Wer will schon Darmstadt und Heidenheim gegen Berlin und Schalke tauschen?

Schalke 04 wird auch auswärts von zahlreichen Fans unterstützt. Archiv-Foto: Michael Kamps

Als der frühere Sportchefredakteur der Funke Mediengruppe (WAZ) Pit Gottschalk, der heute für Sport1 tätig ist, im vergangenen Sommer im Internet für seinen Sport-Newsletter ‚Fever-Pit‘ch‘ seine Leser nach den 18 Fußballvereinen fragte, welche diese denn auf jeden Fall in der 1. Fußball-Bundesliga mit dabei haben möchten, da war das Ergebnis wenig überraschend.

Die beliebtesten sechs Fußball-Vereine waren demnach: Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln, FC Schalke 04 und der Hamburger SV. Im Mittelfeld der der Top 18 in der Umfrage unter den Fever-Pit’ch-Lesern landeten seinerzeit:  Werder Bremen, Bayern München, VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern, SC Freiburg und der 1. FC Nürnberg. Dass mit dem VfL Bochum, dem FC St. Pauli und dem TSV 1860 München noch weitere drei ‚Kleine‘ mit Tradition den Sprung unter die Top 18 dieser Umfrage schafften, scheint deren großer Tradition und noch immer ungebrochener Strahlkraft geschuldet. Auch ein ‚Neuling‘ wie Union Berlin erfreut sich bei den Fever-Pit‘ch-Fans ausreichender Beliebtheit um es unter die Wunsch-Erstligisten der Fans zu schaffen. Der ‚Big City Club‘ Hertha BSC und Werkself Bayer 04 Leverkusen rundeten das ‚ideale‘ Teilnehmerfeld der Abstimmungsteilnehmer ab.

Auch wenn diese Umfrage nur eine Art ‚Spielerei‘ war, setzt sich die Bundesliga doch nicht aus den Wunschvereinen zusammen, sondern eben aus den Klubs, die sich sportlich qualifiziert haben, zeigt das Ganze doch ein Problem: Ginge es nach den Fans, würde wohl so gut wie niemand Vereine wie Darmstadt und Heidenheim gegen (Hertha) Berlin und schalke tauschen wollen.

Und genau dieses Schicksal droht am kommenden Wochenende, wenn die Saison 2022/23 in der 1. und 2. Liga ihr Ende findet.

Fußballzwerg Darmstadt 98 ist am vergangenen Spieltag offiziell bereits aufgestiegen, Hertha BSC auf der anderen Seite abgestiegen. An diesen Tausch müssen sich die Millionen von Fans also schon einmal gewöhnen. Ob sie wollen, oder nicht.

Nachdem Schalke 04 am Sonntag auf Rang 17 in der 1. Liga zurückgefallen ist, droht auch dem Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet der direkte Abstieg, muss er doch zum Saisonfinale auswärts bei RB Leipzig antreten. Und aufsteigen dürfte im Gegenzug am wahrscheinlichsten der 1. FC Heidenheim, der aktuelle Zweite in Liga 2. So sympathisch die Truppe von Trainer Frank Schmidt auch ist, einen Verein wie die Schalker zu ersetzen, das ist eine Aufgabe, die der Fußball-Zwerg aus der Provinz schlicht nicht stemmen kann.

So droht der 1. Liga in diesem Sommer ein Tausch, der dem Großen und Ganzen zweifelsohne nicht gut tut. Zuschauer-Magneten wie Berlin und Schalke könnten gehen und Zwerge wie Darmstadt und Heidenheim würden sie ersetzen.

Unabhängig davon, wie die Relegation ausgehen würde, und bei aller Anerkennung der Arbeit, die bei den ‚Kleinen‘ abgeliefert wurde, hätte die Bundesliga dabei in Summe zweifelsohne einen ‚schlechten Tausch‘ gemacht.

Hier droht ein erheblicher Verlust von Strahlkraft, wirtschaftlicher Stärke und von Besuchs- Auflagen- und Zugriffszahlen. Keine guten Nachrichten also für die anderen Klubs und die diversen Medien, die sich die Rechte an der Liga viel kosten lassen. Aber Fragen von Auf- und Abstieg sind eben kein Wunschkonzert. Nachdenklich stimmen können eine solche Überlegungen aber schon, haben die Fans in den vergangenen Jahren doch schon so viele ‚Große‘ verloren und statt ihrer sogenannte ‚Werksklubs‘ akzeptieren müssen. Je unattraktiver das Teilnehmerfeld im Fußballoberhaus im Durchschnitt wird, je kritischer für die Entwicklung der gesamten DFL. Das sollte man bei aller Begeisterung für die vermeintlichen Fußballzwerge nicht ganz aus den Augen lassen….

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Einheizpartei
Einheizpartei
1 Jahr zuvor

Das Problem sind weniger die kleinen „Exoten“ oder Zwerge wie D98, Heidenheim, Greuther Fürth, die sich mal für ein bis zwei Saisons nach oben wagen. Das gab es schon früher, als in den Siebzigern und Achtzigern Borussia Neunkirchen, 1. FC Saarbrücken, FC Homburg, TeBe, Blau-Weiß 90, Kickers Stuttgart oder eben auch D98. Die Crux liegt in künstlich generierten und hoch alimentierten Konstrukten wie Hoffenheim, Wolfsburg oder RB, die nichts in der Liga zu suchen haben und etablierten attraktiveren Vereinen mit großer Fanbase die Plätze geklaut haben. Wird hier nicht gegengesteuert, wird die Bundesliga noch unattraktiver, als sie eh schon ist. Mittlerweile ist ein Spieltag der zweiten Liga interessanter als Partien wie Wolfsburg – Augsburg, Hoffenheim – Mainz oder Leipzig – Leverkusen. Für den außenstehenden Fußballfan nicht interessant. Imm Gegensatz zu Klassikern wie Dortmund – S04; Frankfurt – K’lautern; Bremen – HSV; FCN – Stutgart oder 1860 – Bayern

Ein Problem, das Drei90 übrigens regelmäßig thematisiert.

Last edited 1 Jahr zuvor by Einheizpartei
Felix04
Felix04
1 Jahr zuvor

Herr Patzwadt, Sie lenken nur vom wahren Problem ab:
Ich finde, es falsch, wie der Autor dieses Problem, was es gibt auf die kleinen, ehrlichen Clubs wie Darmstadt, Fürth oder Heidenheim schiebt, die jahrelang hart für den Aufstieg arbeiten. Es gibt eine gewisse Anzahl an Personen, die das Problem nicht verstehen und die falschen dafür verantwortlich machen und da zählt Herr Patzwaldt leider auch zu. Das habe ich mir schon im Artikel aus dem Jahr 2020 gedacht.
Ich hoffe Herr Patzwaldt, dass Sie diesen Kommentar lesen und den Artikel vieleich noch einmal überarbeiten:
Also: die Schuld an der schwindenden Strahlkraft der Liga haben nicht Darmstadt, Heidenheim, Fürth oder irgend ein anderer kleiner hart arbeitender Verein. Wir haben in der Bundesliga fünf Investorenclubs. Und minimal vier (wenn ich B04 jetzt mal ausklammer) und einfach maximal uninteressant. Diese fünf Clubs sind dazu aus unfairen Mitteln und nur mit Geld in die Bundesliga gekommen oder würden ohne Ihren Geldgeber nicht einmal existieren und somit auch keine Fanszene haben. Diese Clubs machen seit Jahren die Buli uninteressanter.
Die Schuld wie Herr Patzwadt es seit Jahren macht jetzt auf Vereine wie Darmstadt und Heidenheim zu schieben nur weil sie mal ein Jahr verdienter Maßen in der Bundesliga spielen dürfen (diese Jahr hatten wir sogar gar keinen typischen Fußballzwerg) verzerrt das Problem nur und lenkt vom wahren Problem ab. Sie können gerne über RB, TSG, WOB, B04 oder FCA so pöbel, aber lassen die besser kleine, ehrliche Vereine da raus!!!
EIN VORSCHLAG WÄRE, DEN ARTIKEL NOCH EINMAL ZU ÜBERARBEITEN ODER WENIGSTENS DIE ÜBERSCHRIFT ETWAS ZU VERBESSERN!!!

vormals SvG
vormals SvG
1 Jahr zuvor

Wer will schon Darmstadt und Heidenheim gegen Berlin und Schalke tauschen?Ich. Schauen wir uns die s.g. Traditionsvereine doch einmal genauer an:
Schalke seit wieviel Jahren ohne Erfolg? Dafür aber drei Trainer und ca. 100Mio. (auch Steuergelder) pro Jahr verbrannt. Vom ranwanzen an das russischen Enengieunternehmen ist dann auch kein Erfolg erwachsen…
Frankfurt, MG uA: Wie so viele als Tiger gesprungen, als evtl. Teilnehmer des Mitleidscups gelandet.
BVB: Vor nicht allzulanger Zeit uA vom FCB (und mM nach von den Schiedsrichtern) vor dem Ruin gerettet, Tradition vor allem an der Börse zu finden.
usw. usf.
Jeder „Traditionsverein“, von dem hier die Rede ist, wurde in der Vergangenheit von Privatleuten oder Unternehmen finanziell für die Buli gepimpt; nichts anderes geschieht jetzt in Leipzig, Hoffenheim und andernorts.
In den siebziger und achtzigerJahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Traditonsvereine die Spielzeuge von Teppichhändlern, Bauunternehmern uA. Die sehenswerte Dokufiction über den Bestechungsskandal mit Beteiligung von S04, Arminia uA entlarvt das Gerede vom „Traditionsverein“ als rückwärtsgewandte Verklärung bei gleichzeitiger Verleugnung der Tatsachen.
Und es ist mA nach auch zutiefst rückständig: Die „Neuen“ haben das nicht verdient, die schaffen das nur des Geldes wegen (als ob in Gelsenkirchen, Dortmund oder Köln auch nur einer des Vereins oder der Ehre wegen spielen oder arbeiten würde). Solche Argumente erinnern immer an die Dinos der verschiedenen Branchen während Umbrüchen, sei es in der Medienlandschaft nach dem Aufkommen des www, in der Autobranche mit Tesla oder bei den Webern des 18.Jhdts. mit der Webindustrie.
Die sind alle weg vom Fenster…
Und was die Befragung angeht: Vielleicht sollte die mal Geld in eine seriöse, repräsentative Umfrage stecken. Ich vermute, daß die Rangliste dann erheblich durchgeschüttelt würde.

thomas weigle
thomas weigle
1 Jahr zuvor

@ vormals SVG Völlig richtig. Ich freue mich auch auf die Lilien und hoffentlich Heidenheim Das Gejammere über die „Kleinen“ wird regelmäßig von Robin Patzwald angestimmt. Durch ständige Wiederholung wird es nicht richtiger.
Ich freue mich über die Lilien und hoffe auch,dass die Heidenheimer direkt aufsteigen. Der Dramaverein HSV soll ruhig weiter Liga 2 bereichern. Jedenfalls ist mir die Castroper Straße bspw lieber in der BL als das ehemalige .Volksparkstadion
Dass Millionenfür allein die Trikotwerbung eingestrichen werden, zeigt den Einfluß fußballferner Firmen-von dem Verkauf der traditionsreichen Stadionnamen nicht zu reden. Uswusf.

@ Einheizpartei. Der VFL Wolfsburg ist zwar erst 1945 gegründet,also nur unwesentlich älter als die Stadt Wolfsburg. Das kann kein anderer Buliverein aufweisen. Er ist,im Gegensatz zur AG BVB ein Breitensportverei,der um vieles verdienstvoller in Sachen Sport ist als der BVB mit seinen vier Sparten(# ,die im Verein vorhanden sind.
Dass die Damenhandballmannschaft der BVB-AG so erfolgreich in den letzten Jahren war,hat sicher nichts mit dem Zuschauerzuspruch zu tun.

@al Die Spannung ist kaum auszuhalten. Der Vorbayernmeister kann Nachbayernmeister werden. Wer jetzt nicht mindestens eine Klinikpackung Valium 50 bis zum Samstag verbraucht,kann kein wahrer Fußballfan sein.

Im Ernst. Dass die Fußball AG BVB Meister werden kann-mit dem schlechtesten Kader und Trainer seit vielen Jahren( so las ich es jedenfalls hier öfters,der Frust der BVB-Fans war groß) und die Bauern mit dem teuersten Kader aller Zeiten voraussichtlich nur Zweiter werden,zeigt v.a eines: es steht weiterhin äußerst schlecht um den dt. Fußball,wie auch das Abschneiden heuer in Europa und bei der WM zeigte.Wie man nächstes Jahr Europameister werden will, ist mir jedesfalls schleierhaft

Herbrechtinger
Herbrechtinger
1 Jahr zuvor

Natürlich hat ein Verein wie der HSV, Schalke 04 oder Hertha BSC vermeintlich mehr Strahlkraft als Darmstadt oder mein Herzensverein Heidenheim. Dennoch ist die Reduzierung auf die vermeintliche Attraktivität meiner Meinung nach zu kurz gesprungen. In Darmstadt, Heidenheim und vielen anderen kleinen Vereinen wird seit Jahren oder Jahrzehnten seriös gearbeitet und langsam eine Mannschaft aufgebaut, ohne große Stars, dafür aber mit vielen jungen Spielern oder mit erfahrenen Spielern, die es aus den verschiedensten Gründen nicht geschafft haben, sich auf Dauer höherklassig durchzusetzen. Beim HSV ist der Etat regelmäßig einer der höchsten der Liga, jedes Heimspiel wird von 50.000 oder mehr Fans besucht. Eine bessere Ausgangslage kann man sich kaum vorstellen. Dennoch haben die Hansestädter bisher nur einen dritten Platz vorzuweisen. Dass fast jede Saison ein neuer Trainer an der Seitenauslinie steht, hilft da auch nicht weiter. Trotzdem zwingt die sogenannten „Publikumsmagnete“ niemand, schlechter als Darmstadt oder Heidenheim zu arbeiten. Und ganz ehrlich, Teams wie Hertha, Schalke und viele andere haben sich in Jahrelang darum „beworben“, in der zweiten Liga antreten zu „dürfen“.

thomas weigle
thomas weigle
1 Jahr zuvor

Fehlerkorrektur! Es muss natürlich heißen „nur unwesentlich jünger als die Stadt Wolfsburg“,die eine Gründung der Nazis war,denn die „Reichswerke Hermann Göring“ für die Volksgenossen geplante Autoproduktion und diese sollten natürlich entsprechend untergebracht werden.So kam es 1938 zur Gründung der Stadt,der VFL wurde kurz nach dem WW2 ins Leben gerufen. Wobei der Fußball eigentlich bis in die 90er nicht die erfolgreichste Sportart war. Lediglich eine Endspielteilnahme bei den Amateuren 1963-0:1 gg. die VFB Amateure ist zu vermelden. Zuvor fristete man einige Spielzeiten in der damals erstklassigen Oberliga Nord ein Mauerblümchendasein. Der große Durchbruch kam erst in den 90ern mit dem BL-Aufstieg.

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