ZDF erneut in der Kritik – Ist die Verteilung der Champions League-Übertragungen ungerecht?

Flutlichtmast. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei
Flutlichtmast. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei

Erneut steht das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), wie bereits auch im Vorjahr, in der Kritik von Fußballfans und Funktionären. Diesmal kommt die öffentlich geäußerte Unzufriedenheit über die Verteilung der Champions League-Übertragungen aus dem Lager von Bayer 04 Leverkusen.

Bayer-Geschäftsführer Michael Schade ist unzufrieden, weil der Sender gestern lieber Dortmund statt Leverkusen gezeigt hat. Er wirft dem öffentlich-rechtlichen Kanal lt. ‚Focus.de‘ sogar ‚Quoten-Gier‘ vor.

„Ich finde es nicht fair“, wird er nach dem Sieg seiner Werkself gegen Benfica Lissabon (3:1) zitiert. Das ZDF hatte am gestrigen Abend die Begegnung von Borussia Dortmund beim RSC Anderlecht (3:0) im sogenannten ‚Free-TV‘ übertragen. Das Spiel verfolgten dort 6,75 Millionen Fans.

„Auf dem Papier ist das Spiel Leverkusen gegen Lissabon attraktiver“, befindet Schade. Das ZDF habe aber seine Entscheidung mit der Aussicht auf gute Quoten getroffen. „Ich denke, das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat andere Aufgaben.“

Sicherlich ein durchaus diskutabler Ansatz. Fakt ist aber auch, dass es bereits im Vorjahr ganz ähnliche Kritik aus dem Lager des FC Schalke 04 gab, der sich im Vergleich zum FC Bayern und Borussia Dortmund bei der Vergabe der Live-Übertragungen im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen damals zu kurz gekommen sah.

Nun schlägt Bayer 04 Leverkusen in eine ähnliche Kerbe. In beiden Fällen argumentierte man beim ZDF mit der Aussicht auf eine bessere Quote.

Ganz von der Hand zu Weisen ist die Kritik von Schade wohl auch in diesem Jahr nicht. Eine ausgewogenere Spielauswahl wäre aus Sicht eines neutralen Fußballanhängers durchaus erstrebenswert.

Das ZDF, welches pro Spieltag lediglich eine Begenung zeigen darf, hat sich an den ersten vier CL-Spieltagen nämlich für zweimal Bayern München und zweimal Borussia Dortmund entschieden.

Bayer 04 Leverkusen und der FC Schalke 04 müssen hingegen auf die noch zu vergebenen Live-Übertragungen der Vorrundenspieltage fünf und sechs hoffen.

Die Mainzer Fernsehmacher entschieden sich am ersten und am vierten Spieltag für die Heimspiele der Bayern gegen Manchester City und den AS Rom, sowie am zweiten und dritten Spieltag für die Partien des BVB beim RSC Anderlecht und gegen Galatasaray Istanbul.

Dass da bei den dort nicht vertretenen deutschen Teams und ihren Anhängern Unzufriedenheit aufkommt, dürfte die Macher des ZDF nicht wirklich überraschen.

Und auf dem Papier dürften z.B. die Spiele der Schalker gegen Chelsea und die Paarung der Leverkusener gegen Lissabon oder Monaco zumindest ähnlich attraktiv gewesen sein.

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Mika
Mika
10 Jahre zuvor

Wenn ich gestern die leeren Plätze bei Leverkusen in der Zusammenfassung gesehen habe, sollen sie froh sein, dass nicht noch die TV-Übertragung das Bild noch trostloser gestaltet hätte.
Bei Schalke vs. Chelsea kann ich den Frust schon eher verstehen, das wäre sicherlich eine spannende Partie fürs Fernsehen gewesen!

Donngal
Donngal
10 Jahre zuvor

Sehe ich ähnlich. Leverkusen, wen interessiert Leverkusen? Die haben doch keine nennenswerte Anhängerschaft… Ist eben ein Werksverein.

b
b
10 Jahre zuvor

Es ist schon aus Gründen des Wettbewerbs unverständlich, schliesslich sind das alles Unternehmen, die sich über Werbung finanzieren. Aber dem ZDF ist ja so ziemlich alles scheissegal, die kriegen halt nen Arsch voll Geld und tun damit, was sie oder bestimme Leute aus bestimmten Parteien wollen. Und dass man die Welt nicht unbedingt bereichert, indem man immer nur das beleuchtet, was eh jeder kennt und mag, halten die ÖRs eh höchstens noch in den heuchlerischen Rechtfertigungsversuchen ihrer Finanzierung hoch, danach kommt dann erstmal lange nichts…

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Ich denke auch, dass sich Vizekusen lieber ernsthafte Gedanken um die Unterstützung und den Rückhalt in ihrer Region machen sollte anstatt Tante Käthes peinliches Dauer-Mimimi zu institutionalisieren.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Aus der ostwestfälischen Ferne stelle ich doch immer wieder fest, dass der TUS 04 Bayer Leverkusen nicht den besten Ruf bei den Gläubigen des BVB genießt, ja, manchmal denke ich, dass dieser Verein unter dem Bayer-Kreuz eine ähnliche Rolle einnimmt wie früher der Gehörnte aus heißen Tiefen bei anderen Gläubigen. Auf jeden Fall scheint der Blick auf diesen Verein so verstellt, dass man schwarzgelb gewandet, meinethalben auch blauweiß oder rotschwarz, nicht sieht, dass dieser Verein sich seit vielen Jahren nicht nur um Fußball kümmert, sondern auch um Spitzenleichtathletik, bspw errangen Frau Meyfahrt ihr zweites Gold als auch Frau Stahl ihr EM-Gold 2010 als Mitglieder dieses Vereins, der auch breitensportmäßig im Wortsinne breit aufgestellt ist. Und guten Fußball spielt er ja auch hin und wieder.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle: Ich als Schwatzgelber habe meine Erzfeinde per Geburt, da brauche ich keinen Dorfverein aus dem Rheinischen als Zusatzhobby;-)

Ich habe überhaupt nichts gegen die Aspirin-Truppe und auch nichts gegen die Erfolge in den anderen Abteilungen. Aber man muss sich wohl einen kleinen Ausflug in diese Region gönnen, um zu erkennen, dass *nur* die Existenz als Werkverein der Bayer-Truppe die jetzige Position sichert. Sonst ist da – nichts, nada, niente, die große Einöde mit den Traditions-Ecktürmen von Köln und (ein wenig) Düsseldorf als erdrückende „Bewachung“ drumherum. Von Fans kann dieser Verein überhaupt nicht leben.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Bayer hat schon zu Zeiten, als man das Wort EVENT nur aus dem Englischunterricht kannte, Fußball in der Hauptsache noch der Sport des „kleinen Mannes“ war, in der damaligen Oberliga West, in der sie sich einige Jahre tummelten, durchaus respektable Zuschauerzahlen, wie heute nicht vergleichbar mit BVB oder S04, aber mit Sodingen, Hamborn, Rheydt, Marl-Hüls, etc. Und wenn S04 kam oder der BVB, kamen auch schon mal gerne 20.000. Auch der VfL Wolfsburg spielte einige Jahre in der damaligen Oberliga Nord, hat also durchaus Tradition, die am Anfang durchaus nicht von VW gelenkt wurde. Und wir alle, die nicht mehr ins Waldstadion, ins Westfalenstadion oder in die Glückaufkampfbahn pilgern, sondern in irgendwelche Arenen mit unaussprechlichen Namen, sollten etwas weniger abfällig über Bayer oder die Wölfe sprechen.
Der Wiederaufstieg des BVB aus den Niederungen der 2.Liga begann mit dem Umzug ins nigelnagelneue Westfalenstadion. Das hat der Steuerzahler bezahlt, so wie damals das Parkstadion. Oder die ovale Baulichkeit im Frankfurter Stadtwald….

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Was die Zuschauerzahlen angeht, sind wir natürlich heftig verwöhnt, z.Zt. hat die BL einen Durchschnitt von etwas mehr als 42.000, die Schweiz einen von knapp unter 11111, Österreich einen von knapp unter 6900, alle Zahlen aus dem VT von Servus TV. Die Zahlen von Bayer würden viele Vereinsgewaltige in Italien oder Spanien sicher zu Dankwallfahrten veranlassen. Mithalten mit der BL kann wohl nur die PL in England.
Anderlecht gestern wirkte auch nicht ausverkauft.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle: Seltsam, ich und alle meine hiesigen Freunde gehen noch regelmäßig ins Westfalenstadion. Wohin gehen Sie?

Man muss erfolgreichen Vereinen nicht automatisch sklavisches Gehorsam ihrer Fans unterstellen; manche Fans können selbst denken, auch wenn man dabei nicht immer in uralte Zeiten zurückblenden will. Aber selbst im dollen, vom Steuerzahler finanzierten Westfalenstadion waren es beileibe keine erfolgreichen Liga-Jahre, die nach der Einweihung und der WM folgten.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

@ Klaus Lohmann Natürlich bin ich im Stadion, wie es kurz und bündig hibb un dribb de Bach heißt.
Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem Werksclub und einem an der Börse notierten, dessen Aktien zuletzt nicht wirklich an Kleinanleger bevorzugt verteilt wurden. Was die Vergangenheit angeht, so stand der BVB in der letzten Regionalligasaison 73/74 vor dem finanziellen Aus, es war das WM-Stadion, dass mit dazu beitrug, dass die Massen wieder zum BVB strömten. Ich war in diesen Jahren öfters mit einem Martener Freund im Westfalenstadion. Da war eine Stimmung, die so in der Roten Erde oder auch im Waldstadion nicht möglich war. Besonders erinnere ich mich an ein Spiel gegen Barmbeck-Uhlenhorst, da waren fast 20.000 im Stadion, irre. Selbst in den Jahren bis zum Bundesligaabstieg 72 waren solche Zahlen nicht nur in Dortmund nicht an jedem Spieltag üblich. Auch danach bei vielen nicht.
Ein wenig Dankbarkeit gegenüber dem Steuerzahler und ein wenig weniger Überheblichkeit den Werksclubs gegenüber steht uns allen gut zu Gesicht. Ach ja, dem vergnüglichen Buch „Helmut, erzähl mich dat Tor“, entnehme ich, dass in den frühen Fünfzigern so manches Mal „an Sonntagnachmittagen jeder 5. Leverkusener im Stadion“ war. Kann das Dortmund auch von sich behaupten?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle: Da Dortmund nicht als Chemiefabrik plus menschenleeres Umland gegründet wurde und auch in den Fünfzigern über ein sehr varianten- und umfangreiches Freizeitangebot verfügte, musste nicht jeder fünfte Dortmunder in die Kampfbahn – wobei allein die höchst unterschiedlichen Kapazitäten und der durch sportliche Erfolge geprägte, ebenso höchst unterschiedliche Trend bei den Zuschauerzahlen die beiden Stadien nicht vergleichbar machen.

Auch der Vergleich zwischen Werkself und AG ist unnütz, solange der BvB als Verein und nicht als Fußballabteilung ohne große Sorgen innerhalb einer Chemie-AG diese Entwicklung mit bekannten Highs/Lows selbst gestemmt hat.

Ulrich
Ulrich
10 Jahre zuvor

Wieso sollte man das Spiel eines Vereins übertragen der es nicht einmal schafft gegen einen durchaus attraktiven Gegner sein nicht gerade großes Stadion zu füllen?

John Dean
John Dean
10 Jahre zuvor

Außer „Quoten-Gier“ fällt mir eigentlich kein sinnvolles Argument ein, dass sich die öffentlich-rechtlichen Medien so so sehr um die Übertragung von Spitzenfußball bemühen. Mir wäre es deutlich lieber, die Rundfunkgebühren würden um z.B. 5 bis 8 Prozent gesenkt – und im Gegenzug gibt es weder Bilder von der Championsligue, noch aus der Bundesliga.

Die Privaten werden das schon übertragen. Ich sehe hier schlicht keinen öffentlich-rechtlichen Auftrag.

Thomas Weigle
Thomas Weigle
10 Jahre zuvor

Wenn ich ihr Argutment richtig verstehe,Klaus Lohmann, begann der Sündenfall Bayer 04 damit, dass in einer „menschenleeren Gegend“ eine Chemiefabrik gegründet wurde….,
In Dortmund sind also nicht bis zu 20% aller Dortmunder zum Fußball gegangen, weil in DO der Bär steppte, in Leverkusen mussten 20& zum Fußball gehen, weil in L. nix los war. Habe ich das richtig verstanden? Dann muss das Freizeitangebot in Dortmund seit einigen Jahren äußerst mies sein, wenn da regelmäßig 80.000 zum BVB gehen (müssen), während in L….

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

@Thomas Weigle: Ich habe nur Ihren „Ball“ mit dem prozentualen Vergleich von Einwohnerzahlen und Stadionauslastung aufgenommen. Wenn ich ihn nun zurückwerfe, indem ich sanft darauf hinweise, dass wir hier trotz 80.000 Dauerzuschauern noch viel mehr Einwohner haben, die wegen der physikalischen, sicherheitstechnischen und lizenzbedingten Fassungsgrenzen des Westfalenstadions gezwungen sind, anderen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen, dann dient das nur einem weiter spannenden Spielverlauf;-)

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