Niemand sollte länger bleiben als er willkommen ist. Diese simple Botschaft scheint auch endlich bei Fußball-Bundestrainer Joachim Löw angekommen zu sein. Dieser erklärte heute Vormittag überraschend sein vorzeitiges, freiwilliges Ausscheiden aus dem Amt nach der im Sommer angedachten Europameisterschaft.
Kein dummer Schachzug, denn so hat Löw nicht nur das Heft des Handelns zurück in die eigene Hand bekommen, er kommt seinem ohnehin zu erwarteten vorzeitigen Aus nach der EM geschickt zuvor, vermeidet zugleich auch in jedem Fall die sich abzeichnende Negativgeschichte rund um die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Clever gemacht!
Der WM-Titel 2014 in Brasilien, den Löw seinerzeit überraschend mit der DFB-elf gewann, bleibt ihm erhalten. Danach kam von der Nationalelf unter seiner Leitung nicht mehr allzu viel.
Sportlich lange schon im Sinkflug, fehlende Sympathien bei den Fans… Die Zeit für einen Rückzug des Bundestrainers war spätestens nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 in Russland längst fällig.
Seither quält sich die Nationalmannschaft unter seiner Führung überwiegend herum, konnte zuletzt sogar weniger Fans vor die Bildschirme locken als eine parallel laufende Trödelshow im TV-Programm nebenan.
Der angekündigte Neuaufbau nach 2018, er blieb Stückwerk, erschloss sich vielen Fans lange schon nicht mehr.
Der Fußball ist generell in der Corona-Krise. Die EM 2020 wurde verschoben, soll trotz Pandemie in diesem Sommer nachgeholt werden. Eine Ausstrahlung, wie sie bei früheren Turnieren üblich war, hat das geplante Turnier 2021 längst nicht mehr. Zudem ist die DFB-Elf von einem engen Turnierfavoriten zum erwarteten Mitläufer mutiert. Löw wirkte zuletzt hilf- und planlos.
Seine heutige Entscheidung kam trotzdem überraschend.
Bei näherer Betrachtung ist sie trotzdem logisch und sogar recht klug. Scheitert die deutsche Elf früh, wäre Löw seinen Job eh los gewesen. Zu schlecht waren seine Zustimmungswerte zuletzt. Kommt die Nationalmannschaft hingegen im Turnier überraschend weit, oder gewinnt sie sogar den EM-Titel, darf sich Löw als gefeierter Mann und großer Sieger verabschieden.
Außerdem ist Löw damit für die WM 2022 in Katar automatisch außen vor, darf die eher undankbare Aufgabe, einer Turnierteilnahme die von Anfang an umstritten war und ist, getrost einem anderen in die Hände legen.
Kurz gesagt: Löw hat durch diese Entscheidung, egal wie es mit der Nationalelf weitergeht, gewonnen. Er hat die Entscheidung über seinen vorzeitigen Rückzug im Sommer in jedem Falle selber getroffen. Das darf längst nicht jeder Übungsleiter von sich behaupten! Chapeau!
Ich stehe nicht zur Verfügung!
Wenn er den Titel gewinnt, WÄRE er der große Sieger. Mit ist es allerdings alles wuppe. Habe heute erst von der Niederlage gegen Spanien gehört.