Wieder Streit um Startbahn in Dortmund

Die Startbahn soll um 300 Meter verlängert werden (Foto: Michael Westerhoff)

Der Flughafen will seine Startbahn auf die längst genehmigte Länge verlängern. Stößt dabei aber auf Widerstand seines eigenen Gesellschafters. Ein seltsamer Streit.

Kein deutscher Flughafen ist 2019 so stark gewachsen wie der Dortmunder. Kein Flughafen hatte 2020 so geringe prozentuale Einbrüche bei der Passagierzahlen wie der Dortmunder. Und dass es Dortmund besser als manch einer anderen Stadt im Ruhrgebiet geht, hat sicherlich auch etwas mit der Existenz des Flughafens zu sein. Selbst die Millionenverluste werden geringer. Kurzum: Die Stadt als Mitbetreiber des Flughafens könnte eigentlich stolz auf seinen Airport sein.

Dabei sind die Vorraussetzungen an kaum einem Standort so schwierig wie in Dortmund. Eine viel zu kurze Startbahn verhindert, dass manch ein Flugzeug starten und landen kann. Das liegt u.a. daran, dass der Flughafen bisher nur 1.700 Meter seiner 2.000-Meter-Landebahn nutzt. Nun sollen die längst genehmigte 300 Meter dazu kommen. Durch die Verlegung der Landeschwellen am Ende der Startbahn. Das Stück ist ohnehin schon geteert, die Kosten sind überschaubar.

Ausgerechnet die Stadt als Gesellschafter spricht sich zwar grundsätzlich für die Nutzung der 300 Meter aus. Diktiert dann aber einen langen Katalog an Umweltauflagen, die zu einem neuen langwierigen Planfeststellungsverfahren führen könnten. Sie torpediert also das Wachstum der der eigenen Tochter. Das ist ungefähr so als ob Facebook seiner Tochter WhatsApp auferlegen würde, dass sie keine neuen Nutzer mehr aufnehmen soll.

Wizzair-Maschine auf dem Rollfeld (Foto: Michael Westerhoff)

Darf die Stadt das überhaupt? Denn nach Ansicht der Tochter Flughafen ist gar kein neues Verfahren erforderlich, um die 300 Meter Landebahn zu nutzen. Doch es wird noch irrer: Der Hauptgesellschafter des Flughafens sind die stadteigenen Stadtwerke. Die sind natürlich für die Verlängerung der Startbahn. Und damit (erneut) auf Konfrontation mit der Mutter Stadtverwaltung. Schon bei der Besetzung des Chefpostens am Flughafen gab es Ärger, weil sich der Rat von der Tochter Stadtwerke übergangen fühlte.

Bei den Bedenken gegen die Landeschwelle geht es also nur vordergründig darum, dass der Rat Bedenken hat. Viel mehr will er den Stadtwerken zeigen, wer Domina im Haus ist. Die Stadt. Für den Flughafen ist das traurig. Auf seinem Rücken werden Machtspiele ausgetragen statt sein Potenzial besser zu nutzen. Längst hat der Airport Dortmund die Konkurrenten in Münster und Paderborn abgehängt. Der Dortmunder Flughafen ist DER Airport für Westfalen.

Um weiter zu wachsen, braucht er aber politische Rückendeckung. Und die hat er nicht mal mehr bei der CDU. Deren Wähler wohnen schließlich in der Einflugschneise. Dabei ist vom Widerstand in der Bevölkerung längst nicht mehr spürbar. Viele sind froh, ab Dortmund fliegen zu können. Und die Passagierzahlen zeigen, dass sie es auch zunehmend tun.

 

 

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Werner
Werner
3 Jahre zuvor

"Umweltauflagen"?

Das ist ja ein echter Skandal, wenn sich jemand Gedanken um die Umwelt macht …

"Umweltauflagen" sind für den rechten, wirtschaftsliberalen Michael Westerhoff sowas wie die Pest.

Bart Wolfson
Bart Wolfson
3 Jahre zuvor

Mein lieber Werner. Du bist das beste Beispiel, dass es nicht nur AfDler und Pegida-Maschierer sind, die jede sich bietende Gelegenheit nutzen um Presseleute und Journalisten mit unqualifizierten Bemerkungen zu diskreditieren. Auch augenscheinlich umweltfreundliche Linke können sich bei Zeiten nicht benehmen, selbst dann nicht, wenn es nur darum geht eine andere Meinung auszuhalten.

Lieber Michael Westerhoff, ich kann deine Reaktion verstehen, finde aber dass deine Beiträge als Autor und Diskussionsteilnehmer eine solche Qualität haben, dass ich sie hier nicht missen möchte.

Ich frage mich zum Beispiel, welchen Sinn es macht, derzeit Startbahnen ausbauen zu wollen. Corona hat die Luftfahrtbranche voll vor die Wand gefahren. Für viele Airlines, die nicht vom Staat gestützt werden, bedeutet Corona das Ende. Homeoffice und Videokonferenzen werden sicher auch in Zukunft die Arbeitswelt weiter verändern und den Menschen weniger Mobilität abverlangen. Urlaub im Camper – die Branche boomt dank COVID-19 – oder zumindest die Anreise im eigenen PKW an den Urlaubsort sind augenscheinlich gesünder als Fliegen, wo man dieselben Abstandsprobleme hat wie in der Bahn. Wieso braucht es da ausgerechnet jetzt mehr oder längere Startbahnen?

Thomas
Thomas
3 Jahre zuvor

Vielen Dank für Ihren Artikel. Sie eröffnet mir doch eine neue Sichtweise. Bisher bin ich davon ausgegangen, das man lediglich seitens der Stadt Dortmund bemüht ist, eine Stellungnahme zu verfassen, die nicht nach blossen durchwinken aussieht, sondern sachliche Kritik da zu üben, wo sie zu üben ist. Gerade, um ihn auch sauber durch den Rat zu bekommen und zur Klagefestigkeit des ganzen beizutragen.

Ihren Artikel zu Folge, und Sie sind unbenommen "näher dran", steht da doch auch ein politisches Machtspiel hinter. Das wäre schade, denn dann könnte ich der Stellungnahme der Stadt Dortmund, die sachlich fundieret zu sein scheint, nicht im positiven Lichte sehen. Sachlich fundiert ganz im Gegensatz zur Stadt Unna, die exakt die gleichen Argumente wie immer bringt, die mehrfach – auch gerichtlich – keinen Bestand hatte, und dafür sogar externe Anwälte braucht und dem Bürger gegenüber auch nicht ehrlich ist.

Um auf andere Sichtweisen einzugehen: Ich halte einen BAULICHEN Ausbau der S/L Bahn aktuell für Wahnsinn, und auch in Zukunft für ehr nicht anzustreben. Mehr Sicherheit bei Landungen von A320/B737 sowie die potenzielle Nutzbarkeit von A321neo sollte man jedoch herstellen, wenn es wie hier einfach und ohne relevante Beeinträchtigung geht. Insbesondere da ich glaube, das wir niemanden verbieten können ( und in Hinblick auf den Ethno Verkehr aus meiner Ansicht aus nicht verbieten dürfen – der politische Wille war ein vereintes Europa inkl. dem Südosten ) zu Reisen.

Schneller Bahnverkehr über Landesgrenzen – mit Ausnahme von Frankreich ü. Paris – gibt es nicht, selbst erträgliche Anbindung weiter als östliche Landesgrenze ist kaum vorhanden, Sofia und Bukarest z.B. nur theoretisch mit der Bahn erreichbar. Und selbst nach München juckelt man von ganzen westfälischen Wirtschaftsraum 1 ¾ bis 2 ½ Stunden über Bummelstrecken ohne ersichtliche Ausbauplanung, bis es mal schneller geht.

Somit scheint maximale Effizienz und neuste Technik in der Luftfahrt der Weg zu sein, wie man das halbwegs Klimaverträglich hinbekommen. Allerdings sollte man es in Dortmund bei den "kleinen" aber dafür hocheffizienten Modellen wie A32xneo oder B737-MAXx belassen.

Zu Unna Massen: Es ist ein Paradies zu dem, was man bei einer Landung von einer A32xneo hören wird zu dem, was in Düsseldorf Lohhausen beim Start einer 787 oder A380 passiert. Ich selbst wohne in der Ausflugschneisse in Dortmund: Die Regionalbahn ist lauter. Beides stört mich nicht.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

"Die Goldenen Zwanziger seien eine Folge der Spanischen Grippe. Die Leute hätten nach dem Leid ordentlich auf den Putz hauen wollen."
Das kann ich mir gut vorstellen. Nachdem ich darüber nachgedacht habe, wie ich selber mich verhalten würde, steht für mich fest, daß diejenigen, die das Geld dazu haben, alles doppelt und dreifach nachholen werden, was sie versäumt haben. Andererseits wird es viele neue Arme geben, die das nicht können. Vielleicht war das die Kehrseite der goldenen Zwanziger. Immerhin haben die nur kurz gedauert und sind im finsternen Tal gelandet. Aber das kann man ja niemanden erzählen, was kommen könnte. Würde niemand Ernst nehmen, diese Warnung. Es kommt also, wie es kommt. Die Geschichte muß sich ja auch nicht eins zu eins wiederholen. Also buch ich dann endlich wieder Urlaub. Wenn ich dann geimpft bin und noch lebe. Also in 5 Jahren.
Von Dortmund bin ich noch nie abgeflogen, weil ich gerne mit dem Zug bis zum Terminal fahre. Hat Dortmund diese Anbindung an den Airport?

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