Wird Karl Lauterbach im Sog von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz Gesundheitsminister?

Olaf Scholz (SPD) scheint der Wahlsieg derzeit kaum noch zu nehmen zu sein. Foto: Roland W. Waniek

An den Gedanken, dass SPD-Kandidat Olaf Scholz mit hoher Wahrscheinlichkeit der nächste Bundeskanzler der Republik werden dürfte, konnte man sich inzwischen ja schon ein stück weit gewöhnen. Und das, obwohl es noch immer sehr kurios erscheint, dass ein Kandidat für bzw. mit seiner Partei die Bundestagswahl 2021 gewinnt, der dazu so wenig aktiv beigetragen hat wie er.

Wird Scholz am Ende tatsächlich Kanzler, dürfte er es zu großen Teilen der Schwäche und den Fehlern der Konkurrenz verdanken. Armin Laschet (CDU/CSU) und Annalena Baerbock haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten einfach zu viele Angriffsflächen erlaubt. Das wurde auch hier im Blog ja schon häufiger diskutiert. Scholz konnte im Windschatten seiner anfangs hoch gehandelten Rivalen, ohne große eigene Verdienste, an seinen Mitbewerbern vorbeiziehen und auch die Umfragewerte seiner Partei mit aus dem Keller hieven. Es reichte bislang weniger falsch zu machen.

Mit aktuell prognostizierten rund 25 Prozent der Wählerstimmen führt, rund zwei Wochen vor der Wahl, kaum noch ein Weg an Scholz und seinen Sozialdemokraten vorbei. Das ist eigentlich schon spannend genug, da in dieser Form noch vor wenigen Wochen völlig unvorstellbar.

Doch es gibt durch diese unerwarteten Gedankenspiele rund um eine mögliche Kanzlerschaft von Olaf Scholz inzwischen zugleich noch bemerkenswertere Spekulationen, die plötzlich ebenfalls durchaus realistisch erscheinen.

Wie wäre es zum Beispiel mit einem Gesundheitsminister Karl Lauterbach?

Gut möglich, dass der SPD-Gesundheitsexperte, dem bisher viele Zeitgenossen vorwarfen, dass er sich für die Tatsache, dass er aktuell ja quasi gar kein wichtiges Amt innehabe, deutlich zu wichtig nehmen würde, bald tatsächlich der Nachfolger von CDU-Mann Jens Spahn wird.

Ein Gedanke, der sicherlich manchem im Lande gar nicht schmecken wird, bisher aber meiner Beobachtung nach noch kaum öffentlich diskutiert wurde.

Der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach war schon in den Zeiten vor der Pandemie ein häufig in Talkshows auftretender Politiker, dem es jedoch stets etwas an Charisma und politischer ‚Macht‘ fehlte. Er war ein Gast aus der sogenannten zweiten oder dritten Reihe.

Mit Beginn der Corona-Pandemie änderte sich das rasch. Lauterbach, der danach gefühlt an keinem Mikrofon vorbeigehen wollte/konnte, schob sich mit seinen Meinungen und Einschätzungen endgültig ins mediale Rampenlicht. Seine Expertise war plötzlich gefragt wie nie, wenn es um die Auswirkungen von Covid-19 auf unsere Gesellschaft ging.

Der Rheinländer etablierte sich rasch als einer der meistdiskutierten Persönlichkeiten in diesem Lande. Die Pandemie beflügelte seine Karriere, wenn man so will. Dabei hat Lauterbach nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nach höherem strebt. So ein Ministeramt, dass könnte er sich für sich in Zukunft schon vorstellen, ließ er ab und an mal in aller Klarheit durchblicken. Auch aktuell sind entsprechende Aussagen von ihm wieder im Netz zu finden. Auf Welt.de wird Lauterbach aktuell mit den Worten zitiert: „Wenn wir gewinnen, werde ich eine Rolle spielen, die ein gewisses Gewicht hat. Ich erwarte keine Belohnung, würde mich aber freuen, in einer Regierung mitspielen zu können.“

Die Chancen, dass Lauterbachs Wunsch schon bald in Erfüllung gehen könnten, sind mit den zuletzt deutlich ansteigenden Umfragewerten von Olaf Scholz und der SPD insgesamt deutlich größer geworden. Ging man bis vor wenigen Wochen in der Öffentlichkeit eigentlich mehrheitlich noch fest davon aus, dass der Unionskandidat, egal ob er denn am Ende Armin Laschet oder Markus Söder heißen würde, am Ende der sichere Sieger beim Rennen um die Kanzlerschaft werden würde, und damit auch die Zukunft von Gesundheitsminister Jens Spahn im Amt recht sicher sein würde, hat sich das mit dem Laschet-Absturz zuletzt massiv geändert.

So aktiv aktuell über zukünftige Regierungskoalitionen spekuliert und theoretisiert wird, so unwahrscheinlich scheint es inzwischen, dass die zukünftige Regierungskoalition unter Unions-Führung gebildet werden wird.

Deutlich wahrscheinlicher erscheint da aktuell doch eine SPD-geführte Ministerriege, in der mit Lauterbach dann ein selten prominenter Experte für das Gesundheitsministerium als zukünftiger Minister zur Verfügung stünde. Und so groß ist die Anzahl der herausragenden, angesehenen Köpfe in der SPD ja auch gar nicht mehr…. Der Name Lauterbach, er kommt einem da ziemlich schnell in den Sinn, wenn man an mögliche SPD-Minister unter einem Kanzler Scholz denkt.

Doch eines ist auch klar: Kaum eine Personalentscheidung eines Kanzlers Scholz wäre zugleich so umstritten, wie ein Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Während dieser große Teile der Bevölkerung zuletzt hinter sich und seiner eher vorsichtigen Handhabung des Pandemiegeschehens wusste, reagierten Millionen von Zeitgenossen genau so heftig regelrecht ‚allergisch‘ auf Auftritte des SPD-Mannes, kritisierten emotional seine in ihren Augen übertriebene ‚Angstmacherei‘ und ‚Wichtigtuerei‘.

Je länger man sich aber einmal mit dem Gedanken an einen zukünftigen Gesundheitsminister Karl Lauterbach beschäftigt, je interessanter wird die Vorstellung. Medial wäre nach seiner Berufung jedenfalls garantiert viel geboten. Und für das Amt wäre er mit Sicherheit auch nicht die schlechteste denkbare Lösung….

 

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Irene Gronegger
3 Jahre zuvor

Was wäre denn konkret gut daran?

Seine Fans sagen gern und oft: "Er hat doch recht." – Die SPD soll aber nicht recht haben, sondern regieren (tut sie ansonsten ja auch). Lauterbach hat zwar kein Amt, arbeitet aber nach eigenen Aussagen immerhin gut mit Spahn zusammen. Warum tritt er dann fast auf wie ein Abgeordneter der Opposition?

Vor der Pandemie sah ich Lauterbach in einer Talkshow, in der er behauptete, Salz verhärte die Gefäße. Das Stichwort "Blut(hoch)druck", das seiner Aussage einen Sinn gegeben hätte, kam überhaupt nicht vor, aber man erfuhr, dass er im Restaurant ggf extra salzfrei kochen lässt. Das wirkte wie ein aksetischer Spleen, schien aber nicht so wichtig.

Mittlerweile frage ich mich aber ernsthaft, ob er einfach eine seltsame Vorliebe für Einschränkungen an sich hat. Ende 2020 schrieb er in der Welt online: "Somit benötigen wir Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung sind." Und ich fürchte, er meint damit weit mehr als das weltweit ohnehin übliche Tempolimit. Als die SPD öffentlich über Hermes-Bürgschaften für den Export von Kohlekraftwerken stritt, hielt sich Lauterbach nämlich komplett raus. Deshalb frage ich mich, ob es ihm vorrangig um den Klimaschutz (oder ein sonstiges Sachthema) geht oder ob er gern Privatleute reglementiert.

Andi
Andi
3 Jahre zuvor

Als Christdemokrat (eingetreten zu Zeiten Kohls) weiß ich gerade nicht so genau wohin mit meiner Zweitstimme. Das Versprechen eines Gesundheitsministers Lauterbach wäre ein durchaus gewichtiges Argument dafür, sie der SPD zu geben.

abraxasrgb
abraxasrgb
3 Jahre zuvor

Echt jetzt? Klabauterbach? Die Coronoia-Nervensäge im Nerd-Kostüm einer Aushilfs-Kassandra? C´mon … ich glaube, ich wähle alleine schon deshalb taktisch die CDU 😉

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[…] im Gegenteil: Würde zum Beispiel SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zum Nachfolger im Gesundheitsministerium ernannt, es könnte sich sogar ein noch vorsichtiger, um nicht zu sagen ‚strengerer‘ Umgang mit […]

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[…] die von Anfang an vorsichtig mit der Pandemie umgegangen sind und dem vorgeschlagenen Kurs von etwa Karl Lauterbach oder  meinetwegen auch Markus Söder inhaltlich gut folgen […]

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[…] das Amt des Gesundheitsministers wird seit Monaten über die Person von Karl Lauterbach diskutiert. Und egal wie man persönlich zu seiner Person steht, dass Lauterbach grundsätzlich sehr gut […]

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[…] Lauterbach wurde diese Ehre zuletzt sogar mehrfach zu Teil. Dies zeigt schon, dass der heute von Olaf Scholz vorgestellte zukünftige Bundesgesundheitsminister vor einer besonderen Herausforderung […]

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