Bochum hat ein „Kreativwirtschaftliches Gründerzentrum“. Und da gibt es Probleme.
Ein Baumarkt, ein Discounter und Castrop-Rauxel ist auch nicht weit: In Bochum Gerthe eröffnete die Stadt Bochum vor fünf Jahren mit viel Tam Tam ein sogenanntes „Kreativwirtschaftliches Gründerzentrum„. Dazu wurde ein altes Zechengebäude mit Landesmillionen aufwendig saniert. Hier sollten sich Unternehmen aus der fabulösen Kreativwirtschaft niederlassen. Nun laufen dem Ding die Mieter weg und die Stadttochter EGR gibt zu, dass sie die Kiste auch noch subventionieren muss. Steht heute in der WAZ und ist alles, nur keine Überraschung. Im Gegenteil: Alle läuft nach Plan.
Als das Ding damals aufmachte unterhielt ich mich mit einem der Kommunalpolitiker, die in Bochum was zu sagen haben. Ich erzählte ihm, dass der Standort Quatsch sei, die Mieten zu hoch und das solche Unternehmen in die Innenstadt gehören. Er zuckte nur mit den Schultern: „Wissen sie, es geht doch gar nicht um Kreativwirtschaft. Das war für uns nur der einfachste Weg um an die Landesgelder zur Sanierung des Zechengebäudes zu kommen. In ein paar Jahren sind die Kreativen raus, dann sind da Ärzte, Rechtsanwälte und Steuerberater drin, aber wir haben ein schönes Gebäude in Gerthe. Der Rest interessiert uns nicht“
Und die paar Jahre sind jetzt scheinbar rum. Ruhrgebietspolitiker sind gut darin, Fördergelder des Landes und der Europäischen Union abzuziehen. Wer glaubt es geht ihnen um Inhalte, hat schon verloren.
Wenn ich den WAZ Artikel richtig gelesen habe, dann sind auf Grund gestiegener Energie- und Servicekosten die Realmieten bzw. die Umlage von 2,50€ auf knapp unter 4 € pro Qaudratmeter gestiegen. Das ist prozentual erheblich, aber es ist absolut immer noch sehr günstig. Auch für einen Randstandort wie Bochum-Gerthe. Erst recht wenn man das besondere Ambiente des Gebäudes als Image-Wert mit einrechnet.
@Arnold; Es liegt am Arsch der Welt und in Bochum-Mitte bekommst Du für den gleichen Kurs auch Büroraum. Das Ding ist ein Flop mit Ansage – auf jeden Fall für den Steuerzahler.
Kein Frage, Kreativ-Arbeitsplätze sollten eine quirligere Umgebung haben als Bochum-Gerthe sie bietet. Aber 4 € Warmmiete sind trotzdem immer noch ein günstiges Angebot.
Das Problem bei solchen Projekten, ob sie nun ein ehemaliges Zechen- oder Brauereigebäude sind, ist, dass ihr Umbau/Restaurierung in der Regel so viel kostet, dass eine dauerhafte Mietsubventionierung unausweichlich wird. Selbst dann wenn die angesiedelten jungen Firmen erfolgreich sind.
@ Arnold
Nicht Warmmiete. Es geht um 4€ Nebenkosten zur Kaltmiete. Die Kaltmiete kommt da drauf.
Für den Kurs findest Du überall besseres.
In Bottrop wollten die mal die Kosten für einen Aufzug in einem Gründerzentrum auf die Mieten umlegen. Das machte alleine 70 Cent – meine ich zu erinnern – je qm aus.
Das Gebäude hatte nur eine Etage.
Kein Gründer kann so einen Quatsch bezahlen. Es sei denn, er will Pleite gehen.
„Ruhrgebietspolitiker sind gut darin, Fördergelder des Landes und der Europäischen Union abzuziehen.“
das ist ja das positivste was ich seit langem über diese spezies gehört habe!
im übrigen gefällt mir die zeche lothringen sehr und ich bin froh sie saniert zu wissen. selten fand ich europäische steuergelder so richtig investiert.
wenn tatsächlich irgendwann da ärtzte und steuerberater einziehen – sei es drum, die sollen ja manchmal auch sehr kreativ sein.
richtig coole sachen müssen sowieso aus eigenem antrieb entstehen. da reicht es meist schon wenn einem von politischer seite keine steine in den weg gerollt werden.
die zeche lothringen jedenfalls ist locker in 20minuten von bochum/hbf zu erreichen. eine großartige kioskszene gibts in gerthe und im hier abfällig erwähnten castrop befindet sich einer der besten clubs der ganzen großen ruhrstadt.
wer braucht mehr um kreativ zu sein?
In einer Rückschau sehe ich das so: „Kreativwirtschaft“ war mal in Mode und hat es bis zu den Förderanträgen und den zugrundeliegenden Kriterien ihrer Genehmigung für Fördermittel gebracht. Da muss ja immer was neues, innovatives gefördert werden.
Die EU-Periode endet 2013, für die Periode 2014-2020 werden Projekte und Förderanträge mit neuen Begriffen unterlegt werden müssen, um an das Geld aus Brüssel zu kommen. Statt Zentren für Kreativwirtschaft, wird’s dann Zentren für Innovation, Effizienzwirtschaft, Nachhaltiges Wirtschaften, ökologisches Wachstum, nachhaltige Energiewirtschaft oder regenerative Ernährung geben.
Auf einer Metaebene gehört werden solche Schlagworte in Clusterstrategien, Kompetenz- oder Handlungsfelder eingebunden werden müssen. Stellen wir uns der Herausforderung!
@ Georg # 4
Ich dachte die zahlen nur die Umlage. Sorry. Aber wo wir schon dabei sind: Was zahlen die denn da an Kaltmiete pro Quadratmeter? Weißt du das?
@ Arnold: Wir haben 6,50 bezahlt. Kalt. Zzgl 3,65 Nebenkosten, die aber „gedeckelt“ (subventioniert) wurden auf 2,50.
Wir hatten 140qm und haben drei Jahre erfolglos mokiert, dass dieses „Gründerzentrum“ keinen Handyempfang im Gebäude zulässt… Ausgezogen sind wir dann, als die TGR (Vermieter, städtische Tochter) das komplette Gelände mit einer 24h(!)-Videoüberwachung ausstattete ohne a) uns Mieter vorher zu fragen, b) klare Auskünfte zu Speicherung, Löschung und Datenschutz zu geben und c) ohne einen vernünftigen nachvollziehbaren Grund…
@ Thorsten # 8
Danke für die Information. Das ist genau das Problem bei solchen Gebäuden, für Gründer/Kreative ist das in der Regel zu viel und für die Eigentümer zu wenig Miete. Das kann auf Dauer nichts werden. Von den offensichtlichen Kooperations- und Verständigungsproblemen bei diesem Projekt ganz zu schweigen.
[…] Wieder so eine Kreativdingsbumspleite… (Ruhrbarone) – Bochum hat ein “Kreativwirtschaftliches Gründerzentrum”. Und da gibt es […]
Also den Bürgermeister abwählen, Du kennst dich ja damit aus Stefan…