Verzögerungen bei Bauvorhaben kennt grundsätzlich natürlich jeder von uns. Besonders ärgerlich sind sie immer dann, wenn sie nicht nur das eigene Portemonnaie, beispielsweise in Form von unnötig ausgegebenen Steuergeldern betreffen, sondern auch zusätzlich auf das tägliche Leben direkte, negative Auswirkungen haben.
Über einen ziemlich krassen Fall dieser unsäglichen Reihe von ‚Pleiten Pech und Pannen‘ regen sich in diesen Wochen und Monate tausende Bürger im Kreis Recklinghausen auf. Ein zunächst auf wenige Wochen begrenztes, relativ kleines Projekt des Wasser- und Schiffahrtsamtes Duisburg (WSA), nämlich die Erneuerung der Brücke direkt vor dem Schiffshebewerk in Waltrop bzw. Henrichenburg, wird gerade zu einer Art unendlichen Geschichte. Ausgang noch immer offen. Und das, obwohl die Brücke ursprünglich eigentlich schon seit dem vergangenen Herbst hätte wieder nutzbar sein sollen.
Lange Zeit war das Schiffshebewerk für den Straßenverkehr nur noch einspurig passierbar. Die Brücke über den Kanal wurde aufgrund mangelhafter Wartung mit den Anforderungen nicht mehr fertig, musste dringend entlastet werden um die Sicherheit nicht akut zu gefährden. Eine Ampelschaltung begrenzte fortan die Gewichtsbelastung für die alte, marode Brücke über etliche Jahre hinweg.
Entsprechend groß war daher zunächst die Erleichterung bei allen Betroffenen, als im vergangenen Sommer endlich mit dem Bau der neuen Brücke begonnen wurde. Doch das Ganze entwickelte sich ziemlich schnell zum absoluten Albtraum.
Der vorgegebene Termin zur Wiederfreigabe für den Straßenverkehr im Herbst konnte nämlich nicht gehalten werden. Mehrfach wurde er verschoben. Die vorgefertigte neue Brücke passte einfach nicht richtig zusammen. Große Baumängel traten auf.
Ein intensiver Streit zwischen der Baufirma und dem zuständigen Wasserschifffahrtsamt in Duisburg um die Verantwortung und die Zusatzkosten begann. Man kennt das. Noch immer ist kein endgültiger Eröffnungstermin bekannt. Und das, obwohl das Drama in diesen Tagen bereits seinen Jahrestag feiert.
Sehr zum Leidwesen von Tausenden, die die Stelle am Übergang zwischen Waltrop und Datteln tagtäglich passieren müssten, seit einem Jahr aber eben nicht mehr auf dem direkten Weg können. Betroffen sind auch einige Unternehmen am Straßenrand rund um das Hebewerk, die durch die gesperrte Straße jetzt quasi von der Hälfte ihrer gewohnten Außenwelt weitestgehend abgeschnitten sind, oder auch den vobeipendelnden Teil ihrer Kundschaft vermissen.
Jetzt regt sich zum bevorstehenden ersten Jahrestag erstmals öffentlicher Widerstand. Am kommenden Samstag lädt ein lokales Aktionsbündnis spontan zum ‚Brückentag‘, will seine Interessen den Ausführenden einmal mit Macht und nachdrücklich in Erinnerung bringen.
Im entsprechenden Aufruf heißt es:
„Am kommenden Wochenende jährt sich die Sperrung der Hebewerk Brücke . Alles Gute zum 1. Geburtstag? Nein in diesem Fall möchten wir nicht Gratulieren, sondern diesen Jahrestag nutzen um diese groteske Situation noch einmal in die Köpfe der Verantwortlichen zu tragen.“
Dabei machen die Organisatoren aus ihrem inzwischen großen Unmut kein Geheimnis: „Diese Situation ist nicht nur ärgerlich,sondern auch absolut nicht nachvollziehbar. Es handelt sich doch hierbei um ein relativ überschaubares Bauvorhaben.“
Dementsprechend will man den Verantwortlichen am kommenden Samstag zeigen, wie unzufrieden viele Bürger mit den Leistungen der Ausführenden ist.
„Ab 15 Uhr … möchten wir aufzeigen wie viele Einschränkungen die Bürger seit nunmehr einem Jahr über sich ergehen lassen müssen.“
Wann? Samstag, 04. August 2018, ab 15 Uhr
Wo? Vor der Gaststätte ‚Zur Schwarzen Kuhle‘, Recklinghäuser Straße 237, 45731 Waltrop
Ich dachte, seit dieser Meldung würde es schneller gehen mit den Reparaturen.
http://www.faz.net/aktuell/politik/infrastruktur-ist-die-achillesferse-der-nato-15292734.html
Die Nato kommt nicht schnell genug nach Litauen. Aber andererseits hindern kaputte Brücken auch den Russen auf sem Weg zum Atlantik. Schlamperei hat doch irgendwie etwas Gutes.
Naja, der Kaiser hat den Kanal in 7 Jahren gebaut. Die Zeit brauchen wir heute mit moderner Technik für jede kleine Brücke :-). Als die Ellinghauser Kanalbrücke ersetzt werden musste, dauert dies auch viele Jahre.
So sieht Fortschritt aus.
Es ist gut, dass die Bevölkerung demonstriert. Die Bauzeiten sind einfach nicht nachvollziehbar. Aktuell wird ja auch die A2 in Richtung Hamm wieder mit einer Baustelle verengt, nachdem erst über lange Zeit die Fahrbahn der noch relativ neuen Autobahn erneuert wurde.
@ke: Wobei der konkrete Fall wirklich krass ist. Von ursprünglich geplanten rund drei Monaten jetzt schon auf deutlich über ein Jahr. Ende offen. Und das für eine seit Jahrzehnten für die Region wichtige Straße, über die tausende Leute tagtäglich fahren müssten, jetzt aber schon so viel länger große Umwege in Kauf nehmen müssen. Sowas darf einfach nicht passieren. Zum Glück bin ich da nicht direkt betroffen. Würde mich ansonsten wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben. 😉
Dieses Desaster zeigt starke Parallelen zur verkehrstechnisch wichtigen Pontonbrücke in Bochum-Dahlhausen, wo ebenfalls eine Menge Bürger über ein Jahr kilometerlange Umwege in Kauf nehmen mussten, dann in einen "Fahrversuch" getrieben wurden, der kläglich an der Dummheit von Verkehrsteilnehmern, der Spießbürgerei der beteiligten und angrenzenden Stadtteile unterschiedlicher Kommunen und letztlich an der Arbeitsbeschaffungs-Mentalität beteiligter Verwaltungen und Ämter scheiterte. "Posse" ist als Begriff dafür nur verniedlichend, "Behördenirrsinn" viel treffender.
https://www.waz.de/staedte/bochum/stadtspitzen-wollen-loesung-fuer-gesperrte-pontonbruecke-id213908847.html
[…] im vergangenen Sommer habe ich hier im Blog von der harmlos erscheinenden Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal erzählt, […]
[…] nach einem ganzen Jahr noch nicht zur Verfügung stand, ‚feierte‘ die betroffenen Anwohner im Sommer 2018 sarkastisch ein […]
[…] und feierten beim ersten Jahrestag des Ärgernisses ein ‚Brückenfest‘, über das auch wir hier im Blog damals ebenfalls […]
[…] Nummer wurden am Ende aber, wie so häufig, nicht die dafür Verantwortlichen, sondern die betroffenen Bürger. Statt nur für die Dauer der Sommerferien 2017, musste sie letztendlich über drei Jahre lang […]