Wie ich vom E-Bike Skeptiker zum E-Bike Fan geworden bin.

E-Bike (Symbolbild) Foto: HalconSupersport Lizenz: CC BY-SA 4.0


Offen gesagt, mochte ich bislang E-Biker nicht sonders. Ich stehe beim Radfahren auf eigene Kraft. Ich strenge mich körperlich gerne an. Wenn es mal bergauf geht, gibt es die Gangschaltung und notfalls muss der Hintern aus dem Sattel, um zusätzliche Power zu generieren. Radfahren ist gerade für ältere Menschen wie mich das beste Trainingsprogramm, und je mehr und heftiger man in die Pedale tritt, je fitter macht es einen.

Gerade ältere E-Radler scheinen mir von der elektrischen Kraftunterstützung dazu verführt zu werden, genau die Kraftanstrengung zu unterlassen, die das Radfahren erst so gesund macht. Zugleich scheint sie die leistungslos dazu gewonnene erheblich höhere Dauergeschwindigkeit einerseits zu erfreuen und andererseits mental zu überfordern. Entsprechend beschützt und dekoriert mit Helm, Knie- plus Ellenbogenschutz sowie Funktionskleidung der Spitzen Marken, sehen sie auf ihren hightech Fahrgestellen eher wie ergraute Streetfighter denn munter-freundliche Senior-Pedalisten aus und fahren meistens auch so.

Außerdem tauchen E-Radler aller Altersklassen auch massenhaft da auf, wo es weder starke Steigungen noch ausgedehnte Berglandschaften gibt und der ÖPNV so gut ausgebaut ist, dass längere Strecken, jenseits rein sportlicher Motive, bequem in der Kombination aus Bus, Bahn und Bike bewältigt werden können. Sie überschwemmen dort die – in der Regel – unzureichend und schlecht ausgebauten Radwege und sind für alle langsameren Verkehrsteilnehmer ein zusätzliches Gefahrenpotential.

So habe ich, bislang zumindest, wenn sie bei fehlenden oder defekten Aufzügen ihre schweren Gefährte mit aller größter Not tragen müssen, meine Schadenfreude nur schwer verbergen können. Ein E-Bike ist aus der Natur der Sache immer ein Kompromiss zwischen Gewicht, Preis und Reichweite. Ist die Batterie leichter, hat sie eine geringere Reichweite. Gewährt sie eine größere, macht sie für den durchschnittlich starken, und erst recht für den schwächeren, Menschen das Fahrrad zu schwer, um es auch nur kurze Strecken, geschweige denn eine Treppe hoch tragen zu können.

Gewicht lässt sich zwar auch am Rahmen sparen, aber das geht mit jedem Gramm überproportional auf den Preis. Deswegen empfiehlt sich von vorne herein einen Fahrrad Typ zu wählen, der auf Grund des kleineren Rahmens weniger wiegt. Aber ein Rad mit beispielsweise nur 20 Zoll Rädern, oder noch kleiner, hat wiederum andere Nachteile, die nicht jeder in Kauf nehmen möchte. Räder ab 24 Zoll aufwärts werden wiederum von der Deutschen Bahn auch gefaltete nicht als Gepäck akzeptiert, und sind damit genauso kostenpflichtig wie nicht faltbare Räder.

Als ich anfing, trotz aller Skepsis, über ein E-Bike nachzudenken, kam für mich jedoch sowieso nur ein Faltrad in Frage, und so fiel mir der Kompromiss bezüglich des kleineren Rahmens und seines, bei gleichem Material, automatisch geringeren Gewichtes nicht schwer. 20 Zoll ist dabei ein üblicher Felgendurchmesser, und ich hatte damit bislang gute Erfahrungen gemacht. Vor allem in der kostenlosen Kombination mit dem ÖPNV. Denn ein solches Bike, wenn es klein genug gefaltet werden kann, kann sogar in einem ICE ohne Fahrradabteil mitgenommen werden.

Die entscheidende Maßgabe ist dabei die gefaltete Tragbarkeit durch die Wagon Gänge, und zwar so, dass das gefaltet, als Gepäck geltende, Rad für die anderen Passagiere gefahrenfrei die Gepäckbereiche erreichen und dort abgestellt werden kann. Bei vollen Zügen ist das nicht immer möglich, bzw. gibt es dann in der Regel Ausweichflächen, oder besser Nischen, denn das Faltrad ist als Gepäck in der Regel kleiner als z.B. ein Kinderwagen oder ein XXL Koffer. Unter kriegst du es so eigentlich fast immer.

Wenn man nur im Regionalexpress unterwegs ist, kann das Faltrad wegen der dort üblichen Fahrradabteile auch größer sein, was gerade für ein E-Bike von Vorteil ist, da auch Räder mit größerer Reichweite, sprich mit größeren und oder mehreren Batterien und damit in der Regel auch breiteren und/oder größeren Rahmen mitgenommen werden können. Erst recht welche mit überdimensionierten geländegängigen Reifen, auch „Fat Bikes“ genannt. Sie sind in der Regel , und erste recht bei großer Reichweite, aber sehr schwer und kamen für mich deswegen erst gar nicht in Frage.

Ich dachte mir, dieses Größe/Gewicht Problem wie folgt zu lösen. Im ICE würde ich weiterhin mein faltbares Bike ohne E-Unterstützung nehmen. Im Regionalexpress, so meine Kaufüberlegung, könnte ich bei geringer bis durchschnittlicher Auslastung in Zukunft ein E-Faltrad, gegebenenfalls sogar mit Anhänger, benutzen. Ist ein vollbesetzter Regionalzug oder eine S-Bahn nicht zu vermeiden, könnte ich auch dort weiterhin das None-E-Bike mit Rucksack und/oder mit einem faltbaren Anhänger nutzen.

Mein Kombinationsprinzip von Bahn und Faltrad war dabei so angedacht: Ich vermeide bei der Bahn wegen der vielen Verspätungen, wenn möglich, das Umsteigen und mute mir, wenn es notwendig ist, stattdessen mehr Radkilometer zu, was gerade mit einem E-Bike keine besondere körperliche Anstrengung verlangt. Womit ich gedanklich zum letzten Kriterium bei meinem möglichen E-Falt-Bike Kauf gekommen war. Es sollte, einschließlich Anhänger, dank seiner technischen Ausstattung auch die schmerzfreie und sichere Bewältigung längerer Fahrstecken ermöglichen.

Dank Internet habe ich nach langem Suchen aber nur ein E Bike gefunden, das allen meinen Funktionskriterien entsprach (Nicht das auf dem Titelbild !)und mir auch noch äußerlich gefiel. Sogar zu einem günstigen Preis, da zu Zeit offensichtlich eine Überangebot besteht, das Produzenten und/oder Verkäufer zu außergewöhnlichen Preisnachlässen zwingt. Also schlug ich zu. Skeptisch bin ich jedoch bis zum Liefertag geblieben, da ich es nicht ausprobieren konnte, ja nie zuvor überhaupt ein E-Bike gefahren bin. Die ersten praktischen Erprobungen haben mich jedoch geradezu begeistert. Das Bike war nicht nur bestens verarbeitet, sondern stellte sich, wie gewünscht, als perfekte Ergänzung zu meinem Klapp-Bike ohne E Unterstützung heraus.

Und wenn ich nur die unterste elektrische Unterstützungsstufe wähle und den Rest mit der Gangschaltung regele, komme ich auch auf den Grad von Kraftanstrengung, ohne den ich mir das Radeln auch weiterhin nicht vorstellen kann. Nur, das ich jetzt problemlos längere Strecken als bisher bewältigen und dank der geringsten Unterstützungsstufe der Akku mich dabei am weitesten begleiten kann. Aber selbst wenn er seinen Geist aufgegeben hat, ist das Bike leicht genug, dass ich es, wenn auch langsamer, noch mit ausschließlich eigener Kraft ans Ziel bringen kann.

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