Wird #Meetoo endgültig zum Werbegag für ambitionierte Autorinnen? Wie viel Empörung hat die präsidiale Hand an der Hüfte verdient? Ein Kommentar unserer Gastautorin Anastasia Iosseliani.
Liebe Ladies und Fellas,
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich finde es bewundernswert, was Zana Ramadani, welche nun wirklich die besten Startbedingungen gehabt hat, aus ihrem Leben gemacht hat. Aber irgendwo hat meine Bewunderung Grenzen. Diese Grenzen sind erreicht, wenn man, nur um ein Buch zu verkaufen, einem (Ex-)Bundespräsidenten sexistisches Verhalten vorwirft, weil dieser einen flotten Spruch macht und Frau Ramadani, für ein Gruppenfoto, an der Hüfte berührt.
Damit verhält sich Frau Ramadani nicht anders als all die religiösen Fanatiker, die sie seit ihrer Zeit bei FEMEN so häufig und berechtigt kritisiert hat. Wenn man anfängt einfachste soziale Interaktionen zu Sexismus hochzustilisieren, hilft man tatsächlichen Opfern von Sexismus nicht und vertieft nur den Graben zwischen Männern und Frauen Gleichzeitig spielt man so den Fanatikern in die Hände, welche eine puritanische Sexualität propagieren.
Dies alles sollte Zana Ramadani eigentlich bewusst sein. Aber es wird von ihr offenbarignoriert, um weiterhin einem Opfer-Feminismus zu frönen und dadurch ein paar Exemplare ihres Buches zu verkaufen. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, warum sie zur Veröffentlichung ihres Werkes ausgerechnet jene Anekdote über den (Ex-)Bundespräsidenten Gauck erzählt, in der er sie bei einem Gruppenfoto an der Hüfte berührt hat und davor einen flotten Spruch gemacht haben soll.
Sollte Frau Ramadani hingegen von diesem Vorfall dagegen so belastet sein, dass sie sich deshalb ernsthaft als Opfer von Sexismus wahrnimmt, gehört das in ein Gespräch mit kompetenten Helfern und nicht in ein Buch, das meiner Meinung mehr schadet als nützt – und zwar echten Opfern von Sexismus.
Die raue wirklichkeit für ärmere, bzw. nicht prominente Frauen sieht so aus:
"Frauen, die von Gewalt betroffen sind, haben in Deutschland keine Lobby. Diesen Satz sagen viele Mitarbeiterinnen in den niedersächsischen Frauenhäusern. Die Schutzeinrichtungen im Land mussten im vergangenen Jahr mehr als 2.600 Mal Frauen abweisen. Das zeigt eine Abfrage des NDR Regionalmagazins Hallo Niedersachsen unter den 40 Frauenhäusern im Land. Die Frauen fanden keinen Platz, obwohl sie unmittelbar in Gefahr waren, bedroht durch Schläge oder Vergewaltigungen."
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Frauenhaeuser-voll-Tausende-Frauen-abgewiesen,frauenhaeuser132.html
Prominente Frauen gehen dagen an die Medien und breiten sich dort in allen Einzelheiten aus, und gehen nicht zum Gericht, weil sie sich davor dann angeblich doch zu sehr schämen, über ihre mißhandlungen zu sprechen, obwohl sie bei den Medien kein Detail vergessen zu erwähnen.
Leider ist es so, daß meine Aufmerksamkeit diesen Fragen gegenüber nachläßt, obwohl es ja wirklich die oben erwähnten mißhandelten Frauen gibt.