„Wir sind diesmal wirklich entschlossen, die Hamas und den Islamischen Dschihad zur Rechenschaft zu ziehen“

Arye Sharuz Shalicar; Foto: IDF / Arye Sharuz
Arye Sharuz Shalicar; Foto: IDF / Arye Sharuz

Heute Teil zwei des Interviews mit Arye Sharuz Shalicar (Zum ersten Teil!): Es geht um die Situation in Israel nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 und seinen neuen Podcast zum Nahost-Konflikt.

„Am Ende hat Israel jeden der Terroristen zur Rechenschaft gezogen.“

Ruhrbarone: Es war zu lesen, dass das israelische Militär nach der Terrorattacke relativ spät reagiert hätte. Es hätten beispielsweise erst relativ spät Kampfhubschrauber über den angegriffenen Kibutzen eingegriffen. Wie sieht es mit dem Vertrauen in die Sicherheit aus?

Arye Sharuz: Was am 7. Oktober passiert ist, ist eine riesige Tragödie, wo natürlich auch die Sicherheitskräfte, alle Sicherheitskräfte, die mit der Sicherheit Israels beauftragt sind und insbesondere als Tätigkeitsfeld Hamas und Islamischer Dschihad und den Gazastreifen vor Augen haben, betroffen sind. Da ist was passiert, was niemals hätte so passieren dürfen. Da müssen wir uns nichts vormachen. Und diese Katastrophe vom 7. Oktober, wir sind überrascht worden über das Ausmaß von zwei Dingen. Das Ausmaß, wie organisiert und von der Qualität und Quantität der Invasion, wie sie vorgegangen sind. Und das zweite Ausmaß ist, wie barbarisch, wie menschenverachtend, wie bestialisch die Mörder vorgegangen sind. Das sind zwei Dinge, die uns alle hier überrascht haben. 

Und weil wir uns deshalb nach wie vor Aftershock befinden. Weil der Schmerz so tief ist, ist jetzt das ganze Land vereint. Gerade kämpfen wir alle wirklich wie ein Mann. Wir stehen zusammen.

Ruhrbarone: Das heißt, die Hamas hat das, wegen der Justizreform beispielsweis., in den letzten Monaten, gespaltene Israel, wieder vereint?

Arye Sharuz: Die Justizreform davor war natürlich eines der Themen, aber es gab auch andere Themen. Natürlich wird es auch nach dem Krieg wieder Themen geben. 

Aber man sieht, dass das jüdische Volk und Israel als Staat, geeint ist. Auch natürlich viele der Minderheitsgesellschaften. Über 20 Prozent sind Muslime, Araber. Die Leben hier und sind mit Juden befreundet. Ich habe in der Armee auch arabische, muslimische, Freunde und auch die stehen mit dem jüdischen Volk zusammen. Es gibt im Süden Israels auch Beduinen, die abgeschlachtet wurden von der Hamas, die auch ihre Familienmitglieder verloren haben 7. Oktober. Auch die sind in Kampfeinheiten der israelischen Armee und sind bereit, jetzt den ganzen Weg gegen den Terror zu gehen. Seite an Seite mit jüdischen Brüdern und Schwestern. Was du meinst mit „wiedervereint“, geht weit über die Justizreform hinaus.

„Ich bin für die Zuschauer, also ich arbeite in erster Linie mit Blick auf die Zuschauertribüne.“

Ruhrbarone: Jetzt wollen wir heute eigentlich über den Podcast von dir sprechen. Seit wann gibt es diesen Podcast?

Arye Sharuz: Den Podcast gibt es seit ungefähr zwei Wochen, also ungefähr eine Woche nach Kriegsbeginn.

Die Idee dahinter war, dass ich nicht abhängig sein wollte von Medienmachern, die mich dann so wie sie wollen, reinkopieren oder kürzen oder mir halt nur den Raum einräumen, den Sie mir einräumen wollen.

Ich wollte unbedingt eine unabhängige Plattform, wo ich selber jeden Tag auf Deutsch, sag ich jetzt mal ungefähr 100 Millionen deutschsprachige Menschen im Raum, Deutschland, Schweiz, Österreich erreichen kann. 

Ich erkläre die Lage, als offizieller Sprecher der Armee. Ich hab mehr Zeit als in Interviews in Zeitungen und auf Fernsehkanäle. In den Interviews wirst du etwas gefragt und dann kannst du 30 Sekunden du kurz was sagen und dann wirst du wieder ausgeschnitten.

Und hier, beim Podcast, kann ich so viel reden, wie ich will. Mal fünf Minuten, mal zehn Minuten. Mal länger. Und ich kann einfach auch Hintergrundinformationen geben. Das mache ich jeden Tag, wenn du da mal reingehört hast. Gestern habe ich zum Beispiel sehr schöne Hintergrundinformationen zu den Wasser-Pipelines gegeben.

Ruhrbarone: Wer ist die Zielgruppe? Der Mensch, der israelosolidarisch und gegen die Barbarei ist oder die sogenannten Israelkritiker?

Arye Sharuz: Weder noch. Ich bin für die Zuschauer, also ich arbeite in erster Linie mit Blick auf die Zuschauertribüne. Du hast zwei Gruppen angesprochen, die gegeneinander Fußball spielen. Es gibt aber sehr viele Leute, viel mehr als diese zwei Gruppen, die du angesprochen hast, die nicht genau informiert sind. Die abhängig sind von dem, was die ARD sagt oder was die Süddeutsche Zeitung schreibt. Oder was irgendwelche Hater im Netz schreiben.

Das ist das Publikum, was mich interessiert. Ich gehe davon aus, dass mehr als die Hälfte aller deutschsprachigen Menschen im Raum Deutschland, Schweiz, Österreich, nicht wirklich weiß, wie sich die Dinge hier entwickelt haben und warum es wirklich dazu gekommen ist. 

Und was die Terroristen am 7. Oktober gemacht haben und warum Israel keine Verpflichtungen gegenüber dem Gazastreifen hat. Wie sieht es eigentlich mit Wasser und Nahrung aus und so weiter. 1000 Themen. Ich glaube, da gibt es sehr viele auf der Zuschauertribüne, die einfach nur Input wollen, Infos brauchen, um dann auch wirklich einschätzen zu können, was hier wirklich passiert.

Ruhrbarone: Wie sind die Reaktion auf den Podcast bisher?

Arye Sharuz: Also ich bin selbst sehr überrascht. Sehr, sehr gut. Es ist jetzt schon, nach nur zwei Wochen, auf dem 10. Platz der Podcasts, die mit News zu tun haben. Also mit Nachrichten. In den deutschlandweiten Podcasts, in allen Kategorien, die natürlich teilweise seit Jahren betrieben werden, ist mein Podcast jetzt auf Platz 55.

Es gab bisher 59 Bewertungen über 4,95 Punkte von fünf Punkten. Also alles positiv.

Juni 2023: Arye Sharuz Shalicar im Landwer Café, Sarona/Tel-Aviv; Foto: Peter Ansmann
Juni 2023: Arye Sharuz Shalicar im Landwer Café, Sarona/Tel-Aviv; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Jetzt stehen wir ja auch, vielleicht, eventuell von einer Bodenoffensive in Gaza und da hat ja die israelische Armee den Nachteil, es ist ein asymmetrischer Krieg. Das heißt, ich nehme mal an, die IDF kennt die Terrorführung in Gaza und kann die auch ausschalten. Ein anderes israelisches Institut wird vermutlich Pläne machen um an die Terrorführung in Katar und in der Türkei, die dort in Luxus lebt, ranzukommen. Davon ausgehend, dass im Falle der Bodenoffensive, relativ schnell Panzer am Strand von Gaza stehen würden: Der Nachteil der israelischen Armee gegenüber Terroristen ist, die Soldaten tragen Uniform und der Terrorist schmeißt sein Gewehr weg, läuft über die Straße und ist Zivilist, wenn dieser zu Tode kommt, ist der Aufschrei in den Medien groß. Ist das Projekt auch Mittel, um da ein bisschen aufzuklären?

Arye Sharuz: Diese Asymmetrie besteht. Aber wir sind diesmal wirklich entschlossen, diese Terrororganisationen zur Rechenschaft zu ziehen. Sie werden, wenn der Krieg vorbei ist, den Gazastreifen nicht mehr regieren. Und wir werden die Terroristen, insbesondere die Köpfe der Organisation und auch die, die aktiv am Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren, zur Rechenschaft ziehen. Es gibt hier ein gutes Beispiel: Die israelische Reaktion auf München 1972.

Jeder Terrorist hat am Ende dran glauben müssen. Manchmal hat es länger gedauert.

Aber am Ende hat Israel jeden der Terroristen zur Rechenschaft gezogen. Und das ist die Message, auch in Sachen 7. Oktober.

Ruhrbarone: Letzte Frage, was mir noch ein bisschen fehlt bei dem Podcast, ist die Perspektive auf die Zeit nach dem Krieg. Antworten auf die Frage, wie es weitergehen kann.

Arye Sharuz: Das ist für mich, als Militärsprecher, über meiner Payroll. Das muss der Staat Israel mit dem Staat Ägypten, mit der UN, Amerika mit allen arabischen Ländern, besprechen. Eine ganz große Sache, die ich persönlich eigentlich nicht besprechen kann. Weil ich, als Militärsprecher, kann nur sagen, was unsere Ziele als Militär sind.

Ruhrbarone: Und die wären?

Arye Sharuz: Unser Ziel ist, dass einerseits, nach diesem Krieg, die Hamas und der islamische Dschihad nicht mehr regieren wird. 

Unsere anderen Ziele sind, sowohl die Köpfe, als auch die an dem Massaker aktiv beteiligten Teilnehmer, zu beseitigen und die Geiseln zu befreien.

Ruhrbarone: Danke für deine Zeit. Ein schönes Schlusswort. Möge das gelingen! Von den Ruhrbaronen: Alles Gute für dich und deine Leute!

Arye Sharuz: Gerne und danke. Wir sehen uns bald in guten Zeiten wieder!

Täglicher Kriegsbericht aus Israel:

Apple Podcasts:

https://podcasts.apple.com/us/podcast/arye-sharuz-shalicar-s-nahost-pulverfass-t%C3%A4glicher/id1712665081?uo=4

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