Die WELT hat sich letztens an einer Rezension des neuen Albums von Gentleman, dem Reggae-Künstler aus Köln versucht. Der Autor nahm dabei die dünnen inhaltlichen Aussagen, sowie den Jamaika-Slang des Sängers auf’s Korn. Gentlemans Fans antworteten nun dem Kritiker: sie sprechen von einer „Reggae-Polizei“, die sich mit einer „arroganten Kritik“ blamiert habe. Dabei blieb der WELT-Autor noch nett.
Auf der Internet-Seite Jugglerz findet man den WELT-Verriss des Albums gar nicht gut. Sowas von gar nicht, dass erst einmal der Autor persönlich verunglimpft wird. Dieser sei ein Jamaika-Fan, der bloß neidisch auf Gentleman sei, da dieser die Karibik-Insel ebenfalls gut kennt. Reggae-Fans, orakeln die „Jugglerz“, erarbeiteten sich die Musik selbständig, tauchten immer tiefer ein und lernten immer mehr Codes und Texte. Sie allein hätten ihren Reggae entdeckt. Leute mit ähnlichen Erfahrungen störten da nur die Selbstwahrnehmung:
„(…) eines Tages, nach diesem langen, kalten Winter in ungemütlichen Redaktionsräumen voller Termindruck und Abgabestress für unbequeme Projekte kommt endlich die erhoffte Nachricht, die innerlich mehr wärmt als das Sonnenlicht: Til Biermann (der WELT-Autor, M.N.) springt von seinem Bürostuhl auf, sprintet über den Flur ins Treppenhaus, nimmt zwei Stufen auf ein Mal, rennt auf den Raucherbalkon und schreit mit aller Kraft in die morgendliche Großstadt: „Ich darf die Kritik über das neue Gentleman Album schreiben!“ Und denkt sich: „Na warte, der kann was erleben!“
Kritik an Äußerlichkeiten
Zugegeben: Dass Gentleman seine Texte auf „Patois“, dem jamaican english, singt, ist tatsächlich nichts neues, und hat daher in einer Kritik zum mittlerweile fünften Album des Kölners nichts zu suchen. Das ist dann auch, neben der Kritik an seinen „pseudo-gesellschaftskritischen Texten“ („Technologie ist gut, aber wenn man sie falsch einsetzt, kann sie Schäden hervorrufen“), der Kern der WELT-Rezension.
Dass sich der Jugglerz-Autor davon anscheinend persönlich angegriffen fühlt, wird daran deutlich, dass er den WELT-Autoren im gesamten Artikel immer wieder persönlich angreift („Til Biermann schwingt hier das Schwert der real-gebliebenen Reggae-Nazis“). Interessant daran ist, dass sich die Kritik der Kritik nur auf Äußerlichkeiten beschränkt. Jugglerz mosert fast ausschließlich darüber, dass der WELT Gentlemans Patois-Slang nicht schmeckt. Das, der Hinweis auf technische Aspekte des Albums und die persönliche Verunglimpfung bilden den Hauptstrang des Textes.
Kein Wort zu den tatsächlich dümmlichen Inhalten. Wie auch, hat Gentleman doch selten etwas geistreicheres gebracht? Dass der Jugglerz-Autor Paul Spurny (nennen wir ihn ruhig auch mal beim Namen) auf die Kritik am Inhalt mit keinem Wort eingeht, spricht Bände. Er ignoriert diesen Punkt ganz einfach, und zwar weil er weiß, dass der WELT-Autor damit völlig recht hat. Und darum zieht er seinen Antwort-Text immer wieder auf die persönliche Schiene.
Der andere Gentleman
Damit sind wir bei einem entscheidenden Punkt. In Ermangelung kritischen Bewusstseins und einer eigener Meinung hängt Spurny, wie viele Fans, bedingungslos an den Lippen seines Stars. Ganz gleich was er erzählt, im Hintergrund tanzen Leute mit lustigen Haaren, Peace, Love and Marihuana. Das genügt offenbar als Message.
Ja, Reggae ist toll, und ja, Gentleman ist gut. Zumindest live. Es gibt aber noch einen anderen Gentleman. Spurny sollte auf Knien dafür danken, dass der WELT-Autor diese Seite des Sängers nicht aus dem Sack gezogen hat.
Gentleman ist nämlich gut mit den jamaikanischen Sänger Sizzla befreundet. Dieser beglückt die Reggae-Gemeinde immer wieder mit Aufrufen zum Mord an Schwulen („Shot Battybwoy My Big Gun Boom!!!“). In einem Interview mit der taz sagte Gentleman 2010 dazu:
„Ja, aber wir reden hier von einer anderen Kultur. Ich kann ja auch nicht Kondomautomaten im Vatikan aufstellen. Oder im Iran gegen Kopftücher protestieren. Genauso wenig kann ich etwas gegen die Homophobie auf Jamaika tun.“
Und weist darauf hin, dass es eigentlich voll normal ist, Homosexuelle zu hassen:
„Homosexualität gilt auf Jamaika als absolute Sünde. ‚God made Adam and Eve, not Adam and Steve‘, diesen Spruch hört man dort immer wieder. Und nicht nur auf Jamaika. Ich bin ja viel in der Welt unterwegs, in Afrika oder Asien. Wir, die Homosexualität akzeptieren, sind weltweit gesehen eine Minderheit.“
Paul Spurny und all die anderen 1.700 Leute, die unter seinem Artikel auf „Like“ geklickt haben, können sehr dankbar sein, dass dieser Aspekt nicht noch einmal ausgegraben wurde. Aber vielleicht sehen sie das ja genau so wie ihr Idol.
Im Prinzip gings doch darum WIE kritisiert wurde im Artikel vom Biermann. Pauls Antwort war gut geschrieben und natürlich auch mit persönlicher Kritik am Autor bestückt. Zu Recht!
Das nun eine Homophobie-Debatte losgetreten wird ist schade. Da es mit dem eigentlichen Thema nichts mehr zu tun hat. Denn wenns darum geht wer mal wen zum Freund hatte und welche Gesinnungen all diese Menschen hatten, dürfte sich hier niemand zu Wort melden.
It’s a mental war, spiritual war!
Wie ist eigentlich das Wirken King Tubbie’s aus politisch-moralphilosophischer Sicht zu beurteilen? – Viele Zeilen Text aus den Werken beliebter Reggae Stars sind in seinen Remixen verschwunden. Ist diese Tätigkeit nun eher von einem Standpunkt der politischen Korrektheit zu verurteilen, beispielsweise dafür, daß eventuell diskriminierende Texte einfach verschwinden und/oder ganze Textpassagen nun nicht mehr eindeutig nachweislich diskriminierenden Inhalt beinhalten, der ja eigentlich der Aufklärung halber nachgewiesen werden sollte? – oder ist es auf der anderen Seite eher so zu bewerten, daß „the king at the controlls“ es erst möglicht macht Reggae oder zumindest diese Art des Reggae zu hören und mögen zu lernen, ohne den geneigten Hörer automatisch an das Tolerieren diskriminierender Inhalte zu gewöhnen?
Mit der Bitte um Antwort,
KT
Glückwunsch! Und der nächste Artikel der total daneben ist!
Die beiden genannten Zitate sind total aus dem Zusammenhang gerissen!!!
Ihr wollt ein klares Statement von Gentleman zur Homophobie?!?
Da ist es!!!
https://www.focus.de/kultur/musik/saenger-gentleman-homophobie-ist-faschismus_aid_621903.html
@KT: Wer immer King Tubbie ist – Irgendjemandes Texte zu kürzen oder zu verfälschen, damit sie nicht mehr diskriminieren, halte ich für falsch. Man sollte dann den Künstler als ganzes boykottieren, wenn man sich denn daran stört.
@Nicole Ka: Wer aus dem Handgelenk die Nazi-Keule schwingt, sollte sich nicht wundern, daran gemessen zu werden.
Danke!
Auch wenn die Form der ursprünglichen Kritik ein gutes Stück daneben gegriffen war, so kann ich doch inhaltich den meisten Punkten zustimmen. Plastik-Musik mit Zeigefinger-Platitüden. Und was Herr Spurny und seine Gesellschaft abliefern bringt dem Herrn Biermann nochmal diverse Extra-Sympathien ein. Gentleman ist ein Künstler der sich mit seiner Musik in die Öffentlichkeit stellt und somit auch mit Kritik leben muss. Den Kritiker dann am laufenden Band persönlich anzugreifen, zu beleidigen und die eigenen Fans zu einem „Shitstorm“ aufzurufen erzeugt da leider ein sehr niedriges, unreifes Bild der deutschen Reggae-Szene.
Da haben wir wieder die typischen Stereotypen, Reggaesänger = fanatische Schwulenhasser. Dieser erhobene Zeigefinger der westlichen Welt ohne ein gewisses Kulturverständniss anderer Kulturen ist mir langsam unerträglich. Die gewalttätigen Übergriffe auf die existierende Schwulengemeinde in Jamaika ist trotz der so dargestellten übermäßig vielen „Hassprediger“ prozentuell genau so hoch wie in Nordamerika oder anderen Erdteilen. Zumal ich in keinem Interview je von Gentleman gehört habe dass er gewalttätige Aufrufe gegen Homosexuelle für gut befinden würde. Es gibt mit Sicherheit auch in ihrer Redaktion Journalisten die mit katholischen Priestern befreundet sind, soll ich dann annehmen dass diese auch der Auffassung sind dass Homosexuelle im ewigen Höllenfeuer schmorren werden? Nach der gleichen Lesart könnten wir auch gleich die Reggaeanhänger unter Terrorismusverdacht stellen, da Ausdrücke wie „burn babylon“ ja auch gängiges Vokabular sind und Babylon, wie von ihnen erwähnt, auch für die westliche Welt stehen kann.
Reggaeartist verbrennen sich verbal regelmäßig gegenseitig (siehe Sting Festival), Sounds drohen sich mit dem Gebrauch von Schusswaffen auf jedem Soundclash auch in Deutschland und erzählen dass sie bereits die Särge für den jeweiligen Gegner bestellt hätten. Nachdem man sich dann so bestialisch abgeschlachtet hat, geht man in der Regel gemeinsam in den Backstage trinkt ein Bier und feiert die gelungenen Verbalattacken der Show.
Ein bisschen mehr Feingefühl im Verständniss der martialische Ausdrucksweise anderer Kunstszenen wäre ratsam. Bei diversen Punk, Rock und HipHop-Künstlern klappt es doch auch. Ich glaube niemand würde heute den z.B. Sex Pistols unterstellen den Staat stürzen zu wollen und gewalttätige anarchistische Strukturen aufzubauen, obwohl sie ziemlich martialisch Anarchy in the UK von der Bühne brüllen! Oder diversen HipHop Sängern unterstellt man ja auch nicht zur Vergewaltigung von Müttern aufzurufen, aufgrund ihrer harten Ausdrucksweise auf der Bühne.
Die Plattenkritik von Herr Biermann, hat mir im Übrigen auch nicht gefallen. Und dass sie so eine starke Reaktion durch international sehr angesehenen Sounds wie den Jugglerz hervorgerufen hat, liegt vieleicht auch an der schlechten Qualität des Artikels?!
BIG UP & SEEN
@Martin
Paul ist ja nicht aus Spaß, das mit dem Nazi eingefallen. In dem ursprünglichen Artikel vom Herrn Biermann kommt jetzt endlich (auch) die Message rüber, dass du als Weißer nicht das Recht hast, Patois zu singen/sprechen. Also, dass du nicht das Recht hast dir eine vermeidlich fremde Kultur anzueignen. Und für mich persönlich(und anscheinend für Paul) ist das durchaus faschistisches Gedankengut!
Hallo Martin, dies hier ist übrigens ein Artikel über King Tubby:
https://en.wikipedia.org/wiki/King_Tubby
@agwaansinn
Ja, den letzten Absatz hätte sich Herr Niewendick tatsächlich FETT sparen können da er mit der aktuellen Diskussion NICHTS zu tun hat. Auf diesen Nebenschauplatz dann doch einzugehen und diesem Punkt generell jegliche Legitimation durch (nebenbei, haltlose und realitätsferne) Verlgeiche mit Punk und Rap-Inhalten abzusprechen ist andererseits auch völlig daneben. Die „martialische Ausdrucksweise“ wird in JA ja durchaus in die Tat umgesetzt. Aber das ist wie gesagt ein anderes Thema, lassen wir dieses Wurm-Fass lieber geschlossen.
Von Ihnen, agwaansinn, wird also wiederum nicht auf den Kern der Kritik eingegangen sondern, genau wie bei Herrn Spurny, sich an nebensächlichen, ovberflächlichen Kleinigkeiten aufgehalten. Der Rest dieses Artikels bleibt so stehen, der Reaktion von Herrn Spurny wird effektiv und sachlich jede inhaltiliche Bedeutung genommen.
Zuletzt, bei aller Liebe: Jugglerz = „international sehr angesehener Sound“ ? D, A, S vielleicht. Und ausser den Jugglerz und deren tendenziell meinungslosen Schafs-Fans hat sich niemand über die Rezension beschwert.
PS. und bevor hier irgendwer blind mit den Totschlag-argumenten Faschimus bzw sogar Nationalsozialismus um sich geworfen würde, täte eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung dieser Begriffe gut. Völlig fehl am platz und inhaltich in keinster Weise treffend.
@KT Was ist denn das für ein zusammenhangsloser, unsinniger Beitrag? Was zum Teufel hat eine künstlerische, musikalische Reduktion des Gesangs mit diesem Thema zu tun?! Low di crack pipe my youth.
Hier zu lesen ist eine mehr als lahme, ja unnötige Verteidigung der Springer-Negativ-Presse.
„Kein Wort zu den tatsächlich dümmlichen Inhalten.“
Wer sich nun wirklich einmal eine Intensivkur wahrhaft dümmlicher Inhalte zu Gemüte führen möchte, dem sei „ruhrbarone.de“ wärmstens empfohlen.
Ich selbst bin großer Gegner der Homophobie in Dancehall-Texten. Das ist bekannt.
Gentlemans Freundschaft mit Sizzla jedoch in die Diskussion hinein zu ziehen, hat mit den „tatsächlich dümmlichen“ Inhalten des neuen Albums rein gar nichts zu tun. Hier wird offenkundig dass die Pseudo-Aristokraten aus dem Pott wohl mit dem Finger zeigen können, ihrer eigenen Kritik jedoch nicht gerecht werden können.
„Technologie ist gut, aber wenn man sie falsch einsetzt, kann sie Schäden hervorrufen“.
Es liegt nun an den Blau-blütigen darzulegen was genau an dieser Aussage falsch sein soll.
So, es ist der selbst ernannten Achse des guten, Biermann-Niewendick nicht tiefsinnig genug? Liefert! Oder hört euren Professoren-Reggae in euren Studierzimmern. In einer rauchfreien Umgebung versteht sich.
In Musik geht es nicht zwangsläufig um komplexe Aussagen. Traut euch ruhig eine Minute lang in andere Musik-Genres über euren Horizont hinüber zu blicken, etwa in die mir vertraute HipHop-Szene. Hier wird deutlich wie wenig stichhaltig diese Kritik ist. Oder reicht euer geistiges Blickfeld nicht über den Ruhrpott hinaus?
Der Erfolg gibt Gentleman recht.
Für Herrn Biermann gilt: Wer nichts positives sagen kann, sollte evtl lieber nichts sagen (insb. als „Autor“).
Big up Shotta!
Nuff said.
JCL
Egal ob einem die Musik an und für sich gefällt, aber diese Kultur die von positiv-rassisten und Kulturrelativisten hochgehalten wird, ist eine reaktionäre rassistische Kultur, die ein für allemal kritisiert werden muss.
Es ist einfach fakt, dass dieses Milleu einer Gruppe Religiöser entspringt, die ganz genau wissen wie mit Homosexuellen umzugehen ist, dass die Weißen (Babylon) es zu bekämpfen gilt, einen gewissen Haile Selassie anbeten und sich währenddessen wünschen, dass alle „Schwarzen“ wieder in Frieden in Afrika leben können!
kleine Anmerkung noch:
Vergleichbar ist diese Diskussion, wenn dumpfdumme Oi!-Skins aus Spaß Landser hören und sagen: Musikalisch ist das ja ganz toll, auf die Texte achte ich nicht so! Oder vielleicht Frewild! (ist ja brandaktuell)
Ja eben, so ist es mit den Wursthaarträgern hierzulande: Vollgedröhnte Birne, Reggea-Chiemsee und Rastafari-Farben an sich hängend.
Sie lassen sich von der Musik volldüdeln, hinterfragen nicht im geringsten diese altbackene Kultur.
@ Daniel
-> Fans des Jugglerz-Sound = „meinungslose Schaf-Fans“? Hier erklärt uns ein Kenner die Welt! Nun wenn Sie es nötig haben auf so einem persönlichen Niveau zu flamen, dann schieße ich gerne zurück. Mi a buss mi gun now.
„(…) ausser den Jugglerz und deren tendenziell meinungslosen Schafs-Fans hat sich niemand über die Rezension beschwert.“
Das liegt vmtl in erster Linie daran, dass der Großteil der Szene nicht freiwillig solche Schundblätter wie die „Welt“ in die Hand nimmt! Und völlig zurecht!
Hier werden wiederholt rechten Meinungen legitimiert. Man wird unter der „Schafsherde“ wohl auch kaum jemanden kennen lernen, der aus Sarrazin-Werken zitieren kann, bei den geneigten Lesern der Springer-Presse hingegen ist dieses Weltbild (dies unterstelle ich, bun me if you na like it) eher die Regel als die Außnahme.
Come on!
JCL
@ Steve:
„Egal ob einem die Musik an und für sich gefällt, aber diese Kultur die von positiv-rassisten und Kulturrelativisten hochgehalten wird, ist eine reaktionäre rassistische Kultur, die ein für allemal kritisiert werden muss.“
Vollste Zustimmung! Da rennt ihr bei Gentleman allerdings offene Türen ein.
Es ist völlig lächerlich dass Niewendick dieses Fass öffnen musste.
Es hat mit einer Kritk des neuen Gentleman-Albums nichts zu tun.
„Ja eben, so ist es mit den Wursthaarträgern hierzulande: Vollgedröhnte Birne, Reggea-Chiemsee und Rastafari-Farben an sich hängend.
Sie lassen sich von der Musik volldüdeln, hinterfragen nicht im geringsten diese altbackene Kultur.“
Du weißt bestens Bescheid mit wem du es zu tun hast!
Der Konsum von Cannabis ist eine Privatangelegenheit. Hier wird (schon wieder!) versucht anderen vorzuschreiben, was inen zu gefallen, wie sie sich zu verhalten haben.
Zieht euch doch gemeinsam in das Hauptquartier der Achse des Guten zurück, legt eure Trachtenjanker und Keuschheitsgürtel an und trinkt ein Glas Mineralwasser.
Oh. Bitte nicht weinen, das war mean.
Aber ernsthaft: DAS hat nichts mehr mit Gentleman zu tun!
@Daniel Wann sind den Gewalttaten an Homosexuellen, die auf ein Konzert zurück zu führen sind passiert? Gentleman in eine Umfeld zu reduzieren in dem zur Gewalt gegen Schwule aufgerufen wird, finde ich in diesem Artikel keine Nebensächlichkeit. Zumal er sich mehrfach öffentlich gegen die Diskriminierung sexuell anders orientierter geäussert hat. Zum Artikel von Herr Biermann habe ich mich schon geäussert, dies wurde allerdings direkt wieder gelöscht. Anscheinend hat es gereicht den Namen des Verfassers zu nennen, um diesen persönlich „anzugreifen“.
Besonders schrecklich finde ich die bermanente Erwähnung seines bürgerlichen Namens (das würde bei Madonna niemand machen), Begrifflichkeiten wie Pseudo-Reggae und Pseudo-Patois (Vergleich Jamaikaner singt Plattdeutsch) und die letzte Gegenüberstellung mit Dancehallartists, man vergleicht doch auch nicht Lauren Hill mit 50Cent oder so.
Wenn man dann noch so viele andere Meinungen unter dem Artikel löscht, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man aus der Szene verbal attackiert wird.
@ Jay King Cotton
Es war ja auch eher auf das Szenengehabe bezogen, als auf Leute die in eigener Sache sich Drogen reinziehen. Denn das ist tatsächlich privat!
@jay
Du hast Recht, diese letzte Zeile von mir war auch etwas unglücklich und persönlich formuliert. Es gibt zum Glück aber noch etwas zwischen dem Springer-Getreuen Sarrazin Fan und dem immer vollgedröhnten naiven 16 jährigen Soundsystem-Fan, der sich völlig unreflektiert in den vermeintlich übertragbaren Reggae-Inhalten wiederfindet und seine schwäbische Dorf-Gemeinschaft als Babylon ansieht. Und in diese Mitte des Spektrums zähle ich tendenziell sowohl Hernn Biermann & Niewendick als auch Herrn Spurny. Das Gros der Jugglerz-Fans in dieser „Diskussion“ hat sich aber leider durch Facebook- und weitere Kommentare ganz klar selbst in die erwähnte zweite Extrem-Ecke gestellt, daher meine Verallgemeinerung und Ver-Schafung. Es gibt sicherlich auch einige differenziertere Jugglerz-Fans, also Entschuldigung hierfür.
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Wo in dieser Diskussion wurden rechte Meinungen legitimiert? Wir wollen doch an dieser Stelle über keine der beiden extremen Enden des deutschen Meinungsspektrums generell diskutieren. Und sich bei Misfallen einer Aussage auf das gleiche Niveau herabzulassen und auch mal eine „gun zu bussen“ ist der Diskussion sicherlich auch nicht zuträglich. Vor allem wenns so n Rohrkrepierer wird. Nicht-Jugglerz-Fan = Springer-Nazi ?? Bitte!
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Ich zähle mich selbst zu der deutschen Reggae-Szene, lese nie die Welt und finde mich trotzdem inhaltich in der Kritik von Herrn Biermann bestens wieder.
@agwaansinn ich erwähnte bereits zu anfang das ich es völlig unpassend fand dieses thema in der aktuellen diskussion aufzugreifen und möchte diesen diskussions-thread nicht weiter mit diesem meiner meinung nach fehlplatzierten thema vollmüllen. aber es ist doch nicht zu leugnen das die thematik auf JA nicht nur verbale beleidigungs-platitüden sind sondern sich leider in wort und tat auch in der gesellschaftlichen realität wiederfinden.
@AGWAANSINN ich denke es ist total realitätsfremd hierbei von „einer Szene“ oder „der Szene“ zu sprechen, die gibt es jedenfalls nicht. Vielleicht solltest Du eher von „Deiner Szene“ sprechen. Wobei es hierbei wiederum sein könnte, daß die keiner der Leser kennt weil die keiner der Leser kennen will, weil nämlich die Leser keinen Bock haben, „Jeden“ kennen zu müssen, sondern Wert darauf legen, selbst zu entscheiden, wen sie kennen wollen und wen nicht.
@STEVE welches Szenengehabe meintest du in dem Moment, als Du das schriebst, ist es das in der Realität entstanden, die in Deinem Kopf existiert, in dieser Realität, in der die Gedanken ander „Leser“ gar nicht vorkommen wollen, weil sie (die Gedanken) das total uncool finden dort abzuhängen oder dort kopiert zu werden?
@Daniel Welchen Teil fandest du denn gelungen. Die Erfindung des Eurotrash-Reggae, Gentlemans Englisch als Alibipatois zu bezeichnen und mit von Jamaikanern vorgetragenen ostfriesischen Shantys zu vergleichen, oder den gewagten Vergleich eines gesungenen Gitarrenstückes mit knallharten Dancehall Djs. Es ging dann weiter mit der Bezeichnung Pseudo Gesellschaftskritik obwohl „Road of Life“ und „You Remember“ sehr wohl den Nerv der Zeit treffen dürfte und dann ist ein Loverstune auch noch etwas schnultzig, schlimm das ist ja dann auch das erste Liebeslied was seicht daher kommt.
Insgesamt hat Til Biermann Gentleman dargestellt wie nen kleinen Schoolbwoy und ist eher wenig fachlich auf die Qualität oder auch Mängel eingegangen.
Wer anderen unter die Gürtellinie tritt, braucht sich dann nicht zu wundern!
Die Kritik war doch schlecht gemacht und hart unter der Gürtellinie oder, da gibt es glaube ich keine zwei Meinungen!?
@ KT Hast natürlich recht ich wollte nicht alle über einen Kamm scheren! Obwohl es schon eine Reggaeszene gibt, genauso wie eine Punkszene etc. Aber es gibt natürlich auch Menschen die einfach so irgendeine Musik hören die sie toll finden, ohne sich im Musikstil festzulegen;)
die geschmäcker sind verschieden …das steht völlig ausser frage – die einen hören gerne rockmusik – die anderen mögen lieber reggea
alles soweit völlig ok
wenn sich jedoch ein selbsternannter „musikkritiker“ zu einem album äussert und mit seinen aussagen bewusst provoziert – sollte er damit rechnen auf menschen zu stoßen die gegenteiliger meinung sind – wenn diese dann ihre meinung kundtun möchten (was auf eine durchaus respektvolle weise geschehen ist!) und die fachkenntnis des „musikjournalisten“ hinterfragen, kann es keine lösung sein sich durch deaktivieren der kommentarfunktion der disskussion zu entziehen!!!
paul spurny hat darauf hin nichts weiter gemacht, als seine möglichkeiten zu nutzen -sich dieser „kommentarfunktion“ im rahmen seiner möglichkeiten wieder zu bemächtigen (!)
das sein kommtar auf solch eine breite zustimmung stösst (1.700 likes) zeigt offenkundig, das er mit seiner meinung nicht allein dasteht.
hierbei ging es auch gar nicht um die inhaltlichen aussagen des gentleman albums (davon kann man halten was man will ) sondern um die art und weise in der die kritik seitens hern biermann (im namen der „WELT“) geäussert wurde.
der autor des obenstehenden artikels scheint ein guter freund von besagten herrn biermann zu sein….jedenfalls scheinen sich beide argumentativ auf dem selben „stammtisch “ level zu bewegen.
hier die „gute alte “ reggea-sizzla-homophobie debatte aus dem hut zum zaubern ist jedenfalls kein journalistisches meisterstück, sondern vielmehr das bedienen alter „hass klischees“
die homophobie debatte wird nun schon seit vielen jahren stetig wiederbelebt wenn die argumente zuende gehen …schade (übrigens könnte ich mir vorstellen das sie auch menschen in ihrem freundeskreis haben deren arbeit sie schätzen – selbst wenn sie mit der vertretenen meinung nicht immer konform gehen …denken sie mal darüber nach …)
doch dann gehts munter weiter :
ZITAT: “ im Hintergrund tanzen Leute mit lustigen Haaren, Peace, Love and Marihuana“
das sie reggea hier auf „alt hippie klischees“ runterbrechen und der szene unterschwellig eine gewisse grundbildung absprechen zeigt mir wie wenig sie sich doch selbst in der thematik auskennen. gerne lade ich sie ein (sollten sie sich einmal im köln bonner raum befinden) mit mir zusammen einmal an einer reggea veranstaltung teilzunehmen um ihrem angestaubten eindruck der szene einmal ein kleines „update“ zu verpassen. schreiben sie mich gerne an meine e-mail adresse habe ich ja angegeben.
M.f.G.
skypro
@agwaansinn
Keine Frage, wie bereits als erstes von mir festgestellt hat Herr Biermann in diversen Punkten daneben gegriffen, auch seine allgemeinen journalistischen Qualitäten sind vielleicht eher zu vernachlässigen. Viel schlimmer finde ich aber diesen Beissreflex auf komplett persönlicher Ebene von der „anderen Seite“ der aus meiner Sicht völlig blind, unangebracht und niveaulos ist.
„Wer anderen unter die Gürtellinie tritt, braucht sich dann nicht zu wundern“ ist GENAU der traurige Trugschluss dem hier viele aufsitzen. Man kann auf eine meinetwegen naive und teilweise unpassende/arrogante Äusserung doch nicht reagieren indem man sich auf das gleiche oder gar (in diesem Fall) ein viel schlimmeres Niveau herablässt.
Zum Inhalt der Kritik & meiner von dir geforderten Meinung:
– den Vorwurf des „Eurotrash-Reggae“ kann ich z.B. bei „You Remember“ voll unterschreiben. Von den wenigen Reggae-Songs abgesehen empfinde ich das musikalisch bei den meisten „Beats“ ähnlich. Ich höre gerne Hiphop & Popmusik, finde sie hier aber einfach nicht gut gemacht. Ich persönlich finde den Song inhaltlich & musikalisch ganz schlimm. Gerade hier stört mich der platte und direkte Pathos, wie allerdings bei vielen Reggae-Songs. Das erhebt dennoch von keiner Kritik.
– Nicht „Homesick“ wird hier mit aktuellen jamaikanische Künstlern verglichen sondern Gentleman als Künstler. Bitte Punktuation und Satzbau beachten.
– Busy Signal ist kein „knallharter Dancehall DJ“, auch Kartel hat diverse One-Drop-Hits herausgebracht. Auf der anderen Seite versucht sich Gentleman immer wieder als Dancehall-DJ, generell finde ich diese Unterscheidung im Falle von Künstlern wie Busy oder eben Gentleman völlig unpassend. Selbstverständlich muss man sich mit einem Album wie „New Day Dawn“ an zb. „Reggae Music Again“ messen lassen.
– Halb Englisch/Halb Patois erzeugt bei mir auch immer ein sehr grosses Unbehagen. Klingt halt immer wie gewollt aber nicht gekonnt, wie so viele europäische Kiddies mit ihrem grauenhaften halb-Patois im Internet. Hauptsache mal n „dem“ und n „fi“ einbauen in das verkorkste Schulenglisch. Ich würde mir hier für Gentleman eine konsequente Entscheidung wünschen, zumindest pro Song.
Ich freue mich für Gentleman wenn sein Album erfolgreich ist, und offensichtlich gibt es ein grosses Publikum das seine Musik & Inhalte auch gerne hören möchte. Mir gefällt aber vieles auf diesem Album nicht, und das sollte man einem Menschen auch zugestehen.
@skypro
“ (was auf eine durchaus respektvolle weise geschehen ist!)“
Das stimmt leider nicht, die direkten Äusserungen auf Facebook der Jugglerz und deren Umfeld waren grösstenteil völlig daneben. Von daher auch kein Wunder und völlig legitim, die Kommentar-Funktion auf der Artikelseite zu deaktivieren, ich glaube nicht das der Autor das selbst veranlasst hat sondern die Seiten-Moderation der Welt eingeschritten ist.
Von Herrn Spurny wird die Form noch halbwegs gehalten, aber auch hier unnötig viel ins lächerliche gezogen. Mit einem sachlicheren Ton hätte die Kritik-Kritik sicherlich auch ausserhalb des eignen Freundes-/Fankreises mehr Anklang gefunden. Aus meiner Sicht Schade da ich die Form & diverse Argumente der ursprünglichen Kritik wie schon gesagt auch nicht gut finde.
In response to: Daniel
„Es gibt zum Glück aber noch etwas zwischen dem Springer-Getreuen Sarrazin Fan und dem immer vollgedröhnten naiven 16 jährigen Soundsystem-Fan (…“
–> Meine Aussage war die folgende: Die „Welt“ (der Springerverlag als ganzes) ist nicht dafür bekannt, besonders weltoffen und tolerant zu sein. Nicht umsonst hat die 68er-Bewegung sich ständig im Klinsch mit dieser starken Meinungsmaschine befunden. Meiner persönlichen Meinung nach trägt sie rechte (nicht rechts-extreme, jedoch völkisch/national!) Meinungen in die Bevölkerung.
„(…) Das Gros der Jugglerz-Fans in dieser “Diskussion” hat sich aber leider durch Facebook- und weitere Kommentare ganz klar selbst in die erwähnte zweite Extrem-Ecke gestellt, daher meine Verallgemeinerung und Ver-Schafung.“
–> Jugglerz Fans = „immer vollgedröhnte[] naive[] 16 jährige[] Soundsystem-Fan[s], [die] sich völlig unreflektiert[,] in den vermeintlich übertragbaren Reggae-Inhalten wiederfinde[n] und [ihre] schwäbische Dorf-Gemeinschaft als Babylon [ansehen] (Änderungen in [] durch Jay Cotton).
Aufgabenstellung: Erläutern Sie diese (abwegige) These! Ich freue mich, falls du diese Verallgemeinerung („Ver-Schafung“) zurücknehmen möchtest.
„Wo in dieser Diskussion wurden rechte Meinungen legitimiert?“
–> Das ist (s.o.) auf den Springer-Verlag als ganzes bezogen und meine persönliche Meinung. Es ist einfach diese These zu belegen, was jedoch nicht an dieser Stelle geschehen kann, da für das eigentliche Thema irrelevant.
„Nicht-Jugglerz-Fan = Springer-Nazi?“
–> Keinesfalls. Einem Hellhäutigen jedoch universell das Recht abzusprechen Patwah zu singen, ist alleridings eine grenzwertige, fast kulturrassistische Meinungshaltung.
Ich bin froh über Menschen die kulturelle Grenzen, die mentalen Barrikaden (Blockaden) in den Köpfen der Menschen niederreißen. In dieser extremen Form wird dies von Biermann nicht artikuliert, jedoch ist exakt dieses der dahinterliegende Denkmuster: Was nicht 100% authentisch (weil organisch), muss als minderwertig degradiert werden. Sehen wir es doch einmal positiv: Gentleman ist einzigartig. Gentleman bereichert die Vielfalt der Reggae-Kultur.
Die Welt wird immer vielfältiger. Und ja, es gibt weiße die auf Patwah singen. Wer meint zwischen „gutem“ (origanischem) Patwah und „schlechtem“ (ausländischem/fremdem/anorganischem) unterscheiden zu dürfen, hat das Konzept dieser Sprache nicht verstanden. Patwah ist keine Schriftsprache, dies zeigt sich allein in der Tatsache dass es die mindestens drei Schreibformen (Patois, Patwa, Patwah) für die Sprache selbst gibt.
In Jamaica selbst (!) wird Gentleman mit seinem „unperfekten“ Patwah akzeptier. Die „Welten-Springer“ aber wissen es natürlich besser.
Lehnt diese mutige Überschreitung kultureller, fiktiver Grenzen ab.
Ich lehne euch ab.
Keine Sorge, Freunde: solange Gentleman sich nicht von Schwulenhassern eindeutig distanziert, werde ich ihm und euch nicht den Gefallen tun, das unter den Tisch fallen zu lassen. Mit anderen Worten: Ich werde nicht mit der Scheiße aufhören, bis die Scheiße aufhört! 😉
Ernsthaft Jungs:
Wir diskutieren hier die Kritik der Kritik einer Kritik einer CD.
Wagwaan? (Grüße an Daniel!)
Eine Alben-Rezension auf lächerlichen 400 Wörtern ist ein aussichtsloses Unterfangen. DAS können professionelle Musik-Journalisten deutlich besser (und ganz ohne unnötig boshaften Unterton).
Es ging Biermann doch einzig und allein darum, Gentleman in die Pfanne zu hauen. Auf 400 Wörtern 10 (!) Beleidigungen bzw. Herablassungen in die Gasse zu hauen, ist in meinen Augen ein starkes Stück und in erster Linie eine: Daneben.
Für mich steht außer Frage: Biermanns Kritk war undifferenziert und herablassend. Basta.
@Martin
Gentleman hat sich ja nun immer wieder vom Hass auf Homosexuelle distanziert, auch öffentlich. Vieleicht solltest du Artists wie ihm in diesem Punkt eher den Rücken stärken. Ich denke das Artists und Sounds aus Europa, Asien und Amerika wie er vieleicht doch schon eine Menge geändert hat. Im Vergleich zu den 90er Jahren sind solche Texte und Dj-Lyrics ja schon echt rar geworden. 😉
Nochmal:
https://www.focus.de/kultur/musik/saenger-gentleman-homophobie-ist-faschismus_aid_621903.html
Homophobie ist Faschismus. Reggae-Musiker Gentleman spricht im FOCUS-Online-Interview über seine neue Live-DVD, seinen Glauben und die Probleme, die die Szene seit Jahren mit schwulenfeindlichen Texten hat.
Konsequent wäre Vybz Kartel u.a. homophobie vorzuwerfen.
Gentleman hingegen hat NIE schwulenfeindliche Musik produziert.
Auf seriösen Medien (hier: Focus Online) kann man nachlesen was Gentleman mit dem für Prof. Biermann offenbar zu simplen „Technologies are good thing but when you misuse it, it a cause real damages.“ ausdrücken möchte.
„Dem technologischen Fortschritt kann Reggae-Musiker Gentleman wenig abgewinnen. Trotzdem vermarktet auch er sich im Internet. Wie das zusammenpasst, erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Seit 20 Jahren steht Reggae-Musiker Gentleman, der mit bürgerlichem Namen Tilmann Otto heißt, bereits auf der Bühne. Pünktlich zum Jubiläum erschien am Freitag sein sechstes Studioalbum „New Day Dawn“. Mit der Nachrichtenagentur spot on news hat er über Fortschritt und kulturelle Verwahrlosung gesprochen.
Ihr Video zu „You Remember“ wurde vorab auch auf YouTube veröffentlicht. Eigentlich skurril, heißt es doch im Text: „No facebook, no youtube“. Was stört Sie denn an den neuen Medien?
Hier können Sie in Gentlemans neuestes Werk reinhören
Gentleman: Ich singe ja auch -Technology is a good thing´, ich will die Zeit also nicht zurückdrehen. Aber ich vermisse in dieser immer schnelleren technologischen Welt das Persönliche, die Individualität eines Briefes zum Beispiel. Mir kommt es so vor, als würden wir in einer Matrix leben und die Realität geht dabei ein bisschen verloren. Wir müssen die neuen Medien nutzen – nicht die neuen Medien uns.
Fortschritt macht Sie nicht glücklicher?
Gentleman: Nein. Ich gehe immer mit der Zeit und bin sehr froh, im Jahr 2013 zu leben. Aber mir ist die Entschleunigung wichtiger. Ich muss nicht permanent irgendwas in mein Smartphone reinhacken. Stattdessen: Runter kommen, einfach mal nicht erreichbar sein, abschalten.
Glauben Sie, dass das Internet generell zu einer kulturellen Verwahrlosung beiträgt?
Gentleman: Alles spielt sich nur noch zwischen den Kategorien ,Liken´, ,Disliken´ und ,Shitstorm´ ab. Das ist schade. Aber ich glaube an das Gleichgewicht auf der Welt. Diese ganze Schnelligkeit wird sich wieder relativieren, wenn die Leute merken, dass eine persönliche Begegnung durch nichts zu ersetzten ist.
„New Day Dawn“ klingt nach Neuanfang. Was bedeutet der Titel für Sie?
Gentleman: Ich habe Tage, an denen ich denke: ,Alles ist Mist und die Welt geht vor die Hunde´. Einen Tag später bin ich dann aber wieder voller Hoffnung und gut drauf ohne, dass sich etwas dramatisch verändert hat. Ich nehme an, das geht den meisten Menschen so. Wir alle haben jeden Tag die Möglichkeit neu anzufangen und Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen als am Vortag. Auch wenn das in diesem Land nicht immer einfach ist, weil wir Deutschen im Vergleich zu anderen Ländern schon zu einer gewissen Hysterie neigen. Wenn ich da an die Debatten um Schavans Doktortitel oder Brüderles Dekolleté-Aussage denke, fällt mir nicht mehr viel ein. Wir sind alle so wahnsinnig korrekt und jede Aussage wird auseinander genommen.
Sie sind am Freitag 39 Jahre alt geworden und haben verlauten lassen, etwas mehr auf Ihre Gesundheit achten zu wollen. Angst vor dem Altwerden?
Gentleman: Ich genieße es gerade sehr, alles klar zu sehen und Dinge bewusst wahrzunehmen. Und wenn ich eine große Tour absolviere, muss ich auch auf meinen Körper achten. Wenn ich mich da jeden Abend zurauche und besaufe, kann ich das Pensum gar nicht absolvieren. Das ging früher vielleicht mal.“
Quelle: https://www.focus.de/kultur/vermischtes/gentleman-gentleman-einfach-mal-abschalten_aid_967707.html
Ich bin zwar kein Fan Gentlemans, sehe seinen Zenit bei Journey to Jah als erreicht und das neue Werk musste ich leider für mich nach erstem Hören (also vorerst – gib der Musik immer Gelegenheit sich in sie reinzuhören, empfiehlt der Musiker) als bestenfalls durchschnittlich abstempeln; das kritische Bewusstsein muss ich also nicht mehr entwickeln. Trotzdem kann ich persönlich in New Day Dawn keinen Pseudo-Reggae erkennen.
Ein welt-Artikel zum neuen Gentleman-Album hätte das Potential gehabt sich ernsthaft mit dem Tonträger, also seiner Musik, seinem Künstler und seiner Botschaft auseinanderzusetzen. Ich stelle fest: Mindestens doppelt gescheitert. Eine CD-Kritik bleibt unterm Strich jedenfalls nicht übrig.
Und in diesem warum auch immer opportunistisch geratenen Blog-Eintrag hätte man auch objektiv und nüchtern (ja sorry, ist wohl zu langweilig) von Aktion und Reaktion berichten oder sogar die Wogen zu glätten versuchen können – stattdessen sehe ich nur noch mehr Kohlen im Feuer.
LG,
Mecko.
Tolle Unterhaltung hier heute abend. Besonders das von gepostete Interview hebt das Nivea doch ziemlich. Hätte nicht gedacht, dass man sich wg Bravo-Reggea an die Gurgel gehen kann.
Besonders die krampfhaften „Nein, die haben garnichts gegen schwule“-Entschuldigungen mit dieser widerlichen „das ist einfach eine andere Kultur“-Rassistenscheiße gemischt mit der dafür üblichen Abiturienten-Schreibe ist Traum. Der arme kleine Negermusiker darf ruhig mal richtig abhetzen, der weiß es halt nicht besser, solange sich die natürlich weiße Vorzeigehohlbirne irgendwie distanziert kann man doch prima schlafen.
Ich bin beileibe kein Fan von Gentleman, er hat ein hübsches Lied geschrieben, dessen Titel mir allerdings gerade entfallen ist, und das war es schon mit meiner Verbindung zu ihm.
Allerdings ist seine Aussage bezüglich Homosexualität absolut „on point“ (Zitat des Artikels folgt):
Es ist tatsächlich NORMAL, Homosexuelle zu hassen — es ist das NORMverhalten, also das Verhalten der Mehrheit weltweit. Es war NORMAL, Sklaven in Nordamerika wie Vieh zu behandeln, es war NORMAL im Römischen Reich, Menschen in Arenen zu Unterhaltungszwecken bis zum Tod kämpfen zu lassen. Analogien aus dem Dritten Reich will ich trotz der beliebten Nazi-Assoziationen nicht anführen, da es wohl deutlich sein sollte, worauf das hinausläuft. „Normal“ bedeutet nicht zwingend, „gesund“ oder „gut“.
In diesem Punkt Gentleman ans Bein pissen zu wollen, ist widersinnig und nicht sehr intelligent. Der Rest geht mir persönlich am Hintern vorbei, da ich seine Musik nicht höre und mir dieses Fanboytum mit dem Austritt aus der Pubertät als Verhalten unreifer und unsicherer Menschen erscheint.
Hab ich da Reggae-Nazi gehört??? 😀 Hehe und ich dachte der Til Biermann wäre der einzige Journalist der so einen Blödsinn schreibt. Echt lächerlich das jemand so hart kitisiert wird, nur weil er ein bisschen experimenteler mit seiner Musik umgeht. Wir deutschen können ehr stolz auf sein Werk sein. Er ist der einzige deutsche Künstler mit internationalem Erfolg, der eine so positve Message durch seine Musik verbreitet und ein Stück die Welt verbessert.
Gentleman ist einer der wenigen deutschen Sänger die den internationalen Aufstieg zu Recht geschafft haben. Homophobie wurde aus der westlichen Welt nach Jamaika importiert und ist im christlichen Glauben verankert, siehe Bibel. Homophobie ist kein Hass, sondern eine Angst.
Schade dass Angstgefühle von Menschen als Hass verurteilt werden.
Wenn ich keine Schwulen mag ist das mein gutes Recht, jedoch respektiere ich
Andersdenkende. Genauso erwarte ich Respekt wenn ich mich mit einer homosexuellen Lebensweise nicht identifizieren kann.
[…] 22. April 2013: Auf ruhrbarone.de veröffentlicht Martin Niewendick seine Meinung zu Biermann und Spurny mit dem Titel „Wer ist hier der Reggae-Nazi?“ […]
Die Verbindung zwischen Reggae, Dancehall und Homophobie ist nicht zu leugnen, da sind sich auch alle Anhänger dieser Szene einig.
Das Bedauerliche finde ich persönlich immer, dass wir hier in unserem reichen Indurstriestaat auf die Einwohner von Jamaika herabblicken, den Finger erheben und sagen: „Also wirklich, so geht das ja wohl nicht!“.
Das ist immer einfach zu sagen, wenn man sich nicht mit den essentiellen Problemen herumschlagen muss, die in Jamaika alltäglich sind. Die Arbeitslosigkeit, die Kriminaliät und die Depressivität der Jugend sind vordergründig und weitaus mehr ausgeprägt als hier in Deutschland. Ich denke, dass bevor sich an diesen Umständen auf der Insel nichts ändert, wird es nicht dazu kommen, dass sich etwas in der Homophobie-Debatte ändert, zumal dieser Hass meiner Meinung nach auch schlussendlich nur ein Verntil für die anderen Probleme darstellt. Und wenn „reiche Ausländer“ wie wir dahergehen, an den Vorbildern der Jugend herummäkeln, sie und damit auch ihre Fans beleidigen oder schlecht machen, verbessert das die Situation nicht, sondern verfestigt nur die Grenzen. Druck erzeugt Gegendruck.
Und Artist wie Gentleman wissen das. Ich meine, dass es daher nur allzu verständlich ist, wenn man diesen Menschen zunächst einmal signalisiert, dass man ihr Recht auf eine andere Meinung respektiert (DAS HEISST NICHT, DASS HOMOPHOBIE GUTZUHEISSEN IST).
Jedoch hören Menschen einem selbst besser zu, wenn man ihnen auch zuhört. Und ein solch gefährliches und kontroverses Thema wie Homophobie sollte über den Dialog und nicht den Imperativ kommuniziert werden.
Ich selbst habe in Wuppertal schon erlebt, dass linke Autonome dazu aufgerufen haben, den U-Club zu boykottieren, wegen der Verbindung zwischen Homophobie und Reggae/Dancehall. Meine schwulen Bekannten, die in den Uclub gehen und dort feiern, wären über eine Schließung des Clubs sicher nicht erfreut. Zudem sie dort noch nie belästigt worden sind.
Für mich stehen Artist wie Gentleman als Vermittler zwischen zwei kulturell differenzierten Bereichen und der Uclub ist für mich eine Begegnungsstätte, in der Menschen vielleicht auch merken können, dass die Anwesenheit Schwuler und Lesben ihrem Leben keine Qualität nimmt.
Also sollte man Gentleman für seine Verbindung zu Sizzla nicht verurteilen, sondern sich vielleicht fragen, wieviel diese Zusammenarbeit schon verändert hat und es noch tuen wird.
Einfach nur peinlich! Schreibt Raptracks, wenn ihr euch dissen wollt. Jede Kritik hier hat große Schwächen, was nur aufzeigt, dass ihr schlechte „Autoren“ (wenn man euch überhaupt so bezeichnen darf) seid, die ein bißchen tippen und mit ihrem Satzbau herumspielen können.
Mir scheint hier geht es nicht mehr um Richtigstellung des ersten Artikels oder um Kritik an der Kritik, sondern um ein Austeilen mit dem Fehdehandschuh. Herr Niewendick scheint so besessen darauf seinen Kollegen zu behüten, dass er nicht nur shotta Paul in den Dreck zieht, sondern direkt mal eine komplette Szene verunglimpft. Sie schießen da übers Ziel hinaus!
Übrigens habe ich gehört der Sohn eines Bekannten eines Freundes meiner Mutter sei ein Nazi. Das macht mich aber nicht zum Nazi!
Lächerlich!
@beide Autoren: Freunde, dit is dat SECHSTE Album! Macht mich krank… Hättet Ihr´s gehört, wüsstet Ihr das!