Wie die SPD ihre Mitglieder befragen sollte

SPD Fahne Foto: Christian Alexander Tietgen Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die SPD hadert mit dem Ergebnis der Bundestagswahl. OK, wäre sie unter 20 Prozent gerutscht, es wäre noch bitterer geworden, aber auch 20,5 Prozent ist kein Grund die Korken der Sprudelflaschen knallen zu lassen. In Nordrhein-Westfalen, dem einstigen Stammland der Sozialdemokraten, soll es  nun eine „schnonungslose Analyse“ geben. 50.000 Mails wurden an die Mitglieder verschickt. Abgesehen davon, dass es wahrscheinlich besser wäre, die Mitglieder zu Hause zu besuchen und sich mit ihnen zu unterhalten, wie es früher der Kassierer tat, als er die Mitgliederbeiträge einsammelte, was sich vor allen bei denen empfiehlt, die keine Mail nutzen, ist es Unsinn, allen die selbe Mail zu schicken.

Ich weiß nicht, wie gut die SPD ihre Mitglieder kennt. Die Parteizentrale wird kaum wissen, was das einzige Mitglied beruflich macht, ob es HartzIV-Empfänger ist oder Professorin, aber ein Fragebogen ist Unsinn. Die SPD sollte nicht alle ihre Mitglieder gleich behandeln. Grob vereinfacht sollte sie folgendes tun: In einem ersten Schritt ihre Mitglieder in den miesen Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, schlechten Schulen und dürftiger Anbindung an den Nahverkehr fragen, wo die Probleme sind, was getan werden muss. Die Linke wurde erfunden, um das  Leben dieser Menschen zu verbessern und wenn sie dies aus den Augen verliert, macht sie sich überflüssig. Also: Es kommt darauf an,  was diese Menschen wollen, wo sie die Probleme sehen und welche Lösungen sie haben wollen. Sie sollten bestimmen, sie sind die Chefs.

In einem zweiten Schritt würde ich die Mitglieder in den reichen Stadtteilen, in denen die Kinder ihren Namen  tanzen und bald ein Elektroauto als Drittwagen im Carport steht, fragen, was sie glauben,  tun zu könnten, um denen in den miesen Vierteln zu helfen. Was sie für sich wollen ist egal, darum kümmern sich fast alle anderen Parteien. Und wer von denen meckert, weil er glaubt, die Versorgung mit Biobäckern im Essener Süden sei wichtiger als intakte Toiletten in einer Gesamtschule in Katernberg, den würde ich hochkant aus der SPD werfen.

 

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Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
7 Jahre zuvor

Genau so sollte es sein und wird es leider nicht gemacht werden.

Nico
Nico
7 Jahre zuvor

wow…volle Zustimmung.

Leider wird es soweit nicht kommen da die SPD Oberen sich so weit vom gedachten Markenkern der spd entfernt haben dass ihnen der Gedanke von "Was kann ich für andere tun?" vielleicht höchstens noch in Fieberträumen kommt. Wirkliche alternativen für die ärmeren Schichten sind nicht zu erwarten.

Jens Matheuszik
7 Jahre zuvor

Wer behauptet denn, außer der vermeintliche SPD-Kenner Stefan Laurin, dass es einen Fragebogen für alle Mitglieder gibt?

Das ist tatsächlich nicht der Fall – und wenn Du demnächst mal vernünftig mit Sozialdemokraten redest, lass Dir das Stichwort MAVIS erklären.

Oder aber: Manchmal ist vorherige Recherche sinnvoll.

RobinS
RobinS
7 Jahre zuvor

@Laurin- sprachlich sehr schön geschrieben-hat Spass gemacht, zu lesen,

Allerdings mag früher alles besser gewesen sei, so vor der Nutzung des PC und dem Digitalisierungsgedönse. Da kam möglicherweise der Kassierer noch persönlich vorbei- das ließ aber schon zu Zeiten nach, als die Bankeinzugsermächtigung und deecDauerauftesg erfunden wurde. Kam der Kassierer da noch vorbei.um sich diese unterschreiben zu lassrn, änderte sich dies mit der Erfindung des sog, Onlinebankings vollends. So führte die Digitalisierung dazu, dass der Kassierer eigentlich kein Kassierer, sondern ein Kontostandsprüfer ist. Das gleiche gilt dann natürlich auch in anderen Belangen, z,B, beim Gespräch mit der Basis, Heutzutage, lieber Herr Laurin, sind auch hier die Folgen der Digitalisierung zu beobachten- man kommuniziert vermehrt auf elektronischem Wege, Man hat also nicht mehr " das Ohr am Volk" ,sondern sitzt vorm Rechner und schaut,was die Menschen so im Internet von sich geben- das erspart dann such so manche Erkältung,

Allerdings lässt sich Ihr Vorschlag, zu fragen,was Menschen,die in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, kaputten Schulen und wenig Anbindung an den Nahverkehr sich möglicherweise wünschen, auch ohne Fragebogen und Gespröche erahnen- vielleicht Arbeit, bessere Schulen (uns Wohnungen) und intensiveren ÖPNV??

Ich kenne übrigens Menschen,die haben gegen ihre Überzeugung SPD gewählt, um diese in einer GroKo zu stärken und um Schwarz-Gelb-Grün zu verhindern, Die haben dann am Sonntag Abend ziemlich blöde aus der Wäsche geguckt, als Schulz dann verkündete,in die Opposition gehen zu wollen,

frau u.
frau u.
7 Jahre zuvor

Die SPD hat fertig und sie weiss es auch.

Der rosa Elefant, der um Raum steht, darf nicht benannt werden, insofern wird es auch keine Ver-Besserung der Probleme mehr geben.

Die SPD Kaderkaste verachtet ihr altes Arbeiter/Mittelschichtklientel, dass sie selber mit Hartz I-IV + EU OstErweiterung abgehängt hat, als "Nazis" und versteckt sich hinter virtue signalling Sprechblasen weltoffen und tolerant. Sich von der Wittke CDU vorführen zulassen, die Asylgesetze als bedingungsloses Einwanderungsgesetz auszunutzen, hat das Fass selbst bei den Traditionellsten zum überlaufen gebracht.

Die SPD sollte sich endlich mit dem S zu dem bekennen, für welchen Lobby sie eigentlich unterwegs ist!

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

In meiner Großkommune namens Dortmund sitzen Diejenigen, die Fragebögen entwerfen, an ihr Mitgliedervolk verteilen und die Antworten dringend brauchen könnten, als Biobrot-Kunden im gepflegten, weitgehend flüchtlingsfreien Süden. Dilemma.

Thorsten Stumm
7 Jahre zuvor

Also Schulz hat ja ausdrücklich den JUSOS gedankt…und die SPD soll jünger werden….wohl mit den JUSOS….wenn man sich aber mal anschaut was diese JUSOS so auf der politischen Agenda haben….habe ich wenig Hoffnung für die SPD…..sie wird aus der Parteienwelt verschwinden…..für Cosplay-Kommunismus wird sie nicht gewählt….

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Stefan Laurin,
1.
Deiner Anregungen an die SPD, und zwar ganz konkret an die "Ortsvereine", sollte es gar nicht bedürfen, weil ich deren Inhalt, deren Zielsetzung "eigentlich" für selbstverständlich halte. Da es aber an dieser Selbstverständlchkeit in vielen "Ortsvereinen" fehlt, könnte sie dazu beitragen, daß "man" sich jetzt vor Ort mehr als bisher an die Arbeit macht; "wenn nicht jetzt, wann dann"?
Ich habe u.a. gestern an anderer Stelle bei den Ruhrbaronen mit Blick auf die Wahlbezirke in meiner Heimatstadt Waltrop, in denen die AFD mehr als 13 % der Stimmen geholt hat -und die SPD in ihrem ehemaligen sog. Hochburgen entsprechend weniger-, angeregt, und zwar gegenüber allen Parteien -Gewerkschaften, Kirchen pp.eingeschlossen, in diesen Quartieren permanent mit den dort lebenden Menschen zu sprechen, ihnen zuzuhören und mit den Möglichkeiten, die eine Kommune hat, zu versuchen, ihre Probleme zu minimieren. Und das Ganze eben nicht als spontane Reaktion auf die besorgniserregenden Erfolg der AFD, sondern deshalb, weil ein solches Tun zu den Selbstverständlichkeiten einer " bürgernahen Politik vor Ort" gehört -parteiübergreifend, und ganz besonders für "meine" SPD, die sich ganz besonders"den einfachen Leuten" verpflichtet sehen muß.

2.
Neben dieser Besinnung der SPD vor Ort und neben den daraus folgenden Aktivitäten der kommunale Akteure mit ihren zugegeben bescheidenen Mitteln und Möglichkeiten, um die Sorgen der Menschen in den betr. Quartieren zu minimieren -beginnend mit dem direkten Gespräch im Quartier-, muß die Gesamtpartei -wieder einmal-über die Grundsatzfrage streiten, welche grundsätzlichen politischen Ziel die SPD anstrebt und für welche sie sich im Zweifelsfall entscheiden wird. Dass "meine" SPD diesbezüglich in einem großen Dilemma steckt -einem nicht auflösbaren?-, ist jedermann hinreichend bekannt.
Beispiel:
"Einschränkungen/verschärfte Bedingungen für die sog. Leiharbeit mit dem Ziel, mehr Festanstellungen durchzusetzen , um so den sozialen Status dieser Arbeitnehmer zu verbessern. Das wiederum führt dazu, daß festangestellte AN in den betr. Unternehmen aufgrund zusätzlich festanzustellender AN in Sorge geraten, ob damit dauerhaft "Lohndruck" zu ihren Lasten entstehen kann, ja sogar aufgrund dieser Faktoren ihr bisher "fester" Arbeitsplatz in Gefahr gerät, den die Leiharbeiten nicht gefährden, wenn sie nur eingestellt werden, um einen vorübergehenden Mehrbedarf an Arbeit abzudecken -Flexibiltät auf dem Arbeitsmarkt -im großen- und auf der Unternehmensebenen.
Wünschenswerte grundsätzliche Positionierung der SPD in diesem Bereich -auch mit Blick auf die Interessen der Gewerkschaften als Vertretungen der "festangestellten AN"?

Geht es ihr primär um eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse der bisher überwiegend in Leiharbeiten Beschäftigten oder primär darum, die bestehenden Arbeitsverhältnisse der festangestellten AN -einschließlich des auf sie bezogenen Gehaltsgefüges- dauerhaft zu sichern ode will sie Beides und muß sich um einen Kompromiss bemühen? Letzteres wäre dann ein Beispiel dafür, warum "man" der SPD dann von beiden Seiten, die ich skizziert habe, vorhalten wird, keine "klare Position" zu vertreten.

Was ich an diesem einen Beispiel aufgezeigt habe, könnte durch viele andere ergänzt werden -innenpolitisch (Wirtschaft, Verkehr, Soziales, Bildung, Einwanderer)- und außenpolitisch .
Nun mag man diesen von mir als SPD-Dilemma bezeichneten Zustand als nicht nur normal in einer Demokratie bezeichnen, sondern, da vorgeblich der Kompromiss zu ihrem Wesensmerkmal gehört, sondern sogar als wünschenswert, aber der Mehrheit der Bürger (der Wähler) ist er nur schwer oder gar nicht zu vermitteln. Braucht die SPD ein "schärferes Profil"? Braucht sie, um das zuspitzend zu formulieren, mehr inhaltliche Distanz zur CDU -schwierig angesichts deren Sozialdemokratisierung- oder mehr inhaltliche Distanz zur LINKS-Partei? Oder braucht sie Beides?

Auch -oder vor allem- im Ringen um den zukünftig "richtigen " (?)Weg der SPD zu den "richtigen" (?) sozialdemokratischen Zielen könnte es über die eingangs angesprochenen "handfesten sozialdemokratischen Aktivitäten vor Ort" ( vor allem mit Blick auf die Menschen in sog. Problemquartieren der Städte), sinnvoll erscheinen, noch mehr als bisher die Mitglieder zu befragen.

Oder ist das Alles politisch verfehlt? Wird damit letztendlich nichts zu Gunsten der SPD bewirkt?

Muß die SPD sich damit abfinden -auch wegen des angedeuteten Dilemmas-, daß sie sich dauerhaft als Partei zu verstehen hat, die von 2o-25 % der Bevölkerung gewollt und unterstützt wird -nicht von mehr? Die im Regelfall nicht mehr Teil einer Regierungskoalition auf Bundesebene sein kann, sondern nur noch ausnahmsweise? Die auch auf Landesebene seltener als bisher den Ministerpräsidenten stellen wird? Die -bestenfalls -nur noch vor Ort, wenn sie dort wesentlich näher beim Bürger ist als derzeit- politische Mehrheiten repräsentieren wird?

Man könnte sich auch fragen, ob die SPD nicht gänzlich auf eine Diskussion über "Grundsätzliches"
verzichten sollte, sondern sich pragmatisch -umfrageorientiert- von Fall zu Fall politisch entscheiden sollte , auch den ständigen Wechsel der Meinungen einkalkulierten (nach "dem Vorbild" anderer Parteien) und zudem generell weniger auf grundsätzliche politische Inhalte zu setzen hätte, sondern vielmehr auf charismatische Führungspersönlichkeiten sowie mehr auf die Einsicht, daß Emotionen der Menschen/der Wähler für Erfolge/Mißerfolge der Parteien entscheidend sind und nicht die "praktische Vernunft" der Menschen?

Stefan Laurin,
es gibt also viele Fragen, die sich die SPD zu stellen hat bzw. die sie ihren Mitgliedern stellen könnte-nicht primär wegen des Wahldesasters vom Sonntag, sondern in erster Linie deshalb, weil sich diese Fragen jedem SPD-Mitglied -und Anderen-seit langer Zeit aufdrängen.

Ich habe kein Patentrezept mit den richtigen Medikamenten für "meine" SPD.
Ich bin mir ja nicht mal gewiss, an welcher Krankheit, an welchen Krankheiten sie letztendlich leidet und ob diese lebensgefährlich sind oder ganz einfach zum Leben der ältesten demokratischen Partei in Deutschland dazu gehören -nicht behandlungsbedürftig, nicht behandlungsfähig.

RobinS
RobinS
7 Jahre zuvor

@Herr Stach
Die Frage ist doch eigentlich die, ob die Menschen ihre Wahlentscheidung entscheidend durch Gespräche auf der Straße am Ortsvereinsstand oder eben doch durch die Medien von der Zeitung bis zu Twittter beinflussen lassen. Ich denke, letzteres ist mehrheitlich der Fall – und das haben natürlich auch die Wahlkampfstrategen in den Parteizentralen erkannt.

Wie sinst könnte die Furcht vor FakeNews oder anders aufgebauschten Meldungen so groß sein?

Ich vermute in der nun zu beobachteten Diskussion um das direkte Gespräch mit der Wählerschaft von Angesicht zu Angesicht eher eine von Nostalgie geprägte Rückbesinnung auf die "guten alten Zeiten".

Unabhängig davon, dass das direkte Gespräch der Parteien mit der Wählerschaft aufgrund insgesamt extem starken Mitgliederschwundes sowie des auch in der Mehrheit der größeren "Volksparteien" festzustellenden zum Teil sehr hohen Alters der verbliebenen Mitglieder eher ein unproduktives und auch schwer realisierbares Vorgehen wäre.

Natürlich müssen Politiker aus dem Elfenbrinturm und den Potemkinschen Dörfern raus auf die Straße, um ein Gefühl für die Lage und die Stimmung in den unterschiedlichen Sozialräumen zu bekommen.

Doch auf Gefühle allein kann sich Politik nicht verlassen.
Politik bedeutet am Ende verwalten.planen und gestalten,und ist letztlich eine Managementaufgabe.

Dazu bedarf es strategischer Kompetenz, dazu bedarf es der sozioökonomischen Datenanalyse und hieraus abgeleiteter Entscheidungen.

Im Endeffekt wird dern parteiideologischen Debatten – so spannend sie sein können- zu viel Platz eingeräumt.Denn am Ende wird idealerweise das passieren.was realpolitisch unter vielen Gesichtspunkten möglich ist.

Realpolitik steht somit für Management anstelle von ideologischen Auseinandersetzungen.

Insofern wäre die Fortsetzung der GroKo aufgrund des bei CDU und SPD vorhandenen politik- und managementerfahrenen Personals objektiv betrachtet nicht unbedingt das Schlechteste.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
7 Jahre zuvor

@ Walter Stach

Die Leiharbeit gehört weitgehend abgeschafft. Die positiven Effekte zeigen sich nur in äusserst seltenen Fällen für die Arbeitnehmer. Meistens führt dieses "Instrument" zu früh- bzw. spätkapitalistischer Ausbeutung bei den Arbeitern und erhöhten Gewinnen bei den Unternehmen, die sich dann die "Spitzen-Manager" und die "Shareholder" untereinander aufteilen. Dass die SPD sich dafür hergegeben hat, ist schlimm genug. Wenn sie wieder ernst genommen werden will, muss sie da klar Asche auf ihr Haupt streuen und ihre Fehler zugeben. Die Haltung, grundsätzlich war Hartz IV gut, wir müssen nur die eine oder andere Stellschraube ändern, hat die SPD dahin gebracht, wo sie jetzt ist.

Das gleiche gilt für die Rente. Die Senkung des Rentenniveaus, die Privatisierung der Rente etc. pp. waren eklatante Fehlentscheidungen der SPD, die dazu führen dass gerade der einfache Arbeiter auch nach 40 Jahren "Maloche" zum Sozialfall wird. Was sich Riester, Rürup und Nahles erlaubt haben, bzw. was ihnen die Maschmeiers und Lebensversicherer eingeflüstert haben, ist ein Verbrechen an den Leuten, die früher einmal SPD gewählt haben. Frau Nahles hätte besser auf ihr Bundestagsmandat verzichtet als noch so dreist zu sein, den Fraktionsvorsitz im Bundestag anzustreben. Die Frau sollte mal selber ein halbes Jahr in einem Krankenhaus 8 Stunden Putzen gehen und versuchen alleinerziehend von Hartz IV zu leben. Wenn Frau Nahles wirklich zu den Linken in der SPD gehört, wie es landauf behauptet wird, dann sollten Sie den Laden besser zumachen. Frau Nahles bekommt dann sicherlich aus Dank einen Posten bei der Debeka Versicherung.

Lieber Herr Stach,

ich hoffe, Sie meinen folgendes nicht im Ernst:

"Man könnte sich auch fragen, ob die SPD nicht gänzlich auf eine Diskussion über "Grundsätzliches"
verzichten sollte, sondern sich pragmatisch -umfrageorientiert- von Fall zu Fall politisch entscheiden sollte , auch den ständigen Wechsel der Meinungen einkalkulierten (nach "dem Vorbild" anderer Parteien) und zudem generell weniger auf grundsätzliche politische Inhalte zu setzen hätte, sondern vielmehr auf charismatische Führungspersönlichkeiten sowie mehr auf die Einsicht, daß Emotionen der Menschen/der Wähler für Erfolge/Mißerfolge der Parteien entscheidend sind und nicht die "praktische Vernunft" der Menschen?"

Denn so hat sich "Ihre SPD" in den Jahren seit Schröder und, den sollte man immer mit erwähnen, Müntefering, ja weitgehend verhalten. Durch die Propaganda der "Initiative Soziale Marktwirtschaft" und anderer Spießgesellen, die von den Zeitungen und vom Fernsehen "geglaubt" und den Menschen ins Hirn getrichtert wurde , haben weite Teile unserer Gesellschaft ja geglaubt, Hartz IV, die Kriegseinsätze, die Rentenkürzungen seien von Gott gegebene Notwendigkeiten. Auch der vermeintliche "Coup" mit Martin Schulz war ja im Grunde ein populistischer. Da wurde auf einen Hype gesetzt, der keinerlei Substanz hatte und nach wenigen Wochen verpuffte. Auch der ständige Wechsel der Parteivorsitzenden und deren "Geschichten" nach Abgabe ihres Amtes, haben der SPD extrem geschadet. Für Willy Brandt oder Herbert Wehner wäre es undenkbar gewesen, nach der Parteiarbeit für einen internationalen Ölkonzern zu arbeiten. Denken Sie an den planschenden Rudolf Scharping, oder andere Subjekte, die sich den Verrat an der kleinen Rentnerin mit Beteiligungen oder Beraterverträgen von der Finanz- und Versicherungswirtschaft haben bezahlen lassen.

Das schlimme an "Ihrer SPD" ist, dass die letzten 20 Jahre dazu geführt haben, dass die jüngere Generation eigentlich gar keine Idee mehr davon hat, was es einmal hieß, Sozialdemokrat zu sein. Der Markenkern ist, wie man es heute so schön sagt, total verwässert. Die Marke ist kaputt, wenn man da nichts macht, landet man irgendwann im 1-Euro-Shop bzw. unter der 5 Prozentmarke. In Sachsen ist man da auf dem besten Weg. Gerade Sachsen, bevor da die Nazis ihr Unwesen trieben war das eine traditionelle SPD-Hochburg. Als Sozialdemokraten muss einem da doch das Herz bluten.

Mein Eindruck ist, dass die SPD in den letzten Jahren auch allzu sehr testosteron-gesteuert war. Bei Schröder war das ganz extrem und die Nachfolger hatten Angst, dass man von ihnen den Eindruck haben könnte, sie hätten wie man heute so unschön sagt, keine "Ei…". Um unser Land zu führen braucht man die aber gar nicht, sondern eher einen klaren Verstand. Den kann man Frau Merkel sicherlich nicht absprechen. Bei den ganzen Debatten, die ich in der letzten Zeit gesehen habe, ist mir allein Frau Schwesig positiv aufgefallen, der man den Parteivorsitz zutrauen könnte. Aber wenn sie den Job jetzt übernimmt, wird sie in der SPD wahrscheinlich nicht lange dranbleiben.

Wenn die SPD noch einmal hochkommen will, muss sie jemand ganz neuen an die Spitze stellen, der für klassische sozialdemokratische Werte steht, für Solidarität, Mitmenschlichkeit, Pazifismus und Bildung. Dann muss es, so wie in Großbrittanien eine Graswurzelbewegung gegeben, die von der Jugend getragen wird und sich an die Jugend wendet. Das darf dann auch etwas linker sein, als man es derzeit so gewohnt ist. Denn das ist das die Pflicht und das Privileg der Jugend, dass man in den frühen Jahren seine Ideale schärft, damit man im harten Politikalltag später noch weiß, wofür man eigentlich kämpft.

"Last but not least" wäre es notwendig, Oskar Lafontaine zum nächsten Bundesparteitag der SPD einzuladen, um endlich eine Versöhnung mit der LINKEN herbeizuführen. Letztlich sollte es nicht um persönliche Animositäten gehen, sondern darum, Politik für die Menschen gemeinsam zu gestalten. Man kann darüber streiten, ob Lafontaine damals vielleicht zu früh die Flinte ins Korn geworfen hat, inhaltlich hatte er aus meiner Sicht recht, sich gegen den finanz- und wirtschaftspolitischen Richtungswechsel in der SPD zu stellen. Und inhaltlich unterscheidet sich das Wahlprogramm der LINKEN nicht wesentlich von dem der SPD in den 90er Jahren. Die Realpolitik derjenigen LINKEN, die im Osten an Regierungen beteiligt sind, unterscheidet sich auch nicht groß von der der SPD.

Es wäre also die Zeit für klare Entscheidungen und klare Worte. Ich fürchte aber, dass die "Neocons" in der SPD das zu verhindern wissen.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Werntreu Golmeran,
Umfang und Inhalt Ihrer Antwort auf meinen Beitrag zeigen, daß Sie überzeugt davon sind, daß es in Deutschland -in Europa, weltweit- im Bereich "sozialer Gerechtigkeit" -die sog. Bildungsgerechtigkeit-gravierende Defizite gibt. Da stimme ich Ihnen prinzipiell zu.

Wenn Sie die SPD-Politik in den letzten 2o Jahren dieserhalb grundsätzlich für falsch halten, teile ich Ihre Meinung so nicht.

Soziale Gerechtigkeit in Ihrem und in meinem Sinne kann nie zu 100% erreicht , in einer parlamentarischen Demokratie kompromissfrei durchgesetzt und schon gar nicht von einer Partei wie der SPD realisiert werden, die noch nie über eine absolute Mehrheit im Bundestag verfügte, ja nicht einmal davon träumen konnte -heute erstrecht nicht. Es kann m.E. sozial-demokratischen/sozialistischen Parteien in Deutschland, in Europa, weltweit immer nur darum gehen, Schritt für Schritt in Deutschland, in Europa, weltweit und so zu sagen im täglichen Bemühen über Jahre hinweg stets "etwas mehr" sozialer Gerechtigkeit zu realisieren.

Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie der Meinung sind, daß es . Dr kurz oder lang" (?) ganz offiziell und nicht nur im stillen Kämmerlei zu Gesprächen zwischen der SPD und der Partei DIE LINKEN kommen sollte. Nicht heute und nicht morgen. Derzeit gilt es für die SPD,kurzfristig fällige Entscheidung zu treffen, aber übermorgen"? Im Rahmen der von mir unter -9-angesprochenen "Strategie-Debatte" in der SPD gehört diese Thematik/Problematik mit "auf die Tagesordnung".

PS
"Sie meinen folgendes nicht im Ernst…….." fragen Sie in Ihrem Beitrag.

"Man soll im Leben alles wichtig, aber nichts Ernst nehmen", könnte ich antworten; was aber Ihnen gegenüber unsachlich, unfair wäre; denn ich weiß ja, worum es Ihnen geht.

Was Sie diesbezüglich kritisch hinterfrage, war ja keine Feststellung/keine Forderung meinerseits und schon gar Ausdruck dessen, was für mich das "Wesen jeglicher Politik ist", nämlich miteinander über den richtigen Weg zu einem bestimmten Ziel zu streiten, also über politische Inhalte.
Nur zeigen Gegenwart und Vergangenheit
-mit zunehmenderTendenz im Zeitalter der Internet-Information/ Internet-Desinformation/Kommunikation jenseits all dessen, was einen politisch-inhaltlichen Diskurs ausmacht-,
daß man politische Mehrheiten -jedenfalls relative- erreichen kann , wenn" man" keine konkreten Inhalte und Ziele seiner Politik benennt, schon gar nicht solche, die man mittels "praktischer Vernunft" verifzieren kann, sondern sich einläßt auf Aktualitäten und diese angeht je nach "Umfragen" dazu und im übrigen darauf baut, als Person einen so großen Bonus zu haben, daß allein der eine Erfolgsgarantie ist. Und wenn es dann noch gelingt, jegliche Vernunft aus dem politischen Streit zu entfernen und stattdessen auf die Emotinonen setzt und diese befeuert, dann liegt es doch im Erfolgsfalle nahe, wenn man, wenn ich "für mich" die Frage formuliere, ob das, was ich für unvereinbar halte mit meinem Verständnis von Politik , nicht der richtige Weg sein könnte, um politische Macht -dieser Macht wegen-in einer Demokratie gewinnen zu können.
Es ging mir nur um "Nach- und Bedenkenswertes", nicht um für mich Wünschenswertes!

Robin S.,

1.
ich meine, daß es zu unterscheiden gilt, zwischen einerseits "dogmatischem Ideologismus" in der Politik und deren Verfechter -einer Religion und religiösen Eiferer gleich- und andererseits
einer politischen Grundeinstellung, die jedermann haben sollte, und an der seine konkreten politischen Inhalte und Ziele auszurichten hat, messen und kritisch hinterfragen kann.

Für mich ist das eine Grundhaltung, die ausgeht vom Postulat der unverletztlichen Würde eines jeden Menschen und sich folglich zu orientieren hat an den zivilisatorischen Regeln des Miteinanders der Menschen in einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft und an den wichtigsten Prinzipien unserer Verfassung : Menschenrechte, Demokratie, Rechtstaat und Sozialstaat. Von daher ist es für mich eine politische Selbstverständlichkeit, für mich sogar eine politische Pflicht, das Tun/ das Nichttun der relevanten politischen Akteure in Staat und Gesellschaft u.a. daran zu messen, ob sie und inwieweit sie der Würde eines jeden Menschen gemäß sich -auch- dem Sozialstaatsprinzip verpflichtet fühlen, in der "realen Politik", die Sie ansprechen, jenseits ideologischer "Spinnereien".
2.
Ob CDU/CSU/SPD mit ihrem Personal ehe für ein effektives und effizientes politisches Managment garantieren können als es andere Parteien mit ihrem Personal vermögen -sh.letzter Satz unter -10- erscheint mir zumindest mit Blick auf das Personal der FDP, der GRÜNEN, der Linken fraglich. Auch da gibt es qualifizierte "Polit-Strategen", die über überdurschnittlich qualifizierte , managment erfahrene "Zuarbeiter" verfügen.

3.
Wenn Sie sich skeptisch äußern zu einer meiner Anregungen, nämlich der, daß vor Ort durch die kommunalpolitischen Akteure mehr denn je und insbesondere in den sog. Problemviertel der persönliche Kontakt mit den dort lebenden Menschen notwendig ist -Zuhören, miteinander reden..-, dann teile ich Ihre diesbezüglichen Vorbehalte nicht.
Dass das in Zeiten der Internet-Information und Internet-Kommunikation und bei zunehmender Zeitknappheit aller Akteure -vor allem der auf der kommunalen Ebene ehrenamtlich politisch aktiven und beruflich "eingespannten" jungen Leuten- zunehmend schwieriger wird, ist mir bekannt. Mir ist aber auch bekannt, daß ein "gutes Zeitmanagment" das möglich macht. Und vor allem erlebe ich tagtäglich -auch im Gespräch mit Jugendlichen-, wie wertvoll, wie sinnvoll diese -nicht nur ich als alter Mensch- ein solches -politisches-Gespräch empfinden.

RobinS
RobinS
7 Jahre zuvor

@Walter Stacg- okay!Danke für die Antwort. Ich gehe aber schön davon aus, dass es bei allen demokratischen Parteien hierzulande einen unverrückbaren Grundkonsens über die Schutzwürdigkeit der Grundwerte sowie eine tief begründete Akzeptanz der universalen Menschenrechte gibt,

Letztlich unterschieden sich SPD und CDU im politischen Alltag nur noch in Nuancen voneinander – was nstprlich dasn liegen könbte, dass "Mutti" alles glatt gebpgelt hst und – von Schulz so tituliert- als "Ideenstaubsauger" einen Vorschlag nicht danacg beurteilt hat, von wem/ aus welcher Partei er kommt,sondern mit der ihr eigenen Ratio und Logik einer Naturwissenschaftletin schlichtweg, ob er gut ist oder nicht,

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

-13-
1,
Ja, zu der Feststellung im ersten Absatz. Nein, wenn die AFD damit einbegriffen sein sollte!

Von daher respektiere ich als Sozialdemokrat -selbstverständlich- jede Regierungskoalition demokratischer Parteien und suche seit jeher im kritischen Dialog mit Anhängern/Sympathisanten jeder anderen demokratischen Parteien -hart, aber fair und oftmals in persönlicher Freundschaft- den politischen Informations- und Meinungsaustausch/Meinungsstreit.

Ich stelle das, obwohl in einer Demokratie eine Trivialitä-deshalb fest, weil ich den Eindruck gewonnen habe, daß diese Selbstverständlichkeit ins Wanken geraten ist, leider auch "dank" der Diskussions-"Feindlichkeit" der Kanzlerin, auch "dank" wachsender Unfähigkeit/Unwilligkeit in der Gesellschaft, politische Meinungsverschiedenheiten nicht nur als selbstverständlich zu respektieren, sondern einen politischen Meinungsstreit bewußt -vor allem in den Schulen- zu hegen und zu pflegen; Letzteres einhergehend mit dem Ziel, antidemokratischem Denken und einer antidemokratischen Rhetorik ,wie wie von Gauland und Co praktiziert, aktiv zu begegnen.

2.
Der Feststellung im 2.Absatz stimme ich ebenfalls zu verbunden mit der Hoffnung, daß im Interesse einer "lebendigen Demokratie" CDU/CSU/SPD mehr denn je darüber nachdenken werden, wie sie sich in den gesellschaftlich relevantesten Fragen mit Blick auf die Probleme und Herausforderungen, die weltweit, die europaweit und die deshalb auch in der bundesrepublikanischen Gesellschaft anstehen , zu positionieren gedenken. Das war im Wahlkampf ganz und gar nicht so!

Ich habe an anderer Stelle bezogen auf "meine "SPD dazu hier bei den Ruhrbaronen einige Bemerkungen gemacht.
Ergänzend dazu und zur Bekräftigung dessen, was ich bisher dazu in die Diskussion eingebracht habe:
Ich meine, daß es für " meine SPD" nicht damit getan sein kann, hier und dort in den verschiedenen Politikfeldern über die eine oder andere Korrektur der bisherigen politischen Positionierung nachdenken mit dem Ziel, "etwas mehr soziale Gerechtigkeit" zu ermöglichen;, an sich ein aus meiner Sicht gut zu heißender Prozess, der seit Bestehen der Bundesrepublik sehr, sehr viel Positives für die bis dato wirtschaftlich, sozial, kulturell Benachteiligten gebracht hat.

Jetzt hat es m.E. jedoch um mehr zu gehen angesichts gewaltiger neuer Herausforderungen, die jeden einzelnen Menschen, die jede Gesellschaft, die jeden Staat erwarten und die bereits jetzt Vieles in Frage stellen, was inhaltlich, was im demokratischen Prozedere, selbstverständlich erschien, einschließlich der bis dahin selbstverständlich erscheinenden Akzeptanz von Menschenrechten, Demokratie und Rechtstaat in den Gesellschaften der sog. westlichen Welt.

Überlegenswert erscheint mir als Sozialdemokrat deshalb u. auch, ob die SPD nicht "politische Typen" dringend suchen sollte -und dann hoffentlich findet-, die wie Corbin in GB oder B. Sanders in den USA im politischen Denken und in den politischen Ritualen und in der persönlichen Lebensweise , der persönlichen Präsentation sich radikal von allem und von allen unterscheiden, was bis heute -und durchweg seit 1949 erfolgreich-z.B. in "meiner" SPD bzw. durch "meine" SPD und durch ihr politisches Führungspersonal praktiziert wurde. Jedenfalls sind es Corbin und Sanders, die vor allem bei den jungen Menschen in GB und in den USA deren Begeisterung und deren Engagement " für das Politische" geweckt und nachhaltig befördert haben. Wird das "meiner" SPD zu denken geben können?

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