Wo kommen wir her? „Vom Rhein – das heißt: vom Abendland.“

Originalgetreue Nachbildung eines Reliefs einer Spolie, die dem Prätorium des Legionslagers zugeordnet wird. Foto: Martin Bahmann Lizenz: CC BY-SA 3.0
Originalgetreue Nachbildung eines Reliefs einer Spolie, die dem Prätorium des Legionslagers zugeordnet wird. (Ausschnitt) Foto: Martin Bahmann Lizenz: CC BY-SA 3.0


Dass Menschen über Generationen an einem Ort leben, ist eine Ausnahme. Bei fast allen von uns kann man das mit einem einfachen Blick in die Familiengeschichte erkennen. Nur drei Generationen zurück bis zu den Urgoßeltern – das Wissen um deren Geschichte ist in den meisten Familien noch vorhanden – und wir erkennen, dass wir selbst von Zugewanderten abstammen, wenn wir nicht schon selbst unseren Wohnort mehrfach gewechselt haben. Vielleicht sind Eure  Vorfahren ja vom  Land in die Stadt gewandert, von Pommern ins Ruhrgebiet oder von Nordhessen nach Frankfurt.  Bei viele werden auch Wurzeln in der Türkei haben, in Griechenland oder Spanien. oder Wurzeln in Italien, Polen und Bayern. Wir sammeln diese Wanderungsgeschichten und veröffentlichen sie.

Migration ist nicht die Ausnahme, sie ist die Regel. Wir müssen uns alle nur daran erinnern. Helft uns dabei mit. Schickt Eure Geschichte – gerne mit Foto an info@ruhrbarone.de

„Vom Rhein – das heißt: vom Abendland.“

Die Stadt aus der ich komme liegt am Rhein -> Mainz. Gegründet von Römern. Die Legionäre die damals in Moguntiacum waren, kamen teilweise aus dem heutigen Äthiopien/Eritrea. Die Vandalen zogen durch, die Franzosen hatten die Stadt mehrmals besetzt, die Schweden waren auch mal ein paar Wochen dort. Nach WK 1 waren es franz. Soldaten aus Marokko nach WK 2 die Amerikaner. Dann kamen die „Gastarbeiter“ und seit 1989 die Ossis. Die Familien meiner Eltern stammen ürsprünglich aus dem Raum Würzburg und aus Nidda in Hessen. Kennengelernt haben sie sich in Mainz. Dort bin ihc geboren und habe lange dort gelebt. In meine Familie haben Menschen aus dem Iran und Frankreich eingeheiratet, dadurch habe ich nun auch Verwandte in Kanada, Iran, Irak, Afghanistan, Pakistan. (Wo es die Schah-Flüchtlinge eben hingetrieben hat…) Nun wohne ich in Essen…

Und überhaupt: Was hätte alles passieren können? So – stammbaummäßig betrachtet…

Der Schriftsteller Carl Zuckmayer schrieb mal in dem Drama „Des Teufels General“ folgendes:

Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und – und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland.

Was folgt daraus? Ich bin Mensch. Das ist manchmal schwierig genug. Da mache ich mir keine Gedanken evtl. ein „guter Deutscher“ zu sein.

Max Adelmann

Mehr zu dem Thema:

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Haribo
Haribo
9 Jahre zuvor

Also genau wie heute, es kamen nur Männer.

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