Wir und Heute – Kulturkampf: Verbote der Text-Taliban

Verbote, Verbote, Verbote. Die Text-Taliban schlagen zu. Das Gedicht an der Hauswand: Eine Allee, eine Blume, eine Frau, ein Bewunderer – zu sexistisch. Verboten. Das Liedgut der Band Freiwild – zu drastisch und zu dämlich. Warum nicht verbieten? Passagen im „Krebsmafia“-Buch – zu kritisch, zu gemein. Verboten. Es fühlt sich an, als hätten die Taliban eine Abteilung West gebaut. Was soll das? Fragen wir uns heute im „Wir und Heute“-Podcast. (Sorry für die bescheidene Tonqualität)

Zu den anderen Folgen des „Wir und Heute“-Podcastes – und zum Abo des YouTube-Kanals geht es hier.

Die Hörversionen des Podcasts, sowie die Abos für iTunes und Spotify sind hier zu finden.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
8 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
paule t.
paule t.
6 Jahre zuvor

Das Gedicht an der Hauswand ist nicht verboten. Jeder kann es, soweit der Autor zustimmt, so oft und so groß an seine Hauswand malen, wie er will. Eine gewisse Snzahl der StudentInnen der entsprechenden Hochschule möchte es bloß nicht an ihrer Hauswand haben (der Ansicht, dass die Hochschule zumindest auch den StudentInnen "gehört", wenn auch nicht im eigentumsrechtlichen Sinne, stimme ich zu).

Eines der zahlreichen Vorkommnisse, wo Kritik und Gestaltungswünsche für eine Sphäre, an der man selbst beteiligt ist, in "Verbot" umgedeutet werden, trotz offensichtlicher Falschheit. Wenn ein Mitbewohner einer WG – und sei es auch der Hauptmieter, bei dem die anderen Untermieter sind – im gemeinsamen Wohnzimmer eine, aus welchen Gründen auch immer, für andere schwer erträgliche Abscheulichkeit an die Wand hängt, und andere Mitbewohner diese wieder abgehängt sehen wollen, ist auch das keine Zensur und kein Verbot, sondern eine Auseinandersetzung um den gemeinsamen Raum, über den nicht der eine allein bestimmen kann.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

PAULE, eine Universität gehört weder den Studenten, noch sonst Jemanden. Sie ist von ihrem Selbstverständnis immer und überall ein öffentlicher Ort. Auch wenn es sich nicht um eine staatliche Universität handelt. Sie ist ein Ort der Deabatte und nicht der Verbote. Wer anderen ihre Meinung verbietet, nur weil sie ihm nicht in seine Sichtweise passt, gehört nicht an eine Universität. Wer ein Gedicht übermalen will erst recht nicht.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Die ganze Sache wirkte anfangs auf mich so absurd, als hätte ich gelesen. "Die Institutsleitung ist der Forderung der Insassen nachgekommen." Hätte es so da gestanden, wäre es auch ok.
Leider stimmt das so nicht, weil das Institut eine Universität ist, und Insassen im Zusammenhang mit Studenten auch das falsche Wort ist.
Und worum ging es?
Es ging darum, daß in dem Gedicht gesagt wird, daß es Frauen gibt, und Männer bewundernd gucken.
Das ist aber….!
Die Idee, daß es Frauen gibt, die es nicht mögen, wenn Männer sie bewundernd angucken, ist recht neu in der Welt und trifft möglicherweise auch nur auf solche Frauen zu, die mehr Spaß daran haben, wenn andere Frauen sie bewundernd angucken.
Jedenfalls ist das wieder mal solch ein Ereignis, das in mir den Verdacht weckt, ich wäre komplett aus der Zeit gefallen.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Ein Gedicht eines Preisträgers der Uni, das als Anerkennung an eine Wand geschrieben wurde.
Aus meiner Sicht ist es auch ein Gedicht , das die Bewunderung der Natur/Schöpfung mit Alleen, Blumen und Frauen beschreibt.

Wie man da auf Sexismus kommt, ist mir ein Rätsel. Ist das einfach nur eine Fehlinterpretation unserer neuen Studentengeneration? Der Fall zeigt aber deutlich, dass auch im Bereich der sexuellen Belästigung/Sexismus-Vorwürfe einiges falsch läuft. Es werden wie überall "patriarchale" Strukturen mit Sexismus gesehen. Das ist eines der aktuellen Totschlagargument. Nur die wirklichen Probleme mit diesen STrukturen/Familienverhältnissen sind Tabu.

Wenn das so weiter geht, hilft eigentlich nur noch die persönliche Dauerüberwachung zur Dokumentation des eigenen Handelns. Zusätzlich ist das schriftliche Einverständnis bei Berührungen erforderlich. Selbst, wenn es die Schulter ist, die eigentlich eine Fläche ist, die für die Kontaktaufnahme auch berührt werden kann. Dieses Verhalten muss dann natürlich bei jeder Art von zwischenmenschlichen Kontakt stattfinden. Wenn nur Begegnungen mit dem anderen Geschlecht aufgezeichnet würden, wäre man vermutlich direkt homophob. Außerdem könnte man so auch Probleme mit dem gefühlten Geschlecht umgehen.
Schöne neue Welt.

Es wäre schön, wenn sich Studenten im Bereich Erziehung, Bildung etc. mit richtigen Problemen beschäftigen würden. Warum schaffen es bspw. Erzieher, Sozialarbeiter, Lehrer, Juristen etc. nicht, die vielen Messerangriffe der letzten Zeit im Vorfeld zu verhindern. Die Personen sind meistens vorher auffällig geworden. Aber die Rolle "Wortpolizist" ist vermutlich einfacher.

Vor ein paar Jahren bin ich noch gerne nach Berlin gefahren, aktuell werden mir die dortigen Denkwelten/Verhalten immer fremder. Vermutlich ist man bald im hintersten Alpendorf freier als in der Hauptstadt.

paule t.
paule t.
6 Jahre zuvor

Ich habe mich oben nur damit beschäftigt, ob es sich überhaupt um ein Verbot handelt. Das ist, wie oben gesagt, falsch.
Warum manche das Gedicht nicht so gut finden, ist eine ganz andere Frage, und wer das ernsthaft wissen möchte, kann es im großen, weiten Internet sicher irgendwo nachlesen. Oder es lassen und sein Unverständnis weiter stlz vor sich hertragen …

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

@Paule, hätten die Studentinnen argumentiert, daß sie es nicht haben wollen, weil es nicht in ihre Weltsicht paßt und beispielsweise argumentiert, daß eine männliche Sichtweise nicht unbedingt an die Wand einer reinen Frauenuniversität gehört, und besser ein Gedicht von einer Frau passen würde, hätte es vermutlich überhaupt keine netzweite Diskussion darüber gegeben.
Aber sie haben behauptet, daß es ein sexistisches Gedicht wäre und deshalb weg müsse.
Und das was Sexismusmus ist, interessiert heutzutage eine ganze Menge Leute, die auch mitreden wollen. Meist teilen die die Ansicht kleiner isolierter Gruppen nicht. Jetzt ist es in dieser Frage zu einer Diskussion übereinander, aber noch nicht miteinander gekommen.
Es gibt kein Meinungsmonopol mehr.
Ach und natürlich ist auch die Meinung der Studentinnen nicht verboten. Sie haben sich ja gegenüber der Hochschulleitung durchgesetzt, und ob sie ihre Position öffentlich diskutieren wollen,weiß ich zur Zeit nicht.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Es ist eine Hochschule, in der u.a. die Erzieher der zukünftigen Generation ausgebildet werden.
Wenn ich dann die Haltung der Studentenvertretung und die der Uni betrachte, bekomme ich Angst.
a) Für Fehlinterpretationen gab es früher eine 6
b) Zu der Fehlinterpretation kann es wohl nur kommen, weil überall "Sexismus" und "patriarchale Strukturen" gesehen werden.
c) Wie kann ein Akademischer Senat so eine Entscheidung in Berlin treffen?
d) Haben wir keine anderen Probleme im Bereich der Erziehung/Bildung von Jugendlichen? Das gilt insbesondere für Berlin

Ich will keine Sprachpolizei. Unsere Vorfahren haben für die Freiheit gekämpft. Wir haben aufgeschrien als im Nahen Osten Statuen gesprengt wurden und als historische Tempel gesprengt wurden.
Wehret den Anfängen.

Vielleicht haben wir auch einfach zu viele Abiturienten, die alle studieren.

Werbung