„Wir werden den Nationalsozialismus vernichten“

Heute vor 70 Jahren landeten die Alliierten an den Stränden der Normandie. Churchill hatte sein 1940 gegebenes Versprechen gehalten:

„We shall go on to the end, we shall fight in France, we shall fight on the seas and oceans, we shall fight with growing confidence and growing strength in the air, we shall defend our Island, whatever the cost may be, we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“

Die Landung in der Normandie war der Anfang vom Endes der Nazi-Herrschaft auf dem  Kontinent. Innerhalb von elf Monaten wurden die deutschen Truppen vernichtend geschlagen und aus den Ländern, die sie besetzt und geplündert hatten, vertrieben. Die Alliierten opferten dafür Millionen junge Männer und Frauen: Allein in den Wochen nach der Landung in der Normandie starben drei Viertel der Soldaten der vier an der Landung beteiligten US-Divisionen.

Im März 1945, neun Monate nach D-Day, veröffentlichte  Dwight D. Eisenhower diese Proklamation:

Die Alliierten Streitkräfte, die unter meinem Oberbefehl stehen, haben jetzt deutschen Boden betreten. Wir kommen als ein siegreiches Heer: jedoch nicht als Unterdrücker. In dem deutschen Gebiet, das von Streitkräften unter meinem Oberbefehl besetzt ist, werden wir den Nationalsozialismus und den deutschen Militarismus vernichten, die Herrschaft der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei beseitigen, die NSDAP auflösen sowie die grausamen, harten und ungerechten Rechtsätze und Einrichtungen, die von der NSDAP geschaffen worden sind, aufheben.

Ein großer Teil der Proklamation von Eisenhower wurde umgesetzt: Die NSDAP wurde verboten, einen deutschen Militarismus gibt es nicht mehr, die Bundeswehr ist Teil des westlichen Verteidigungsbündnisses und vor allem: Amerikaner und Briten kamen nicht als Unterdrücker: Sie schufen mit der Bundesrepublik den ersten stabilen demokratischen Staat in der deutschen Geschichte.

Aber die Vernichtung des Nationalsozialismus ist nicht erfolgt. Heute sitzen Nazi-Parteien wie die NPD und Die Rechte in  Räten, Landtagen und dem Europäischen Parlament. Das dies möglich ist, ist nicht die Schuld der Alliierten. Bis 1990 hat der Allierte Kontrollrat für Westberlin immer wieder Aktivitäten der NPD und anderer Naziorganisationen in Westberlin verboten. Der Kontrollrat wusste was er tat und er handelte in der Verantwortung von Millionen Menschen, die im Kampf gegen die Nazis starben.

Wenn heute davon gesprochen wird, die Nazis müssten in der Parlamenten in offener Debatte blosgestellt und ihre Argumente widerlegt werden, ist das nicht mehr als eine Verharmlosung des Nationalsozialismus und seiner Wähler. Es ist eine Beleidigung der demokratischen Parteien und ihrer Anhänger. Sollen Juden mit Nazis über ihre Ermordung diskutieren? Soll ein SPD-Ratsmitglied in ein paar Wochen in Dortmund im Rat über das von der Rechten geforderte Verbot der SPD diskutieren? Sollen Gewerkschafter über die Forderung des DGB-Verbots diskutieren? Sollen Migranten über ihre Abschiebung diskutieren?

Eisenhower machte  klar, was das Ziel der Alliierten war: Die Vernichtung des Nationalsozialismus. Die Nazis wurden von ihm, der später Präsident der USA für die konservativen Republikaner wurde,  nicht als eine Kraft gesehen, mit der es gilt, sich politisch auseinander zu setzen. Er erkannte den Nationalsozialismus als das, was er bis heute geblieben ist: Eine verbrecherische Ideologie, die bekämpft werden muss, die ausserhalb des demokratischen, politischen Diskurses steht.

Jeder Versuch, die Nazis mit den Mitteln  des demokratischen, politischen Diskurses zu bekämpfen, wird heute so scheitern wie er in der Weimarer Republik gescheitert ist.

Wenn wir heute in Deutschland Gesetzte haben, die Nazis auf eine Stufe mit anderen politischen Gruppen setzen, sind es falsche Gesetze. Und wenn wir heute in Deutschland Gerichte haben, die Nazis auf eine Stufe mit anderen politischen Gruppen setzen, urteilen die Gerichte falsch. Beides ist eine geschichtslose Verharmlosung des Nationalsozialismus.

Eisenhowers Versprechen, den Nationalsozialismus zu vernichten, ist heute, 70 Jahre nach dem Beginn der Befreiung des europäischen Kontinents durch die Truppen der USA, Großbritanniens, Kanadas und Frankreichs und vielen Soldaten aus Ländern der ganzen Welt, keine Aufgabe der Alliierten mehr. Es ist eine Verpflichtung des demokratischen Staates und seiner Bürger.

 

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Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Im Gegensatz zu Stalin, der erst gemeinsam mit Hitler Beute machte, der mindestens 1mal Fühler über Stockholm nach Berlin hin wg. eines Friedens ausgestreckt haben soll, war es Churchills WE SHALL NEVER SURRENDER, in fast aussichtsloser Lage ausgesprochen, dass den militärischen Widerstand gegen die Nazibarbarei am Leben erhalten hat. Auch wenn uns gewisse politische Kreise etwas anderes einreden wollen, dass war der entscheidende Punkt.
Man stelle sich vor, im Westen hätte Frieden geherrscht, die Nazis hätten ihre ganze militärische Macht gegen die SU richten können.
Nicht zu vergessen auch die vielen polnischen Piloten, die sich nach GB durchschlugen und in den britischen Maschinen saßen, die im Battle over Britain einen Sieg von Görings Luftwaffe zu verhindern halfen.
Wir haben allen Grund den Alliierten zu danken.
Alles weitere hat Stefan in dankenswerter Klarheit dargelegt.

Yugo
Yugo
10 Jahre zuvor

Das Verbotsverfahren gegen die NPD läuft doch noch oder ?

Nobby
Nobby
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle, Man stelle sich vor, im Osten hätte Frieden geherrscht, die Nazis hätten ihre ganze militärische Macht gegen die Insel richten können und vor allen den Nahen Osten überrannt.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

@ Nobby Was wollen sie damit sagen? Hat Stalin NS-Deutschland angegriffen, um England zu entlasten? Herr Stalin hat schon im 39 England und Frankreich aufgeforderte Frieden mit Deutschland zu schließen, da es nach der gemeinsamen Aufteilung Polens keinen Grund für die Fortsetzung des Krieges mit Deutschland mehr gäbe.
Im November 40 weilte Herr Molotov in der zukünftigen Welthauptstadt Germania um weiteres Beutemachen zu vereinbaren, man konnte sich aber nicht einigen. Ein Teil dieser Gespräche mussten im Bunker geführt werden, da die RAF ihren Teil zu den Gesprächen beitrug.
Noch im Juni 41 erklärte Herr Molotov, dass Deutschland und die SU gemeinsam viel erreichen können. Wenn etwas unwahrscheinlich war, dann ein Angriff der SU auf Nazideutschland zwecks Entlastung Englands.
Daher verstehe ich ihre Bemerkung nicht.

Freidenker
Freidenker
10 Jahre zuvor

Es ist ein Segen für Europa, dass sich die Lage so entwickelt hat. Thank you, US! Die latente anti-amerikanische Grundstimmung in Deutschland werde ich wohl nie begreifen.

Warum muss man eine verbrecherische Ideologie – die ausserhalb des demokratischen, politischen Diskurses steht – bekämpfen, nur wenn sie national und von rechts kommt?

Yugo
Yugo
10 Jahre zuvor

@#6 | Stefan Laurin: Akut(!) sehe ich die Syrien-Rückkehrer als größere Gefahr an als die deutschen Nazis. Siehe Anschlag in Belgien.

Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Man muss nicht unbedingt mit ihnen diskutieren. Aber wie geht heute vernichten? Totbrüllen? Totboykottieren? Totblockieren?

abraxasrgb
abraxasrgb
10 Jahre zuvor

@ #5 & #6
Danke für die Ergänzungen, die Frage nach den Internationalsozialisten und den religiösen Faschisten hat sich mir auch sofort gestellt. In der Terminologie Eric Voegelins passt der analytische Begriff der „politischen Religion“, deren Heilsversprechen entweder Rasse, Klasse oder richtigen Glauben beinhaltet.

Churchill hat die Gefahr der anderen totalitären Ideologie des 20. Jahrhunderts ja offen(siv) thematisiert …

@ Stefan Ich halte die anderen Gefahren nicht für geringer … ohne die rechtsfaschistoide relativieren zu wollen.

Nobby
Nobby
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle, Stalin hat Deutschland nicht angegriffen. Deutschland hat Polen angegriffen.
Deutschland und die SU haben Polen Aufgeteilt. Es war nicht die erste Teilung Polens!
Ohne den Angriff auf die SU wäre GB aber spätestens mit dem Fall von Afrika in arge Schwierigkeiten gekommen.
Insgesamt sind viele hätte und aber im Spiel. Keiner weis genau, was geschehen wäre.
Gut, das wir jetzt in der BRD leben!

Thomas Siepelmeyer
Thomas Siepelmeyer
10 Jahre zuvor

Ruhrbarone: „Allein in den Wochen nach der Landung in der Normandie starben drei Viertel der Soldaten der vier an der Landung beteiligten US-Divisionen.“

Wo kommt solcher Blödsinn her? Insgesamt gab es auf Seiten der Allierten (United Kingdom, United States, Canada, Free French Forces, Poland, Australia,
Free Belgian Forces, New Zealand, Netherlands, Norway, Free Czechoslovak Forces, Greece) ca. 54.000 Gefallene in der Zeit der Befreiung der Normandie, s.u. (6. Juni bis ca. Mitte Juli 1944).

Schon am D-Day waren mindestens 5 US-Divisionen gelandet worden, weitere dann im Verlauf des Juni.

The total troops, vehicles and supplies landed over the period of the invasion were:

By the end of 11 June (D + 5), 326,547 troops, 54,186 vehicles and 104,428 tons of supplies.
By 30 June (D+24) over 850,000 men, 148,000 vehicles, and 570,000 tons of supplies.
By 4 July one million men had been landed.

davon waren weit über die Hälfte US-Amerikaner. Soll also heißen, dass nach Ihrer historischen Recherche allein bis Mitte Juli mindestens 400.000 US-Amerikaner nur im Abschnitt der Normandie gefallen sind???

https://www.ddaymuseum.co.uk/d-day/d-day-and-the-battle-of-normandy-your-questions-answered

How many Allied and German casualties were there on D-Day, and in the Battle of Normandy?

“Casualties” refers to all losses suffered by the armed forces: killed, wounded, missing in action (meaning that their bodies were not found) and prisoners of war. There is no „official“ casualty figure for D-Day. Under the circumstances, accurate record keeping was very difficult. For example, some troops who were listed as missing may actually have landed in the wrong place, and have rejoined their parent unit only later.

In April and May 1944, the Allied air forces lost nearly 12,000 men and over 2,000 aircraft in operations which paved the way for D-Day.

The Allied casualties figures for D-Day have generally been estimated at 10,000, including 2,500 dead. Broken down by nationality, the usual D-Day casualty figures are approximately 2,,700 British, 946 Canadians, and 6,603 Americans. However recent painstaking research by the US National D-Day Memorial Foundation has achieved a more accurate – and much higher – figure for the Allied personnel who were killed on D-Day. They have recorded the names of individual Allied personnel killed on 6 June 1944 in Operation Overlord, and so far they have verified 2,499 American D-Day fatalities and 1,914 from the other Allied nations, a total of 4,413 dead (much higher than the traditional figure of 2,500 dead). Further research may mean that these numbers will increase slightly in future. The details of this research will in due course be available on the Foundation’s website at http://www.dday.org. This new research means that the casualty figures given for individual units in the next few paragraphs are no doubt inaccurate, and hopefully more accurate figures will one day be calculated.

Casualties on the British beaches were roughly 1,000 on Gold Beach and the same number on Sword Beach. The remainder of the British losses were amongst the airborne troops: some 600 were killed or wounded, and 600 more were missing; 100 glider pilots also became casualties. The losses of 3rd Canadian Division at Juno Beach have been given as 340 killed, 574 wounded and 47 taken prisoner.

The breakdown of US casualties was 1,465 dead, 3,184 wounded, 1,928 missing and 26 captured. Of the total US figure, 2,499 casualties were from the US airborne troops (238 of them being deaths). The casualties at Utah Beach were relatively light: 197, including 60 missing. However, the US 1st and 29th Divisions together suffered around 2,000 casualties at Omaha Beach.

The total German casualties on D-Day are not known, but are estimated as being between 4,000 and 9,000 men.

Naval losses for June 1944 included 24 warships and 35 merchantmen or auxiliaries sunk, and a further 120 vessels damaged.

Over 425,000 Allied and German troops were killed, wounded or went missing during the Battle of Normandy. This figure includes over 209,000 Allied casualties, with nearly 37,000 dead amongst the ground forces and a further 16,714 deaths amongst the Allied air forces. Of the Allied casualties, 83,045 were from 21st Army Group (British, Canadian and Polish ground forces), 125,847 from the US ground forces. The losses of the German forces during the Battle of Normandy can only be estimated. Roughly 200,000 German troops were killed or wounded. The Allies also captured 200,000 prisoners of war (not included in the 425,000 total, above). During the fighting around the Falaise Pocket (August 1944) alone, the Germans suffered losses of around 90,000, including prisoners.

Today, twenty-seven war cemeteries hold the remains of over 110,000 dead from both sides: 77,866 German, 9,386 American, 17,769 British, 5,002 Canadian and 650 Poles.

Between 15,000 and 20,000 French civilians were killed, mainly as a result of Allied bombing. Thousands more fled their homes to escape the fighting.

Thomas Siepelmeyer
Thomas Siepelmeyer
10 Jahre zuvor

weiter in diesem unsäglichen Elaborat:

„Die Landung in der Normandie war der Anfang vom Endes der Nazi-Herrschaft auf dem Kontinent. Innerhalb von elf Monaten wurden die deutschen Truppen vernichtend geschlagen und aus den Ländern, die sie besetzt und geplündert hatten, vertrieben.“

Der Anfang vom Ende oder der Wendepunkt oder was immer Historiker dazu sagen war zweifelsohne die Niederlage der faschistischen Armee vor Stalingrad 1942 / 1943. Der Krieg auf dem ‚Kontinent‘ erstreckte sich schließlich von Brest bis kurz vor Moskau. Die zivilen Verluste der Bevölkerung in Stalingrad allein betrugen ca. 140.000 durch das Bombardemnt der deutschen Luftwaffe zur Vorbereitung der Einnahme der Stadt in der zweiten Hälfte 1942. Im Verlauf der Befreiung der Normandie kamen 20.000 Zivilisten durch die Kämpfe ums Leben.

Am D-Day waren allein 3 SS-Panzerdivisionen auf dem Transport nach Westen oder schon in einer sog. Ruheposition an der belgisch-niederländischen Grenze. Sie waren durch die Angriffe der Roten Armee im Osten entweder fast aufgerieben oder so entscheidend geschwächt, dass sie dort nicht mehr einsetzbar waren.

Im Juli 1944, als die Normandie schließlich befreit war, stand die Rote Armee schließlich schon vor Warschau, dass sie dann nicht den Aufstand der polnischen Heimatarmee am 1. August unterstützt hat, steht auf einem anderen Blatt.

Operation Bagration (russisch Операция Багратион; benannt nach General Pjotr Iwanowitsch Bagration) war der Deckname einer großen Offensive der Roten Armee während des Zweiten Weltkrieges an der deutsch-sowjetischen Front.[1] Sie begann am 22. Juni 1944 mit dem Angriff von vier sowjetischen Fronten gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte mit dem anfänglichen Ziel der Rückeroberung der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Sie weitete sich jedoch bald zu einem umfassenden operativen Erfolg der sowjetischen Truppen aus, die erst Ende August 1944 an der Weichsel, an den Grenzen Ostpreußens und bei Riga vorläufig aufgehalten werden konnten.[A 1]

Die erfolgreiche sowjetische Offensive führte zum vollständigen Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und dem Verlust von 28 Divisionen der Wehrmacht. Sie gilt als die schwerste und verlustreichste Niederlage der deutschen Militärgeschichte. Die während dieser Kämpfe erlittenen Verluste konnte die Wehrmacht nicht mehr ausgleichen.

comment image

Thomas Siepelmeyer
Thomas Siepelmeyer
10 Jahre zuvor

Berichtigung: nicht 54.000, sondern ca. 57.000 allierte Gefallene bis ca. Mitt Juli 1944

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Man kann sie selbst wohl kaum überzeugen, aber man könnte ihnen das Wasser abgraben. Wenn man ihnen aber das Wasser abgraben will, muß man sich nicht mit ihnen selbst beschäftigen, vermutlich nicht mal blockieren, sondern eben mit dem Wasser. Das sind ihre Wähler. M.E. macht das aber kaum jemand gerne. Das Problem dabei ist nämlich, daß man dann Bemerkungen hört, die einen das Blut gefrieren lassen. Das muß man sich dann ohne erkennbare Zornausbrüche anhören und eine Antwort finden, die dem Gegenüber zu denken gibt. Wer das nicht kann, müßte jemanden finden der das kann. Dann muß man diese Leute überzeugen aktiv zu werden. Einen anderen Ratschlag kann ich leider nicht geben.Trotzdem sind solche Gespräche notwendig, denn was bei dem einen oder anderen potenziellen Naziwähler noch unausgereift und diffus formuliert wird, kann man evtl. noch argumentativ bekämpfen. Wenn das nicht geschieht, kriegen die Nazis diese Stimme.

Thomas Siepelmeyer
Thomas Siepelmeyer
10 Jahre zuvor

Man muss kein Historiker sein, nur etwas historisch interessiert und gebildet, um den Blödsinn, den Herr Laurin im Kommentar abläßt, zu konterkarieren – u.a. hiermit, ganz seriöse Quelle, The Guardian vor 10 Jahren 2004 zum 60. Jahrestag der Invasion:

https://www.theguardian.com/world/2004/jun/11/russia.secondworldwar

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Ich finde, daß es der Sache nicht dienen kann, wenn wir hier im Blog versuchen

die Ziele der allierten Siegermächte gegenüber Deutschland, gegenüber den Deutschen aufzuarbeiten

und zugleich auch noch den Versuch starten, d i e Entscheidungschlachten, d i e
kriegsrelevanen Entscheidungen auf deutscher Seite und auf Seiten der Allierten
aufzulisten und zu gewichten.

Wenn ich vom PC aufblicke, sehe ich in meinen Bücherregalen eine Vielzahl einschlägiger und in der Regel „dicker Wälzer“ zu diesen Themen, so daß ich, wie einleitend angemerkt, meine, daß es per bloggen hier bei den Ruhrbaronen nicht gelingen kann, der Sache einigermaßen gerecht zu werden.

Wenn zudem, sh.der Kommentar von Steffan Laurin, diese komplexe Thematik einhergeht mit -naheliegenden-Betrachtungen darüber, ob der „Ungeist, der den Nationalsozialismus ermöglicht und getragen hat“ auch heute noch „unter uns ist“, und zwar über sein Wirken in der NPD und anderen „rechtsextremen Parteien,Verbänden,Vereinigungen“ hinaus, dann sprengt das den für solche Diskussionen hier bei den Ruhrbaronen verfügbaren Rahmen.

-Trotzdem, eine bisher intererssante Diskussion.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Der Anfang vom Ende war die Niederlage im Battle over Britain nach Churchills BLUT, SCHWEIß und TRÄNEN Rede.
Alles andere scheint mir politisch bedingte Geschichtsklitterung. Man muss nur in die entsprechenden „Geschichtsbücxher“ schauen, in denen der Anteil der Alliierten immer zu kurz kommt, stattdessen der schreckliche Preis, den die Sowjetbürger für das verbrecherische Verhalten ihrer Führung zu zahlen hatten, als Beweis dafür genommen wird, dass es die SU war, die diesen Krieg quasi im Alleingang gewonnen hat.
Diese Opferzahlen sind auch der sowjetischen Kriegsführung geschuldet, die keinerlei Rücksicht auf die eigenen Soldaten nahm. Hinter angreifenden Rotarmisten lauerten NKWD-Truppen, die bei Rückzug auf die eigenen Leute schossen. Manche wurden ohne Waffen in den Kampf geschickt mit dem Rat, sich die Waffen eines gefallenen Kameraden zu benutzen.
Jeder Rotarmist, der in Gefangenschaft geriet, war automatisch ein Vaterlandsverräter, laut einem Erlass vom Sommer 41. Da die Stalinisten die Sippenhaftung praktizierten,war dies ein zusätzlicher Ansporn. Schon vorher wurden Familienmitglieder von Deserteuren bestraft, selbst wenn sie davon definitiv nichts wussten und der Deserteur nicht greifbar war. Dieses Gesetz stammt aus der Zeit um 1930
Der erbitterte Kampf um Berlin war vor allem der Tatsache geschuldet, dass Stalin den 1. Mai als Frist für die Eroberung gesetzt hatte, und jeder der beteiligten Marschälle gerne derjenige sein wollte, der Stalin Vollzug melden konnte. Dafür haben die nochmal Zehntausende eigener Soldaten geopfert, statt Berlin zu belagern, in aller Ruhe abzuwarten, bis die drinnen durch dauernden Beschuss und Nachschubmangel aufgeben würden. Es ist mir schon immer unbegreiflich gewesen, dass dieser Aspekt, dieses entsetzlich rücksichtslose und menschenverachtende Umgehen mit den eigenen Leuten nie Thema war und ist.
Patton, der sehr gerne Berlin erobert hätte, bekam von Eisenhower zu hören, dass ihm Berlin nicht das Leben eines einzigen Soldaten wert sei.
Warschau 44 ist ein ganz besonders trübes Kapitel. Stalin verweigerte englischen Kampfflugzeugen, die nach einem Angriff auf Warschau benötigten Flugplätze in den bereits von der RA eroberten Gebieten.

discipulussenecae
discipulussenecae
10 Jahre zuvor

Auch weil es eines meiner Lieblingsthemen in den Kommentaren der RUHRBARONE ist: Stefan Laurin hat Recht, wenn er stets vom Kampf gegen den ‚Nationalsozialismus‘ und gegen die ‚Nazis‘ schreibt und nicht vom Kampf gegen die „faschistischen Armeen“ (#13)!

Daher auch Dank an #19 für die Klarstellung! Neben vielen anderen Aspekten der deutschen und internationalen Politik, werden in der (deutschen) Linken auch die Ereignisse des 2. Weltkrieges immer noch nahezu einseitig aus der Perspektive eines verbissenen, einseitigen und verbohrten Antiamerikanismus‘ beurteilt!

KingGhidorhan
KingGhidorhan
10 Jahre zuvor

#19

Oder anders ausgedrückt und besser zu der These von Laurin passend:

Die Anglosphäre hat den Anfang von Ende der Nazis dadurch bereitet, das sie NIE zu irgendwelchen Kompromissfrieden oder auch nur Verhandlungen bereit waren, sondern immer auf die totale Kapitulation drängten um den Nationalsozialismus den gar auszumachen…

Im Gegensatz zu einen gewissen „Onkel“ Stalin… der selbst nach Barbarossa noch manchmal darüber nachdachte wie man den mit den Deutschen am besten den Kuchen teilen könnte.

Allgemein muss ich aber folgendes anmerken:
Das heimische rechtsradikale Lager ist hier in Deutschland trotz aller Unkenrufe doch noch die Fraktion mit der man am meisten kompromisslos umgeht… also ich hab noch nicht so viele Feuilletons gelesen wo angedeutet wurde das z.B die NSU von der Gesellschaft dazu getrieben wurde und Immigranten sie dazu gedrängt hätten.

Währenden bei Israel und Hamas und co. … nun ich glaub es gäbe noch genügend Durchgeknallte in der Presse die einen Anschlag auf Israel mit Massenvernichtungswaffen als „Recht der Verteidigung“ und „Israel hat ihnen doch keinen andere Wahl gelassen“ verteidigen würden

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Auch andere Staaten hatten so ihre Probleme mit der Vergangenheitsbewältigung, so die uns nicht unbekannte DDR „Diese Vorkommnisse widerspiegeln die ideologische Stoßrichtung des Gegners und seinen Einfluss auf einen Teil der Jugend. Sie tragen antikommunistische, antisowjetische und nationalistische Züge. Bei einem ganzen Teil der Vorkommnisse…..sind ganze Gruppen beteiligt. 40 Schüler waren im Besitz von Liedertexten, die den Faschismus verherrlichten. 47 Kinder von Genossen waren in diese Vorkommnisse verwickelt.“ Bezirksparteikontrollkommission Dresden 1977 Und wer war schuld? Na klar: „Nicht zu unterschätzen sind auch bestimmte Auswirkungen der wesentlich verstärkten Propagandakampagne in der BRD und in Westberlin zur Verherrlichung des deutschen Militarismus und Faschismus.Unter einigen Jugendlichen, vor allem Schülern, zeigen sich Tendenzen der Nachahmung von faschistischen und militaristischen Traditionen bis hin zur Verwendung faschistischer Terminologie und Parolen.“ Erich Mielke, Minister MfS, ebenfalls 77
Zweierlei ist interessant: 1 Die DDR hatte offenbar nicht unerhebliche Probleme mit,nun ja, rechten Jugendlichen, die es offiziell nicht gab. Und sie unterschied hier nicht zwischen Faschismus und NS.
Wir sind ja hier alle schon etwas älter, 77 war „Deutscher Herbst“, nicht unwesentlich von der DDR gefördert, wie wir heute wissen, aber militaristisch-faschistische Tendenzen?
Zitate in Klaus Schroeder DER SED-STAAT, S.730/31 Köln Weimar Wien 2013

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

@ Stefan G.Klimov, ein hoher Offizier der SMAD sagt in seinem Buch BERLINER KREML, dass die SU vielleicht auch ohne Rüstungsgüter und LKW aus den USA die Wehrmacht besiegt hätte, aber ganz gewiss nicht ohne die immensen Lebensmittellieferungen aus den USA. Er schildert, dass die russischen Frauen, Kaffeebohnen mahlten um daraus Brot zu backen!!!Er teilt in diesem Ende der Vierziger geschriebenen lesenswerten Büchleins auch mit, dass es in der Roten Armee 12, in Worten zwölf,unterschiedliche Verpflegungsrationen gab.
Völlig verblüfft stellten er und seine Offizierskollegen fest, dass bei den Yankees Offiziere und Soldaten die gleichen Zigaretten rauchten.
Nach einem Bankett bei den Briten stellte er zu seiner Überraschung fest, dass man seinem Fahrer das drinnen gereichte Essen ans Auto gebracht hatte.

Puck
Puck
10 Jahre zuvor

@Freidenker #5

Vielleicht gibt es diesen latenten (oder offenen) Antiamerikanismus in D ja gerade deshalb, weil es die USA brauchte, um Deutschland zu befreien.

Allerdings: Der Antiamerikanismus in Deutschland ist älter als der 2. WK. Antiamerikanismus gehört in D „zum guten Ton“, seitdem es die USA gibt. Das hängt vielleicht mit dem deutschen Obrigkeitsdenken zu tun, oder der Abneigung gegen Politik und politische Debatten ganz allgemein (schon Heinrich Heine beklagte, daß in Deutschland „das politisch Lied das garstig Lied“ genannt wird und da lag er leider richtig). Da muß es als Affront verstanden werden, wenn sich ein Volksaß befreit und verkündet, die Chose ganz ohne König zu machen, mit Menschenrechten und dem Recht auf Glück (das muß man sich mal vorstellen!). Gut, das hatten die Engländer so ähnlich auch schonmal versucht, aber sind dann 12 Jahre später reuhmütig wieder zur Monarchie zurück gekehrt, wenn auch „nur“ als konstitutionelle. Nein, das in Amerika war schon ein ganz anderes Ding.
Und das allerschlimmste: Sie hatten auch noch Erfolg damit! (Anders als die Franzosen, die sich mit ihrer Revolution einen ehrgeizigen Parvenue eingehandelt hatten, der ganz Europa mit Krieg überzog…)
Blieb nur der Vorwurf der Kulturlosigkeit.
Und gerade die Tatsache, daß sich sehr viele deutsche Kulturschaffende nur retten konnten, indem sie aus der Kulturnation Deutschland flohen und in den ach so kulturlosen USA ein Exil fanden, dürfte den Hass weiter beflügelt haben – besonders weil Deutschland mit dem Auszug eines erheblichen Teils dieser Kulturschaffenden einen kulturellen Aderlaß erlitt, der erst nach Jahrzehnten ausgeheilt war.
Noch nicht einmal die Zerstörung von Dresden konnte man den Amis vorwerfen, das waren bekanntlich die Briten.
Noch nicht mal eine anständige Siegerjustiz konnte man den Amis anhängen. Nein, die schicken Care-Pakete und beschließen den Marshall-Plan!
Es gibt also nix, was man denen nach angemessener Frist großzügig verzeihen könnte.
Und das ist einfach unverzeihlich.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

@ Puck Außerdem unterstützen die USA Israel, da tun wir uns ja auch schwer damit, den Juden Auschwitz zu verzeihen. So kommt eins zum anderen.

Churchill war übrigens in England schon als lästige Randfigur und ewiger Mahner vor jeglichen Zugeständnissen an Hitlerdeutschland quasi in der inneren Emigration ziemlich vereinsamt.

Stephan B.
Stephan B.
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle
„Nicht zu vergessen auch die vielen polnischen Piloten, die sich nach GB durchschlugen und in den britischen Maschinen saßen, die im Battle over Britain einen Sieg von Görings Luftwaffe zu verhindern halfen.“

Wie gut, dass die Polen nicht nachtragend waren:

Als Sitzkrieg, früher auch Seltsamer Krieg (französisch Drôle de guerre – „komischer, seltsamer Krieg“; englisch Phoney War) wird der Zustand an der Westfront des Zweiten Weltkrieges zwischen der Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an das Deutsche Reich am 3. September 1939 infolge des deutschen Angriffs auf Polen und dem Beginn des deutschen Westfeldzugs am 10. Mai 1940 beschrieben, in dem beide Seiten militärisch weitgehend passiv blieben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sitzkrieg

Dieser Sitzkrieg machte nicht nur die englische und französische Kriegserklärung lächerlich, sondern auch ein französisch-britisches Geheimabkommen mit Polen:

Britisch-französische Garantieerklärung
Als britisch-französische Garantieerklärung wird die Erklärung der Regierungen Großbritanniens und Frankreichs vom 31. März 1939 bezeichnet, welche die Unabhängigkeit Polens zum Gegenstand hat. Inhalt war die Versicherung des Beistandes in jeglicher Form, sollte sich eine Situation ergeben, in der Polen zur militärischen Verteidigung seiner Souveränität gezwungen wäre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Britisch-franz%C3%B6sische_Garantieerkl%C3%A4rung

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Der drole de guerre war sicher kein Ruhmesblatt der Alliierten. Er zeigt aber auch, wie es sich dann 40 in aller Deutlichkeit zeigte, dass beide auf einen Landkrieg gegen Deutschland in keinster Weise vorbereitet waren. AUF einem solchen auf die SU schon mal überhaupt nicht, von dem die
deutsche und internationale kommunistischen Propaganda schon seit den 20ern unentwegt warnte, von einem unmittelbar bevorstehenden Überfall Deutschlands, Frankreichs, GBs und der USA auf die SU halluzinierte. Die einzige, die halbwegs vorbereitet war, war die Wehrmacht.
Das gegenwärtige Verhältnis von Polen zu Deutschland gehört für mich nach wie vor zu den großen Mysterien der internationalen Politik. Als am Samstag die deutschen Handballer in Danzig spielten, gab es freundlichen Beifall für die Hymne, auch sonst waren keinerlei Ressentiments zu spüren. Angesichts dessen was Deutsche in Polen verbrochen haben, sehr, wirklich sehr erstaunlich. So, wie die Polen, als sie die Wahl hatten, keinen Augenblick zögerten, Mitglieder in Bündnissen zu werden, in denen die Bundesrepublik keine unwichtige Rolle spielt. Das hatte ich hier schon mal erwähnt.

Alreech
Alreech
10 Jahre zuvor

Warum sollte die Mitgliedschaft der BRD für Polen eine Rolle spielen ?
Die NATO und EU Mitgliedschaft der Polen ist vor allem Ausdruck ihrer Westorientierung, und ihres Sicherheitsbedürfnisses.

Momentan sieht es eher so aus, als ob die BRD sich weigert eine wichtige Rolle in der NATO oder EU zu spielen.
Bei einem Konflikt zwischen Polen oder den Baltischen Ländern und Russland wird Deutschland kaum seinen Bündnispflichten nachkommen, sondern statt dessen versuchen eine neutrale Haltung einzunehmen.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

In ARD-Alpha, bis vor kurzem Bayern-Alpha, läuft z.ZT die britische Serie DIE WELT IM KRIEG aus den 70ern. Nächsten Sonntag um 21.45 Teil 3 von 26. Ich bin gestern beim Zappen reingestolpert und hängengeblieben. Absolut sehenswert!!

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