Eine ganze Bewegung versucht seit Jahren unter Schlagworten wie Degrowth oder Postwachstumsökonomie, Wirtschaftswachstum zu verteufeln. Eine Studie zeigt nun, dass Wirtschaftswachstum gut für die Demokratie ist.
Ob taz-Redakteurin Ulrike Herrmann, der Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech oder sein Kollege Helge Peukert: Sie alle forderten ein Ende des Wirtschaftswachstums und begründeten das mit dem Klimawandel. Meistens diente der als Anlass, dem ebenso verhassten wie erfolgreichen Kapitalismus den Garaus zu machen.
Doch Postwachstumsökonomie würde nicht nur den Kapitalismus zerstören, sondern auch die Demokratie. Ein Arbeitspapier des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel kommt zu dem Schluss: „Unerwartete Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beeinflussen ebenfalls die Zustimmung zu populistischen und extremistischen Parteien. Ein plötzlicher Einbruch erhöht den Zulauf, positive Überraschungen verringern ihn: Fällt das Wachstum um einen Prozentpunkt höher aus als erwartet, sinkt der Stimmenanteil radikaler Parteien um etwa 0,25 Punkte.“ Wer AfD und BSW fördern will, sollte auf Postwachstumsökonomie setzen, wem die Demokratie am Herzen liegt, auf Wirtschaftswachstum.
Die Menschen schätzen es nicht, wenn sie ärmer werden. Und so ist auch die Inflation ein Extremisten-Booster. Wer sich den Einkauf im Supermarkt nicht mehr leisten kann, ist nach Erkenntnissen des IfW für die Parolen der Feinde der offenen Gesellschaft leichter zu begeistern: „Unsere Forschung hilft, Trumps Wahlerfolg ebenso wie den Zulauf zu Populisten in Deutschland besser zu verstehen. Extreme Parteien profitieren, wenn die Preissteigerungen höher ausfallen als erwartet und Arbeitnehmer und andere Wirtschaftsakteure keine Möglichkeit hatten, sich durch angemessene Lohnerhöhungen auf die Inflation vorzubereiten“, sagt Jonathan Federle, Wissenschaftler am IfW Kiel und Mitautor der Studie.
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