleichermaßen -oder in erhöhtem Maße (?)-für alle übrigen Kinder aus sog.sozialschwachen bze. bildungsfernen Schichten.

trackback

[…] An dieser Stelle finden Sie eine Auswahl interessanter Beiträge aus Blogs. Die Aussagen der Autoren geben nicht in jedem Fall meine Meinung wieder. (uh) 1. Medien a. Botschaft der Print-Medien: Hört auf, uns zu lesen Die eigentliche Überraschung findet sich aber auf Seite 119: Dort studiert ein Bundeswehrsoldat in Uniform in einer Bibliothek intensiv in einem Buch! Er ist der einzige Leser in der gesamten Werbung des Heftes. Und auch bei den Werbegeschenken für Spiegel-Produkte gibt es nichts Gedrucktes – nur Kaffeebecher, Taschen, Uhren, Fahrradschlösser oder Glaswaagen. Ich denke, die Printmedien sind schon weiter als sie es selber ahnen. Sie haben sich aufgegeben. Aus: Carta b. Wie Verlage im Internet Geld verdienen Auch weiterhin hält sich das Gerücht, journalistische Inhalte ließen sich mit Werbung im Internet nicht refinanzieren. Das ist bemerkenswert – denn es ist falsch. Schon vor fünf Jahren verdienten die Online-Auftritte einer ganzen Reihe journalistischer Marken ganz wunderbar Geld. Aus: Indiskretion Nebensache c. Google und die Linke Wenn Google als Google mit offenem Visier gegen die Position des guten, alten deutschen Qualitätsjournalismus (das Residuum des deutschen Bildungsbürgers!) antritt, dann kann es nur verlieren. Von links bis rechts schließen sich sofort die Reihen gegen den “amerikanischen Konzern“, der ja “nur seine eigenen Interessen verfolgt” (Im Gegensatz natürlich zu den integren deutschen Verlagen, die nur die Demokratie retten wollen!). Und tatsächlich war haargenau diese Argumentation in ihrer einfältigen Schlichtheit von Spiegel Online bis FAZ über Süddeutsche nachlesbar. Aus: Hier d. Wie einseitig die WAZ (…) informiert Man hätte nicht glauben können, dass diese analoge Lebenslüge der Internetausdrucker im Jahr 2012 noch genutzt wird. Diese Aussage ist so unüberlegt, das man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Denn natürlich ist das Internet schon jetzt kein rechtsfreier Raum und im Internet läuft man sogar viel eher Gefahr Ärger mit dem Rechtsstaat zu bekommen als “offline”, denn eine ärgerliche Aussage über den Chef sorgt in der Stammkneipe vielleicht für Belustigung, bei Facebook kann das zum Rauswurf führen. Aus: Pottblog 2. Gesellschaft “Wer aufsteigen will, muss mit seiner Herkunft brechen” Es sind die feinen Unterschiede, die sich beim Aufstieg bemerkbar machen. Unsichtbare Mauern, die das Fortkommen behindern. Wie und welche Musik wird gehört? Wie und was wird gegessen? Wie und worüber unterhält man sich? Der Habitus ist entscheidend, nicht nur das erlernte Wissen. Die Aufsteiger müssen mit dem Habitus der Schicht brechen aus der sie kommen, um aufzusteigen und in höheren Milieus akzeptiert zu werden. Und so stammen 70 Prozent der Vorstände der größten deutschen Unternehmen aus der drei Prozent großen Oberschicht der Bundesrepublik. Aus: Ruhrbarone […]

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Noch etwas Persönliches nachgereicht:

Als Sohn eines Bergmannes -Lehrhauer auf der Zeche Waltrop- und einer Hausfrau- habe ich mit Volksschulabschluß den Aufstieg einigermaßen hinbekommen – persönlicher Referent des Chefs einer Komm.verwaltung,dann Dozent für Kommunales Verfassungsrecht, Komm.Finanzen am heutigen Studieninstitut Emscher-Lippe, Fachprüfer in einer Prüf.kommission der Hochschule für öffentlichen Verwaltung in GE -seinerzeit im übrigen gemeinsam mit dem jetzigen OB der Stadt Köln-, dann Direktor dieses Institutes, dann Verwaltungschef der Stadt Cas-R (damals mit der Bezeichung Stadtdirektor), dann Berater im Bereich Staat und Verwaltung der Bertelsmann-Stiftung, nebenbei Partei und Fraktionvors.der SPD in Waltrop und Einiges mehr.

Und als ein so beschriebener „Aufsteiger“ kann ich beinahe wortwörtlich in meine Biographie das einbringen, was Stefan u.a. in den Absätzen 3 und 5 vorstehend berichtet. Ich könnte Vieles dazu ergänzend erzählen, aber im Prinzip nichts anderes als jetzt von dem Bochumer Soziologen Aladin El-Majaalani festgestellt.

Das gilt z.B. für die Zufälligkeiten des beruflichen Aufstieges. Das gilt aber noch mehr, weil es mich geprägt hat, für das Gefühl als Kind, als Jugendlicher benachteiligt zu werden, z.B. bei der Notenvergabe in der Schule im Vergleich zu Mitschülern, die leistungsschwächer waren, aber als Kinder von Ärzten, Prokuristen, Bauunternehmen,Apothekern mindestens die selben Noten bekamen wie ich.
Gleiches galt bei der Empfehlung zum Besuch des Gymnasiums.

Gleiches galt für den alltäglichen Umgang der „Bessergestellten“ mit meinen Eltern. und diesen alltägliche Umgang empfand ich oft als demütigend für meine Eltern und für mich. Ich könnte jetzt weiter machen im Erzählen, aber…..sh.oben-;das wäre alles nichts Neues.

Warum hat das mit meinem Aufstieg geklappt?

Es gibt dafür einige Gründe, auch viele Zufälle. Dazu beigetragen hat vermutlich, daß das Erbgut meiner Eltern nicht das Schlechteste war. Und dazu beigetragen hat, daß ich auf Grund der angedeuteten Demütigungen, Benachteiligen als Kind und als Jugendlicher unbedingt und um beinahe jeden Preis „es allen zeigen wollte“ -im Privaten, im Beruf, im Sport, in der (kommunalen) Poltik. Und diese Einstellung bin ich bis heute nicht los geworden.

Und wenn ich das, was ich hier angedeutet habe, mit dem verlgeiche, was Inhalt der Studie von El-Majaalani ist?

1.
Ein Erschwernis in Sachen Bildung, in Sachen Chancengleichheit, das maßgeblich für Kinder aus Migratenfamilien gilt, galt für mich nicht:
Meine Eltern waren selbst bildungsinteressiert -für sich und folglich auch für mich.

Meine Eltern haben foglich auch alle meine persönlichen Anstrengungen im Rahmen ihrer materiellen und ideelen Möglichkeiten unterstützt und meine Leistungen stets gelobt.

2.
Als Kind aus einem Elternhaus, in dem die Regeln/Rituale der kath.Religion beachten wurden – vornehmlich durch meine Mutter-, war ich immerhin in die Gemeinschaft der örtlichen Katholiken eingebunden, nebst Meßdienerstatus. Insofern fühlte ich mich einem weitgehend bürgerlichen Klientel (dem Bildungsbürgertum)zugehörig. Und das hat mir vermutlich geholfen, mit allen Unsicherheiten, Verunsicherungen, Selbstzweifeln besser fertig zu werden.(Vielleicht habe ich auch deshalb schon als Meßdiener mehr Latein gelernt, als es für einen Meßdiener notwendig war.)
Und an diesem Faktor, trotz allem doch irgendwie dazu zu gehören, irgend wie doch anerkannt zu werden, daraus Selbstbewußtsein zu begründen und den Willen, es besser machen zu wollen als die Eltern, fehlt es den Migrantenkindern in aller Regel.

3.
Da nach meiner Wahrnehmung ganz allgemein die Rücksichtslosigkeit im gesellschaftlichen Kampf um „die besten Plätze“ im Verlgeich zu meiner Kinder- und Jugendzeit deutlich zugenommen hat, haben es im Kampf um Bildung und Aufstieg die Kinder aus sozial-schwachen und bildungsfernen Schichten heute deutlich schwerer als zu meiner Zeit.
Die Arroganz des Führungspersonales in Staat und Gesellschaft gegenüber Menschen aus sozialschwachen und bildungsfernen Schichten prägt nicht nur ihr Nein gegenüber einem Bildungssystem, das darauf angelegt sein müßte, jedem die gleichen Chance einzuräumen und die Besten in Führungsposition zu bringen -nicht diejenigen, die aufgrund der Position ihrer Eltern dafür a priori auserkoren erscheinen,sondern diese Arroganz der Eltern wird von deren Kindern übernommen und zum Teil noch gesteigert.

Folgerung daraus? Sh.mein Beitrag -2-

Anitfa Medienzentrum Dortmund
Anitfa Medienzentrum Dortmund
12 Jahre zuvor

@Walter Stach: „Dazu beigetragen hat vermutlich, daß das Erbgut meiner Eltern nicht das Schlechteste war.“

Ist das etwa Ihr Ernst?

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

@Walter Stach

Interessant ist ja, daß selbst in Ländern, in denen es traditionell Studiengebühren gibt – aber eben auch ein gut ausgebautes System von Stipendien – der Aufstieg leichter ist als in D.
Mit Geld scheint das Problem also nur bedingt zu tun zu haben.
Mit der Arroganz, mit der inwzischen ganz ungeniert auf „bildungsferne Schichten“ herunter gesehen wird, schon. Seit der „geistig-moralischen Wende“ in den 80ern gilt es nicht mehr als unfein, die Ellenbogen auszufahren.

Leider wurde dieser Trend durch Rot-Grün nicht gebrochen. Im Gegenteil, die Einführung von HartzIV hat zu einer weitgehenden Entsolidarisierung unter der arbeitenden Bevölkerung geführt – und die Mittelschicht grenzt sich noch vehementer gegen „das Prekariat“ ab, anstatt mal drüber nach zu denken, wie ratzfatz man u. U. selbst auf dem letzten Loch pfeift.

Habe ein intressantes Buch entdeckt: Chavs: The Demonization of the Working Class von Owen Jones. Okay, da gehts um GB, wo manches anders sein mag. Aber die Grundzüge der Verachtung (den Begriff halte duch durchaus nicht für zu stark) gegenüber der „Unterschicht“ sind auch hierzulande die gleichen: Es hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß es ARbeiter im eigentlichen Sinne kaum noch gibt, wer clever genug war, gehört jetzt zur Mittelschicht und der Rest ist eben hinten rüber gekippt, weil entweder zu faul (also selbst schuld), oder zu doof (genetische Veranlagung sozusagen).

Norbert
Norbert
12 Jahre zuvor

Mich macht soetwas traurig … auch wenn ich eher von solchen Zuständen profitieren dürfte, als dass sie zu meinem Nachteil sind.

#6 | Anitfa Medienzentrum Dortmund

Nicht immer reflexartig zucken, sondern den Satz nochmal lesen. Die genetische Disposition ist nun mal nicht völlig unerheblich. Mit Down-Syndrom wird man z. B. wohl kaum die Karriere von Walter Stach machen.

Antifa Medienzentrum Dortmund
Antifa Medienzentrum Dortmund
12 Jahre zuvor

@Norbert lesen Sie vielleicht doch selber noch einmal richtig: die Formulierung suggeriert, dass „gutes“ bzw. „schlechtes“ Erbgut Einfluss auf die Karrierechancen hätte und der Autor des Satzes sich mit „nicht dem Schlechtesten“ gesegnet sieht . Es geht also in dem Satz nicht um Pathologie, so wie Sie es interpretieren, sondern um eine Wertigkeit des Erbguts, die irgendwie im Sozialen mitspiele.

Reflexartiges Zucken sehen wir übrigens als eine unserer Aufgaben an.

Norbert
Norbert
12 Jahre zuvor

#9 | Antifa Medienzentrum Dortmund

Klar, mittelbar hat das einen Einfluss. Mal weniger, mal mehr. Das Erbgut prägt die Fähigkeiten und Kompetenzen eines Menschen und die sind nun mal für eine Karriere nicht ganz irrelevant und sollten doch gerade den Vorrang haben vor Parteibuch. Herkunft etc. Da sich zudem Erlebnisse der Vorfahren auf das Erbgut auswirken können und sich daraus Beeinträchtigungen ergeben können, ebenso wie durch genetisch bedingte Krankheiten, haben die genetischen Voraussetzungen natürlich Einfluss auf die individuellen Möglichkeiten einer Person. So wirkt das Erbgut schon mit dran, welchen Lebensweg ein Mensch geht. Damit meine ich aber nicht, dass in den Genen die Biographie schon eingezeichnet ist. Dafür gibt es noch genug andere Einflussfaktoren. Mit dieser Feststellung ist also keine Wertigkeit verbunden.

Ich persönlich mag es lieber reflektiert, bedacht und ausgewogen, weswegen ich reflexartiges Zucken nicht so mag, da dass schnell auch mal in die Hose gegen kann.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Antifa:
Ich sehe keinen Anlaß, mich von meiner Anmerkung distanzieren zu müssen.

Norbert:
Schön, daß in Ihren Beiträgen auch Kritisches zur Antifa-Meinung bezüglich mener Äußerung angemerkt wird.

Ich habe formuliert, daß ich v e r m u t e, daß…………….. und nicht kategorisch festgestellt, daß es s o i s t . Letzteres steht mir als Laie auch gar nicht zu.

Und meine Vermutung habe ich bewußt den dann folgenden Sätzen voran gestellt, auch um den Eindruck zu vermeiden, mein einigermaßen geglückter Aufstieg sein ausschließlich(!) auf andere Faktoren zurückzuführen, vor allem auf meinen ganz persönlichen Ehrgeiz und er sei den daraus resultierenden überdurschnittlichen Anstrengungen meinerseits geschuldet, wobei wiederum nach den Ursachen für meinen besonderen persönlichen Ehrgeiz bzw. für die Bereitschaft zu außerordentlichen Anstrenungen zu fragen ist, und die könnten -so v e r m u t e i c h- nicht nur meiner Sozialisation geschuldet sein.

Ich möchte, besser wohl ich w i l l als politisch interessierter und politisch engagierter Mensch, daß mit der gebotenen Radikalität durch den Staat
e n d l i c h die materiellen Rahmenbedingungen geschafffen werden, damit a l l e K i n d e r die gleichen Chance erhalten, um Lebensinhalte und Lebensziele weitestgehend eigenverantwortlich angehen und gestalten zu können.Und das setzt -sh.der Ausgangspunkt dieser Diskussion- als Basis den unentgeltlichen Zugang für alle Kinder zu a l l e n Bildungseinrichtungen voraus.

Puck -7-;
Ich stimme zu, G e l d -sprich die mit viel staatlichem Geld zu schaffende Chancengleichheit im Bildungsbereich für alle Kinder-ist nicht a l l e s.
Denn zu fragen ist beispielsweise., ob dann, wenn meine Forderung ohne Wenn und Aber erfüllt würde, alle Eltern willens und bereit wären, die ihnen bzw. ihren Kindern gebotenen Chancen zu nutzen.
Aber über dieses Problem und seine Lösung wäre zu diskutieren, wenn die Basis für Chancengleichheit, vor allem im Bildungsbereich, staatlicherseits tatsächlich weitgehend gewährleistet sein würde.

Und davon sind wir sehr weit entfernt.

Und leider,das wollte ich mit meinem Beitrag „zur Person“ -5- vor allem deutlich machen, hat sich an diesem letzlich menschenunwürdigen Zustand substantiell seit ca.6o Jahren nichts geändert, was durch die Studie von El-Malaafani erneut wissenschaftlich belegt wird und womit ein für mich skandalöser Zustand beschrieben wird. Ein Zustand, der von jedermann tagtäglich wahrzunehmen ist, wenn man sich nicht in die abgeschlossenen Gesellschaft des sog. Bildungsbürgertums zurückgezogen hat, sondern das Leben von Eltern und Kindern in vielen Familien mit Migrationshintergrund kennt und von Eltern und Kinder in Familien aus sog. sozial-schwachen bzw. bildungsfernen Schichten.

Mich persönlich betrifft das alles nicht mehr. Meine Kinder, mein Enkelkind betrifft das ebenfalls nicht.Für die gilt was Norbert in seinem ersten Satz -8-für sich feststellt.

Ich bin in diesem Themenfeld auch nicht, nicht nur deshalb besonders sensibilisiert und engagiert, weil ich als Sozialdemokrat und „Verfassungspatriot“ nicht nur für die verfassungsmäßigen Staatszielbestimmunen Demokratie und Rechtsstaat eintrete, sondern eben auch für das gleichwertige Prinzip des Sozialstaates, und hier vor allem im Bildungsbereich.
Vor allem bin ich in diesem staatlichen Handlungsfeld mehr als sonst sensibilisiert und engagiert aufgrund meines ganz persönlichen Lebensweges, und nur deshalb habe ich über ihn „auszugsweise“ berichtet.

Puck -7-:
Ich habe von Arroganz gesprochen. Mir scheint -sh.in Ihrem Beitrag -7-im letzten Absatz-, der Begriff Verachtung ist für das was ich meine der zutreffender -und danke für den Literaturhinweis-.

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

@Anitfa Medienzentrum Dortmund

Ich glaube jeder hier – außer Ihnen – hat verstanden, daß Walter Stach seine Karriere nicht ausschließlich auf sei „Ebgut“ zurück führt. Ihm hier unterschwellig einen faschistoiden Standpunkt zu unterstellen indem man einen Halbsatz aus dem Zusammenhang reißt, ist im besten Falle unredlich.

Vielleicht sollten Sie Ihr eigenes reflexartiges Zucken etwas weniger großartig finden und statt dessen dem Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der Studie und einer Zunahme rechtsradikalen Gedenkangutes etwas mehr Aufmerksamkeit schenken.
Reflektieren statt Reflex, um es auf den Punkt zu bringen.

Ein großes gesellschaftliches Problem ist (wie ich in #7 bereits ausgeführt habe, ich will mich da nicht wiederholen) die Abgrenzung der Mittelschicht gegenüber einer zunehmend als Problem dargestellten „Unterschicht“ – was Walter Stach genau n i c h t getan hat! – anstatt sich die Mühe zu machen, die gesellschaftlichen Probleme zu erkennen, die eine wachsende und dauerhaft abgehängte „Unterschicht“ produzieren.

Und nein, ich bin nicht so naiv zu glauben, daß die Gleichung Bildungsmangel x Arbeitslosigkeit = rechtsradikal aufgeht.
In der NPD tummeln sich schließlich auch Akademiker.
Weshalb – das sei hier nur nebenbei erwähnt – eine Aufklärung über das Dritte Reich zwar lobenswert und notwendig ist, aber gegen eingefleischte Nazis leider überhaupt nicht hilft; die wissen nämlich ganz genau, was im Dritten Reich passiert ist, und die finden das gut!
Dagegen hilft m. E. nur eine konsequente Durchsetzung des Strafrechtes. Und es sieht ganz so aus, als ob Herr Jäger das begriffen hätte.

Das Problem ist nicht die sogenannte „Unterschicht“.
Eine faschistoide „Grundstimmung“ entsteht nicht, weil ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung verarmt, sondern weil er als „Unterschicht“ abgestempelt wird (womöglich bis in die dritte Generation!) und mit dem eigentlichen Problem verwechselt wird.

Und das Problem ist sicher nicht, daß Herr Stach der Meinung ist, von seinen Eltern was mitbekommen zu haben, das anderen nicht vergönnt ist, seien es nun die Gene oder moralische Unterstützung oder die Ansicht „unser Jung soll es mal besser haben“.
Genau das ist aber wichtig.
Ob das nun die Gene sind oder wie auch immer man das nennen will…

Fest steht nämlich auch: Es gibt sehr viele Eltern, die am Schicksal ihrer Kinder offenbar nicht sehr interessiert sind. Anders ist nicht zu erklären, warum sich in Hamburg die Gucci-Eltern durchsetzten konnten um zu verhindern, daß ihre Sprößlinge länger als unbedingt nötig gemeinsam mit den „Unterschichtkindern“ die Schulbank drücken müssen. Das gelang vor allem deshalb, weil die Eltern in den nicht so „properen“ Stadtvierteln ihren Hintern nicht hoch gekriegt haben um sich an der Abstimmung über das neue Schulsystem zu beteiligen.
Ob das nun die Gene sind oder stille Resignation, und ob sich letzteres nun wieder aus den Genen erklärt… das ist wie eine Diskussion um Kaisers Bart.
Und der Bart war bekanntlich nicht das Problem mit dem Kaiser…

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

Erbgut hin oder her, viel besser ist es, gut zu erben. Leider war mir das selbst nicht beschieden. 🙁

Kibu
Kibu
12 Jahre zuvor

@Antifa Medienzentrum Dortmund:

Natürlich werden Begabungen vererbt, ebenso wie einer entweder nie Gewichtsprobleme oder eben ein Leben lang damit zu kämpfen hat.

Die Menschen sind sehr ungleich, und das infolge der Vorraussetzungen, die sie eben mitbringen.

Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Antifa Dortmund,
der Anteil, den die Gene bei der Ausbildung der Intelligenz haben, wurde über viele Jahrzehnte immer wieder unterschiedlich eingeschätzt und hängt stark von der politischen Überzeugung der jeweiligen Forschergruppe, sowie vom Zeitgeist ab.
So kommt es, dass er manchmal gegen Null, wie in den siebziger Jahren, bis gegen 100% eingeschätzt wurde. Heute neigen wieder mehr Wissenschaftler dazu, den genetischen Einfluß höher einzuschätzen.
Dass es ihn gibt, denke ich auch, wenn ich auch nicht weiß, wie hoch er ist.
Da würde ich auch Literaturangaben mit Vorsicht betrachten.
Was @Walter Stach jedenfalls sagte, halte ich für absolut unangreifbar.
Ich weiß zwar auch, dass es in bestimmten politischen Kreisen nicht gern gesehen wird, genetische Eigenschaften überhaupt zu erwähnen, aber Ignoranz hat noch nie etwas Positives bewirkt.
Weitere Bemerkungen zu Ihrer Behandlung des Themas kann ich mir ersparen, weil ich mich da voll @Puck (12) anschließen kann.

Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Stefan, ich glaube auch nicht, dass die Gene so umfassend bestimmend sind, wie @Kibu es beschreibt.
Aber nehmen wir einmal an, dass durch Erziehung der sogenannte IQ, was immer das auch sein soll, um 10 Punkte angehoben werden könnte. Wie sollte dann eine wissenschaftliche Untersuchung überhaupt zu einem allgemein anerkannten Ergebnis kommen?
Selbst die Deutung des IQ ist doch schon umstritten. Um einen solchen Test zu bearbeiten muß man lesen können, das ist doch schon sozialer Einfluß.
Zweitens kann man solche Tests trainieren. Das tun viele vor Bewerbungen.
Europäer haben diese Test entwickelt. Klar, dass nur solche Begabungen in einen Test einfließen, die in Europa gefragt sind. Und, und, und…
Etwas anderes ist, wenn vom sozialem Aufstieg gesprochen wird. Da gibt es absolute Zahlen zu den höchstdotierten Stellen. Die oberen 3% Spitzenleute sind fast alle miteinander verwandt oder verschwägert. Da kommt so leicht keiner rein, dessen Eltern Kokereiarbeiter und Hausfrau waren. Da hilft keine Schule, keine Intelligenz, kein Nichts. Vitamin „B“ reicht dafür auch niemals aus. Diese Positionen sind dicht.
Darunter geht es, aber es ist schwierig.

Helmut Junge
12 Jahre zuvor

Ach ich habe den passenden Link vergessen
https://www.oldenbourg-link.com/doi/abs/10.1524/9783486592917.15

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Als ich den betreffenden Satz -sh.5-, geschrieben habe, der jetzt zur Kritiik von Antifa geführt hat, habe ich bedacht und keineswegs spontan und unbedacht
die Worte „b e i g e t r a g e n“ und “ v e r m u t l i c h“ gewählt und ebenso bedacht zudem anschließend auf andere Gründe hingewiesen, die für meinen „Aufstieg“ möglicherweise entscheidend gewesen sein könnten.

Dabei ging es nicht um mich, sondern darum -sh.der Anlaß für unsere Diskussion-aufgrund meiner ganz persönlichen Erfahrungen und keineswegs aufgrund empirisch abgesicherte wissenschaftlicher Erkenntnisse zu erzählen, mit welchen Schwierigkeiten und Problemen ich mich als Kind bzw.alsJugendliche konfrontiert sah, um mich durchsetzen zu können im Wettbewerb mit Kindern und Jugendlichen, deren Eltern nach meinem Empfinden, also subjektiv, objektiv möglicherweise völlig falsch, der „bessergestellte Schicht, dem gehobenen Bürgertum“ angehörten.Wenn ich mich damals ungerecht, manchmal gedemütigt behandelt fühlte -nicht nur in der Schule, oft auch im außerschulischen Umgang mit den „bessergestellten“ Eltern und folglich oft auchmit deren Kinder , dann ist die Erinnerung daran kein Akt der Selbstvergewisserung oder gar der Selbstbestätigung, sondern für mich eine Hilfe, um nachempfinden zu können, was heute Kinder und Jugendliche empfinden müssen, was sie leisten müssen, was sie bewegen und motivieren könnte, wenn sie aus Familien stammen, die der sozial schwachen und/oder bildungsfernen Schicht der Bevölkerung angehören. Und dazu zählen häufig Familien mit sog.Migrationshintergrund und damit wäre ich wieder beim Ausgangspunkt unserer Diskussion, nämlich der aktuellen wissenschaftlichen Studie, auf die Stefan dankenswerterweise hingewiesen hat.

Und ich habe die Gelegenheit genutzt, erneut hier im Blog -jetzt aus konkretem Anlaß -sh.die Studie-und mit der Erinnerung an persönliche Erlebnisse- meine radikale Forderung an Staat und Gesellschaft zu formuliern:

„Von der Kindertagesstätte bis zur Uni muß jedes Bildungshemmnis radikal beseitigt werden, welches gleichen Bildungschancen für alle im Wege steht. Dazu gehört,daß der Staates a l l e n die Möglichkeit anbieten muß,die Kindertagesstätte, die Schule, die Hochschule,die Uni- u n e n t g e l t l i c h nutzen zu können“.

Daß damit allein nicht alle Bildungshemmnisse beseitigt sind, die für Kinder aus sozial-schwachen und/oder bildungsfernen Schichten existieren, ist unumstritten. Und darauf wird foglich in einigen vorangegangen Disk.beiträgen hingewiesen.Ich schließe selbstverständlich nicht aus, daß andere Bildungshemmnisse möglicherweise sogar deutlich gewichtiger sein könnten als finanziell bedingte.

Stefan-13- :
„Gut“, daß Du mir Anlaß gegeben hast, ‚mal wieder an meine Großeltern zu denken!
Arnold -14-: So ist es -sh.erben….-und da gab es eben nichts -weder für meine Eltern noch für mich;und das war ja möglicherweise für mich „gut so“.!

Helmut Junge -18-:

Schlicht und einfach :Ich weiß es nicht, was letztendlich dazu geführt hat, daß der 13 jährige Volksschüler Walter Stach privat und beruflich so wie bisher geschehen gelebt und sich politisch-gesellschaft so wie bisher geschehen engagiert hat.

Ich könnte ja sagen: „Weil Gott das so gewollt hat“, aber das sage ich lieber nicht. Ich habe ja leider bereits die Antifa gegen mich aufgebracht, was ich nicht verstehe kann und was ich sehr bedauere, da ich mich selbst für einen überzeugten und engagierten Antifaschisten halte.
Und wenn ich jetzt sagen würde, weil „Gott…………….., dann würde ich Viele hier im Blog -Arnold, Gerd (!!)-provozieren, und das will ich ‚mal lieber lassen.

Verkneifen kann ich mir abschließend im Zusammenhang mit der Diskussion zu genetischen und/oder durch Sozialisationsprozesse bedingte und geprägte Anlagen/ Begabungen/ Fähigkeiten eines Menschen nicht die Frage, worauf es zurückzuführen sein könnte, wenn einem gerade einmal 14 Jahre alten Jungen eine überdurchschnittliche Intelligienz attestiert wird.

Und noch eine Bitte, damit das Wesentliche aus der aktuellen Studie und aus vielen der vorangegangen Kommentaren nicht verloren geht:

Es muß darüber, und ich hoffe mehr und radikaler als bisher, darüber gestritten werden, ob und ggfls. warum es in Deutschland nach wie vor im Bereich Bildung eine eklatante Chancenungleichheit gibt und darüber, ob und wie diese beseitigt, zumindest weitgehend abgebaut werden sollte. Und das betrifft a.) insbesondere, aber eben nicht nur Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund -sh.die aktuelle Studie- und das ist b.) kein „neues Problem“ -sh.meine persönlichen Erinnerungen-.

Norbert
Norbert
12 Jahre zuvor

@ #20 | Walter Stach

Vor allem aber Danke für das engagierte Plädoyer für ein bisschen mehr Gerechtigkeit.

Die Antifa und ähnliche linke Splittergruppen gegen sich aufzubringen ist nicht schwer, denn es gibt die Aufrechten, dass ist die jeweilige Gruppe und vielleicht noch ähnliche Gruppierungen, und den bösen Rest.

Außerdem sagt dieses hypersensible Reagieren bestimmter linker Gruppierungen auf Reizwörter etc. ebenso wie das hypersinsible Reagieren auf Wörter wie Gott bei den atheistischen Fundamentalisten eigentlich ausreichend viel über diese Leute aus.

Antigen
Antigen
12 Jahre zuvor

Leute, es ist absurd, was ihr schreibt! Wenn soziale Ungleichheit, Bildungsungleichheit usw. auch nur irgendetwas mit Genen zu tun hätten, dann hätten wir hiermit dokumentiert, dass die Briten, Franzosen, Schweden, Finnen, Norweger, Dänen usw. usf. bessere Gene haben als Deutsche.
Ihr redet ziemlich an der Sache vorbeit ! ! !

Bombasstard
12 Jahre zuvor

In dem Artikel wird Südkorea als beispielhaftes Land der sozialen Aufstiegsmöglichkeiten benannt.

Hier gibt es einen längeren Artikel, der eine andere Sichtweise zeigt.
https://www.economist.com/node/21541713

Es mag zwar stimmen, dass praktisch alle Kinder in Südkorea ähnliche Schulvoraussetzungen haben, aber:
– Man macht genau ein Abschlussexamen. Dieses eine Examen bestimmt quasi das weitere Leben.
– die Güte des Abschlusses bestimmt, auf welcher Uni man studieren darf. Schlechten Tag beim Examen gehabt? Pech, dann schlechte Uni, keine Chance bei den guten Firmen. Niemals.
– Job- und Karrierewechsel sind in Südkorea nicht so weit verbreitet, wie bei uns. Ist man bei einem Arbeitgeber angestellt, bleibt man länger dort. Häufig eine ganze Karriere lang.
– „zweiter Bildungsweg“ oder nachträgliche Qualifikationen scheinen nicht viel wert zu sein

Die Folgen:
– Schüler bereiten sich quasi mehrere Jahre lang auf das Abschlussexamen vor. 7 Tage die Woche, bis zu 18 Stunden am Tag. Der Druck ist riesig, die Selbstmordrate unter Südkoreanischen Schülern ist eine der höchsten auf der Welt
– Um einen möglichst guten Abschluss hin zu bekommen, besorgen Eltern ihren Kindern schon sehr früh extensive Nachhilfeprogramme. Die Devise ist hier: viel hilft viel
– da diese Nachhilfeprogramme alle privat finanziert werden müssen, trennt sich hier durchaus schon arm von reich. Allerdings anders, als vielleicht hier. Dort ist das Ergebnis dann einfach: Wir sind Arm => wir können uns kein zweites Kind leisten, da wir nur einem die Nachhilfe zahlen können.

Ich fand die in diesem Artikel geschilderte Bildungsrealität schrecklich, und weise immer wieder darauf hin, wenn jemand Südkoreas Bildungssystem als in irgendeiner Weise als vorbildlich verkauft 😉

(ich habe noch ein paar andere Schilderungen zu dem Thema gelesen, das ist aber gerade der einzige, den ich als Link parat habe).

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

-23- Antigen-:

T e x t a n a l y s e meiner Beiträge und der im Kontext damit verfaßten Wortmeldungen?

Ich komme gedanklich mit ihrem Beitrag nicht klar und muß folglich „passen“, also aussetzen.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Norbert # 22

Der Zusammenhang zwischen Gott und den menschlichen Genen erschließt sich mir nicht so gleich. Ich bitte um Erklärung.

Norbert
Norbert
12 Jahre zuvor

@ Arnold Voß

Mir ist ein solcher Zusammenhang nicht bekannt und ich kann mich auch nicht erinnern, ihn jemals vertreten zu haben.

Vielleicht beziehen Sie sich auf
Außerdem sagt dieses hypersensible Reagieren bestimmter linker Gruppierungen auf Reizwörter etc. ebenso wie das hypersinsible Reagieren auf Wörter wie Gott bei den atheistischen Fundamentalisten eigentlich ausreichend viel über diese Leute aus.

Da ging es gar nicht um die Gene, sondern um das Reflexartige Zucken der Antifa bei bestimmten reizauslösenden Wörtern unds Formulierungen. Und das verglich ich mit dem reflexartigen Zucken des dogmatischen Atheismus, bei dem es auch so reflexartige Zuckungen auslösende Reizwörter gibt, z. B. das Wort Gott, und Formulierungen wie „ich glaube“.

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