Für das woke-grüne Denken ist Wirtschaftswachstum ein Irrglaube, den es hinter sich zu lassen gilt. Postwachstumsökonomie war in den vergangenen Jahren der heiße Scheiß, Wohlstandsverluste galten als ökologisch korrektes Ziel. Das wurde nun erreicht: Am Beginn des wahrscheinlich dritten Rezessionsjahres in Folge, übrigens ein Rekord seit Bestehen der Bundesrepublik, steigt die Arbeitslosigkeit, der Energieverbrauch sinkt dank der Deindustrialisierung und Unternehmen stoppen ihre Investitionen oder wandern gleich ins Ausland ab. Technologisch sind Deutschland und Europa abgehängt. Die USA und China befinden sich im Wettkampf um die besten KI-Systeme, in Europa gelten seit heute die weltweit strengsten KI-Regeln. In Deutschland ist Bauen auch dank der Öko-Regeln so teuer geworden, dass keine preisgünstigen Wohnungen mehr entstehen können, während durch Zuwanderung die Bevölkerung und der Bedarf an Wohnraum wachsen.
Doch all das machte Deutschland nicht zu einem neuen Bullerbü. „Die derzeitigen Krisen und Unsicherheiten, das Bild davon, dass der Kuchen zu klein ist und nicht mehr für alle ausreicht, das bietet Nährboden für das Erstarken der rechten Parteien“, sagt Laura Pooth, die Vorsitzende des DGB-Bezirks Nord im Interview mit der Welt. Die Annahme der Ampel, dass Transformationspolitik und eine Umstellung auf deutlich mehr Klimaschutz automatisch mit Wirtschaftswachstum und Beschäftigungssicherung verbunden sein würde, habe sich als falsch erwiesen.
Die Verteilungskämpfe werden zunehmen, vor allem bei denen, die heute schon nicht viel haben und auf preiswerten Wohnraum, einfache Jobs und billige Energie angewiesen sind. Sie wissen und erfahren jeden Tag aufs Neue, was die Verheißungen der hippen Postwachstumsökonomie für sie bedeuten: Wirtschaftlichen Abstieg bis zur existenziellen Not. Die Träume eines oft mit Staatsknete und Erbschaften durchgefütterten Öko-Bürgertums, das es sich in luxusrenovierten Altbauwohnungen im Prenzlauer Berg und in Hamburg-Altona lebt und einredet, Elite zu sein, sind die Alpträume der Menschen in Duisburg-Marxloh, Essen-Katernberg und hunderten anderer Stadtteile.