Der Chef von Neofonie (ist das ein Plattenlabel???) wurde dabei erwischt, seinen Ipad-Clone selbst gelobt zu haben. Er trat nun zurück. Ein Einzelfall?
Sicher nicht. Ich wurde auch schon von einem Verlag, für den ich geschrieben hatte, gebeten, andere Bücher dieses Verlages hochzuloben. Als ich das nicht machte, wurde mein eigenes Werk postwendend runtergeschrieben, und zwar „komischerweise“ genau mit den Kritikpunkten, die der Produktmanager zuvor geäußert hatte.
Das allerdings ist ungewöhnlich, denn natürlich werden die eigenen Produkte normal ausschließlich hochgeschrieben und dann die anderer Verlage miesgemacht. Meist sauplump, sodaß es jeder merkt – spätestens, wenn er auf „Rezensionen dieses Benutzers“ klickt.
Und weil das so ein fest eingeführtes Verfahren ist, werden – ähnlich der Payola in der Plattenbranche – die Verlage kollektiv von allen anderen abgestraft, die nicht mitspielen und sowas nicht tun. Galileo war hiervon beispielsweise schon mehrfach betroffen.
Einmal allerdings hatte ein Autorenpärchen von sich aus hohlgedreht und so schlimm gewütet, daß die Verlage Amazon händeringend darum baten, zukünftig wenigstens nur Leute, die tatsächlich schon mal ein Buch bei Amazon gekauft haben, zum Rezensieren freizugeben. So ist es seitdem auf Amazon.de auch. Es muß allerdings nicht das Buch sein, das sie dann rezensieren – und gelesen haben müssen sie es auch nicht.
Plump ist im Wetab-Fall nur, daß der Geschäftsführer höchstpersönlich versucht hat, zu schummeln, und ungewöhnlich, daß er es nun zugegeben und die Konsequenzen gezogen hat. Allerdings wußte er wohl, daß es ohnehin Zeit war, zu gehen: Wer würde schon etwas kaufen wollen, für das der Hersteller bereits mit den ekligen Schlagworten Multimedia Werbung Paid Content Shopping wirbt? Das also allen anderen dienen soll, nur nicht dem zahlenden Käufer?
Natürlich trifft all dies nicht nur auf Amazon-Rezensionen zu – bei Ebay, Ciao, Qype & Co. läuft es nicht anders. Die Betreiber haben die Funktion „Rezension bewerten“ eingeführt, um diese Probleme etwas in den Griff zu bekommen, und wer zu plump fälscht, fällt auf. Doch „etwas Schwund bleibt immer“, weshalb man einzelnen guten oder schlechten Rezensionen auf solchen Plattformen nie ungeprüft glauben sollte.
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