Mit Frances Arnold gewinnt heute erstmals eine weiße US-Amerikanerin einen Nobelpreis, in ihrem Fall denjenigen für Chemie. Auch eine andere Wissenschaftlerin, Donna Strickland, gewann heute einen Nobelpreis. Eine weitere Wissenschaftlerin, Friederike Seyfried, würdigt mit einem sehr persönlichen Gastbeitrag dieses Ereignis.
Irgendwann in den späten 90gern spielte ich mit meiner damaligen besten Freundin und jede Menge anderer Mädchen ein Gesellschaftsspiel, dessen Namen ich vergessen habe. Die Grundidee war jedoch die „Kennt dich deine beste Freundin wirklich?“ und das wurde so getestet, indem die eine Freundin geheim eine Frage beantworten musste und die andere Freundinnen raten mussten, wie Erstere die Frage beantwortet hatte. Eine Frage war „Was will Rike lieber gewinnen? Einen Nobelpreis, einen Oscar oder eine olympische Goldmedaille?“
Die Goldmedaille schied ganz klar, aus aber die Entscheidung zwischen Nobelpreis und Oscar war gar nicht so leicht. Für was ich und meine beste Freundin sich letztendlich entschieden, weiß ich nicht, aber ich erinnere mich noch dass ich dachte „Ich will beides, wieso ist die Frage so blöd“?
Heute fand in Schweden nun die Verleihungszeremonie des Nobelpreises statt. Die Preisträger wurden schon im Herbst verkündigt, aber heute erhielten sie den Preis vom schwedischen König Karl Gustav – im Internet live zu verfolgen. Nach einem eher frustrierenden Tag Arbeit an meiner Doktorarbeit schaltete ich auch ein, denn – so dachte ich – Kronprinzessin Viktoria würde sicher ein schönes Kleid und eine diamantenübersähte Tiara tragen. Dieses Jahr erhielten auch zwei Frauen einen Nobelpreis: Donna Strickland (University of Waterloo CA) für ihre Arbeit im Bereich Laserphysik (zusammen mit Gérard Mourou und Arthur Ashkin) und Frances Arnold (Caltech) in Chemie für ihre Arbeit mit Enzymen als Katalysatoren bei Bio-Treibstoff. Strickland ist die 3. Arnold die 5. Frau in ihrem Gebiet, die einen Nobelpreis erhielten. Diese beiden Frauen zu sehen, wie sie ihre Nobelpreise bekamen, heiterte mich mehr auf als die Connaught Tiara es wohl gekonnt hätte.
Warum weiß ich selbst nicht ganz genau, aber wenn ich meiner Freude darüber nachspüre, sind mir diese Gedanken gekommen: Wissenschaft ist oft frustrierend und besteht überhaupt nicht daraus auf Galas zu gehen – aber es ist schön zu wissen dass jedes Jahr Menschen dafür gewürdigt werden, dass sie immer und immer wieder Dinge versucht haben, nicht aufgegeben haben und neue Wege gegangen sind. Zu hören. wie sie dafür gewürdigt werden, was sie geleistet, entdeckt und erforscht haben und dass die schwedischen Royals ihre Krönchen nicht nur für andere Staatsoberhäupter aus der Schatzkammer holen sondern auch einmal jedes Jahr für die Wissenschaft.
Es freut mich außerdem immer, wenn Frauen für ihre Forschung gewürdigt werden. Frauen in den Naturwissenschaften ist immer noch etwas wovon Leute, die selbst Jura studiert haben gerne mehr sehen würden denn aus allen möglichen Gründen gibt es immer noch weniger davon. Das ist ja auch beim Nobelpreis nicht anders. Dieses Jahr gab es also gleich 2 Nobelpreisträgerinnen und das macht mir Mut und vermittelt mir ein Gefühl an meinem Platz willkommen und richtig zu sein – vor allem wenn Donna Strickland dann auch eine doppelreihige Perlenkette und eine kleine Brosche in ihrer Frisur trägt und Frances Arnold ein wunderbares blaues Kleid. Oder mein absolutes Nobelpreis Fashion Highlight : May-Britt Moser und ihr Neuronenkleid – Neuronen sind einfach schön.
Es gibt Menschen die glauben, ein Interesse an so etwas albernen wie Mode und an etwas so seriösem wie Wissenschaft würde sich schon an sich ausschließen und alle Wissenschaftlerinnen müssten aussehen wie Angela Merkel ca 1997. Ich gehöre nicht dazu.Ich schaue die Nobelpreisverleihung, weil ich sehen will was für Schmuck dieses Jahr getragen wird und welche Wissenschaftler geehrt werden und weil Schwedisch schön klingt und die Musik auch gut ist.
Ich werde höchstwahrscheinlich weder einen Oscar noch einen Nobelpreis gewinnen, aber es ist schön zu wissen, dass es beides gibt und beides im Winter live übertragen wird.
Friederike Seyfried ist bald fertige Kognitive Neurowissenschaftlerin, bereits jetzt Nagellackbloggerin und bald Dr. rer. nat.
Ich kenne eigentlich recht viele Frauen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Die haben sich bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen ohne viel make-up, oft in jeans durch ihre Arbeitswelt bewegt.
Und das hat ihnen, aus meiner Sicht jedenfalls, sehr gut gestanden.
Zu Feierlichkeiten haben die sich dann aber meist auch gestylt. Die haben dann immer noch gut ausgesehen. Ich glaube, daß sich selbst Männer stylen, wenn sie den Nobelpreis empfangen. Für so einen Zweck bietet sich das an. Ist doch logisch und zweckmäßig.
Aber einen Gedanken der Autorin finde ich nachdenkenswert:
"Frauen in den Naturwissenschaften ist immer noch etwas wovon Leute, die selbst Jura studiert haben gerne mehr sehen würden denn aus allen möglichen Gründen gibt es immer noch weniger davon. Das ist ja auch beim Nobelpreis nicht anders."
Das ist mir im Laufe der Jahre auch aufgefallen und habe mich gefragt, warum dann diese Juristinnen sich selber nicht der Mühe unterzogen haben, Physik oder Chemie zu studieren. Das Studium läßt den Studierenden allerdings wenig freie Zeit. Die Studentinnen, die man im Mensagebäude sieht, z.B. in der Cafeteria, sind so gut wie nie Chemikerinnen oder Physikerinnen. Und in den Semesterferien finden Praktika statt. Wer das auf sich nimmt, obwohl leichtere, bzw. weniger arbeitsintensive Studiengänge gewählt werden können, muß schon hart im Nehmen sein.
Andererseits werden Frauen in den Ingenieursfächern, wo sie extrem selten sind, immer von einem größerem "Gefolge" männlicher Studenten umringt. Und das, obwohl sie sich überhaupt nicht schminken müssen. Die sind konkurrenzlos.
Der Nobelpreis ist die höchste Auszeichnung in vielen Fachbereichen. Er wird in Schweden vergeben. Warum soll das Königshaus nicht vertreten sein. So viel hat Schweden auch nicht zu bieten.
Ich verstehe den Hintergrund des Artikels nicht. Ok, eine persönliche Haltung, die aber natürlich sehr individuell ist.
Wissenschaftlerinnen gibt es seit Ewigkeiten. Sie waren auch schon früh erfolgreich. Natürlich kommt jetzt der Hinweis auf die Curies.
Wissenschaft ist seit Jahren im Regelfall keine Ein-Personen-Show mehr. Große Erfolge haben im Regelfall mit viel Geld und großen Teams zu tun. Dafür ist natürlich Organisationstalent erforderlich. Geldgeber müssen auch gefunden werden. Dann muss man noch Werbung für die eigene Sache organisieren, damit der Nobelpreis auch in die richtige Richtung geht. Natürlich ist es dann auch erforderlich, ein Outfit für die Gelegenheit zu finden. Das gilt für Männer und Frauen. Wenn die Chancen für die Förderantrag bei einer Frau höher ist, wird sie genommen. Der stille introvertierte Forscher wird eher im Hintergrund arbeiten als der "Verkäufer" im Team.
Der medienerfahrene charismatische Chefarzt, der aber Probleme mit dem Operieren hat, ist immer wieder Bestandteil vieler Serien, und natürlich braucht ein Arzt einen weißen Kittel.
Selbst Physiker oder Schachspieler sind heute in den Medien. Physiker wie Brian Cox haben auch Bühnenshows und sind internationale Stars. Dabei wird natürlich immer ein Image produziert. Warum zeigt sich bspw. Astro Alex im Captain Future Shirt?
https://www.youtube.com/watch?v=rCQEzgtWv-E
Der Skandal um den Literaturnobelpreis zeigt auch, was so alles im Hintergrund einer Vergabe passiert.
Wir leben in einer Medienwelt, und der Nobelpreis ist höchste Politik.