Die Ruhrbarone dokumentieren exklusiv: Wie das Fakten-Fakten-Fakten-Portal Focus Online es schafft, zum Islamischen Staat offensichtliche Unwahrheiten unter seine Leser zu bringen. Unwahrheiten, die selbst den crossmedial ausgebildeten Allesnichtskönnern in der Content-Legebatterie auffallen müssten. Müssten.
Von Ralf Fischer und Daniel Fallenstein
1. Bau dir eine Content-Kloake
Gibt es eigentlich ein Portal, das seine Leser geringer schätzt, als Focus Online? Natürlich nicht. Die Focus Online-Website ist unübertroffen hässlich. Und die Methoden bei der Vermarktung stinken abartig. Diese Content-Kloake ist nicht nur hässlich und überfrachtet, sie ist auch darauf ausgelegt, so viel Dreck wie möglich in die Welt zu sprühen.
2. Fülle sie mit crossmedialem Dreck
Damit die faulen Enteneier in der Weltgeschichte herum stinken können, müssen sie gelegt werden. Dafür gibt es Legebatterien. Das stellt sich so dar: „Wenn die Kollegen von Focus.de eine Story über Verbrechen in Deutschland machen, produzieren sie gleich ganz viele Artikel mit jeweils einem anderen Städtenamen in der Überschrift und einem angepassten Teaser.“ Das ganze muss natürlich auch crossmedial funktionieren. Crossmedial ist Journalistisch und beschreibt die Fähigkeit, faktenbefreiten Blödsinn gleichzeitig als Bewegbild und geschriebenes Wort zu produzieren.
3. Erfinde einfach irgendetwas
Am gestrigen Donnerstag produzierte Focus-Online einen dieser vielgestaltigen Bullshit-Artikel. Diesmal über einige irakische Asylbewerber, die Deutschland wieder verlassen. Ein Grund warum die Iraker wieder in ihre Heimat zurückfliegen, ist laut Focus-Online (in Text und Video) die verbesserte Sicherheitslage: „Bagdad und Erbil stehen nicht mehr unter IS-Herrschaft. Grund genug für diese Iraker, nach kurzer Zeit wieder aus Deutschland zu flüchten“.
Nicht mehr? … Nicht mehr? … NICHT MEHR?
Weder die Irakische Hauptstadt Bagdad, noch Erbil, Hauptstadt der autonomen Kurdenregion, standen jemals unter „IS-Herrschaft“. Der Vormarsch der Terroristen wurde vor den beiden Millionenstädten rechtzeitig gestoppt.
Das wäre auch jedem zurechnungsfähigen Redakteur mit einem Mindestmaß an Allgemeinbildung aufgefallen. Aber was sind schon Fakten, wenn mit solchen Nachrichten man eine Leserschaft bedienen kann, die sich freut, dass die „Sozialschmarozer“ (sic!) wieder gehen?
Als ich die ersten Sätze des Artikels gelesen hatte, fiel mir auch direkt ein Beispiel mit Erbil und Bagdad ein, das in ich in den letzten Tagen gelesen hatte.
Wenn ich etwas über den Kriegsverlauf in Syrien oder den Irak wissen will, gebe ich bei google einen Ort ein, z.B. Aleppo mit der Suchoption "letzte Stunde", "Sprache beliebig" und was dann kommt, ist noch Müll genug. Da muß man sich dann durchquälen. Oft ist der Focus dann immer noch ganz oben, obwohl die Nachrichten meist uralt sind. Wie die das schaffen, ist mir nicht klar, aber ich klick die auch nicht an. Das Problem bei deutsprachigen Medien ist, daß die nichts über den Kriegsverlauf, aber viel über Einzelschicksale bringen, die meist auch noch von einer Internetseite aus London abgeschrieben sind, die ich aber auch lese. Nur weiß ich das dann eben einige Tage früher als die deutschen Medien berichten. So ist das.
Der erste Link ist kaputt.
@Helmut Junge: Nennt sich Republishing, siehe beispielsweise hier: http://www.journalist.de/aktuelles/meldungen/suchmaschinenoptimierung-und-republishing-weit-weit-oben.html
@K. Jetzt nicht mehr.
@K. , danke. Offenbar können die das Republishing beim Focus besser als Artikel schreiben.
Qualitäten sind bei uns Menschen eben ungleich verteilt.