Das unsägliche Selbstbestimmungsgesetz ist erst seit wenigen Stunden beschlossen worden und schon deutet sich an, dass alle Bedenken richtig waren. Es wird beleidigt, gehetzt und gecancelt, als ob das Gesetz den Gender-Ideologen so richtig den Rücken gestärkt hat und sie jetzt den kritischen Stimmen den Rest geben wollen. Auf dem hohen Ross sind aber nicht nur die Tastenkrieger auf Social Media, sondern man darf tatsächlich im reallife über das Thema gar nicht mehr diskutieren, zumindest nicht im AJZ Erfurt.
Etwas ambivalente Gefühle habe ich schon manchmal wegen meines durch die Oberkörperfrei-Im-Punk-Seite ein wenig gestiegenen Bekanntheitsgrades, den ich inzwischen in den Szeneläden meiner Stadt habe. Auch ist mir immer etwas mulmig, weil ich natürlich weiß, dass man über mich redet. Aber sei‘s drum, jetzt habe ich einmal damit angefangen mich gegen die kulturelle Aneignung des Punks zu wehren, dann muss ich auch dazu stehen. Bei den angekündigten Bands im Erfurter AJZ (Küchenspione und Shark maps) bin ich allerdings nicht auf die Idee gekommen, dass das Konzert von Awareness-affinen Menschen organisiert wurde, auch weil ich von einem Bandmitglied der Küchenspione wegen meiner politischen Arbeit sehr freudig begrüßt wurde. Es tut nebenbei bemerkt auch manchmal ganz gut, wenn mir jemand dafür dankt, dass ich mich gegen die woken Auswüchse im Punk stark mache, auch wenn es mitunter nur heimlich, still und leise ist. Umso überraschter war ich über die Zettel auf dem Klo und überall in den Räumen. Diese typischen Regeln hingen da aus, die den Besuchern Vorschriften machen, wie sie sich zu verhalten haben beziehungsweise eine Anleitung zum Petzen. Ok, dachte ich, heute bin ich mal artig und habe sie kleben lassen. Nach dem Konzert führte ich dann mit zwei guten Freunden eine Unterhaltung über meinen Punk-Artikel, unter anderem darüber, warum ich eine Band im Zusammenhang mit dem Denuziantentum erwähnt habe und wie problematisch es ist, wenn Bekannte betroffen sind, egal auf welcher Seite sie stehen. Wir diskutierten dann auch über die FLINTA-Ideologie und das Selbstbestimmungsgesetz, das ja gerade eben beschlossen wurde. Nach ein paar Bier nicht ungewöhnlich, war die Diskussion auch etwas heftiger. Aber es waren ja wie erwähnt Freunde von mir und wir haben uns immer noch lieb. Wichtig zu erwähnen, wir standen am Einlass in der Nähe der Tür und meine Stimme ist vielleicht auch etwas lauter. Und natürlich laufen da Leute vorbei und können aufschnappen worüber wir reden. Irgendeiner sagte dann auch zu mir irgendwas von wegen, es würde sich drin beschwert, weil ich mich transfeindlich äußern würde. Ich meinte zu ihm, dann kann man ja weitergehen und muss nicht zuhören. Und die Sache war für mich erstmal erledigt. Als mein Kumpel gerade auf Klo war, kam dann eine junge Frau von den Organisatoren zu mir und meinte, wir sollen unsere Diskussionen einstellen, es würden sich Leute unwohl fühlen. Ich so: „dann müssen sie sich doch nicht unser Privatgespräch anhören“ Sie so: „dann müsst ihr rausgehen, weil so kann man hören, was gesagt wird“. Und das in einem AJZ, das Leute sich vor über 30 Jahren hart erkämpft haben. Leute, die ich persönlich kenne, die von Anfang an dabei waren, haben das dort aufgebaut um ihre Freiräume zu haben. Und jetzt übernehmen junge Menschen diese Freiräume und man wird von ihnen vor die Tür geschickt, weil jemand Gesprächsfetzen aufschnappt, die ihm nicht gefallen und sich beschwert. DAS IST KEIN PUNK.