Aufsehenerregende archäologische Grabungen rücken endlich eine – zu Unrecht in Vergessenheit geratene – frühe Hochkultur ins öffentliche Bewußtsein: das Imperium Ruhrmanum, oft fälschlich übersetzt als „das rührende Reich“ oder, schlimmer noch, „das Ruhetag-Reich“.
Montage: Römerpark Xanten
Die teilweise sensationellen Fundstücke – darunter gut erhaltene Scherben des berühmten Manta-Tellers – beleuchten noch einmal die Geschichte der Kaiser unter Tage.Der eigenen Mythologie zufolge erschuf Gott die erste Stadt und lockte dann mit dem Ruf „Essen ist fertig!“ die ersten Bewohner herbei. Noch heute werden unter Historikern hitzige Debatten geführt, welche Stadt gemeint sein könnte. Tatsächlich aber entstanden die ersten Siedlungen ca. 1000 vor Christus, möglicherweise etwas später. Genauere zeitliche Eingrenzungen sind in dieser Epoche insgesamt eher schwierig, weil damals angeblich die Ruhr immer nachgegangen sein soll.
Jedenfalls begannen die Ruhrer eine rege Expansion, vermutlich nicht aus edlen zivilisatorischen Motiven, sondern einfach, weil sie Kohle machen wollten. Einige Ortschaften entstanden auch aus mönchischer Missionierungsarbeit, etwa Dortmund, welches von einem Mönchsorden mit Schweigegelübde ursprünglich als Dort-Mund-halten gegründet worden war. Andere Ortsnamen lassen sich mit dem seltsamen Dialekt der Menschen erklären, beispielsweise: „Du bist der Gelsen, auf den ich meine Kirche baue“ – ein Schalker, wer Böses dabei denkt.
Politisch unterteilten die Ruhrer die Welt in ihr eigenes Reich, das Imperium, und das Land drumrum, das Vormperium, wobei dessen Bewohner zumeist eher herablassend betrachtet wurden. So kennt das teilweise recht drakonische Gesetzbuch das Vergehen der Blödheit und sah als Strafe vor, die Unglücklichen „westphälen“ zu lassen.
Der Tag dieses fleißigen Völkchens begann bei Sonnenaufgang, „wenn der Bierhahn kräht“, und währte bis in die Abendstunden zum Anzapfenstreich. Dennoch schaltet das Reich nach einem rasanten Aufstieg einen Gang zurück, und zwar in den Niedergang: Der früher so begehrte Stahl verkam wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit immer mehr zum Dieb-Stahl, und irgendwann waren die benachbarten Völker nicht mehr bereit, die Zeche zu bezahlen, weshalb eine nach der anderen geschlossen wurde. Das Imperium Ruhrmanum erlischt unter seinem letzten Kaiser „Marl dem Großen“, und bis heute behaupten viele Menschen, für seinen Ur-Henkel zu arbeiten.
1852: Der Bürgermeister von Hiernase nennt die Stadt um in Dortmund.
(aus: MAD, irgendwann in den achtzigern)
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