Fanatische Fußballfans, Emotionsgeladene Menschen, politisch aktive Teenager. Man könnte viele Begriffe nutzen, um einen Ultra zu beschreiben, doch so richtig kann man ihm kein Etikett verpassen.
Trotzdem sind es immer wieder die „Ultras“, wenn nach dem Spiel eine Schlägerei stattfindet oder Menschen Stadionverbot ausgesprochen bekommen.
Ultras, die „Taliban der Fußball Fans“, wie es Sandra Maischberger einmal so unvoreingenommen sagte, sind und bleiben ein relevantes Thema für die Presse.
Allerdings scheinen mittlerweile einige Medien erkannt zu haben, dass Ultras eben nicht die Randalen, Chaoten und Hooligans sind, als die sie vom DFB nur zu gerne dargestellt werden, sondern Fans, die aktiv Fankultur mitgestalten und sich oft auch gegen Nazis und Rassismus engagieren.
Warum sind sie also so unbeliebt, diese Ultras? Da wäre zum Einen die Pyrotechnik. Zwar bestreitet kaum einer das beeindruckende Bild, das rote bengalische Feuer im Fanblock hinterlassen, doch selbst in so einem qualmenden Block stehen wollen dann doch wenige.
Zum anderen ist es so, dass Ultras oft eine sehr gewichtige Rolle bei den Fangesängen in der Kurve und auf Mitgliederversammlungen einnehmen. Bedeutet: Es geht wie so oft um Macht.
Normale Malocher, die jedes 2. Wochenende im Stadion sind und ihre Bratwurst essen, sind genervt von Teenagern, die auf den Zäunen stehen und ihnen vorgeben, was sie zu rufen haben. Und dann sehen sie auch noch so alternativ aus, diese Ultras…
Ist es also ein Generationenkonflikt? Nicht nur. Ultras greifen mit ihrer Art Fankultur zu verstehen auch ganz klar bürgerliches Rechtsverständnis an. Pyrotechnik im Stadion abbrennen, nach einem wichtigen verlorenen Spiel die Ausgänge für die Spieler blockieren, Stress mit der Polizei, weil mal wieder jemand mit der Kamera gefilmt wurde, all das ist Alltag im Leben eines Ultra.
Dazu kommt, dass diese Fans alles ehrenamtlich machen und in den meisten Fällen dafür nichts vom Verein annehmen wollen, heißt, sie bleiben unabhängig und damit schwer zu beeinflussen.
Natürlich gibt es auch in meiner Sympathie für die Ultra-Bewegung Grenzen: Ich fand es schon immer uncool, wenn Bengalos auf den Rasen geworfen wurden oder wenn nach dem Spiel Fußballer tätlich angegriffen wurden, nur weil sie ein schlechtes Spiel gemacht hatten.
Es muss Grenzen geben. Ich glaube jedoch in diesem Fall tatsächlich daran, dass die Ultra Bewegung sich schon in die richtige Richtung bewegt. Man hört immer öfter von Selbstkritik in internen Foren und auch öffentlich positionieren sich einzelne Ultra- Vertreter auch zu Fehlern der Bewegung. Vielleicht werden ja auch Journalisten in Zukunft genauer hinschauen, wer da eigentlich die antirassistischen Fangesänge, die ja so lobenswert sind, in der Kurve singt und von wem die tolle, bunte Choreographie gemacht wurde. Die Ultra-Bewegung hätte es verdient.
Wer sind eigentlich diese Ultras?
Hannah, das Problem ist: „Die Ultra-Bewegung…“ gibt es so gar nicht. Zu viele, zu unterschiedliche Gruppen, mit unterschiedlichem Verhalten und Interessen, machen eine allgemeine Aussage über die Szene unmöglich.
Sehr gut formuliert…ich kann die auch nicht ab. Wie hohl und inhaltsleer muss das eigne Leben sein, wenn ein Fussballspiel das Highlight der Woche ist.Schön hier endlich mal einen kritischen Beitrag zum Thema Fussball zu lesen. Danke!
„und sich oft auch gegen Nazis und Rassismus engagieren.“
In Dortmund aber wohl nicht ?!?
@Stumm : ähnlich inhaltslos wie dieser text , begründungs sind nicht plausibel da wie beschrieben: dieser bewegung kein ettiket aufzudrücken ist , trotzdem wird aber durch diesen text ein stempel aufgedrückt der beschreiben soll warum sie nicht beliebt sind . irgendwie wiedersprüchlich oder ?
Dieser Bewegung ist sehr wohl ein Stempel aufzudrücken. Man muss es nur tun, auch wenn es unter Umständen nicht einfach ist. Etwa so wie in Alexandria (Ägypten) oder Kiew (Ukraine). Organisierte Militanz ist die stärkste politische Kraft überhaupt wenn man sie zu nutzen weiß. Der VS versucht das mit seinen „nationalen Kräften“, anderswo werden Hools und Ultras instrumentalisiert.
Wunderbar weitsichtig ist auch der Film „Fight Club“ aus den 90igern.
@säger : in ägypten sind diese beispiele eher auf kairo zurückzuführen . welchen stempel kann man denn dort aufdrücken ?, keine dieser situation lässt sich mit der anderen vergleichen , weder ägypten mit der ukraine , noch die verhältnisse in braunschweig mit denen in rostock .
Genau wie die sonst so „verfeindeten“ Fanclubs in Ägypten und in der Ukraine werden sich sowohl die Braunschweiger als auch die Rostocker eines Tages vor einen politischen Karren spannen lassen. Und dann haben wir Maidan am Brandenburger Tor dass die Schwarte kracht. Am Ende sind das dann alles nur friedliche Demonstranten, die mit Verve für ihre individuellen Freiheitsrechte eintreten (gegen die anderen Zecken halt).
@Hannah Bruns:
Ultras braucht kein Mensch. Fangesänge konnten Fans schon immer selbst anstimmen. Ultras sind die Fussballversion des Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Man hängt sich an etwas Bedeutendes dran um selbst Bedeutung zu erleben. Bzw. es sich einzubilden.
Pyros raus heißt schlicht: Ultras raus.
Und gut.