Wohin mit der Studentenflut?

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Notlösung wird zum Erfolgskonzept. Von unserer Gastautorin Ariane Rogge. 

Dafür wurde es auch Zeit: Das jüngste Wohnheim baute das Studentenwerk 1995 an der Emil-Figge-Straße. Und noch im Jahr 2011 wurden 100 Wohneinheiten im Roncalli-Haus in teure Eigentumswohnungen umgewandelt. Kein Wunder, dass die 2.646 Wohnheimplätze in Dortmund heiß begehrt sind: Die Mieten sind mit Preisen ab 166 € (warm) günstig. Die bereits möblierten Zimmer verfügen über Internet, und die Uni ist schnell zu erreichen. Über 2.000 Interessenten stehen derzeit auf der Warteliste. Im Schnitt dauert es ein halbes Jahr, bis sie einziehen können. Um diese Zeit zu verkürzen, wird seit Sommer eine neue Wohnanlage mit 128 Plätzen gebaut. 8,5 Mio. € nimmt das Studentenwerk dafür in die Hand. In einem Jahr sollen die ersten Studenten einziehen. Ausreichen werden die neuen Plätze aber wohl nicht: Wenn im Wintersemester 2013/14 der doppelte Abiturjahrgang an die Unis strömt, dürfte die Warteliste noch sehr viel länger werden. Günstige Wohnmöglichkeiten für Studierende könnten auch über die vermehrte Anmietung von Bestandswohnungen durch das Studentenwerk bereitgestellt werden. Nach Auskunft des Studentenwerkes ist dies jedoch aktuell nicht geplant.

Notlösung

Auch wenn in Dortmund – anders als in Köln oder Münster – noch Wohnungen frei sind, sind sie für Studenten nicht ideal. Von Asseln aus, wo es noch Leerstände gibt, braucht man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens 45 Minuten bis zur TU und muss auf der Strecke bis zu zweimal umsteigen.

Ein Problem ist die Wohnungssuche auch für die internationalen Studierenden. 150 wissensdurstige junge Menschen aus dem Ausland haben sich in diesem Winter für einen der sechs englischsprachigen Master an der TU eingeschrieben. Eine Wohnheimplatz-

Garantie bekamen sie nicht. „Diese jungen Leute kommen in den meisten Fällen direkt aus ihren Heimatländern zu uns“, erläutert Dana Jacob, Referat Internationales der TU Dortmund. „Gerade sie, die nur für kurze Zeit in der Stadt bleiben, sind auf möblierte Zimmer und Wohnungen angewiesen. Und die gibt es auf dem freien Markt nur selten gibt. Außerdem erschweren ihnen mangelnde Deutschkenntnisse die Wohnungssuche.“

„Man hat sich zu wenig darum gekümmert, dass es bereits jetzt Wohnungsengpässe geben könnte – obwohl die Prognosen das vorhergesagt haben“, so Jascha Stümmler, AStA TU Dortmund, Bereich Soziales. „Man war viel zu sehr auf den Doppelabiturjahrgang fixiert, sodass man andere Problematiken total aus dem Auge verloren hat.“ Das Nachsehen haben aktuell Studierende und eben auch jene, die aus dem Ausland zuziehen wollen.

Deshalb suchte die TU im Spätsommer Menschen in Dortmund, die Studierenden aus dem Ausland für die Startphase des Studiums ein möbliertes Zimmer vermieten. So bekamen die Neu-ankömmlinge die Chance, in Ruhe nach einer dauerhaften Bleibe zu suchen. „Die Aktion war erfolgreich“, freut sich Dana Jacob. Viele Bürger meldeten sich, um zu helfen.

So auch Anja Möllmann. „Als ich den Aufruf in der Zeitung las, habe ich nicht lange überlegt“, sagt sie. Zum Glück. Auch Shahab Farazandemehr hätte bis Februar auf einen Wohnheimplatz warten müssen. Nun lebt der Iraner als weiteres Familienmitglied im Möllmann-Haushalt. Für die beiden 11- und 13-jährigen Kinder ist er ein neuer großer Bruder geworden. „Ich wasche und koche für ihn, und am Wochenende frühstücken wir alle gemeinsam, da hat er es, glaub ich, schon ganz gut bei uns“, lacht Anja Möllmann. „Natürlich vermisse ich meine Familie, und es ist viel kälter hier als in Teheran, aber bisher habe ich es nicht bereut hergekommen zu sein“, so der Neu-Dortmunder. „Immerhin wurde ich so herzlich aufgenommen.“

Voneinander lernen

Für seinen Master wollte Shahab Farazandemehr ins Ausland gehen. Nach Gesprächen mit Freunden, die auch in Dortmund studieren, entschied sich der 23-Jährige für den Studiengang Process Systems Engineering an der TU. Zwei Jahre lang wird er dafür in Dortmund bleiben – wenn er mag, im Haus der Möllmanns, die in Uninähe wohnen. „Wir verstehen uns so gut, er darf bleiben, solange er möchte. Immerhin lernen wir ja auch von ihm“, so Anja Möllmann. Während sie ihrem Sohn auf Zeit die ersten Brocken Deutsch beibringt, bekommt die Familie über Gespräche und persisches Essen Einblick in seine Kultur. „Das war uns wichtig“, so die dreifache Mutter. „In Deutschland wird so schnell über fremde Kulturen geurteilt, ohne dass die Menschen das nötige Hintergrundwissen haben. Das bekommen wir jetzt aus erster Hand.“

Soziales Engagement

Eine weitere Alternative zum Studentenwohnheim wurde von der Initiative

Borsig11 e.V. ins Leben gerufen. Im Rahmen des Förderprogramms „Wohnprojekt Borsig11“ können Studierende aller Fachrichtungen und Nationalitäten zu günstigen Mietpreisen in studentengerechten Wohnungen am Borsigplatz wohnen, wenn sie sich sozial in Projekten zum Thema interkultureller Austausch, kreative Stadtentwicklung oder gesellschaftliche Beteiligung engagieren. Soziales Engagement für günstigen Wohnraum – unkonventionelle Wohnkonzepte wie dieses werden in Zeiten, in denen der Wohnraum immer knapper wird, dringend gebraucht.  (ari/ra)

Der Artikel erschien in ähnlicher Form bereits in der Mitgliederzeitschrift des Mietervereins Dortmund.

Umgebung e.V.

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Thorsten
Thorsten
11 Jahre zuvor

Macht doch mal die hartcodierten Zeilenumbrüche da weg. Word is doof. Copy and Paste.

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor
Reply to  Thorsten

@Thorsten: Schon geändert 🙂 Das Problem war übrigens nicht Word sondern das Kopieren aus Google-Docs.

Frank aus Dortmund
Frank aus Dortmund
11 Jahre zuvor

Es ist sicherlich gut und richtig, dass hier auf die schlimme Wonungssituation von Studierenden hingewiesen wird. Gute Studienbedingungen sind sicherlich eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium. Warum aber leerstehende Wohnungen in Asseln keine Lösung des Problems sein sollen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Fahrzeit von Asseln-Mitte zur Uni Dortmund dauert mit der S-Bahn nicht wie angegeben 45 Minuten, sondern 27 Minuten. Das das sind Fahrzeiten, die heute jedem Arbeitnehmer zugemutet werden. Studierende sind junge Menschen, denen vielleicht auch das Umsteigen mal zugemutet werden kann.

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